Mittwoch, 29. Dezember 2021

Alles kalter Kaffee?

 


Du hast genug von FT-8, DMR, DX-Jagd, Contesten, von Lang- und auch von Mikrowellen? Und trotzdem liebst du unser Hobby und möchtest nicht auf Briefmarken sammeln umsteigen? 

Du sehnst dich nach neuen Horizonten, doch der Mond ist dir zu fern und EME zu teuer?

Du hast schon fast alles probiert und in deiner Funkbude stapeln sich die Selbstbaugeräte bis zur Decke?

Dann ist es Zeit für etwas wirklich Neues.

Aber zuerst wünsche ich dir und all den anderen Lesern dieses Blogs alles Gute zum neuen Jahr. Mögen dir die Götter hold sein und deine Wege mit Wohlwollen beobachten. Ich wünsche euch allen, dass ihr von der Pandemie verschont bleibt und weiterhin viel Spass mit unserem Hobby habt.

Und für den, der die obenstehenden Fragen mit Ja beantwortet, habe ich einen ganz speziellen Vorschlag:

Mach dich auf in das Reich der Terahertz-Wellen. Lichtfunk heisst das Stichwort. Allerdings rate ich von Versuchen mit kohärentem Licht (Laser) ab. Guckt dort jemand mit einem Feldstecher direkt in den Strahl könnte es ihm die Netzhaut ausbrennen. Aufgrund verschiedener Ereignisse mit Lasern sind die Behörden sensibilisiert (Laserangriffe auf Piloten). 

Aber auch mit nicht kohärentem Licht - zum Beispiel aus einer Leuchtdiode - lassen sich interessante Terahertz-Verbindungen machen. Alles über Lichtfunk mit vielen Anleitungen, Schaltplänen und Links findet man bei KA7OEI. Allerdings in Englisch. Wer lieber über das Thema auf Deutsch liest, der wird auf der Seite Lichtsprechen.de fündig. OE2ROL hat sich mit dieser Thematik befasst. Allerdings mit Lasern. DL1RLB benutzt dagegen LED's.  

Funken mit Licht hat eine Geschichte, die älter ist als die Geschichte der Radiowellen. Dazu mehr auf dieser Seite. Auch kommerzielle Dienste benutzen heutzutage die optische Kommunikation für kurze Strecken. Mehr darüber hier.

Natürlich hat auch das Bundesamt für Kommunikation etwas zu dieser Kommunikationsart zu sagen. Li-Fi heisst das Stichwort. Immerhin ist Licht noch nicht reglementiert, mit Ausnahme der Vorschriften für Laser. Beim Kauf und der Anwendung von letzteren kann man rasch mit dem Gesetz in Konflikt kommen.


Dienstag, 28. Dezember 2021

QRP und halbgares Zeug aus dem Land des Lächelns

 


QRP-Geräte gibt es beinahe wie Sand am Meer. Hier einen Überblick zu behalten ist schwierig. Dabei kann vielleicht dieses Blog helfen. Tom K4SWL widmet sich auf seiner Seite fast ausschliesslich diesem Thema. Mit Interesse habe ich zur Kenntnis genommen, dass er seinen chinesischen uSDX zurückgesandt hat. Erstens wegen dem miesen Empfänger, der oft schon mit einem S9-Signal überfordert sei, und zweitens wegen dem unsauberen Sendesignal. Dabei legt er aber Wert auf die Feststellung, dass die chinesischen Klone des uSDX nicht identisch sind mit dem ursprünglichen Open Source Projekt, das von Guido PE1NNZ und Manuel DL2MAN entwickelt wurde. 

Überhaupt scheint zurzeit viel Halb- und unfertiges Zeug aus den chinesischen Klonküchen zu kommen. Auch Xiegu kämpft bei seinem X6100 mit Software-Problemen. Die scheinbar günstige Alternative zum Icom IC-705 scheint sich noch immer im Prototyp-Stadium zu befinden.


