Samstag, 27. Februar 2021

VisAir - Ein SDR Transceiver aus Russland


Flexradio und die drei Japaner Icom/Yaesu/Kenwood werden sich anschnallen müssen, sie bekommen Konkurrenz aus Russland. Aus den Weiten der russischen Taiga ist unverhofft ein neuer SDR-Transceiver aufgetaucht, der sich sehen lassen kann. Die Firma VisAir bringt nicht nur eine QRP-Version auf den Markt, sondern auch einen vollwertigen 100W Transceiver. 
Noch ist der Neue ein Unbekannter, doch das könnte sich schnell ändern. Kommt ganz darauf an, was das Teil zu bieten hat. 
Die Daten sehen vielversprechend aus, wenn man der Google-Maschine glauben darf, die von Russisch ins Deutsche übersetzt.
Interessant ist, dass das Gerät über ein eingebautes Netzteil verfügt, aber auch mit 12V gespeist werden kann. Auch ein CW-Decoder soll drin stecken, ein feature, das ich bei meinem IC-7300 immer dann vermisse, wenn einer mit einem Affenzahn daherkommt.
Jetzt warten wir mal gespannt auf den Preis. Sollte der stimmen und die Kinderkrankheiten rasch behoben werden, könnte das Gerät einer vielversprechende Zukunft entgegensehen.

Der Empfänger wurde bereits angetestet und ein entsprechender Bericht ist auf der Seite SWLing zu finden. Auch ist EA5GSA in Alicante bereits an der spanischen Übersetzung des Handbuches.
Die Seite DXZone hat den Neuen ebenfalls vorgestellt - mit den wichtigsten technischen Daten. 

Und auch auf Youtube ist der Transceiver zu sehen:



Freitag, 26. Februar 2021

Eine Doppelquad nach DL7KM für das 70cm Band

 


Es gibt Typen, die geistern seit Jahrzehnten durch den Antennenwald. Dazu gehört die Doppelquad nach DL7KM. Man findet sie in den alten Ausgaben des Rothammels aus DDR-Zeiten wie auch in der neusten Ausgabe des DARC-Verlags. Unverändert.

Auf der Suche nach einer kleinen, unauffälligen Antenne für das 70cm Band bin ich auf sie gestossen und habe sie nachgebaut - mit Material, das ich in der Bastelkiste gefunden habe. Genau nach diesen Massen hier. Im Moment muss man als älteres Semester die Füsse stillhalten und nicht im Baumarkt umherirren. Dann nimmt man eben, was man hat. Und von der Zeit hat es im Moment ja mehr als genug ;-)

Das Quadelement besteht in meinem Fall aus 2.5 Quadratmillimeter Installationsdraht. Die drei Reflektorstäbe sind aus 4mm (Durchmesser) Alu und der Boom aus 10x10mm Vierkantalu. Rundmaterial aus Canevasit, einem Pressstoff mit Baumwollgewebe, musste als Isolatormaterial dienen, da alle Teflon- und Nylon-Resten durch andere Projekte aufgebraucht wurden.

Die Antenne wird bei mir direkt und ohne Umschweife mit 50 Ohm Koaxialkabel gespeist. 

Wie das bei meinen Basteleien so der Fall ist, lief die Antenne nicht auf Anhieb. Die Resonanzfrequenz lag weit unter dem 70cm Band. Ich hatte nicht mit der PVC-Isolation des Drahtes gerechnet. Ihr dielektrischer Belag verlängert den Draht. Doch nachdem ich den Installationsdraht um einige Zentimeter verkürzt hatte, klappte es.

Das SWR ist nun fast perfekt und die Antenne deckt das ganze 70cm Band ab. Sie ist etwa gleich gut, wie meine 5 Element Yagi nach DK7ZB (50 Ohm Ausführung). 

Eine Simulation mit EZNEC 6+ ergab einen Gewinn von 10dBi und ein recht sauberes Strahlungsdiagramm. Allerdings hatte ich in der Zwischenzeit noch eine Rolle mit Vierquadratmillimeter Installatiosdraht gefunden und diesem den Vorzug gegeben. 

