Samstag, 26. November 2022

CW Filter für FT-817 und FT-818

 


Die kleinen Yaesu-Geräte sind nach wie vor sehr populär. Der FT-817 wurde im Jahr 2000 auf dem Markt eingeführt. 2004 wurde er von der verbesserten Version FT-817ND abgelöst und 2018 schliesslich vom FT-818ND, der zurzeit noch fabriziert wird. Die Verbesserungen waren in dieser Zeit nur marginal, am Grundprinzip hat sich nichts geändert. Diese Geräte sind sehr robust, sowohl mechanisch wie elektrisch, doch sie haben alle ein Problem, das die CW-Operateure betrifft: Rockwell-Collins stellte 2015 die Produktion mechanischer Filter ein. Die Folge davon: Die im FT-817/818 als Option eingesetzten CW-Filter waren bald nicht mehr erhältlich. Heute bezahlt man dafür auf dem Gebrauchtmarkt astronomische Preise. Und ohne ein CW-Filter sind diese Geräte für den Telegrafisten praktisch wertlos.

Zwar werden Lösungen mit Audiofiltern als Zusatz angeboten, doch sie können die mechanischen ZF-Filter nicht wirklich ersetzen, wenn es auf den Bändern eng wird.

Doch für CW-Enthusiasten und FT-817/818-Besitzer, die ihre Geräte aufwerten möchten, gibt es jetzt ein Lösung. Doch das Angebot ist vermutlich sehr beschränkt. Wer sich nicht nicht sputet, verpasst den Zug.

Artur SP6AB baut Filterprints, die in den FT817 passen und auf denen ein Collins Filter für einen AOR-Empfänger montiert werden können. Diese Filter sind auf Ebay in Japan zur Zeit noch erhältlich und kosten zwischen 100 und 165 US$. Der Typ: Collins 526-8693-010 für den AOR MF-500.

Wer sich dafür interessiert, sollte daher mit Artur Kontakt aufnehmen. Alternative für Bastler ist auch der Selbstbau eines passenden Prints. Gleichzeitig würde ich mir ein solches Filter auf Ebay schnappen.

BTW: Die gleiche Lösung klappt natürlich auch für den FT-857D.

Viel Erfolg! 

Donnerstag, 24. November 2022

Die Geschichte des 11m Bandes



Bild: CB Basisstation 1980. Quelle Wikipedia Commons.

Zum ersten Mal in meinem Leben kam ich in der Rekrutenschule 1971 in Kontakt mit dem 11m Band. Als angehender Gerätemechaniker, wie man die Elektroniker der Armee nannte. Wir lernten damals, neben all den militärischen Dingen, die Tornister-Funkgeräte der Infanterie kennen und reparieren. Diese Funkgeräte der Reihe SE-206 bis SE-209 funkten im Frequenzbereich 23 bis 50 MHz und zwar in Frequenzmodulation. Damals ein Novum, denn die Vorgängergeräte verwendeten noch Amplitudenmodulation. Nicht alle Gerätevarianten benutzten den gleichen Frequenzbereich. Je nach Truppengattung war er unterschiedlich. Eines davon, das SE-209, besaß 60 Kanäle im Bereich 23 bis 28,8 MHz. Die Armee funkte damals also auch im 11m Band. Ein 11,3kg schweres Gerät mit Miniaturröhren bestückt und einer Sendeleistung von nur 0,6 Watt. Hier findet man mehr Informationen dazu.

Heute kennen wir das 11m-Band als CB-Band (Citizens Band) bzw. als Jedermannfunk. In den 80er und 90er Jahren war es auch hierzulande sehr beliebt. Es gab ja damals noch keine Mobiltelefone und auch kein Internet. Heute fristet CB ein Nischendasein, da es sehr leicht geworden ist, die Amateurfunkprüfung zu machen. Meines Erachtens wird CB heutzutage aus nostalgischen Gründen benutzt. Oder von Funkern, die die Amateurfunkprüfung nicht schaffen können (wollen?) Wie einige Bauern hier im Dorf, die mit ihren auf 45kmh beschränkten Autos mit Sondernummern rumfahren, weil sie die Fahrprüfung nicht gemacht haben.

Doch wo hatte das 11m Band seinen Ursprung? Wann wurde es gewissermaßen erfunden?

Sucht man nach Hinweisen auf die Geschichte des 11m-Bandes, stößt man oft auf das Jahr1958. Und wie alles Neuartige kam es aus den USA und schwappte nach einer gewissen Zeit über den Atlantik nach Europa.