 Wer gerne QRP arbeitet, sollte CW können. Zwar geht Low Power auch in SSB, doch man verpasst mehr als die Hälfte des Spasses, wenn man sich nur auf SSB beschränkt. Abgesehen davon, dass QRP in SSB recht mühsam sein kann. Natürlich kann man auch FT-8 machen, wenn man zusätzlich noch einen Computer auf den Berg schleppen will. Doch der CW-Decoder im Kopf des Operateurs braucht keinen zusätzlichen Platz im Rucksack, wiegt nichts und ist überall immer dabei. 

Es gibt einen einfachen Weg, morsen zu lernen, und zwar Online. In diesem speziellen Fall, ohne ein Programm auf seinem PC installieren zu müssen. 

Vielleicht ist das auch der Moment, mal auf die Morseübungssendungen des HTC - Helvetia Telegraphie Club - aufmerksam zu machen. Sie finden jeden Montag um 19:00 "Küchenzeit" auf der Frequenz 3569kHz +/- statt. Die Übungen beginnen mit Tempo 60BpM. Darauf folgen Texte mit 80, 100, 120 und 140BpM. von Tempo 100 an aufwärts wird nur noch Klartext gegeben, da spätestens bei diesen Tempi nicht mehr mitgeschrieben wird. Ausser von Freaks. 

In den letzten Wochen hatte ich aber Mühe, hier im Alpental die Übungssendungen zu empfangen. Am Abend sank die MUF für NVIS-Verbindungen oft unter das 80m Band und ich befand mich daher in der toten Zone

Zum Bild oben: Meine Ferrit-Antenne macht immer wieder Freude. Oft lasse ich WSPR nachts auf Mittelwelle im 630m Amateurfunk-Band laufen und schaue dann morgens, was mir so alles in das Netz gegangen ist:


Erstaunlich, was dieser Winzling im Shack empfangen kann. Senden geht leider nicht so einfach. Doch für nächsten Winter habe ich mir vorgenommen, im Schutze der Nacht mal einen Draht in die nächste Tanne zu werfen. 

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Sonnenflecken und parallele Welten

 


Der Amateurfunk ist ein Multiversum. Unzählige Welten existieren scheinbar unabhängig voneinander. Man könnte zwar meinen, sie seien alle durch das gleiche Medium verbunden - den Aether. Doch das ist keineswegs so. Manche dieser Welten sind zu grossen Teilen durch das Medium Internet miteinander vernetzt und haben nur am Rande etwas mit "Funk" zu tun.

Es gibt nur eine Basis, die alle vereint: die Naturwissenschaften. Insbesondere die Physik und Mathematik. Die klassische Welt der Kurzwellen ist zudem untrennbar mit der Astrophysik verbunden. Ohne Sonne geht nichts. Nur die Jünger der Mikrowellen und der digitalen Chaträume können sich darum foutieren. Allerdings nur bis zum nächsten Carrington Ereignis

Ob Digitalfunk von Computer zu Computer oder SSB und CW: der geneigte Kurzwewllen-Funker muss sich mit den Launen unseres Zentralgestirns auseinandersetzen. Sonst tappt er im Dunklen. Darum schauen wir heute mal, wie es der Sonne geht. 

Sie hat das Tief ihrer Aktivität 2020 durchschritten und damit den Zyklus Nr. 24 abgeschlossen, um dann den neuen Nr. 25 zu beginnen. Natürlich hat sie viel mehr Zyklen auf dem Buckel, ist sie doch bereits 4.57 Milliarden alt. Doch erst Rudolf Wolf begann mit der Zählung - aufgrund alter Beobachtungsdaten.  Seine Nummerierung begann mit dem Zyklus Nr1 im Jahre 1749, also lange vor Wolfs Geburtstag (7.7.1816). Begonnen hatte die Beobachtung der Sonnenflecken durch Astronomen aber bereits im Jahre 1610 nach der Entwicklung des Teleskops. Von Radiowellen wusste man damals noch nichts. Erst 1886 wurden die elektromagnetischen Wellen durch Heinrich Hetz entdeckt. Aufgrund von Maxwells Theorien.

Aber es dauerte dann noch ein paar Jahre, bis die Ionosphäre entdeckt und verstanden wurde. Heaviside sagte sie 1902 voraus, Appleton wies sie 1924 nach. 1947 erhielt er dafür den Nobelpreis.  