Der Vorteil der Doppelquad liegt in ihrer geringen Längenausdehnung. Sie lässt sich unauffällig unter einem Dachvorsprung unterbringen und wird ev. von Laien nicht sofort als Antenne erkannt.



 

           

Freitag, 19. Februar 2021

Eine Magnetloop Antenne für das 10/11m Band

 


Nun habe ich es schon wieder getan. Anstatt eine der neuartigen Schrumpfquads zu bauen, habe ich wieder eine Magloop gebastelt. Ein kleines, schnuckeliges Ringlein mit ca. 60cm Durchmesser. Der nächste Sonnenzyklus ist ja wieder im Anmarsch und die Shortskip Saison steht auch vor der Tür. 

Diese Antenne ist nicht nur für den Amateur-Balkon, sie ist auch prima für den CBisten, der nicht weiss, wo er seinen Stängel hintun soll. Der Aufbau ist denkbar einfach: Ich hatte noch zwei Meter Halbzoll Cellflex übrig für den Strahler und ein Stück Semi-Rigid Koax vom Typ RG402 für die Koppelschleife. Ihr Durchmesser beträgt 15cm. Sie ist vom geschirmten Typ und lässt sich problemlos auf ein 1:1 Stehwellenverhältnis hinbiegen.

Als Drehko kam wieder einer der bewährten NOS Vakuumdrehkos aus dem Osten zum Einsatz mit 100pF. Darum verträgt die Antenne auch spielend 100W Sendeleistung. Und, was ebenfalls sehr wichtig ist: sie lässt sich noch von Hand abstimmen, da die Spindel des Vakuumkondensators 14 volle Umdrehungen von Cmin bis Cmax benötigt. Zwar würde die Antenne auch mit einem herkömmlichen Luftdrehko funktionieren, aber man müsste für eine entsprechende Untersetzung sorgen. Und möglichst einen Drehko mit zwei separaten Plattenpaketen benutzen, dessen Statoren separat isoliert sind. Sowas wie den da: 

  


Zu beachten ist dabei, dass sich die Kapazität der beiden Pakete zweiteilt, da sie in Serie geschaltet sind. Für 100pF braucht es also einen Drehko mit zweimal 200pF. Und natürlich mit ausreichendem Plattenabstand, wenn man die 100W ausschöpfen möchte. Ob der Drehko von Hand oder elektrisch gedreht wird: eine isolierte Drehachse ist unbedingt notwendig. Der Knopf oben im Bild bedeutet schon bei wenigen Watt Leistung ein hohes Risiko. Ausser man hat es darauf angelegt, mal zu spüren wie es ist, mit einem Taser ausgeknockt zu werden.

Bei 100W im 10/11m Band muss man mit über 3000Vp rechnen. Auch der Strom ist nicht zu verachten, der dabei in der Antenne fliesst: bei 28 MHz sind es etwa 13A. Entsprechend stark müssen deshalb auch die Verbindungen mit dem Kondensator sein. Ich habe dazu versilberte Kupferstreifen benutzt. 


Diese Antenne bringt es auf einen Wirkungsgrad von 75%, wenn sie sorgfältig aufgebaut ist. Die Bandbreite (SWR 1:1.5) beträgt in meinem Fall ca 90kHz. Das ist das Handicap, das man sich im Tausch mit der geringen Grösse einhandelt. Stehend aufgebaut ist sie übrigens vertikal polarisiert. Zumindest was die höchst willkommene Flachstrahlung anbelangt. Magloops strahlen aber nicht nur flach, sondern auch steil. Dort ist sie dann horizontal polarisiert. Aber das interessiert keinen. Von NVIS im 10m Band habe ich noch nie etwas gehört.

Die Richtwirkung ist ausgeprägt und in der Kreisachse treten Nullstellen auf, die sich hervorragend zum Ausblenden lokaler Störungen eignen.

