Freitag, 5. Juni 2020

UKW aus dem Alpental - Teil 3


Relaisstationen sind eine praktische Einrichtung, um von einem Tal ins andere zu funken. Hierzulande gibt es jede Menge davon: FM, D-Star, C4FM, DMR. Auf den meisten herrscht gähnende Stille. Ruft man CQ, wird die Stille noch stiller. Man gehört halt nicht zur Clique.
Trotzdem oder gerade deswegen, sind Relais praktisch, um Funkversuche zu koordinieren. 
Sehr gut erreichbar sind von hier aus die 2m Relais HB9F in Magglingen, oberhalb der Stadt Biel in 880m Höhe, und das 70cm Relais auf dem Chasseral in 1606m Höhe. Beide versorgen einen großen Bereich des Schweizer Mittellandes und darüber hinaus. Beide Relaisstationen arbeiten in FM und sind auch mit einem Handfunkgerät von Charmey aus zu erreichen.

Leider kann ich mein FT-70D von Yaesu nicht mehr richtig bedienen. Es piepst oder zeigt Error und das Lesen des Handbuchs macht mich nervös. Ein typisches Zeichen von Radio Demenz. Immerhin komme ich mit dem IC-9700 einigermaßen zurecht. Außer mit D-Star. Einen Kontakt in dieser digitalen Betriebsart habe ich bisher noch nicht zustande gebracht. Aber vielleicht liegt das nicht nur an meiner Radio Demenz, sondern auch daran, dass diese digitalen Betriebsarten von IT-Freaks und nicht von Funkern entwickelt wurden. 

Aber auch mein IC-9700 macht mir hier oben zuweilen Sorgen. Da ist nämlich ein Sendemast auf der Südseite des Dorfes mit diversen Funkantennen. Eine davon verbreitet den sogenannten Funkruf - andernorts Pager genannt. Dummerweise auf Frequenzen im Bereich 147 MHz. Der IC-9700 reagiert darauf mit Overflow des A/D-Wandlers und Störungen. Für seine Vorselektion ist das Signal frequenzmäßig zu nahe und zu stark (150W ERP) und der Icom wird daher durch die Pager-Signale zugestopft. 
Je nach Antennenrichtung und Polarisation (Der Funkruf ist vertikal polarisiert) ist es mehr oder weniger schlimm.
Erstaunlicherweise bietet der Einsatz der IP+ Taste im Funktionsmenü etwas Abhilfe. Zwar nicht 100%, aber immerhin ohne merkbare Empfindlichkeitseinbusse.

Doch kommen wir zu den Direktverbindungen. Hier konnte ich vom Swiss Activity Contest profitieren, der letzten Dienstag im 2m Band stattfand. SSB-Verbindungen ins Schweizer Mittelland waren bis in die Gegend von Olten möglich. Die Städte Bern, Lausanne und Genf waren gut erreichbar. Zum Teil benutzten die Gegenstationen nur einfache Vertikalantennen (Blindenstock). Zürich und die ganze Nordost-Schweiz ist von hier aus ein einziges großes Funkloch. Erst ennet dem Bodensee und im Schwarzwald geht es weiter, wie meine FT-8 Versuche zeigten. 

Aber es gibt auch Funklöcher ganz in der Nähe - ca. 40km entfernt - eines davon ist das Aaretal zwischen Thun und Bern. Interessanterweise kamen aber FM-Verbindungen ins Emmental - dort wo der Käse mit den großen Löchern herkommt - wieder zustande. Zum Beispiel mit Daniel HB9BWV. 
Irgendwie ist es ein bisschen eine Lotterie und die Gewinne und Verluste sind nicht immer klar erklärbar. Manchmal "fließen" die 2m Wellen auch in die abgelegensten Funklöcher wie WD-40.

Neben Radio Mobile von VE2DBE zur Ausbreitungsprognose haben sich hier auch andere Tools als nützlich erwiesen: Mit der App Peakfinder auf meinem Android-Handy konnte ich die Gipfel rund herum zwar identifizieren. Doch erst mit dem Online Tool Make Panoramas von Ulrich Deutschle konnte ich auch die Entfernungen und Höhen bestimmen. Beim Wandern in der Umgebung kamen dann die Karten der Schweizer Landestopografie zum Einsatz, die im Internet online frei verfügbar sind.

Wie bereits erwähnt, sind Blindenstock-Antennen im Alpental ungeeignet. Neben der flachen Strahlungskeule, die nur die umliegenden Berghänge aufheizt, anstatt den Gipfeln einzuheizen, haben sie noch eine andere unangenehme Eigenschaft: Mehrwegempfang. Die Signale aus unterschiedlichen Richtungen löschen sich zuweilen gegenseitig aus und verursachen Modulationsverzerrungen. Das geht soweit, dass S9-Signale völlig ausgelöscht werden oder die Modulation unverständlich verzerrt wird. Kleinste Variationen in den Ausbreitungspfaden (wetterbedingt) führen in den Bergen zu Effekten, die vermutlich den Funkamateuren im Flachland weniger bekannt sind. Diese Effekte sind nicht immer reziprok. Vor allem dann nicht, wenn die eine Station einen Rundstrahler und die andere einen Richtstrahler benutzt.

Wie bereits erwähnt, setze ich eine 4 Element Yagi nach DK7ZB ein, die ich mit einem Handgriff vertikal oder horizontal stellen kann (umsteckbarer Vierkant). Dazu und zur Antennenproblematik generell, mehr im nächsten Teil dieser Serie. Stay tuned.   





1 Kommentar:

  1. Hi,

    Dieses Thema interessiert mich schon lange! Ich würde gerne noch weiteres dazu kennenlernen!

    Gruß,
    Wajos

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