Jetzt hat unsere Sonne also ihren 25. Zyklus begonnen. Bisher hält sie sich ungefähr an die Prognosen. Mit zunehmender Sonnenaktivität werden auch die Bedingungen auf den Kurzwellenbändern besser. Tagsüber öffnet sich das 15m Band und manchmal steigt die MUF bis ins 10m Band hoch.

Gemessen wird die Sonnenaktivität an der Anzahl Sonnenflecken. Hier das aktuelle Sonnenflecken-Diagram des Königlich Belgischen Observatoriums 


Oberstes Bild. Hoch über dem Kopf des Operateurs schwebt die DX-Antenne: Eine kleine Loop für die Bänder 10 bis 20m.



Montag, 20. Dezember 2021

Dies Das Ananas

 


Die Tiefen des Webs sind unergründlich und wer gerne taucht, findet immer wieder Erstaunliches. So zum Beispiel die Seite von Dimitris SV8ANW auf QRZ.com. Er macht Morsetasten, wie ich sie noch nie gesehen habe. Da dürfte sogar Pietro Begali staunen. Allerdings fehlt ihnen etwas: nämlich die Schönheit. Sie sind strunzhässlich. Meines Erachtens müssen Morsetasten nicht nur gut in der Hand liegen und exaktes Geben ermöglichen. Sie müssen auch schön sein. Trotzdem: Dimitris Seite ist einen Besuch wert. Scrollt man weiter durch seine Seite, entdeckt man auch interessante Antennen-Projekte, Antennentuner und eine Anleitung zum Umbau eines dynamischen Mikrofons auf ein Elektret-Mikrofon.

Apropos. Da habe ich doch kürzlich eine Taste aus China entdeckt, die es mir angetan hat. Wie bei den schwedischen Tasten, befindet sich ihr Kontakt hinter der Hebelachse. Da ich gerne mit dem "Hammer" morse anstatt dem Paddel, werde ich mal die paar Dollar riskieren und schauen, was mir Alibaba und seine Räuber schicken. Auch der Holzknopf der Taste hat mir gefallen. Schliesslich ist der Knopf der Berührungspunkt zwischen Hand und Maschine - gewissermassen das Interface. So habe ich vergangene Woche den lieblos gemachten Plastikknopf meiner Vibroplex durch einen schönen Holzknopf ersetzt. Danke lieber Martin! Holzknöpfe für Morsetasten sind meines Erachtens eine echte Marktlücke.


Kürzlich hatte ich einen WSPR-Kontakt mit dem Forschungsschiff Polarstern. Nicht persönlich wie das bei den WSJT-X Betriebsarten so ist. Vielmehr hatte mein Computer Kontakt mit dem Computer der Polarstern. Natürlich habe ich mich gefragt, wo sich das Schiff denn gerade befindet. Hier auf dieser Seite wurde ich fündig. es befand sich zwischen den Kanaren und den Kapverden und fuhr südwärts. Mein WSPR Signal mit 5 Watt im 15m Band lief übrigens auf der kleinen Loop (Durchmesser 80cm) unter dem Dach. Irgendwie finden meine Wellen also doch den Weg aus dem Alpental raus.

Natürlich gings talauswärts. Aber auch talaufwärts schien es zu funktionieren. Wurde mein WSPR-Signal doch auch in Thailand, Australien und Neuseeland aufgenommen. So eine Magnetloop ist ja eine Richtantenne und man sollte sie entsprechend ausrichten können. Damit das gelingt, muss man wissen, wohin die Laterne zünden soll. Am besten mit einer Azimutkarte. Die findet man zum Beispiel hier.

Ihr interessiert euch sicher auch für Physik, ist doch unser Hobby ein physikalisches. Hier findet man einen Überblick über die Vorlesungs-Experimente der ETH in Zürich. Eine wahre Goldgrube für den interessierten Laien. Eine weitere Quelle physikalischer Erkenntnis habe ich in der Innerschweiz gefunden - im Sarganserland. Auch hier trifft man auf Dies, Das, Ananas.