Diese unscheinbare Antenne hat zwar den Nachteil der geringen Bandbreite und man muss bei grösserem QSY nachstimmen. Aber sie hat noch einen Spezialbonus zu bieten:

Man kann sie problemlos auch auf 25Mhz, 21MHz und 18MHz abstimmen. Der Wirkungsgrad sinkt dann auf 67%, 52% und 39%. Auch die Bandbreite nimmt dann ab. Mein Exemplar läuft auch noch auf 14 MHz. Gemäss Looprechner noch mit 21% Wirkungsgrad. Bei Mehrbandbetrieb muss dann für die Position der Koppelschleife ein Kompromiss gefunden werden, um auf allen Bändern ein akzeptables SWR hinzukriegen. 

Berechnet wurde sie mit diesem Looprechner hier. Die Bandbreite wurde gemessen. 


Donnerstag, 18. Februar 2021

Aus einer Magnetloop wird eine geschrumpfte Quad

 


Als ich kürzlich den neusten Old Man das HBradio (Vereinsorkan der USKA) durchblätterte, überkam mich eine unverhoffte Depression. Seit Monaten experimentiere ich nun mit Magnetloop Antennen und jetzt sehe ich unverhofft eine Antenne, die zwar so aussieht wie eine Magnetloop aber eine verkürzte Quad sein soll. 

Die beschriebene Antenne ist für das 80m Band ausgelegt und löst das Antennenproblem des Dichte gestressten Funkamateurs auf wunderbare Weise. 38.2% Wirkungsgrad soll sie haben: -4.18dB. Ob dBi oder dBd ist wurscht, ist ja bloss ein Detail. Ein Schema oder eine Masszeichnung gibt es nicht, da müssen ein paar Fotos herhalten. Aber dem Besenstiel nach, an dem das Teil hängt, kann diese Schrumpfantenne nicht grösser sein, als eine Magloop mit ca 1.5m Durchmesser. Plus - Minus. 

Ich werde sofort meine Magnetloop Antennen auf diesen neuen Typ umbauen. Das meiste Material kann ich ja weiterhin gebrauchen. Ich muss bloss das Halbzoll Cellflex gegen 6mm Intallationsdraht austauschen. Den Kondensator darf ich behalten und auch das Gestell. Nur bei der Kaeferlein im Garten wird's etwas schwieriger. Wie biege ich das kreisrunde Alurohr in ein Quadrat um?  

Leider habe ich das Schrumpf-Prinzip nicht ganz verstanden. In der geschrumpften Quad soll es eine Art Phasenverschiebung geben und sie soll ähnlich wie ein verkürzter Dipol funktionieren, dessen Enden zusammengeführt und über einen Kondensator verbunden werden. Vielleicht liegt das Geheimnis dieser Antenne darin, dass der Installationsdraht doppelt gemoppelt und kunstvoll geflochten wird. Wobei eine Hilfsperson ihren Fuss einsetzen muss, wie aus der Beschreibung zu entnehmen ist. So erhöht sich der Strahlungswiderstand angeblich auf das Sechsfache gegenüber einer gleich grossen Magnetloop Antenne. Das schlägt sich natürlich im Wirkungsgrad nieder.  

Die Antenne soll hauptsächlich senkrecht in den Aether strahlen. Ideal also für NVIS-Verbindungen. Diese Eigenschaft sei der quadratischen Form und der Speisung im Apex zu verdanken. Mein Speiseloop ist bereits oben. Ich brauche also bloss von rund auf quadratisch umzusteigen. Schade, ich habe mich schon gut an die Kreise gewöhnt und sie gefallen mir auch besser als Quadrate. Aber der Strom scheint Ecken mehr als Rundungen zu lieben. Apropos Strom. Auf den muss ich, dem Aethergott sei Dank, nicht verzichten. Er soll übrigens in der gleichen Grössenordnung liegen wie bei einer Magnetloop. Ob der auch in der Schrumpf-Quad in der ganzen Schleife überall gleich gross ist? Übrigens eine typische Eigenschaft kleiner magnetischer Antennen.  