Doch das 11m Band ist älter und zu Beginn seiner Geschichte war es nicht etwa ein Jedermannfunk-Band, sondern ein ganz legales Amateurfunkband. Nicht nur in den USA, auch in Südamerika, Australien, Neuseeland, Südafrika und Südwestafrika. Doch dieses Amateurfunkband überlebte nur ein gutes Jahrzehnt, von 1947 bis 1958. Dann verloren es die Amateurfunker wieder.

Im Jahre 1957 verkündete die FCC, die Zulassungsbehörde der USA, das Ende des 11m HAM-Bandes, um es für ein "Citizens Band" zu nutzen. Darauf wurde von den Funkamateuren eilig ein "Rettet das 11-Meter-Band"-Wettbewerb organisiert, um der FCC zu zeigen, dass das 11-Meter-Band noch gebraucht wurde. Etwa 400 Stationen nahmen an diesem Wettbewerb teil, und viele exotische Rufzeichen waren dabei zu hören, wie CX2AY, CN8JW, XE1A, ZP5IB, VK2QL und KC4AI. Leider reichten diese „Proteste“ nicht aus, um die FCC zu überzeugen. Das 11m Amateurfunkband wurde geschlossen und am 11. September 1958 das "Citizens Band" aus der Taufe gehoben. Ob wir in Zukunft auch einen "Rettet das 23cm Band"-Wettbewerb organisieren werden, weil es für das Galileo GPS gebraucht wird?

Ein populäres Amateurfunkband war das 11m Band ohnehin nie gewesen. Machten doch andere Bandbenutzer den Amateuren das Leben schwer. Denn es war auch ein Band, das für medizinische Zwecke genutzt wurde. 1947 erlaubte die FCC die Nutzung des 11-Meter-Amateurbandes auf einer gemeinsamen Basis mit industriellen, wissenschaftlichen und medizinischen Geräten. Ein ISM-Band, wie man es heute kennt. Die Mediziner benutzten 27 MHz z.B. für Diathermie – Erwärmung von Körperteilen durch HF zwecks Heilung. Ja, ja liebe Leser, Hochfrequenz war damals noch sehr gesund. Natürlich war das eine riesige Quelle von QRM. Aber es gab auch noch andere Mitbenutzer. Zum Beispiel die Firestone Tire Company, die eine Versuchslizenz für 27.255 MHz mit 3 Watt Sendern bekam.

Gräbt man in alten QST-Ausgaben (Die Zeitschrift der ARRL, des amerikanischen Amateurfunkverbandes) findet man einige Hinweise zum Amateurfunkverkehr im 11m Band. Zum Beispiel:

- Im QST vom Juni 1948 wird berichtet, dass W9AND, EL5A, OX3GE, VO4T, KH6GT, KII6BI und CXlFB im 11m Band gearbeitet haben. W6ZZ meldete ein QSO mit J9AAI.


- 1950 zählten im 16. internationalen ARRL-Wettbewerb auch DX-Kontakte im 11m Band.

Doch gehen wir etwas weiter zurück in der Zeit. In die Jahre des zweiten Weltkriegs.

Damals wurden 27-MHz-Geräte in Panzern eingesetzt. Sowohl von den deutschen als auch von den amerikanischen Streitkräften. Eine Geschichte, die in alten CB-Magazinen zu lesen ist, handelt von der Entdeckung von 27-MHz-Signalen aus Afrika, die von deutschen Panzern gesendet wurden. Es wird darin berichtet, dass ein Funkamateur aus Rhode Island Signale in einer ihm unbekannten Sprache auf dem 11m-Band hörte. Eines Tages spielte er die Aufnahme einem Freund vor, der Deutsch verstand. Der vermutete, dass es sich dabei um militärischen Funkverkehr zwischen Panzern und Basisstationen handelte. Als die US-Marine hinzugezogen wurde, stellte sich heraus, dass es sich um Panzer von General Rommel in Nordafrika handelte. Obwohl die Signale fast täglich eintrafen, war der beste Empfangsort, den man in den USA finden konnte, interessanterweise ganz in der Nähe von Rhode Island. Der US-Geheimdienst installierte darauf in einem alten Bauernhaus eine Abhorchstation mit einem deutschen Übersetzer. Jede Information, die in Nordafrika von den deutschen Panzern und Basisstationen gesendet wurde, wurde überwacht und an die Briten weitergegeben. Nach dem Krieg wurde das 11m Band kaum mehr militärisch genutzt. Mit Ausnahmen, wie das SE-209 aus meiner Militärdienstzeit zeigt.