Zum Schluss machen wir noch einen Streifzug durch den Aether. Zum Beispiel zum letzten Langwellensender, der in Europa noch in Betrieb ist. Dreht man an seinem alten Radio über das Langwellenband, so hört man heutzutage nur noch Rauschen und Knacken. Die Dinosaurier des Radiozeitalters sind verschwunden. Nur noch ein Signal steht wie ein Leuchtturm inmitten des vereinsamten Langwellenbandes: RTL auf 234 kHz aus Beidweiler in Luxemburg.  Hier geht's zu einem Überblick, wer sonst noch auf der Welt auf Langwelle Radio macht.

Heute kann man ja die meisten Radiostationen über das Web empfangen. Auch ganz exotische. Der Kurzwellenhörer, englisch SWL genannt, ist deshalb ein sterbender Schwan. Trotzdem findet man immer noch Interessantes auf der kurzen Welle. Es muss ja nicht unbedingt eine Rundfunkstation sein. Interessant sind auch die VOLMET Stationen, die von verschiedenen Orten aus der ganzen Welt Wettermeldungen für die Flugzeuge absetzen. Sie arbeiten mit wesentlich geringeren Leistungen als die Rundfunksender und sind u.a. auch gute Indikatoren für die Ausbreitungsbedingungen. Allerdings werden auch hier immer mehr Stationen abgeschaltet. Satelliten sind an ihre Stelle getreten. Und so werden sie, wie früher die Funker in den Flugzeugen, auch aussterben. Vielleicht wird man sich aber nach einem verheerenden Sonnensturm wieder an sie erinnern.  

Mittwoch, 15. Dezember 2021

Restaurierung eines Icom IC-260

 


Icom's erster Allmode Mobiltransceiver auf dem europäischen Markt war der IC-245E. Er erschien  Ende der Siebzigerjahre. Ein Gerät in Kubus-Form. Er wurde nicht nur als Mobiltransceiver, sondern auch als Heimstation eingesetzt. Anstelle der grösseren und teureren IC-201 und IC-211, die als Heimstationen konzipiert waren. Einige Exemplare des IC-245 sind heute noch in Betrieb.  

Darauf folgte der IC-260 ein paar Jahre später. Seine Gehäuseform gleicht bereits modernen Mobilgeräten und natürlich der grossen Masse an CB-Transceivern aus der damaligen Zeit. SMD-Technik war damals noch Zukunftsmusik und die Komponenten waren damals noch bedrahtet (mit Drähten versehen) und die Leiterplatten wurden von Hand gelötet. Integrierte Schaltungen wurden wo möglich eingesetzt, doch die Integrationsdichte war im Vergleich zu heute gering. Die Handarbeit machte die Geräte vergleichsweise teuer. Erst die Bestückung mittels Roboter und das Löten mit Reflow-Verfahren machten sie so günstig wie sie heute sind. Ohne diesen technischen Fortschritt würde heute z.B. ein IC-7300 fünftausend Franken oder Euro kosten.

Kürzlich habe ich ein Icom IC-260 im Internet ersteigert und das Teil liegt nun auf meiner Werkbank. Occasionsgeräte auf einer Internet-Plattform zu kaufen, ist immer ein grosses Risiko. Genauso wie auf dem Flohmarkt. Auch wenn ein Verkäufer kürzlich geschrieben hat, man solle ihm bitte keinen Preisvorschlag schicken, Ricardo sei schliesslich kein Flohmarkt. Blödsinn, natürlich sind Ebay, Ricardo und Konsorten Flohmärkte!

Ich habe noch selten ein gebrauchtes Funkgerät erstanden, das vollständig in Ordnung war. Irgendeine Macke haben sie alle. Man muss also bereit sein, das Gerät selbst zu reparieren oder den Kaufpreis abzuschreiben. Ich erinnere mich zum Beispiel an kaputte Antennentuner in den Icom IC-737 und IC-738. An defekte Anzeigen und Treiber im IC-7400 und an vollständig blockierte Drehknöpfe für die Frequenzeinstellung. Manche Geräte kamen daher, als hätte sie eine Kuh im Maul gehabt. Dreck von Jahrzehnten ungewaschener Hände. Andere wiesen versteckte Defekte auf und stellten ihren Betrieb nach ein paar Stunden ein. Ist mir aber auch schon passiert. Viele Geräte liegen ja Jahre lang rum. Standschäden.