Auch auf die Spannung am Kondensator muss ich nicht verzichten; sie soll dort ebenfalls im Kilovolt-Bereich liegen wie bei einer Magloop.  

Dafür bekomme ich mehr Bandbreite fürs Geld. Gut dreimal soviel wie bei einer vergleichbaren Magnetloop. Dazu hat der Autor jede Menge Formeln in seinen Artikel gegossen. Sie kommen mir alle irgendwie bekannt vor. Vermutlich bin ich denen schon bei den Magloops begegnet. 

Wie schreibt der Autor und Erfinder dieser neuartigen Antenne in der Einleitung so schön: "Die Resultate der Loop Rechner sind ernüchternd." Dem kann ich nur beipflichten. Deshalb trinke ich immer einen Schnaps oder zwei, bevor ich so einen Rechner benutze. "Da ist jede Dummy Load gleichwertig", fährt der Autor fort. Wie wahr, wie wahr. Von jetzt an baue ich nur noch Schrumpfquads und keine Magnetloops mehr. 

Eine ähnliche Idee hatte wohl auch DL4CS. Er hat die Nyfaz-Antenne erfunden. Derweil rüsten die Hersteller von MagnetLoop Antennen auf. Precise RF hat nun eine Magnetloop, die 1.5  KW macht. Natürlich mit einem Vakuum-Drehko drin. Der Preis für das Teil ist noch nicht bekannt, aber er dürfte heftig sein.  Also wenn ich die wär, so würde ich sofort auf geschrumpfte Quads umsatteln.

Wenn euch dieses Blog etwas verwirrt und verunsichert, liebe Leser, so ergeht es euch nicht anders als mir beim Lesen des Artikels im HBradio. Ein Fragezeichen jagt das andere. Ich glaub, ich brauch erst mal einen Schnaps. 

 


Montag, 15. Februar 2021

Endlich eine neue Lötstation

 


Eine Lötstation gehört in jede Funkbude. Man muss ja nicht unbedingt an seinem Transceiver rum löten. Aber es gibt immer wieder einen Stecker oder Antennenkontakt, der nach einem heissen Eisen verlangt. Oder plötzlich verspürt man Lust auf einen praktischen Bausatz.

Bei mir war es höchste Zeit die Lötstation zu ersetzen. Die alte, ein ausrangiertes Teil aus der Industrie, begann zu spuken und war über die Jahre unansehnlich geworden. Nur Dank diverser Flicken konnte sie sich über Wasser halten.

Ich habe mich für eine Weller WE1010 entschieden. Doch auf welche Kriterien - abgesehen vom Preis - sollte man achten, wenn man sich eine Lötstation zulegt?

Als ich lernte, dieses Instrument am richtigen Ende anzufassen und gute von kalten Lötstellen zu unterscheiden, gab es noch keine Lötstationen. Es gab bloss Lötkolben. Die hatten einfach ein Netzkabel dran und wurden an eine 220V Dose angeschlossen. Diese Urkolben gibt es zwar immer noch, aber ich rate davon ab.

Denn die elektronischen Komponenten sind sensibler geworden. Nicht nur punkto elektrostatische Entladungen (ESD), sondern auch punkto Löttemperatur. Eine Lötstation ist mittels Trafo vom Netz getrennt, der Lötkolben arbeitet mit Niederspannung und die Temperator des Kolbens lässt sich exakt einstellen und wird auch stabil gehalten.

Wie die meisten technische Dinge, sind auch Lötstationen in ihrer Bedienung komplizierter geworden. Ihr erinnert euch vielleicht an unsere ursprünglichen Autoradios. Da gab es einen Knopf für die Senderwahl und einen für die Lautstärke. Das Teil war blind bedienbar. Genauso ist es mit den Lötstationen. Neue Alleinstellungsmerkmale mussten her und die Entwickler liessen sich jeden unnötigen Schnickschnack einfallen. Doch was ist wirklich wichtig?

