Wieder zurück in der Anstalt fand ich zu meinem Erstaunen eine Diamond Yagi, die vor der Tür auf mich wartete. In meiner Radio-Demenz hatte ich ganz vergessen, dass ich dieses Teil im fernen Osten bestellt hatte.
Die A430S10R ist eine knapp 1.2m lange 10 Element Yagi für den Bereich 430 bis 440 MHz. Was einem sofort auffällt, sind die dicken Elemente und der Umstand, dass die Yagi nur für eine zentrale Befestigung und nicht für Vormast-Montage vorgesehen ist. Für eine vertikale Polarisation ist ein Ausleger als Zubehör erhältlich.
Auffällig ist weiterhin die maximal zulässige Leistung, die im Datenblatt mit nur 50W angegeben ist. Die Antenne macht einen robusten Eindruck, hat aber leider einen SO-239 Anschluss anstelle einer N-Buchse.
Wie bei allen neuen Dingen, die mir in die Hände fallen, überkommt mich ein unwiderstehlicher Zwang, deren Inneres zu ergründen. Das war bei der Diamond Yagi nicht anders.
Das Gehäuse des Dipols war zwar vernietet, doch bisher hat mich noch keine Niete davon abgehalten, einen Augenschein zu nehmen. Dafür gibt es ja Bohrmaschinen.
So robust ihr Äußeres mit seinen dicken Elementen aussieht, so filigran ist ihre Anpassschaltung im Innern der Dipoldose. Beim ersten Blick glaubt man unwillkürlich an einen schlechten Scherz oder Fabrikationsfehler. Ist das etwa eine Fake-Antenne?
Verwundert reibt man sich die Augen, klappt den Deckel wieder zu und greift zum Antennen-Analyzer.
Aber das sieht gar nicht so schlecht aus. Das SWR bleibt über das ganze Band unter 1:1.5
Doch um was handelt es sich bei diesen dünnen Drähten in einem Plastikschlauch?
Ein Hinweis liefert die Simulation dieser Antenne mit EZNEC. Die Antenne hat ohne diese seltsame Anpassungsschaltung eine Impedanz von ca. 100 Ohm. Der zweite Hinweis kommt von der Drahtlänge dieser offensichtlichen Zweidrahtleitung: Sie beträgt Lambda/4 für das 70cm Band.
Es handelt sich hier also um einen Viertelwellen-Transformator, der von 50 Ohm auf 100 Ohm transformiert. Ich habe zwar nicht nachgemessen, aber die Zweidrahtleitung im Platikschlauch dürfte also so um die 70 Ohm Impedanz aufweisen.
Hier zur Erinnerung die Formel für einen Viertelwellen-Transformator. Zo ist die Impedanz der Viertelwellenleitung. ZL die Lastimpedanz, in unserem Fall also 100 Ohm und Zin die Eingangsimpedanz, 50 Ohm:
Mit der Zweidrahtleitung findet nicht nur eine Transformation statt, sondern gleichzeitig auch eine Symmetrierung. Leider sind Drähte und Isolation dünn, und das ist denn auch der Grund, wieso die Leistungsgrenze mit 50Wmax angegeben ist. Doch ein Dauerversuch mit den 75 W des IC-9700 hat gezeigt, dass keine wesentliche Erwärmung stattfindet. Wesentlich mehr würde ich der Antenne aber nicht zumuten, Es sei denn, man entschließt sich, die Anpassungsschaltung robuster aufzubauen.
Da ich die Dipoldose schon offen hatte, habe ich natürlich in dieser Richtung etwas experimentiert. Ein Viertelwellentrafo mit 75 Ohm Koax (RG-59) wurde eingebaut - mit einem Ferritkern als Mantelwellensperre.
Das SWR war vergleichbar mit dem Originalzustand, doch der Ferrit wurde heiß. So habe ich denn die Originalschaltung wieder eingebaut. Aber immerhin mit einer N-Buchse anstelle der SO239.
Hier noch das Objekt der Untersuchung, vertikal polarisiert auf einem Holzmast:
13.5 dBi soll sie nach Datenblatt haben. Mein Simulationsprogramm EZNEC 6+ wollte ihr aber nur 12.5 dBi zugestehen. Für echte Gewinnmessungen verfüge ich nicht über die entsprechenden Einrichtungen.
Es ist immer wieder lustig zu sehen wie wir Funkamateure den billigsten Kram kaufen und dann viel Zeit und Energie darauf zu verwenden das Teil in einen brauchbaren Zustand zu bringen.
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