Beim IC-260 hatte ich Glück. Das Gerät ist in einem erstaunlich guten Zustand und sehr sauber. Man sieht, es wurde pfleglich behandelt - oder wenig gebraucht. Auf jeden Fall nicht in einem Auto zu Tode geschüttelt. Zwar kam es ohne Mikrofon - wie man aus der Ausschreibung erraten konnte. Dafür mit einem schönen Manual inklusive Schema und Platinen Layout. Ein Service-Manual zum IC-260 gibt es übrigens nicht. Da hilft alles Suchen im Web nix. Es wurde nie eins zu diesem Gerät geschrieben. Erst sein Nachfolger, der IC-290 erhielt wieder ein Service-Manual.

Mitgeliefert wurde ein aktuelles Messprotokoll. Eine Rarität, bzw. für mich ein Novum. Und in der Tat ist das Teil funktionsfähig und braucht im Prinzip lediglich einen Check-up und einen Neuabgleich des Referenz- und des Seitenbandoszillators. Etwas, das ohne gute Messgeräte nicht so einfach möglich ist. Zumal man noch das richtige Vorgehen, mangels Service-Handbuch, aus dem Schema herausfinden muss. 

Für Bastler gibt es hier zwar einen Trick, den ich euch verraten werde: ein genauer KW-Transceiver, in meinem Fall der IC-7300 bekommt als Antenne eine kleine Koppelschleife. Diese wird dann in die Nähe der Oszillatorschaltung gebracht, um damit auf KW die Oszillatorfrequenz zu empfangen. Mit der Hilfe eines Audio-Spektrum-Programs auf einem angeschlossenen Computers kann dann die Frequenz aufs Hertz genau eingestellt werden. Ohne Frequenzzähler, hi.

Wer sich nicht in der Schaltungstechnik auskennt, ist kaum in der Lage, alte Funkgeräte wieder in Schuss zu bringen. Dazu braucht es auch etwas Labor-Equipment. Sonst ist die Lage hoffnungslos. Alte Geräte befinden sich am Ende ihrer Lebenskurve. Auch wenn sie noch funktionieren, sind Fehler viel wahrscheinlicher als bei Neugeräten. Besonders bei jenen vor der SMD-Ära. Wer nicht reparieren kann oder keine kompetenten Freunde hat, dem bleibt nur die Entsorgung. Reparaturgeschäfte, sofern man sie überhaupt finden, haben hohe Stundensätze und die Fehlersuche ist vielfach eine langwierige Angelegenheit. Besonders bei sporadisch auftauchenden Fehlern. Hinzu kommt, dass viele Ersatzteile nicht mehr erhältlich sind.

Darum habe ich zum Teil Mühe, die Mondpreise zu verstehen, die manche Verkäufer für ihr altes Zeug verlangen. Wieso sollte ich für einen alten KW-Transceiver acht und mehr Hunis hinlegen, wenn ich für ein paar Hunderter mehr ein neues Gerät bekomme? Mit Garantie, notabene.

Bei den KW-Transceivern gibt es noch einen weiteren Grund, der gegen ältere Geräte spricht: Quarzfilter als Zubehör. Mache ich gerne CW, möchte ich entsprechende Filter. Kein Problem bei neuen SDR-Geräten. Dort sind sie standardmässig "eingebaut". Bei den Veteranen muss ich eines oder mehrere zusätzliche Quarzfilter kaufen. Oft sind diese sauteuer und kaum mehr erhältlich. Es gibt sogar "Oldtimer", die noch in Produktion sind und dieses Problem haben: FT-817 und FT-818 von Yaesu. Bei den Autos würde man sie wohl als Newtimer bezeichnen. Eine Anomalie, die nicht gerade Vertrauen erweckend ist.

