Sonntag, 27. September 2020

VHF/UHF Mobilantennen "radialless"

 


2m/70cm Antennen für das Autodach gibt es zuhauf. Originale, Klone, Zombies. Zwerge und Angelruten. 

In der Regel gilt: Je kürzer, je schlechter. Viele dieser Kombistrahler funktionieren am besten mitten auf dem Dach. Sie brauchen meistens Blech rundherum, um optimal zu strahlen. Doch es gibt Ausnahmen. Sie werden die "radialless" Antennen genannt und sind Halbwellenstrahler die (fast)kein Gegengewicht benötigen. Besonders interessant sind diese Typen für den Funkamateur, der eine solche Mobilantenne nicht auf dem Auto, sondern zuhause auf dem Balkon betreiben möchte. Mobilstrahler sind unauffälliger als die meist weissen Blindenstöcke.

Diese Antennentypen gibt es in verschiedenen Ausführungen und sie sind alle nach dem gleichen Muster gestrickt. Da sie Halbwellenstrahler für das 2m Band sind, sind sie etwa einen Meter lang. 

Für manche Fahrzeuge/Garagen ist das bereits zu viel. Deshalb werden Modelle angeboten, die sich händisch umklappen lassen.

Für das 70cm Band sind diese Antennen gestockte 5/8-Strahler. Damit das sauber funktioniert, befindet sich in der Mitte der Antenne ein Transformationsglied in Form einer Spule. Diese dient im 2m Band als Verlängerungsspule.

Im Sockel der Antenne, der meist in einem PL-Stecker endet, befindet sich die Anpassung. Im 2m Band muss die Antenne ja hochohmig gespeist werden und im 70cm Band verlangt auch der 5/8 Strahler eine Anpassung. Wer diese raffinierte Schaltung erfunden hat, entzieht sich meiner Kenntnis. 

In den nächsten zwei Bildern ist dieses Kunstwerk, an dem vermutlich lange geprobt wurde, im Original und im Schema zu sehen:


   

Sie stammt in meinem Fall aus einer Hotline HL-M3112, einer Antenne, die meines Wissens nicht mehr auf dem Markt ist.

Heute sind derartige Antennen u.a. bei Diamond, Comet und Nagoya zu finden. Ich rate dazu, möglichst ein Original zu kaufen.

Diamond NR-770HB, eine schwarz gefärbte Version, die auch auf dem Balkon sehr unauffällig ist.

Comet SSB5.

Nagoya NL-770H ist eine Version ohne Kippmechanismus, dafür günstiger

Nagoya MAG-77EL-WH mit Kippmechanismus.

Es gibt auch Versionen, die in der Mitte keine offene Spule, sondern eine gekapselte haben. Doch diese vertragen weniger Leistung. Die Antennen mit der offenen Spule sind für max. 200W spezifiziert.

Meine alte Hotline war noch recht gut im Schuss. Hier die gemessenen Stehwellenverhältnisse - notabene ohne Gegengewicht:




Samstag, 19. September 2020

Von Antennen und Kühen

 


Wandert man über Alpweiden, begegnet man meistens Kühen und Kälbern. Die meisten davon sind vierbeinig. Aber des Funkers Auge ist ja besonders geschult, und so fallen ihm auch Antennen auf, die sich zwischen die Kühe verirrt haben. Schon von weitem sieht er, wenn sich da ein DXer mit seinem Beam eingenistet hat:


So eine Logper-Antenne erfreut des Funkers Auge und muss natürlich näher inspiziert werden:


Bei näherer Betrachtung entdeckt man, dass der Besitzer dieses Beams für längere Wellen zusätzlich einen Dipol aufgehängt hat:




Leider war das Rufzeichen dieser Station nirgends angeschlagen. Kein Schild, nicht einmal ein Shack war zu finden. Ob da die ganze Apparatur im Tower steckt? Vielleicht handelt es sich bei dieser Anlage um das, was die Funkamateure als "Radio Hill" bezeichnen. Daraufhin deutet der Mikrowellenspiegel am Mast. Wahre Profis arbeiten ja sicher nicht mit dem unsicheren und unzuverlässigen Internet.

Nachdem ich mich an dieser tollen Antenne sattgesehen hatte, ging die Wanderung weiter über Höhen und Täler. Schon nach kurzer Zeit stieß ich auf eine weitere Antenne inmitten der Kälber und Kühe. Diesmal auf einem Gebäude - vermutlich einer alpinen Funkbude:


Ein Teil wie es mir noch nie begegnet ist. Ob es sich dabei um eine Sperrtopf-Antenne für Kurzwelle handelt? Oder eine Art Screwdriver Antenne? Leider war der Besitzer dieser Station nicht zuhause, so dass ich ihn nicht danach fragen konnte.