1. Die Temperatur soll einfach einstellbar sein. Das Gerät ohne Blick ins Manual bedienbar.

2. Das Kabel zum Kolben muss hochflexibel und temperaturbeständig sein. Nichts nervt mehr, als steifes Kabel, das einem immer im Weg ist und bei dem kleinesten Missgeschick Brandlöcher bekommt.

3. Die Ersatzspitzen für den Kolben müssen in verschiedenen Formen erhältlich und marktgängig sein. Auch nach 10 Jahren sollte man sie noch problemlos beschaffen können. Das ist bei exotischen Lötstationen keineswegs sicher. Zudem sollten sie nicht allzu teuer sein. 5 Euro +/- ist ein guter Richtwert. Die WE1010 benutzt die LT-Spitzen, ein langjähriges Standardprodukt von Weller. Dank dem Umstand, dass das Heizelement im Kolben und nicht in den Spitzen sitzt, sind sie relativ preiswert. Ich empfehle eine breite Spitze LTA fürs Grobe und die feinere ETC für feine Lötarbeiten. Wer SMD lötet, sollte als dritte Spitze noch eine ETHL oder z.B. eine ETSL in der Schublade haben. Die Spitzen lassen sich leicht auswechseln. Von gebogenen Spitzenformen rate ich ab. Ich habe ja auch noch keinen gesehen, der mit einem gebogenen Bleistift schreibt ;-)

4. Die Lötstation sollte über eine Standby Funktion verfügen. Nach einer gewissen Zeit - noch besser: nach einer Zeit des Nichtgebrauchs - fährt die Temperatur auf einen Wert runter, der die Verzunderung der Lötspitze minimiert. Das erneute Hochfahren sollte keine lange Zeit in Anspruch nehmen.

5. Die Benutzung eines nassen Schwämmchens zur Reinigung der Lötspitze ist nicht optimal und sowas von gestern. Metallwolle ist die bessere Lösung. Beim WE1010 wird zwar noch das Schwämmchen mitgeliefert, aber ich habe ein "Hundehäuschen" gefunden, das perfekt in die Schwämmchenwanne passt, wie oben auf dem Bild zu sehen ist. Es klemmt sogar ein bisschen und sitzt damit beim Reinigen unverrückbar. Made in China, auf Ebay zu finden (nach soldering cleaner googeln)

Montag, 8. Februar 2021

Operation mit Komplikationen, Patient lebt (noch)

 


Wie bereits gemeldet, hatte mein Icom IC-7300 ein Problem mit einer Inkontinenz, die sich in einer Demenz äusserte. Er verlor jeweils über Nacht den Strom seiner Uhrenbatterie, die genau genommen keine Batterie sondern ein Akku ist. Beim Aufwachen wusste er jeweils weder Datum noch Wochentag und auch nicht, wie spät es ist. Er dämmerte gewissermassen zeitlos vor sich hin. 

Eine Operation war also fällig. Natürlich wurde der Patient vorher ins Komma versetzt. Das heisst, der Strom wurde abgeklemmt um nervöse Reaktionen wie Rauch oder Funkenwurf auszuschliessen. 

Natürlich haben wir Bastler es wesentlich einfacher als die Chirurgen. Geht mal was schief, können wir einfach einen neuen Patienten kaufen. So ging ich guten Mutes und mit einem Beruhigungstrunk ans Werk.

In einem ersten Schritt wurde der Patient in Rücklage positioniert. Dann wurde die Bauchdecke geöffnet. Und zwar mit folgendem Operationswerkzeug:


Dieser JIS-Schraubenzieher....ja, ja ich weiss, in gewissen Gegenden heisst das Teil auch Schraubendreher....also dieser Schraubenzieher verhindert eine Verletzung der Verschlussorgane des Patienten. Der ist nämlich ein waschechter Japaner und hat andere Schrauben als wir.