Doch zurück zu meinem IC-260: 

Mit fehlenden nicht flüchtigen Speichern und ohne CTCSS entspricht das Teil nicht mehr heutigen Ansprüchen. Doch für direkten FM-Verkehr und insbesondere für SSB-Betrieb ist es so gut brauchbar, wie heutige Transceiver. Diese 40 Jahre alten Geräte nehmen es punkto Empfindlichkeit mit jedem modernen 2m Transceiver auf. Ok, die Sendeleistung von mickrigen 10W haut einem nicht gerade aus den Socken. Aber der IC-705, um nur ein Beispiel zu nennen, ist ja im gleichen Spital krank. Und für diese Krankheit gibt es Booster - genannt Endstufen.

Natürlich ist der IC-260 schwer (2.7kg) und gross, doch zuhause spielt das keine Rolle. Dafür besitzt er noch ein "richtiges" S-Meter. übrigens vom gleichen Typ wie es in den alten President CB-Funken eingesetzt wurde (Bis zum President Jackson II). Es ist erstaunlich genau. Im Nachfolger IC-290 musste es einer lächerlichen LED-Zeile weichen. Dieser Nachfolger ist übrigens nur unwesentlich kleiner und leichter.

Doch wieso habe ich diese alte Kiste überhaupt gekauft?

Ehrlich gesagt, ich weiss es selber nicht mehr so genau. Nostalgie? Impulskauf? Der Geruch alter Elektronik? Oder die Lust, wieder einmal in einem Veteranen rumzuwühlen? Vielleicht werde ich es wieder verkaufen, nachdem ich es lange genug angesehen habe. 

Als Backup für SSB taugt es nicht ohne weiteres. Denn hier oben im Tal hilft auf Dauer nur Power. Aber dem kann man abhelfen. Irgendwo liegt noch ein 90W Modul von Mitsubishi rum. Auf jeden Fall habe ich ihm bereits ein neues Mikrofon spendiert. Die Icom-Mikrophone mit ihren runden 8-Pin Steckern sind allesamt fast kompatibel - über ein halbes Jahrhundert hinweg bis zum heutigen Tag. Aber ich werde dieses HM-36 etwas modifizieren müssen, um auf den notwendigen Talkpower zu kommen. Das vorliegende IC-260 ist nämlich ziemlich schwach auf der Brust.

Einer, der sich auch intensiv mit dem IC-260 beschäftigt hat, ist DU1FV   Ramon wohnt auf den Philippinen und hat ein ziemlich kaputtes 260 wieder zum laufen gebracht. In diesem Land gibt es etwa 7000 Funkamateure und wie man sieht, werden ältere Geräte dort geschätzt und ggf. repariert.

Wie alle Veteranen-Maschinen bedürfen alte Geräte der Pflege und eines regelmässigen Service. Keinem Autoliebhaber käme es in den Sinn, seinen Oldtimer über Jahrzehnte ohne Ölwechsel zu fahren. Passionierte Liebhaber alter Elektronik, die nicht nur fürs Museum sammeln, pflegen ihre Geräte. Manche spenden ihnen auch neue Elkos. Den Ersatz aller Elektrolytkondensatoren im Gerät nennt man "Recaping". Denn Elkos können mit der Zeit schlecht werden. Wärme vertragen sie nicht gut. Befinden sich heisse Komponenten in der Nähe, sinkt ihre Lebensdauer rapide.

Präventiv einfach alle Elkos zu ersetzen, finde ich übertrieben und vor allem gefährlich. Man riskiert dabei, mehr kaputt zu machen als Gutes zu tun. Zwar gab es um die Jahrtausendwende mal die sogenannte Kondensatorseuche, bei der ganze Serien schlechter Elkos produziert wurden. Doch die alten Elkos aus den Siebzigern und den Achtzigern sind qualitativ genau so gut, wie die heutigen. Wurden sie nicht übermässiger Wärme ausgesetzt, funktionieren diese alten Japaner immer noch ausgezeichnet.