Geht man noch weiter zurück in der Zeit, stößt man im Jahre 1933 auf eine Versuchslizenz, die in den USA an eine Experimental Broadcast Station (Versuchsrundfunkstation) mit dem Rufzeichen W6XBC vergeben wurde. Die Frequenz war 27.1 MHz. Damals galt 27 MHz noch als UKW. Die Übertragungen fanden von Yuma, AZ, aus statt. Ziel war es, herauszufinden, ob UKW für den Fernempfang von Sendungen geeignet war. Die Station sendete 1 Stunde pro Woche und bat um Empfangsberichte. Etwa zur gleichen Zeit wurde dieselbe Frequenz von einem Schiff genutzt, das sich auf einer arktischen Expedition befand. Dabei wurden mehrere Rufzeichen benutzt, eines davon war W10XDA.

Doch gehen wir noch etwas weiter zurück in der Zeit:

Im März 1928 wurde eine erste kommerzielle Lizenz an 6XAR in San Franzisco für die Frequenz 27.523 MHz und an 2XBM in Water Mill, New York, für die Frequenz 27.900 MHz, sowie an 6XJ in San Diego ebenfalls für die Frequenz 27.900 MHz vergeben.

Ich denke, das waren die ersten Lebenszeichen des 11m Bandes.

Von vielen „Funk-Historikern“ wird Al Gross W8PAL als der Mann angesehen, der das CB erfunden hat, obwohl die Idee bereits 1938 von Herbert Brooks W9SDG aufgeworfen wurde. Al Gross hatte übrigens nicht etwa das 11m Band als Citizens Band im Auge, sondern den UHF-Bereich. Es wird zwar berichtet, er habe für seine UHF-Experimente 1948 die erste offizielle CB-Lizenz erhalten. Doch tatsächlich war W2XQD der erste mit einer CB-Lizenz, die er am 14. Februar 1947 erhalten hat. Ein Jahrzehnt bevor CB auf dem 11m-Band eingeführt wurde.

Quelle: PE4BAS Amateur Radio Weblog - History of the 11m HAM Band

Mittwoch, 23. November 2022

Flicken was das Zeug hält


 Bild: Schopftintlinge

Der Profi repariert, der Bastler flickt. Das muss kein Nachteil sein. Manch ein Flick ist besser als manche Reparatur. 

Dummerweise hatte ich in einem Blog kürzlich mit dem Gedanken gespielt, einen Reparaturshop für Funkgeräte aufzutun. Das war keine gute Idee. Unverhofft und plötzlich stehen schon ein paar Funkkisten in meiner Bude. Darum sei hier nochmal ganz klar gesagt: Die Anstalt hat sich bloss Gedanken gemacht, einen Reparaturshop gibt es nicht. Ihr wisst ja schliesslich selbst, wie das ist: man macht sich immer Gedanken über dies und das. Der Prepper über den Weltuntergang, der Funker über den Zustand seiner Modulation und die Anstalt über die geistige Gesundheit.

Im Übrigen habe ich selbst genug zu tun. Auch in einer Anstalt gehen laufend Dinge kaputt, die man reparieren muss. Und da ich noch nicht so wahnsinnig bin, meine kaputten Dinge irgendwo hin zu schicken, wo sie dann rum stehen oder weiter geschickt werden, wo sie dann verloren gehen, flicke ich eben selbst. Oft gelingt das. Auch wenn beim Zusammenschrauben immer ein paar Teile übrig bleiben, die nirgendwo hinpassen.

Kürzlich hat mein Labornetzteil schlapp gemacht. Die Digitalanzeige flackerte wie eine nervöse Weihnachtsbeleuchtung. Natürlich im dümmsten Moment. 

Also Deckel weg und rein geguckt. Es ist übrigens ein KORAD 3005D, ein linear geregeltes Netzteil mit einem grossen Trafo. Natürlich war nichts Auffälliges zu entdecken. Wie auch? Die Elektronik mit der Anzeige war kopfüber auf die Frontplatte montiert - also unzugänglich. Und so blieb mir nichts anderes übrig als eine grosse Zerlegung.

Kaum hatte ich die erste Schraube los, fielen mir zwei Teile vor die Füsse: Die beiden Hälften einer Diode.


     Aber das war nur das Gehäuse der Diode, das Innenleben fehlte. Wo steckte der Rest? Das erfuhr ich erst, als ich alle Schrauben und Verbindungen gelöst und die Leiterplatte rausoperiert hatte. Die Diode steckte noch in der Schaltung und war splitterfasernackt. 


