Dienstag, 19. Mai 2020

Die Antenne - eine Krücke


Im Herbst des Funkerlebens wird die Antenne zur Krücke. Auf wacklige Leitern zu steigen und auf dem Dach rum zu kraxeln liegt nicht mehr drin. Fegt der Sturm den Draht vom Baum, kommt er nicht mehr so leicht wieder rauf wie in jungen Jahren und der Tower im Garten wird zum Monument besserer Zeiten.

Je älter man wird, desto mehr sollte man darauf achten, einfach und ohne Akrobatik seine Antennen selbst reparieren und unterhalten zu können. Jetzt sowieso, denn in der Pandemie ist man auf sich selbst angewiesen und kann kaum Scharen von hilfsbereiten OM aus dem Ortsverband mobilisieren.

Natürlich sollte man das mit der Krücke nicht gerade wörtlich nehmen, wie dieser Funker, der die Krücken seiner Frau zur Antenne verarbeitet hat. Gemäß der Regel: Mehr Aluminium = mehr dB.

Ich habe das Glück, in der Anstalt im Dachgeschoss zu wohnen. Hier bietet ein Dachfenster ganz tolle Möglichkeiten, alle Arten von Antennen leicht anzubringen. Man muss nur aufpassen, dass dabei nichts runterfällt und etwa den Hausmeister oder seinen Hund erschlägt. Sonst kommt man in die Isolationszelle. Die hat zwar Gummiwände aber keine Fenster.

Alles was man draußen vor dem Dachfenster braucht, ist diese praktische Einrichtung:


Wie ihr sehen könnt, hat es sogar für einen Blitzschutz gereicht. Dieser ist aber optional. Den erstens hat es noch nie in die Anstalt eingeschlagen und zweitens kann man die Antenne mit einem Griff entfernen. Man braucht sich dabei nicht einmal aus dem Fenster zu lehnen. Was unter uns gesagt, zu weiteren Komplikationen bis zur Gummizelle führen könnte.

Mit dieser Einrichtung kann der geneigte Funker jede Art von Strahler in Sekundenschnelle montieren und bei Bedarf verschwinden lassen. "War da eine Antenne?" "Sie sehen Gespenster. Besprechen Sie doch das mal mit dem Hauspsychikater."

Alles was unten einen PL-Stecker hat, passt rein. Die meisten Mobilantennen. Zum Beispiel dieses Monster hier für das 2m Band. Aber auch Mobilantennen für Kurzwelle gehen ganz passabel. In diesem Fall ist jedoch der Blitzschutz obligatorisch; sonst fehlt das Gegengewicht. Autos haben ja keine Ziegeldächer.

Gestern habe ich einen Dipol für das 6m Band gebaut, ultraleicht und fast so schnell montiert wie ein Vertikalstrahler. So sieht das von unten aus:


Als Basis dient eine Basis, logisch. Und zwar die einer alten Mobilantenne:


Darauf wird ein Stück einer Angelrute mit passendem Durchmesser gesteckt:




BTW. Bereits diese Angelrute wäre eine interessante Antenne, würde man sie mit einem Stück Draht versehen. Aber wir wollen ja einen Dipol. Also ab in den Keller, dort wo der Hausmeister, der übrigens Putin heißt, wie ihr sicher wisst,  die alten Teebeutel zum Rezyklieren aufhängt. Dort hat es eine Bohrmaschin' und eine Kiste mit Abfallholz. Daraus entstand das Kernstück des Dipols:


Dieses pièce de résistance  besitzt unten ein passendes Loch für das Ende der Angelrute und links und rechts 6mm Bohrungen für die Dipolarme. Diese bestehen aus 6mm Alurohr vom Baumarkt für jeweils die ersten 50cm und einer Verlängerung mit 4mm Vollalu. Die Verlängerungsstücke lassen sich in die Alurohre schieben. Ein kleiner Schlag mit einem Körner fixiert sie bis in alle Ewigkeit.

Man kann die Dipolarme auf die unterschiedlichste Weise kontaktieren. Das ist eine Frage des Geschicks, des Geschmacks und der Fantasie. Ich habe einfach ein 3mm Gewinde reingeschnitten, als sie bereits im Holzstück festsassen. Das Teil wird dann noch wetterfest gemacht. Vermutlich gieße ich einfach Araldit drüber.

Doch nun zu einem wichtigen Punkt, bei dem sich die meisten Bauanleitungen in vornehmes Schweigen hüllen: zur Länge der Dipolarme.

Die Wellenlänge in Meter berechnet sich mit 300/MHz. Bei 51 MHz wären das 5.88m. Ein Viertel davon: 1.47m. Aber da ist ja noch der ominöse Verkürzungsfaktor, je nach Strahlerdicke. Auch die Anschlussschrauben zählen natürlich zur Dipollänge. Bei mir sind beide Äste genau 1.44m bis zum Anschlusspunkt mit der Schraube. Resonanz bei 50.2 MHz.
Wer über einen Antennenanalyzer verfügt, fängt mit 1.46m an und nähert sich dann vorsichtig mithilfe eines Bolzenschneiders dem gewünschten Resonanzpunkt. Wer zuviel abschneidet geht zurück auf Feld Eins.
Aber Vorsicht: lass dich nicht mit dem Bolzenschneider außerhalb der Anstalt erwischen!

Als Mantelwellensperre genügen 3 Windungen durch einen Ringkern deiner Wahl. Für das 6m Band geht praktisch jede Sorte, z.B. ein alter aus einem Schaltnetzteil. Die Mantelwellensperre befindet sich oben beim Einspeisepunkt und nicht irgendwo unterwegs auf dem Koax.

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