Montag, 13. Dezember 2021

Airplane Scatter

 


Mit dem Schnee sind auch im Alpental schwierigere Funk-Bedingungen eingekehrt. Obwohl die weisse Märchenlandschaft wohl nur wenig mit den Aetherwellen zu tun hat. Die Verbindungen aus der Diaspora zu meinen Funkkollegen in der Deutschschweiz sind meist nur noch im 2m Band möglich. Denn die Kurzwelle streikt am Abend. Die Senkrecht-Grenzfrequenz sinkt in der Dämmerung rapide und oft unter das 80m Band. Nur auf 160m wären dann noch Verbindungen über kurze Distanzen via Ionosphäre möglich. Doch dafür fehlt mir der lange Draht. Oft liegt am Abend sogar Mitteldeutschland in meiner toten Zone. Dafür kommen Norddeutsche Stationen und Engländer um so besser rein. Hart an der MUF sind die Signale eben am stärksten. 

Wenn ich das zu erklären versuche, treffe ich nicht immer auf Verständnis. So hörte ich kürzlich von einem alten Funkhasen: "Ionosonde? Nie gehört. Ist das ein neues Funkgerät? Wenn deine Bedingungen schlecht sind, liegt es wohl an deiner Station, denn DX klappt zurzeit bestens."

Seufz. Natürlich steigt die MUF nach Tagesanbruch ebenso rasant und ermöglicht weltweite Verbindungen auf den kürzeren Bändern. Aber ich bin kein DXer, ich bin Europafunker. Der hohe Horizont ringsum bodigt die Flachstrahlung. 

Aber auch im 2m Band habe ich so meine Schwierigkeiten. 50km sind da schon DX. Nicht, dass ich das nicht vorher gewusst hätte. Eine Simulation meiner VHF-Ausbreitung mit dem Program von Roger Coudé VE2DBE zeigt jede Menge "schwarze Löcher" auf der anderen Seite der Berge. Auch nahe Standorte in wenigen zehn Kilometern Entfernung befinden sich in meinem Funkschatten und können weder via Diffraktion noch Reflektion erreicht werden. Zumindest nicht mit einer 6 Element Yagi und 100 Watt. Da müssen dann halt Relaisstationen in die Lücke springen. Aber ich bevorzuge direkte Verbindungen von Antenne zu Antenne.

Und da bin ich wieder auf einen uralten Trick gestossen, der trotzdem kurze QSO's ermöglicht. Nein, nicht EME und auch nicht Oscar 100. Das Stichwort heisst Airplane-Scatter. Verbindungen über Reflexionen an Flugzeugen. Die passende Betriebstechnik vorausgesetzt, klappen solche Verbindungen lange genug, um während einer Minute miteinander zu chatten. Bisher konnte ich solche Airscatter-Verbindungen auf dem 2m Band und auf dem 23cm Band tätigen. Mit Stationen, mit denen eine Verbindung auf direktem Weg sonst nicht möglich ist. 

Natürlich sind das keine Zufallsverbindungen. Beide Funker müssen auf den richtigen Moment lauern und den Flightradar genau verfolgen. Kurze Durchgänge, ähnlich einem Ping-Pong-Spiel mit "Over" und "Roger" wie bei den Profis, führen zum Erfolg. Doch auf die Dauer hilft nur Power. QRP und FM bringen nichts. Die geeignete Modulationsart ist SSB. 

Schon nach wenigen Versuchen bekommt man "das Gefühl" für diese Betriebsart und merkt wie der Hase, bzw. der Flieger, laufen muss, sodass es klappt. Eine spannende Betriebsart, die erfahrene UKW-Contester häufig (unbewusst?) benutzen.

Mehr Info zu Airplane, bzw. Aircraft Scatter findest du hier.  Im Gegensatz zu den dort beschriebenen DX-Verbindungen sind nach meinen Erfahrungen die Signale von Airplane-Scatter Verbindungen auf kurze Distanzen stark. Bis zu S9 auf 50km Distanz. Etwas Antennen-Elevation und breite Strahlungskeulen helfen. Und natürlich Power.

Airplane-Scatter Software von DL2ALF     

Mittwoch, 1. Dezember 2021

Mein IC-7300 bekommt einen separaten Empfängereingang

 


 Kein IC-7300, aber ein Gerät, das ich am liebsten verschrotten würde. Doch darüber und über andere Schwarten in einem nächsten Posting.