 Ein Schema war in den Tiefen des Internets nicht aufzuspüren. Doch die Diode lag eindeutig zwischen dem Plus- und Minus-Ausgang. Als Schutz für falsch gepolte Fremd-Spannung, die u.U. von aussen auf das Netzteil kommt. Eine 3A-Diode 1N5408. 

Der Schuldige für die kaputte Diode kann nur ich selbst sein. Das muss irgendwie beim Laden einer Gel-Batterie passiert sein. Gut, dass die Diode den Rest der Schaltung geschützt hat, bevor sie ihr Gehäuse sprengte. Mit einem 10A Ersatzdiode aus der Bastelkiste funktioniert das Netzteil wieder einwandfrei. 

Ich hoffe, dass die neue Diode nie wieder zum Einsatz kommen muss und habe mir vorgenommen, für meine Gel-Akkus ein separates Ladegerät zu bauen. Irgendwo muss da noch ein unterbeschäftigter Trafo rumliegen.....   

Montag, 21. November 2022

Zwischenhandel

 


Als Radiobastler hat man dies und das vorrätig, doch oft fehlt ein Teil, das sich nicht durch eines aus der Bastelkiste substituieren lässt. Zum Beispiel eine N-Buchse für den Antennenvorverstärker, den man gebaut hat. Doch dafür gibt es ja das Internet mit seinen vielen virtuellen Handelsplätzen und Lieferanten. Aber auch mit vielen Schlitzohren, die darauf hoffen, einen Dummen zu finden.

Zwar habe ich noch jede Menge N-Buchsen und Stecker vorrätig. Trotzdem habe ich mir die Bilder eines Verkäufers auf einer bekannten Schweizer Plattform angeschaut, der N-Buchsen anbot. Für 7 Franken das Stück plus 2,10 Porto. Wenn Suhner oder Rosenberger drauf stehen würde, ein Schnäppchen. Leider Fehlanzeige. Doch die gut gemachten Bilder der N-Buchsen hatten meine Neugier geweckt. Ein Streifzug im Ebay-Angebot förderte denn genau die gleichen Bilder zu Tage. Sogar, die kleinsten Unregelmässigkeiten waren identisch. Einziger Unterschied: Der chinesische Ebay-Anbieter hatte seine Bilder mit einer Wassermarke versehen. Na ja, man weiss ja, dass die Chinesen alles kopieren, nicht wahr? Da hat doch sicher der Chinese vom Schweizer kopiert und seine Wassermarke draufgemacht? Oder war es etwa umgekehrt?


Wie dem auch sei. Der Verkäufer aus China verkauft seine N-Buchsen für 1.74 Dollar, free Shipping. Kauft man mehrere gibt's noch Rabatt. 

Ein absolut legaler Deal, Zwischenhandel genannt, und keineswegs ungewöhnlich.  Wieso sollten Private nicht tun, was jeder Laden tut? Die Internetplattformen sind inzwischen voll davon. Ich kauf mir ein paar Dinge von Aliexpress und Konsorten, verfünffache den Preis und verhökere die Teile zum Beispiel auf einem Schweizer Internet-Marktplatz. Ob das für eine Privatperson das grosse Geschäft ist? Ich bezweifle es. Nur alte Knacker, die unter einem Stein leben, kennen die chinesischen Handelsplätze nicht, haben noch nie was von Kreditkarten, Paypal etc. gehört.

Apropos. Die bekannte 2m/70cm Aufsteckantenne von Diamond RH-770 - meines Erachtens eine der besten - kostet hierzulande etwa 50 Franken. Auf Ebay kostet ein Klon etwa 10 Franken. Ob da ein Unterschied ist? Ich habe mir so ein Teil bestellt und werde nächstens darüber berichten. Stay tuned!

Dienstag, 15. November 2022

Die Witz-Antenne

 


Auch in der Anstalt ist man immer auf der Suche nach der Eier legenden Wollmilchsau im Antennenwald. Klein soll sie sein, wird gesagt. Breitbandig soll sie daher kommen und wenn möglich mit Gewinn. Zumindest nicht mit saumässigen Verlusten. 

Eine solche Sau wird immer wieder durch das Funkerdorf getrieben, meistens ohne Schwanz, in Fachkreisen Gegengewicht genannt.

Kürzlich hat sich ein solches Exemplar in der Anstalt verirrt. Es heisst Witz Loop oder so ähnlich. Ein Freund der Anstalt hat das Tier mitgebracht. Ein kleines Kästchen, das direkt auf den Transceiver geschraubt wird, mit einem kleinen Ring aus dünnem Kupferdraht. Die Wundersau hatte zwei Rändelschrauben an der Schnauze zur Befestigung ihres Nasenrings. Der Durchmesser des Rings wurde von den Insassen der Anstalt auf ca. 50cm geschätzt. Der Drahtdurchmesser auf etwa anderthalb Millimeter. Der Nasenring ist also etwas grösser, als er heute von trendigen Jugendlichen getragen wird. 