Nachdem die Bauchhöhle offen vor mir lag, konnte das kranke Teil sofort erspäht werden. Es besteht übrigens keine Notwendigkeit, andere Organe des Patienten zu entfernen um die Operation erfolgreich durchzuführen. Wer glaubt, den ganzen Patienten zu diesem Zweck zerlegen zu müssen, sollte lieber die Finger davon lassen. 

Die Blase Der Akku ist zwar winzig klein, aber leider ist er fest mit den Lebensadern des Transceivers verlötet. 

Da hilft - wie so oft - nur Power. Der kommt aus dem zweitwichtigsten Instrument des Operateurs. Das wichtigste ist übrigens die Zwickzange. Und da passierte auch gleich das erste Malheur. Eine der Lebensadern löste sich vom Körper - in einschlägigen Kreisen auch Leiterplatte genannt. Der Schreck war gross und liess meine Hand unwillkürlich zittern. Dieser leichte Tremor bescherte dem nächstliegenden Teil einen kleinen Sprutz flüssigen Zinns. Das war Fehler Nummer zwei.

Da der Patient stromlos war, passierte kein weiteres Unglück. Trotzdem werde ich noch an weiteren Patienten üben müssen, um mich in dieser Operation zu perfektionieren. Aber meine Funkkollegen haben ja noch genügend 7300er um damit zu üben. Sofern sie mir einen entsprechenden Freibrief mit Verzicht auf jeglichen Schadenersatz unterzeichnen, steht dem nichts im Wege.

Wie die meisten Filme haben auch die meisten Operationen irgendwie ein Happy-End. Lebt der Patient, freut er sich, stirbt er, freuen sich die Erben. So gelang es mir schliesslich, die Beschädigungen notdürftig zu vertuschen. 

Der Rest war ein Kinderspiel. Ich entschied mich für das bewährte zweiseitige Klebeband und drückte dem nächstliegenden Organ - es ähnelt einem viereckigen Tausendfüssler - einen Batteriekasten aufs Dach. Ein Stent Eine Schottky-Diode verbindet diesen mit dem Pluskontakt des entfernten Akkus. Es ist eine 1N6263 aus meinem Erste-Hilfe-Kasten. Ein Teflon isolierter Draht stellt die Verbindung zur Masse her und schliesst den Kreislauf des Ersatzorgans. Zum Schluss setzte ich eine CR2032 in den eingeklebten Batteriekasten. Damit kann er die nächsten 10 Jahre sicher leben, ohne dass ihm der Strom vor seiner Zeit ausgeht.

Nachdem ich kontrolliert hatte, ob ich nicht etwa eines meiner Instrumente im Bauch des Patienten vergessen hatte - den Lötkolben, die Zwickzange oder den JIS-Schraubendingsbums - konnte ich die Bauchdecke wieder schliessen.

Ob ihr es glaubt oder nicht: der Patient lebt noch, und das wichtigste: seine Inkontinenz ist beseitigt. Er behält nun den Strom über Nacht und weiss am Morgen noch, wie spät es ist.


Wenn man schon mal einen Patienten auf dem Operationstisch hat, kann man gleich auch noch andere Dinge erledigen. Wie ihr wisst, haben die meisten Menschen überflüssige Organe, die problemlos entfernt werden können, wie zum Beispiel Blinddarm oder Gallenblase. Bei Funkgeräten ist es nicht anders. Ein Teil, das mich immer sehr gestört hat und meinem 7300er wie ein Klotz am Fuss hing, ist dieses unsägliche EMI-Filter. Ein europäischer Furz, da hier die Normen strenger sind als anderswo. Vielleicht ging es nur um ein dB oder zwei, das entzieht sich meiner Kenntnis, aber Icom musste bei den 7300ern für Europa nachrüsten. 