Weiter ging die Reise, diesmal mit einem Trottinett. Damit kommt man schneller vorwärts über Stock und Stein und sollte mal ein Stier bei den Kühen weilen, entkommt man ihm, ohne aufgespießt zu werden. Nur bergauf ist das Trotti nicht so praktisch. Ihm fehlt es eindeutig an Strom.


Die nächste Antenne, die ich erspähte, war von ganz anderer Natur. Ein Mast mit einer schirmartigen Dachkapazität(?) deutete auf einen Lang- und Mittelwellenfunker hin. Aber nur auf den ersten Blick. Die Isolatoren an der Mastspitze ließen mich an dieser Hypothese zweifeln. Auf jeden Fall handelt es sich hier nicht um eine QRP Station, nach der Größe dieser Dinger zu schließen.



Auch hier war der OM leider nicht zuhause, sodass ich auch diese Antennenfrage ungeklärt zurücklassen musste. Auch dieser Antennenbesitzer verfügt vermutlich über eine Mikrowellenverbindung ins Tal, nach den großen Parabolspiegeln zu schließen.

Morgen gehe ich ausnahmsweise einmal nicht auf Antennensuche. Dann sind die Pilze dran:



Donnerstag, 17. September 2020

"Keine Diskussion"

 


Welch wunderbarer Hebst hier in den Alpen! Dank Klimawandel ein Sommer Plus. Jede Menge SOTA-Gipfel ringsum und dazu ein paar Inversionen für extra QSO's auf UKW. 

Um auch die Blindenstock-Funker im Flachland zu erreichen, habe ich extra eine 10 Element Yagi vertikal montiert. Sie ist im nächsten Bild zu sehen.

Die 10 Element stammt aus den 70er Jahren. Eine UY12 von WISI, wie sie z.B. auch SM5CUI für EME einsetzt. Meine hat erst vor ein paar Wochen das Tageslicht erblickt. Sie kam frisch aus der Originalverpackung, wo sie sich all die Jahre gelangweilt hat. Ich denke, sie ist froh, endlich ein bisschen HF-Energie zu spüren. 

Doch kaum aus der Schachtel wurde die alt-neue WISI bitter enttäuscht. Sie wurde nämlich degradiert.

Und das kam so: ein scharfsinniger OM sah ein Bild von ihr und zählte nach. "Deine Antenne hat nicht zehn sondern nur neun Elemente, belehrte er mich unverzüglich. "Denn die beiden Reflektorstäbe zählen als ein Element. Mehr als ein Reflektor kann eine Antenne nicht haben." Und dann fügte er noch hinzu: "Da gibt es keine Diskussion."

Eigentlich ist es der Yagi und mir wurscht, wie viele Elemente sie hat und ob nicht alle Stäbe als Elemente zählen. Aber wir beide, meine alterwürdige WISI und ich, haben einen Tick. Wenn jemand "keine Diskussion" sagt, kriegen wir extra grosse Lust auf Diskussion. Es ist fast so, wie ein Tourette Syndrom. Man kann sich nicht dagegen wehren.

Und so haben wir mal zum Rothammel gegriffen. Der gehört nämlich in jede Alphütte. Und wer könnte besser über Antennen Bescheid wissen als der Rothammel?

Natürlich wird das Thema, ob jeder Alustängel auch als Element zählt, darin nicht explizit behandelt, aber auf Seite 689 der hier vorliegenden 12. Alphütten-Ausgabe ist eine UHF-Fernsehyagi abgebildet, die nicht nur zwei Alustängel als Reflektor hat, sondern gar drei! 

Es handle sich dabei um eine 24 Element Yagi, steht im Rothammel, und wenn man genau nachzählt, merkt man gleich, dass der Autor auch die drei Reflektorstäbe als Elemente mitgezählt hat. 

Genauso wie die WISI Broschüre aus dem Jahr 1976, die meine altehrwürdige Yagi als 10 Element Antenne anpreist.

Nun könnte man argumentieren: "Das ist doch Schnee von gestern und was bei antiken Antennen noch gang und gäbe war, zählt heute anders.

Also haben wir, die alt-neue WISI und ich, uns mal eine neue Antenne mit mehreren Stängeln als Reflektor angeguckt. Bei Flexayagi sind wir dann fündig geworden. Die FX 7015V ist eine kurze Yagi für das 70cm Band. Die hat nicht nur zwei oder drei, sondern sogar vier Elemente als Reflektor. Darum wird sie auch als 11 Element Antenne verkauft. Na sowas ;-)

Wo hört das eigentlich auf? Wie viele Elemente muss ein Reflektor haben, damit sie nicht mehr einzeln, sondern als ein einziges Element gezählt werden? Wohl spätestens bei einem Reflektor aus Maschendraht oder einem Alublech. Dann, vielleicht, gibt es keine Diskussion mehr.