Natürlich hat der Anstalts-Arzt, Dr. Rauschzahn, das Teil unverzüglich seziert und seine Organe offengelegt. Viel gab es allerdings nicht zu sehen: ein gelber Ringkern (vermutlich ein 6er Eisenpulverkern). Dazu ein billiger Drehko, wie man sie vor der Digitalisierung in Taschenradios benutzte, und eine Leiterplatte.


Meine Leser wissen natürlich, dass es sich bei diesem Exemplar nur um eine so genannte Loop-Antenne handeln kann. Eine Magnetloop, um genau zu sein. 

Der Anstaltsfreund, der die Witz-Loop im Schlepptau hatte, berichtete von Funkverbindungen, die er damit gemacht habe. Notabene in Verbindung mit einem famosen QRP-Transceiver der Variante uSDX. Das verwundert mich nicht, schliesslich habe ich in meiner Amateurkarriere schon mit jedem Witz von Antenne QSO gefahren, wie meine langjährigen Leser wissen.

Interessant an dieser Antenne ist die Speisung des Magnetloops. Sie erfolgt nicht über einen kleinen Speiseloop vis-à-vis des Drehkos, sondern direkt an diesem. Die Magnetloop ist ja bekanntlich nichts anderes als ein Parallelschwingkreis, und der hat bei Resonanz eine sehr hohe Impedanz. Wenn man über dem Drehko einspeisen will, muss daher von 50 Ohm auf einige Kiloohm hochtransformiert werden. Sonst geht die Güte der Antenne flöten und ihr Nutzen strebt gegen Null. Die Aufgabe der Transformation übernimmt der gelbe Ringkern, auf dem zwei Wicklungen aufgebracht sind. 

Ein interessantes Prinzip und eine Vereinfachung für den Aufbau und beim Betrieb der Antenne. Auf E-Bay usw. findet man etliche solche Antennen aus China im Preisbereich von 100 bis 150$. Für letzteren Betrag gibt es noch eine Tasche, eine Mantelwellensperre und ein Dreibein dazu. Im Gegensatz zum Witz von Moonraker bestehen die Loops der Chinesen aus dickem Koaxialkabel und sind teilweise etwas grösser.

Welchen Wirkungsgrad hat die untersuchte Antenne unseres Anstaltfreundes? Nun, um das herauszufinden gibt es verschiedene Online-Rechner. Ich benutze diesen hier

Für das 10m Band komme ich damit, unter Vernachlässigung von eventuellen Zusatzverlusten, auf ca. 18%. 

Für das 20m Band sind es aber nur noch knappe 2%. 

Zum Vergleich sehen wir uns mal meine selbst gebaute kleine Magloop für 10 - 20m an. Durchmesser 80cm mit Cellflex 7/8 Koaxialkabel. 

Der Rechner spukt dabei gute 93% Wirkungsgrad für das 10m Band und immer noch 55% für das 20m aus. 

Das sind Welten! Zwar kann man auch mit 100mW funken, doch bei QRP den Grossteil der Leistung zu verbraten ist unsinnig. 

Bild ganz oben: Spätherbst in den Alpen, ca. 1500m üM. Auf dem Weg von der Grubenberghütte nach AbländschenDas Berghotel in Abländschen heisst übrigens "Zur Sau". Der markante Hubel in der Ferne ist das Stockhorn. SOTA BE-103. 

 

   

Mittwoch, 9. November 2022

QRPproject schliesst Ende Jahr

 


QRPproject ist ein renommierter und geschätzter Entwickler und Anbieter von Bausätzen. In den letzten Jahren war QRPproject aber vor allem auch die deutsche Vertretung für Elecraft Geräte. Doch die QRP-Landschaft wandelt sich. Geräte und Bausätze aus China überschwemmen den Markt. Zum Bespiel von Xiegu, die bei der Entwicklung offenbar auf die Mithilfe ihrer Kunden zählen. Oder die kaum überschaubare Menge an Kopien des von PE1NNZ und DL2MAN entwickelten uSDX. Einem Abkömmling des QCX von Hans Summers QRP Labs

Gleichzeitig liegt der Euro in den Seilen und wird schwächer und schwächer und manch einer fragt sich, ob er à la longue überleben wird. Das macht Elecraft für europäische Kunden immer teurer. Dabei zählten die Geräte aus Amerika schon bei ihrem Start zu den teuersten. 

