Mittwoch, 25. November 2020

Magnet Loop Antennen - erste Erfahrungen

Kannst du einen Draht bis in den nächsten Baum spannen? Eine Vertikalantenne mit einer GFK-Angelrute bauen? Hast du einen Fahnenmast? Dann solltest du dir die Sache mit den magnetischen Antennen aus dem Kopf schlagen. Denn das bringt nur Kummer und Sorgen. Loops sind Sado-Maso Antennen.

Verzweifelte "Antennen-Geschädigte" greifen gerne zum letzten Ast der Hoffnung in Form eines kleinen runden Stücks Aluminium oder Kupferrohr. Bei den meisten landet das Teil nach einer ersten Begeisterungsphase im Keller oder steht zum Verkauf im Internet. 

Ein teurer Spass, denn die runden Dinger sind nicht billig. Die Billigen jedoch, sind ihr Geld nicht wert.

Was ihr über Magnet-Loop Antennen wissen müsst, ist folgendes:

1. Sie sind sehr schmalbandig (wenige kHz breite Resonanz). Damit das Band nach DX absuchen, dann rasch abstimmen und anschliessend rufen, ist ein Witz. Meistens ist das DX dann schon weg.

2. Sie sind QRP-Antennen. Wer mit den Dingern QRO machen will, muss tief in die Tasche greifen und den Loop draussen montieren - fern vom Haus. Sonst wird er sich und seine Lieben grillen. In diesem Fall sind die Loops aber auffällig wie bunte Hunde und man kann ebenso gut einen Beam aufstellen.

3. Man sagt den Magnet-Loop-Antennen nach, dass sie mit einem Dipol vergleichbar wären. In den meisten Fällen trifft das nicht zu und man gerät in der Regel beim Senden eine oder mehrere S-Stufen ins Hintertreffen. Glücklicherweise sind japanische S-Stufen nur 3dB und nicht 6dB gross ;-) 

4. Loops würden weniger Störungen im Nahfeld aufnehmen weil sie nur die magnetische Feldkomponente empfangen und die Störer in der Nähe nur elektrische und kaum magnetische Felder aussenden würden. Wer in seinem Shack eine Magnetloop betreibt, der wird rasch feststellen, dass das nicht ganz stimmt.

Nachdem ich nun euren Erwartungshorizont tiefer gelegt habe, hier die erfreulichere Fortsetzung der Story:

Ich habe nämlich eine Magnetloop gebaut und werde sicher noch mehr von den runden Dingern aufstellen. Denn Magnetloop-Antennen haben auch Vorteile und sind ein lohnendes Bastelobjekt. 

Während ich diese Zeilen schreibe, sendet meine erste Loopantenne zwei Meter neben mir ein WSPR-Signal in den Aether: mit 5 Watt im 30m Band. Mein Loop hat 1.3m Durchmesser. Schauen wir mal, wo das Signal heute Vormittag gehört wurde:


Die Rapporte sind zwar etwas bescheiden, doch die meisten SNR-Werte würden für eine FT-8 Verbindung reichen, viele aus Europa auch für ein CW-QSO (>0dB). 

Den Magnetloop habe ich mit Bordmitteln aufgebaut, mit Material aus der Bastelkiste. Der Loop besteht aus 4.2m Koaxialkabel Aircom Plus, die Koppelschleife aus Semi-Rigid Koax und der Kondensator ist ein versilberter Engländer mit 100pF. Damit die Abstimmung auch bis ins 40m Band reicht, bekommt er Unterstützung von einem parallelen russischen Türknopf. Hier der erste Versuchsaufbau:




Ein wichtiges Feature ist die Achsverlängerung aus einem Plastikschreiber. Auch bei 5 Watt muss mit 1000 Volt und mehr auf dem Drehko gerechnet werden. Hochfrequenz notabene. Das brennt wie der Teufel und hinterlässt schlecht heilende Wunden. Eine Untersetzung des Drehkos wäre übrigens kein Luxus, denn die Abstimmung ist extrem fein. 

Der Plattenabstand des Drehkos hat auch einen Test mit 10 Watt HF bestanden. Als Faustregel für einen Durchschlag  gilt: ab 1kV/mm knallts.