Der Icom IC-7300 ist ein bewährtes und weit verbreitetes Gerät. Zwar war sein A/D-Wandler manchmal etwas überfordert, als ich ihn noch an einer ausgewachsenen Drahtantenne betreiben konnte. Doch dieses Problem hat sich mit der Magnet-Loop-Antenne erledigt. Eine bessere Vorselektion als eine MagLoop gibt es nicht. 

Der IC-7300 ist eine Art Volkstransceiver. Er bietet enorm viel für wenig Geld. Er genügt für die meisten Aufgaben und ich glaube nicht, dass ich ein einziges QSO mehr fahren würde, wenn ich ein grösseres und teureres Gerät hätte. Sherwood Liste hin oder her.

Für den furchtlosen Bastler lässt sich der IC-7300 noch erheblich verbessern. Hat man erst den richtigen Schraubendreher zur Hand, einen japanischen JIS PH2, sind die Deckel rasch weg und man staunt ob der erhabenen Schönheit japanischer Ingenieurskunst.

Ist das Auge scharf und die Hand zitterfrei, bringt man dem Gerät rasch den Allbandbetrieb bei. Er kann dann auf allen Frequenzen senden. Von Langwelle bis 75 MHz. Auch auf 11m und in den Piratenbändern. Doch rechtschaffene Funker interessieren sich bloss hörenderweise für diese brandschwarzen Frequenzen. Sie sind mehr daran interessiert, die Lang- und Mittelwelle zu erforschen und im interessanten 4m-Band Neuland zu betreten. Leider ist letzteres in der Schweiz noch nicht zugelassen.

Im 136kHz Band ist die Leistung des IC-7300 nur minim (-10dBm) und mit Harmonischen garniert, die teilweise stärker sind als die Grundwelle. Doch mit Filtern und Verstärkern wird aus diesem Transceiver trotzdem ein veritabler Langwellensender. Besser sieht es im 472 kHz Band aus. Mit seinen 20Watt und einer guten Antenne lassen sich bereits QSO's in CW und Digital fahren. Allerdings bräuchte er auch hier strenggenommen ein Tiefpassfilter. Auch wenn die Antenne mit ihrer Anpassung für dieses Band bereits ein gutes Filter darstellt.

Die zweite Modifikation die mein IC-7300 erhalten hat, war eigentlich ein Flick - eine Reparatur. Die eingebaute Uhr hat nach ein paar Jahren schlapp gemacht. Sie wird von einem winzigen Akku gespeist. Lässt man das Gerät für längere Zeit ohne Strom, wird der Winzling tief entladen und verabschiedet sich in den Akku-Himmel. Das Problem ist bekannt und die Remedur auch.

Gestern habe ich dem Icom noch eine dritte Modifikation verpasst: einen zusätzlichen Empfängereingang. Etwas, das viele OM bei dem Gerät vermissen. Nur für dieses zusätzliche Feature auf einen IC-7610 umzusatteln, wäre übertrieben. Denn dazu gibt es inzwischen nicht nur Anleitungen sondern auch Kits. Bausätze auf Deutsch. Der bekannteste ist der von Inrad. Aber wie die Amerikaner so sind, sie arbeiten gerne mit Cinch-Buchsen - auch RCA Buchsen genannt. Das war schon bei der alten Drake-Line so. 

Ich habe mich gegen die Cinch Lösung und auch gegen das Selbermachen entschieden und auf einen anderen Bausatz gesetzt. Die SMA-Buchsen haben mir besser gefallen als die Cinch. Wer mal mit Mikrowellen zu tun hatte, kann mich sicher verstehen. Viel dazu zu sagen, gibt es nicht. Die nachfolgenden Bilder sprechen für sich. Funktionieren tut die Modifikation und ich kann so meine Ferritantenne separat über einen Umschalter anschliessen, ohne Gefahr zu laufen, sie aus lauter Schusseligkeit mal in den Himmel zu schicken.

Doch nichts ist perfekt, und schon gar kein Bausatz. Der Bausatzbauer hat nämlich nicht gemerkt, dass die SMA-Buchsen für den Gehäusedeckel zu hoch liegen und dieser nicht mehr bündig schliesst. 

Ich hasse es, an einem Gerät zu feilen. Aber es musste sein. Hoffentlich habe ich keine Eisenspäne vergessen.