Darum hört nun QRPproject auf Ende Jahr auf. 

Das ist schade. Ich habe die Bausätze aus Germany gemocht. Gut erinnere ich mich noch an den 2m Transceiver Hohentwiel, den ich zusammengelötet habe. Ebenso an den Peiler Snoopy. Die Schaltungen waren zuverlässig und voller kreativer Ideen. Mit dem Abschied von QRPproject wird nun wohl auch Miss Mosquita sterben. Sie hat gegen die uSDX-Klone keine Chancen. Obwohl ich ihre inneren Werte dem uSDX vorziehen würde. Sie ist kein Softie, sondern ein Superhet mit einer kräftigen PA und einem Volumenpoti auf der Frontplatte.

Doch QRPproject wird nicht der Letzte sein, der aufgibt. Andere werden folgen und das Geschehen wird sich zunehmend nach China verlagern. Das wird wohl nicht nur die QRP-Szene betreffen. Die Amateurfunkgeräte-Industrie hat ihren Zenit erreicht oder vielleicht gar überschritten. Yaesu schiesst dauernd die eigenen Geräte ab, kaum sind sie auf dem Markt. Die neuen Handy-Versionen überschlagen sich, so rasch quellen sie in immer neuen Ausführungen aus der Produktion. Bei den Mobilgeräten ist es dasselbe. Ich habe den Überblick schon längst verloren. Aber auch Yaesu's Kurzwellentransceiver bleiben von der chaotischen Marketingstrategie nicht verschont. Kaum ist der FTDX-10 auf dem Markt, schiesst ihn Yaesu mit dem FT-710 ab. Nur der FT-817/818 zieht sich als unveränderliche Konstante durch das Programm. Allerdings ohne CW-Filter. Das ist schon seit Jahren nicht mehr erhältlich. 

Bei ICOM sieht es nicht besser aus. Nun soll es ein Mikrowellentransceiver richten, nachdem die Ideen ausgegangen sind. Das Flaggschiff ist gestorben und der IC-7610 meines Erachtens eine bedienungsmässige Missgeburt. Gut für ICOM, dass der IC-7300 und der IC-9700 Volltreffer gewesen sind. Beim IC-705 bin ich mir dagegen nicht so sicher. Ein teurer Stromfresser ohne Antennentuner. Das beste daran ist der Rucksack.

Der dritte im Bunde, Kenwood, schrumpft sein Programm fortwährend und befindet sich im Kriechgang. Mobiltransceiver gibt es in Europa nicht mehr und der TS-590 und seine Varianten hat schon längst den Anschluss an die Konkurrenz verloren. Einziger Lichtblick ist der TS-890S. Nicht etwa der TS-990S, ein unübersichtliches Monstrum von Transceiver. Der TS-890S ist denn auch der einzige KW-Transceiver, den ich zurzeit kaufen würde, wenn der Blitz in meinen Shack einschlagen und alle Transceiver verschmoren würde. Natürlich aus meiner Sicht als Telegraphist und MagLoop User. Wie dem auch sei. Ich frage mich, wie lange es Kenwood noch machen wird, bis dort das Licht ausgeht. Kenwood Communications hat übrigens nichts mit dem Hersteller von Küchengeräten zu tun, wie oft fälschlicherweise vermutet wird. Trotzdem: Der Amateurfunk ist nur eine kleine Sparte innerhalb Kenwood Communications mit seinen ca. 18000 Mitarbeitern. Wird sie überleben?

Auf der anderen Seite des Atlantiks bieten Elecraft und Flexradio gute Geräte an. Na ja: gute Schaltungen, gute Software, billige Blechkästen. Nur sind die bei uns in Europa inzwischen schweineteuer. Und wehe, wenn so ein Teil mal aussteigt. Dann löst ihr mal zuerst brav ein so genanntes Ticket. 

Manchmal überlege ich mir, ob ich nicht eine Reparatur-Anstalt für Funkgeräte aufmachen soll. Denn die meisten OM sind aufgeschmissen, wenn ihre Kisten Fisimatenten machen. Inzwischen liegen doch sicher ganze Stapel von Lahmen und Blinden in den Kellern und auf den Dachböden der OM. Da gäbe es einiges zu tun. Aber das ist wieder ein anderes Thema. 


Freitag, 4. November 2022

Die Monsterloop

 


Es tut mir leid für all die Draht- und Vertikal-Antennen Besitzer: aber ich komme heute schon wieder auf eine Magnetloop-Antenne zu sprechen. 