Eigentlich müsste ich den Loop auch auf 20m abstimmen können. Doch dort ist das SWR sehr schlecht und die Antenne zu breitbandig. Das deutet auf eine geringe Güte hin. 

Überhaupt ist die Resonanz auch im 30 und 40m Band breiter als sie sein sollte. Zur Berechnung habe ich dieses Programm benutzt. Zudem sind die im Programm angegebenen Abstimmkapazitäten zu gross. Entweder ist die Induktivität meines Loops höher oder seine kapazitive Belastung durch seine Umgebung ist gross. Ich tippe eher auf letzteres, befindet sich doch in der Nähe viel Metall aus Leitungen, anderen Antennen und dem ganzen Gerätepark der Funkbude. 

Ob die Güte des parallelen Kondensators einen schlechten Einfluss hat oder die versilberten Schleifer des Drehkos den Verlustwiderstand ungebührlich erhöhen, muss ich noch untersuchen. Vielleicht spielen auch die dielektrischen Verluste der Koaxhülle ein Rolle. Das Kabel wird ja zweckentfremdet verwendet: Die HF fliesst nur über die Aussenhülle der Abschirmung. Der Innenleiter hat keine Funktion und wird nicht angeschlossen. Koaxkabel anstelle von Kupferrohr hat den Vorteil, dass der Operateur vor unbeabsichtigter Berührung des Loops geschützt ist.

Zuerst hatte ich auch das Aircom Plus im Verdacht, doch dieses habe ich in einem zweiten Versuch mit 1/2-Zoll Cellflex ersetzt. Mit genau gleichen Resultaten. Der gewellte (corrugated) Mantel des Cellflex scheint keinen grossen Einfluss zu haben. Er lässt sich aber sehr gut Löten. Das Cellflex ist noch steifer als Aircom Plus und der 1.3m Loop braucht nur zwei Haltepunkte um seine Form zu wahren. 

Im nächsten Bild ist die Halterung der Cellflex-Version zu sehen:


Wie man sieht, ist mein Magnetloop fix montiert und daher nicht drehbar, sodass ich seine Richtwirkung nicht ausnützen kann. Trotzdem war dieser erste Versuch interessant und weitere werden folgen.

Magnetloops bauen ist einfach, rasch gemacht und interessant. M.E. nicht so gut für SSB geeignet, aber für WSJT-X Betriebsarten, PSK31 und CW. Infos dazu findet man zuhauf im Web. Zum Beispiel hier.

In den nächsten Bildern ist der Aufbau des Feedloops zu sehen. Er ist 1/5 so gross wie der Antennenloop. Seine Nähe und Ausrichtung zum Hauptloop beeinflusst das Stehwellenverhältnis:




Als nächstes stehen Loops mit mehreren Windungen und Vakuum-Kondensatoren im Programm.

Fortsetzung folgt 


Donnerstag, 19. November 2020

Mich trifft der Schlag

 

Zurzeit arbeite ich meine Bucketlist ab. Meine erste Magnetantenne funktioniert und bisher habe ich mir noch nicht die Finger an der Hochspannung verbrannt. 

Trotzdem traf mich heute der Schlag, als ich auf diese Seite aus Mümliswil stieß. Was dort so gemümmelt wird, ist erstaunlich. Das übertrifft meine Magnetloop Antenne bei weitem. Denn der dort vorgestellte Multiwellenoszillator sendet nicht nur auf einer Frequenz, sondern auf ganz vielen. Damit tritt er in Konkurrenz zu den berüchtigten Powerline-Einrichtungen, die sich halbschlaue Inschenöre ausgedacht haben. Allerdings ist beim Multiwellenoszillator die Abstrahlung optimiert, da dieser u.a. zur Bestrahlung von Menschen dient. Das ist sicher sehr gesund, und wer weiss: vielleicht hilft die Maschine auch gegen Covid-19.

Ich gehen davon aus, dass dieses Therapie-Monstrum den Segen des BAKOM hat und wünsche euch noch einen schönen Tag mit vielen interessanten Wellen.