Innerlich ist es ein wunderbares Teil mit zwei Drosseln und einer Handvoll SMD-Kondensatoren:


Ohne schlechtes Gewissen habe ich es ausgebaut, denn meine selbstgebauten Netzteile enthalten bereits ähnliche EMI-Filter. Die Filterplatine wird derweil in meiner Bastelkommode verstaut. Vielleicht baue ich nochmal ein Netzteil, dann kommt mir das Teil sicher kommod.

Oberstes Bild: Sahara-Staub färbt den Himmel wie über Tatooine - nur die zweite Somme fehlt ;-)

 

   

Samstag, 6. Februar 2021

Eine kurze Wanderung durch den Wald der Wunderantennen


Zu den beliebtesten Antennen gehört die Klasse der "Wunderantennen". Das Web ist voll davon und auch im neusten Rothammel sind viele davon aufgelistet. Das Antennenbuch der Amateure ist kein Blog und darum heissen diese Antennen dort "Kompaktantennen". Doch wer auf Seite 457 die Einführung zu den Kompaktantennen liest, der staunt. Die Antennen jenseits von Maxwells Gleichungen werden schonungslos zerlegt. 

Aber was ist eine "Wunderantenne?"

Natürlich eine, die ein Wunder verspricht. 

"Wunderantennen" sind Winzlinge, passen auf jeden Balkon und sind angeblich unheimlich wirkungsvoll. Sie sollen fast so gut sein wie ein ausgewachsener Dipol und in manchen Fällen sogar besser. Denn sie folgen eigenen physikalischen Gesetzen, die extra für sie erfunden wurden. Erstaunlich, dass noch keine Demonstrationen für oder gegen Wunderantennen stattgefunden haben. Denn gegen normale Antennen, die den maxwellschen Gleichungen unterliegen, wird durchaus demonstriert und sie sind auch Gegenstand von Verschwörungstheorien (5G). Nur bei Wunderantennen nicht. Seltsam.

Doch wieso gibt es überhaupt diese Wunderantennen? 

Dafür gibt es hauptsächlich zwei Gründe:

1. Die meisten Funker in unserer verdichteten Gemeinschaft verfügen nicht über unbegrenzten Platz und sind durch allerlei Vorschriften eingeengt. Wunder-Transceiver kann man sich heutzutage leisten, fernöstlichen Bestückungs- und Lötrobotern sei Dank. Da ist es nur normal, dass auch dieses lästige Zubehör namens "Antenne" über Wundereigenschaften verfügen sollte. Nicht wahr?

2. Der Aether ist tolerant. Auch den verrücktesten Gebilden gelingt es, elektromagnetische Wellen abzusondern, solange nur ein Elektron in irgend einer Leiterstrecke beschleunigt wird. Eine Antenne zu bauen, die nicht strahlt, ist ein Kunststück. Ja, man könnte sagen: es wäre ein wahres Wunder.

Wunderantennen werden nicht wie herkömmliche Antennen gemessen, die Beurteilung ihrer Wirksamkeit erfolgt anekdotisch. Werden sie mit klassischen Antennen verglichen, hängen die Vergleichsexemplare niedriger oder sind anders polarisiert. Die anekdotische "Messung" hat einen entscheidenden Vorteil, der bei Wundern wichtig ist. Denn Wunder sind stochastische Prozesse und nicht beliebig reproduzierbar. 

Wie überall ist immer der Wunsch der Vater der Gedanken. Man glaubt, was einem in den Kram passt und im Notfall wird das Tor in den Schuss verlegt.  

Ein klassisches Beispiel einer Wunderantenne sind die so genannte EH-Antennen und ihre Varianten. Einer, der sich intensiv damit beschäftigt hat, ist M0ZRF. Er hat Vergleichsmessungen im 10m Band angestellt und zu diesem Zweck einen Kiwi-Empfänger in seinem Elternhaus installiert, das 3 Meilen entfernt von seinem QTH liegt. Also Vergleich via Grundwelle unter Ausschluss der Ionosphäre. Sein Fazit: EH-Antennen sind 6 bis 10 dB schlechter als herkömmliche Dipole und Vertikalantennen. Das ist nicht viel in Anbetracht ihrer Grösse und ich denke, das grenzt fast an ein Wunder. Allerdings konnte er das von den EH-Anhängern propagierte Funktionsprinzip nicht bestätigen. Er findet, dass diese Antennen so funktionieren, wie andere extrem verkürzte Antennen. Nämlich mit einer Verlängerungsspule und einer "dicken" Endkapazität". Und mit Hilfe des Speisekabels.