Die restlichen sieben Meter 7/8 Zoll Cellflex im Keller haben mir keine Ruhe gelassen. Bei jedem Gang in den Keller hat mich das Cellflex vorwurfsvoll angeguckt und ich glaubte, es flüstern zu hören: "Wieso muss ich mich hier langweilen? Ich könnte deine Hochfrequenz viel wirksamer in den Aether schicken als deine Magnetloop unter dem Dach!"

Schliesslich habe ich der Suggestivkraft des Cellflex-Kabels nachgegeben und den Koaxialring in den Aufzug gezwängt und in die Funkbude gebracht. Sieben Meter Koaxialkabel LCF78-50JA mit einem Aussendurchmesser von 27.8mm. Der Innenleiter ist ein massives Kupferrohr mit 9.3mm Durchmesser und die Abschirmung besteht ebenfalls aus massivem Kupfer. Durchmesser 25.2mm mit gerillter Oberfläche für eine bessere Biegsamkeit. Was diese Abmessungen mit 7/8 Zoll zutun haben, entzieht sich meiner Kenntnis. 

Dieses Koaxialkabel könnte die Antenne eines Mittelwellensenders mit 85 KW versorgen. Im 2m Band kann es noch mit 7.4 KW belastet werden und hat dabei nur 1.4dB Dämpfung pro 100m. 

Aber ich brauche keine Kilowatt und meine Leitungen sind nur wenige Meter lang. Das dicke Kabel dient als Ring für die Magnetloop. Was dabei zählt ist die Leitfähigkeit der Abschirmung. Je besser die Leitfähigkeit, desto kleiner sind die Verluste der Antenne. Doch der hochfrequente Strom fliesst wegen des Skineffektes nur an der Oberfläche. Bei 7MHz beträgt die Eindringtiefe bloss 25 Mikrometer. Darum muss die Oberfläche möglichst gross sein. Die Dicke des Kupfers ist irrelevant. Einfach gesagt: Je dicker das Rohr, desto besser ist die Magnetloop.

Leider waren 7 Meter Cellflex nicht unter dem Dach unterzubringen, und so griff ich schweren Herzens zur Metallsäge und zwackte einen Meter ab. Doch 6m sind immerhin besser als die bisherigen 5 Meter meines Loops. 

So habe ich denn in den vergangenen Tagen meine 5m Magnetloop auf eine 6m Magnetloop umgebaut. Wäre das Teil genau rund, würde das anstelle von 1.59m Durchmesser einen von 1.91m ergeben. Doch aus meiner aufgemotzten Loop ist kein Kreis, sondern eine Ellipse geworden, wie aus dem Bild zu ersehen ist. Und da bei einer Magnetloop-Antenne für die Berechnung die Fläche zählt, entspricht meine Ellipse nur einer Kreisloop mit 1.83m Durchmesser. Gemessen habe ich übrigens den Innendurchmesser, da die Magnetlinien im Innern des Kreises für die Wirkung der Loop massgebend sind. Doch über die Akkuratesse dieser Aussage kann man diskutieren. Genauso wie über die Frage, ob und wieviel des Stroms auf der Innenseite der Abschirmung und im Innenleiter des Kabels fliesst, den ich mit der Abschirmung verbunden habe. Auch über den Einfluss der gerillten Oberfläche kann man streiten. Denn das Cellflex funktioniert im Fall der Magnetloop nicht mehr als Koaxialkabel und kann nicht mehr in dieser Funktion betrachtet werden.

Bleibt natürlich noch die wichtigste Frage: wieviel hat es gebracht? Wieviel besser ist der Wirkungsgrad des vergrösserten Loops? Darüber können die Formeln zur Berechnung einer kleinen Loopantenne Auskunft geben, oder wenn das zu mühsam ist: man kann mit den verschiedenen Online-Rechnern spielen, die man im Internet findet. 

Ein direkter Vergleich der alten mit der neuen Loop ist leider nicht möglich. Zwei Loops haben hier keinen Platz. Abgesehen davon würden sie sich gegenseitig beeinflussen. Einen Hinweis über die Wirksamkeit  der Antenne könnte deren Güte sein, die man aus der SWR-Bandbreite errechnen kann. 

Erwähnen muss ich noch, dass auch die Einspeisung verändert, bzw. der Speiseloop vergrössert werden musste. Bewährt haben sich Speiseloops mit 1/5 des Umfangs der Magnetloop. Da die Antenne die Bänder 30, 40, 60, 80 und mit einer Zusatzkapazität auch 160m abdecken soll, muss ein Kompromiss gefunden werden. das SWR soll in allen Bändern gut (genug) sein. Da bleibt noch viel Arbeit für dunkle Novembertage übrig.