Das Prinzip des Multiwellenoszillators nach Lakhovsky 

Dienstag, 10. November 2020

Die Bucketlist

Wäre mein Priester so lustig gewesen wie der im folgenden Video, wäre ich gerne an seine Veranstaltungen gegangen. Doch mir fehlte der Glaube an die langweiligen Geschichten und so kündigte ich diesem Verein, zu dem ich bereits als Baby zwangsverpflichtet worden war.


Auch ohne den mittelalterlichen Verein werde ich unweigerlich in die ewigen Jagdgründe eingehen.

Doch vorher möchte ich noch meine persönliche Bucketlist - soweit möglich - abhaken. Glücklicherweise wird die Liste der Dinge, die man noch tun möchte, mit dem Alter kürzer.

Bungee Jumping möchte ich meinem Kreislauf nicht mehr zumuten und mit dem weissen Hai tauchen auch nicht. Ich will die Liste ja abhaken und mir nichts abhacken lassen. Auch der Mount Everest muss aussen vor bleiben. Ein simpler SOTA-Gipfel tuts auch.

Funktechnisch gibt es auch noch einige Dinge, die ich gerne erforschen und erleben möchte. Nachdem ich auf allen Frequenzen von 136 kHz bis 24 GHz QSO's gemacht habe und der Keller mit allen möglichen Artefakten meiner Basteltätigkeit gefüllt ist, stehen noch zwei Erfahrungen auf der Bucketlist: Erstens Magnetantennen bauen und ausprobieren. Das könnte bei unserem nächsten Umzug sogar eine Notwendigkeit werden. Denn für lange Drähte und hohe Alustängel wird es voraussichtlich nicht einfach werden. Von SSB Runden auf 80 und 160m werde ich mich dann verbschieden müssen. Aber ich mache sowieso lieber CW und WSJT-X Betriebsarten.   

Zweitens - bitte nicht lachen - möchte ich DMR einrichten und ausprobieren. 

D-Star und C4FM kenne ich bereits. D-Star hat mich wenig beeindruckt. C4FM mag ich wegen seiner Simplizität und Qualität. Leider gibt es in meinem zukünftigen Zielgebiet kaum Relaisstationen dafür. Zudem heisst dieses Blog hier bekanntlich Demenzradio - abgekürzt DMR. Dem Namen muss ich doch mal die Ehre erweisen. 

Ermuntert haben mich verschiedene Webseiten und Diskussionen und ich bin zum Schluss gekommen, dass man einen Codeplug auch mit einem Schuss Demenz programmieren schreiben kann. Man muss nur die richtigen Informationen finden. Nur wenigen ist es leider vergönnt, einfache Dinge, einfach zu erklären, oder gar komplizierte Dinge einfach erklären.


   Einer der das gut macht ist HB9TPT. Hier geht es zu seiner Webseite.

Bleibt nur noch die Frage nach dem DMR-Gerät, das ich mir beschaffen werde. Ich tippe auf dieses da. Das Teil hat sogar einen VFO und funkt auch in FM auf 2m und 70cm. Für den Fall, dass ich nichts mit DMR anfangen kann.


 

Montag, 9. November 2020

Ist der Amateurfunk ein Email-Service?


 

Im aktuellen Bandplan des 80m Bandes ist der Bereich 3600 bis 3620 kHz allen Sendearten plus automatischen digitalen Stationen zugewiesen. 

Wie bei den meisten Funkdiensten ist es auch im Amateurfunk üblich, zuerst zu hören, ob die Frequenz frei ist, bevor man losplärrt. Doch automatische Stationen sind dazu nicht in der Lage. Entweder ist dies so gewollt oder die Betreiber besitzen nicht das notwendige Know-How, um ein solches Verfahren zu implementieren.  

Das führt insbesondere im 80m Band zu Störungen von SSB-Funkverkehr durch automatische Digitalstationen. Deshalb wird allgemein geraten, den Bereich 3600 bis 3620 generell zu meiden.

In der Schweiz werden folgende Frequenzen von digitalen Stationen im 80m Band beansprucht: 

HB9T      3.6015 MHz

HB9AW  3.604

HB9MM 3.6055 

HB9A     3.6075

HB9AK  3.6145

HB9T     3.6185

Moduliert wird dabei immer in USB.