Zu dieser Kategorie gehört auch die Isotron Antenne. Es handelt sich bei ihr quasi um einen offenen Schwingkreis mit einer kräftigen Verlängerungskapazität und zwei Alublechen als Endkapazität. Früher hat man dazu Dachlast gesagt. Vielleicht sehen daher die Bleche aus wie ein Hausdach?  Im verlinkten Bericht sehen wir, wie die Beurteilung anekdotisch erfolgt. Einmalig und Hilfe von WSPR und ohne Referenzantenne. Natürlich bezweifle ich diese Resultate nicht. Leider sagen sie nichts aus. Auch mit meinem Blitzableiter kann ich nach Amerika whispern. 

Ein weiterer Kandidat ist die Microvert, der eine wundersame Wirkung nachgesagt wird. Varianten sind die Bierfassantenne und die Ofenrohrantenne. Anything goes.

Berühmtheit hat auch die Haarspray-Dosen-Antenne erlangt. Zu dieser Antennne heisst es: "Mit geringsten Kosten- und Arbeitsaufwand bekommt man mit dieser Antenne ein Exemplar, welches sich mit vielen anderen Antennen messen kann." Offen bleibt nur die Frage, ob man volle oder leere Spraydosen verwenden sollte.

Ich habe keinen Zweifel daran, dass all diese und weitere Wunderantennen funktionieren. Allerdings nach den von Maxwell in seinen Gleichungen dargelegten Prinzip, wie jede Antenne. Und unter Zuhilfenahme der Speiseleitung, bzw. der Aussenfläche des Mantels des Koaxialkabels. Karl DJ5IL nimmt bezüglich der Microvert kein Blatt vor den Mund. Anstatt mit Anekdoten arbeitet Karl mit Fakten, wie es von einem Professor für Hochfrequenztechnik nicht anders zu erwarten ist. Karl erwähnt denn auch, dass das Koaxkabel den Hauptanteil an der Strahlungsleistung ausmacht.

Im Falle von Wunderantennen im Mobilbetrieb ist es natürlich nicht das Koaxialkabel, das einen wichtigen Teil der Antenne ausmacht, sondern die Karosserie des Fahrzeugs. Dieses Gegengewicht aus Stahlblech ist ja mit vier Gummis vom Boden isoliert.

All diese extrem kurzen Antennen gehen vom falschen Prinzip aus, dass die Fläche für die Abstrahlung der elektromagnetischen Strahlung bedeutend ist. Das ist falsch. Entscheidend ist die physische Länge des von Strom durchflossenen Leiters. Darum kann man ohne grosse Einbusse für einen KW-Dipol auch dünnen Klingeldraht nehmen, anstatt dicke Litze.

Bei all diesen Wunderantennen gibt es ausser dem schlechten Wirkungsgrad noch ein anderes Problem: Sie sind Einbandantennen. Eine Magnetantenne, die ebenfalls sehr klein ist, lässt sich über einen grossen Frequenzbereich abstimmen. Darum poppen die Magnetloops überall aus dem Antennenwald wie Pilze im Herbst. Zudem haben Magnetloops noch einen entscheidenden Vorteil: Es sind symmetrische, in sich geschlossene Systeme. Störungen der Haushaltelektronik durch vagabundierende HF wie z.B. bei Endfeed-Antennen sind dadurch weniger wahrscheinlich.

Zu EH-Antennen und Konsorten findet man auch bei Tom W8JI eine interessante Analyse.