Doch seit das Monster unter dem Dach hockt, geistern noch andere Fragen in meinem Kopf rum. Zum Beispiel: Ist das Strahlungsdiagramm eines Ellipsoids gleich wie das eines Kreises?

Zum Schluss habe ich noch eine schlechte Nachricht: Leigh Turner VK5KLT ist leider kürzlich verstorben. Er war der Experte was Magnet-Loop Antennen angeht. Er hat in seinem ausführlichen Bericht "The Underestimated Magnetic Loop HF Antenna" sein Wissen zusammengefasst. Ich empfehle jedem, der sich für Magnetloops interessiert, seinen Artikel herunterzuladen, solange dieser noch im Web zu finden ist.  Leigh Turner VK5KLT

 

 

Donnerstag, 3. November 2022

Ein neuer FT-8 Kanal im 80m Band?

 


Wie jede Woche wollte ich am vergangenen Montag, um 19:00 Küchenzeit, der Morseübungssendung des HTC auf 3569 KHz lauschen. Und wie meistens in der letzten Zeit fand ich HB9HTC etwas weiter oben auf 3570,5 kHz, ausserhalb des CW-Bereichs. Darüber thronte wie immer die FT-8 Wolke, platschvoll bis an die Ränder: 3573 USB. Darunter, auf 3569,5 kHz blubberte die Bake von Massimo IZ3DVW/B vor sich hin. Soweit das gewohnte Bild am oberen Ende des Telegrafie-Bereichs im 80m Band. 

Doch Massimos Bake hatte am Montag einen schweren Stand. Denn ihr Signal wurde von einer weiteren FT-8 Wolke verschluckt, die sich unterhalb 3570 kHz gebildet hatte. Die Frequenz der neuen Wolke: 3567 USB. Die Signale waren extrem stark. Noch stärker als im regulären FT-8 Kanal auf 3573 USB. 

Was war geschehen? Hatten die Digitalen einen Ausbruch aus ihrem engen Gefängnis gewagt? Verwundert hätte es mich nicht. Denn mehr als die Hälfte des Amateurfunkverkehrs spielt sich in einem einzigen SSB-Kanal pro Band ab. So auch auf 80m. Diese FT-8 Kanäle quellen über und es herrscht ein schreckliches Gedränge. Währenddem auf den anderen Frequenzen nur wenig zu hören ist. Ausser es finde gerade ein wichtiger Contest statt. 

Auch heute Abend ist die zweite FT-8 Wolke da. Sie war offenbar kein One-Night-Stand. Es ist ein seltsames Bild auf dem Wasserfall-Display. Ich frage mich, wieso zwischen diesen beiden FT-8 Kanälen eine Lücke prangt, wie die Zahnlücke eines Eishockey Goalies. In diese Lücke (3570 USB) würde noch gut eine weitere FT-8 Wolke passen. Irgendwie unlogisch, dieser Sprung der Digitalen. 

Also habe ich mir die Wolke etwas näher angeschaut und ausnahmsweise FT-8 angeworfen. Und siehe da: des Rätsels Lösung ist erstaunlich, aber auch nicht ganz verwunderlich. Der Ausbruch der gefangenen Digitalen aus ihrem 80m Kanal-Gefängnis wurde vermutlich auf einer fernen Insel im pazifischen Ozean angezettelt. Genauer: in Papua-Neuguinea.

Denn die Ausbrecher in der neuen FT8-Wolke rufen unentwegt nur eine einzige Station: P29RO. Dass dabei beträchtliche Leistungen zum Einsatz kommen, lässt mein S-Meter vermuten. Strom sparen hin oder her. Wenn es darum geht, eine seltene Station in den digitalen Kasten zu bekommen, ist es wie beim Bitcoin-Schürfen. Es werden keine Kosten und Mühen gescheut. Schon gar nicht etwas Extra-Strom.


    Obwohl ich auf Kurzwelle mit wenigen Ausnahmen nur in Telegrafie arbeite, mag ich den Digitalen den Ausbruch gönnen. Auch die Zahnlücke könnten sie meinetwegen haben. Nachdem die Hälfte des Amateurfunkverkehrs heutzutage in FT-8 stattfindet, sollte dem in den Bandplänen Rechnung getragen werden. Die Digitalen brauchen mehr Kanäle. Und irgendwer muss dabei halt Federn lassen.