Es ist also keine gute Idee, in der Nähe dieser Frequenzen SSB-Runden durchzuführen, wie kürzlich der RAOTC (Radio Amateur Oldtimer Club) auf 3615 kHz erfahren musste. Prompt zu Beginn der Runde musste wohl jemand dringend eine Email senden, seine Position durchgeben oder einen Wetterbericht senden. Als die Runde nach einer halben Stunde zu Ende war, war es wieder ruhig auf der Frequenz von HB9AK. Ein Schelm wer Böses denkt. 

Doch die Schweiz ist nicht allein. Auf der ganzen Welt gibt es unzählige automatische Stationen, die den Bereich 3600 bis 3620 kHz belegen. Und nicht nur den. Die digitalen Automaten sind auf allen Bändern zuhause.

Doch wobei handelt es sich bei diesen automatischen Stationen? Welchem Zweck dienen sie? Welche Art Funkverkehr wird über sie betrieben?

Die Antwort auf diese Frage ist für nicht Eingeweihte verblüffend. Diese Stationen gehören zu einem weltweiten Netzwerk, das es Funkamateuren erlaubt, ihre Email via ihre Kurzwellenstationen zu versenden und zu empfangen. 

Das ist erstaunlich! Gibt es doch in Europa kaum eine Ecke, in der Mobiltelefone nicht funktionieren. Wer muss denn da mangels Internet seine Mails per Kurzwelle versenden? Haben so viele arme Amateurfunker kein Internet?

Nein. Es sind die einsamen Segler auf den Weltmeeren, die es sich nicht leisten können oder wollen, einen kommerziellen Dienst in Anspruch zu nehmen, wie ihn zum Beispiel SailMail anbietet. Die Meere sind gross und es muss wohl unzählige Segler mit Amateurfunklizenz geben, damit all diese Stationen notwendig sind. Die automatischen Digitalstationen senden ja nicht nur im 80m Band, man findet sie auf allen Amateurfunkbändern. Sogar im 30m Band, wo die kommerziellen Dienste Vorrang haben. HB9MM, zum Beispiel, ist u.a. auch auf 10.145 MHz in Betrieb.

Das weltumspannende Netz heisst Winlink. Wer mehr erfahren möchte: Hier findet man all die Stationen und ihre Frequenzen, die zur Zeit im Betrieb sind.

Wie vieles andere in der Welt des Amateurfunks, ist Winlink nicht unumstritten und die Regulierungsbehörden, wie zum Beispiel der FCC in den USA müssen sich mit Einsprachen auseinandersetzen. Doch Winlink hat eine mächtige Lobby und ist eine beliebte Spielwiese. Auch in der Schweiz wäre das Wohlwollen des BAKOM nicht so einfach zu erlangen gewesen, hätten sich nicht gut vernetzte Persönlichkeiten dafür eingesetzt. Da brauchte es vermutlich schon etwas mehr an "Gewicht" als die USKA allein einbringen konnte. Nicht zuletzt darum, hat es in der kleinen Schweiz, weit ab vom Meer, eine derartige Konzentration von Amateur-Küstenfunkstationen. Während zum Beispiel in UK keine einzige verzeichnet ist! 

Bei aller Sympathie für die einsamen Fahrtensegler: Man kann sich tatsächlich fragen, ob das Ganze inzwischen nicht aus dem Ruder gelaufen ist und semi-professionellen Charakter angenommen hat. Zumal sich der Traffic, der über diese Stationen läuft, kaum kontrollieren lässt. Zwar kann sich jeder die entsprechende Software aus dem Internet herunterladen. Doch damit kann keiner den ganzen Email-Verkehr einfach mitlesen. Auch das BAKOM dürfte dazu nicht in der Lage sein. Im Gegensatz zu den USA ist bei uns, wie in den meisten anderen Ländern, Drittverkehr zwar nicht gestattet. Aber wer glaubt, dass da nie andere Dinge rausgehen als persönliche Mitteilungen von Funkamateur zu Funkamateur, der glaubt auch an den Storch.

Winlink ist in den Augen einiger Opponenten ein direkter Konkurrent von SailMail. 

Für den kommerziellen Hochseefunk gab es in HB9 eine einzige "Küstenfunkstation", doch für die Segler braucht es deren fünf! Erzählt mir nichts vom Pferd! 

Vermutlich ist es so wie bei den VHF/UHF Relais: Es war spannend, die Stationen aufzubauen und SysOp spielen ist ein tolles Hobby im Hobby. Und jetzt wo sie mal da sind, sind sie einfach da. 


Sonntag, 8. November 2020

Von Hexen und Dämonen

 Die wenigsten Menschen glauben nur was sie sehen und (be-)greifen können. Die meisten glauben darüber hinaus an alle möglichen Dinge. Oft an das was sie glauben wollen und ihrem Weltbild entspricht. Es gibt nur sehr wenige Ungläubige

Als Bewohner einer Anstalt gehöre ich zu den Abergläubigen. Das bedeutet, dass sich meine Wirklichkeit, die ich mir geschaffen habe, oft nicht mit den Wirklichkeiten meiner Umwelt verträgt. 

So glaube ich zum Beispiel an den Aether und denke, dass dort die Seelen von Marconi und Tesla umhergeistern. Aber ich glaube zum Beispiel auch an Vampire, Dämonen und Hexen. Kürzlich konnte ich sogar eine Hexe bei der Beschwörung von Dämonen beobachten. Sie heisst übrigens Paula White und ist die Glaubens-Beraterin von Donald Trump.


Auch Donald hat sich ja eine eigene Wahrheit geschaffen. Schade, dass er nicht weitermacht. Ich mochte seine Shows, seine Twitter-Ergüsse, seine honigweiche Stimme und die schönen Sätze mit den vielen Superlativen. Er hat mein Amerika-Bild nachhaltig geprägt.

Bei allen Geistern! Hoffentlich wird es uns mit Joe nicht langweilig.

Vielleicht hilft dagegen etwas Musik, die niemand braucht.

PS. Der Mann in kurzen Hosen, der in einem Buch lesend hinter der Geisterbeschwörerin umher wandert, ist mein Avatar.

  

  

Samstag, 7. November 2020

Konkurrenz für den IC-7300: der Yaesu FT-DX10

 


Der Icom IC-7300 ist zu einer Art Volktransceiver geworden. Ein echter SDR mit "direct sampling" zu einem unschlagbaren Preis. Mit allem drum und dran, was der Normalo unter den OM braucht. Er hat einen sehr guten Empfänger und auch einen kräftigen Sender und muss den Vergleich mit wesentlich teureren Transceivern nicht scheuen. Nur DX-Jäger und Contester "brauchen" etwas mehr. In der Regel einen Zweitempfänger, wie ihn die grossen "Schlachtschiffe" haben. Zum Beispiel der Icom IC-7610 oder der Elecraft K4 oder der Yaesu FT-DX101

Doch der Icom IC-7300 hat einen entscheidenden Nachteil. Damit ein SDR mit direkt Abtastung, also einem A/D-Wandler im Frontend, nicht überfordert wird, braucht er eine sehr gute Vorselektion. Sonst ist er rasch am Anschlag, wenn viele und starke Signale auf den A/D-Wandler einprasseln. Der hat dann plötzlich alle seine Bits und Bytes voll und weiss nicht mehr wo er sie hin tun soll. Rien ne vas plus.

Das passiert dem IC-7300 vor allem an breitbandigen Antennen. Langen Drähten zum Beispiel, denn seine Vorfilter sind so breit wie Scheunentore und lassen nicht nur die jeweiligen Amateurbänder rein, sondern auch alles was in der Nähe liegt. Starke Rundfunksender unter anderem. OVF (overflow) heisst es dann auf dem Display und der Empfänger klingt dann wie ein alter Kenwood TS-520 abends auf dem 40m Band.

Gute, und daher auch teurere SDR mit direkt Abtastung haben deshalb eine mitlaufende Vorselektion mit schmalen Filtern oder/und einen teureren A/D-Wandler.

Yaesu geht einen anderen Weg. Der Empfänger im neuen FT-DX101 ist ein klassischer SDR mit einem A/D-Wandler in der Zwischenfrequenz und nicht im Frontend. Für das hübsche, und heute scheinbar unverzichtbare Spektrum- und Wasserfall-Display sorgt ein separater Empfangszweig mit einem eigenen A/D-Wandler.

So auch beim FT-991A. Nur ist dort das Display etwas holprig im Vergleich zum IC-7300. Ist ja auch ein Flick seines Vorgängers FT-991. 

Doch nun kommt ein Neuer ins Rennen. Der FT-DX10 von Yaesu. Er funktioniert nach dem gleichen Prinzip und ist der kleinere Bruder des FT-DX101. Grösse und Funktionsumfang entsprechen dem IC-7300 und auch der Preis dürfte sich - nach einer Einführungsphase - etwa in der gleichen Grössenordnung bewegen. Zudem sieht er unverschämt gut aus.

Und ich wette, dass er kein Overflow Problem haben wird, wie der IC-7300.

Ok, ich weiss, was ihr jetzt sagen werdet: Dreh doch einfach den RF-Gain zurück, wenn die OVF-Anzeige beim 7300er anspringt. Natürlich ist das eine Möglichkeit, man könnte ja auch den Attenuator einschalten. Aber ich möchte die volle Empfindlichkeit im Amateurfunkband haben, auch wenn Radio China International ein MHz weiter unten meinen A/D-Wandler an den Anschlag bringt.

Wie dem auch sei: der FT-DX10 wird m.E. ein ernsthafter Konkurrent für den 7300 von Icom werden. Jetzt fehlt nur noch Kenwood in dem Spiel. Die Überarbeitung des TS-480 ist überfällig. Doch bei Ken aus dem Wald dauert alles eben ein bisschen länger...

Hier geht's zu weiteren Infos über den FT-DX10 (englisch)

 



 

Dienstag, 3. November 2020

Kur für eine kranke Taste

 


Wenn die Morsesignale undeutlich oder gar mehrdeutig werden, ist nicht immer der Operateur schuld. Obwohl oft die Ausrede "Meine Taste klemmt", für Fehler des Operateurs herhalten muss, gibt es tatsächlich Momente, wo der beste Freund des Telegrafisten krank geworden ist. Ein Wackelkontakt im Kabel, verschmutzte Kontakte und verstellte Einstellschrauben sind häufige Probleme.

Aber es gibt auch weniger offensichtliche Tastenkrankheiten. So entwickelte meine treue und bisher zuverlässige Einhebeltaste von N3ZN einen sporadischen Zeichenverlust. Natürlich sucht man die fehlenden Striche und Punkte überall: zuerst bei den oben aufgeführten Fehlerquellen, dann unter dem Tisch und zuletzt im eigenen Hirnkastl. Aber auch da war nichts, was dort nicht hingehörte - auch keine Striche und Punkte.

Kurz vor der finalen Verzweiflung bestellte ich dann einen Satz Inbusschlüssel mit Zollmassen. damit ich die Taste in ihre Einzelteile zerlegen konnte. 

Einmal zerlegt, ging die Ursachensuche speditiv voran und schon bald kamen die Schuldigen aus der Deckung. Es waren die Lager des Paddels. Es wäre ihre Aufgabe gewesen, einen Massekontakt herzustellen. Doch sie taten das nach Lust und Laune. Von Ohm bis Megaohm fand man alle möglichen Übergangswiderstände. 

Der Grund dazu blieb mir allerdings verborgen. Die Lager sehen aus wie kleine Kugellager, Aber ich habe keines zerlegt, da ein Ersatz nicht zur Hand war.

Doch was zu tun war, wurde mir klar, als ich die HST von Begali genauer unter die Lupe nahm. Das Paddle dieser Einhebeltaste ist nämlich mit einem feinen Draht mit dem Masseanschluss verbunden. Begali hat sich also nicht allein auf die Lager als Leiter verlassen.



Wieso nicht vom Meister lernen, dachte ich, und kopierte unverfroren diesen Trick. Vier zusätzliche Gewinde - diesmal metrisch und nicht in Inch - schufen Platz für Lötösen links und rechts. Mit 0.2mm Kupferdraht wurden die unzuverlässigen Lager dann kurzgeschlossen:


Seitdem verliert die Taste keinen einzigen Punkt mehr und spielt wie ein Schwyzerörgeli.


Bild zuoberst: Wasserfall von Jaun