Montag, 29. November 2021

Antennen unter Dach

 


Im Alpental ist inzwischen der Winter eingezogen. Draussen käme es keinem Funker in den Sinn, bei Kälte und Eis Antennen zu bauen. Hat man aber all seine Antennen unter Dach, geht das Experimentieren mit Antennen munter weiter. Von Langwellen bis UHF. 

Meine Ferritantenne für das 136kHz und 472kHz Band bringt jede Nacht wieder neue Überraschungen und die Anzahl der empfangenen Stationen steigt weiter. Der lange Stab hat ausgeprägte Nullstellen. Dank der Richtwirkung können lokale Störungen gut ausgeblendet werden.  Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht versehentlich in diese Antenne, beziehungsweise in ihren Verstärker sende. Doch bei dem offenen Aufbau, wie er oben im Bild zu sehen ist, ist das Teil sehr reparaturfreundlich. Und in einer alten Biscuit-Dose schlummern noch viele Transistoren, die nur darauf warten, endlich auch an die Reihe zu kommen. 

Aber auch am anderen Ende des Spektrums gibt es Neuigkeiten. Zwar baue ich meine Antennen in der Regel selbst, doch ausnahmsweise habe ich mal eine Yagi für das 70cm Band gekauft. Eine 10 Element von Anjo. Sie hängt hoch über dem Kopf des Operateurs und strahlt durch die Dachbalken hinauf zu einer Reihe von bewaldeten Felszähnen, die bis zu 1800m in den Himmel ragen. Ich war im Sommer mal oben und habe die Aussicht von dort bewundert. Die Felszacken haben eine grandiose Sicht über die vorgelagerten Gipfel hinweg auf das Mittelland bis zum Jura und bis in den Schwarzwald. Wenn sie so freundlich sind, die 70cm Wellen zu reflektieren, dann sollten Verbindungen aus meinem Tal heraus gut möglich sein. 

Natürlich kommt es auf die Ausrüstung der Gegenstation an. Meistens besteht diese aus einem Stängel von Comet oder Diamond, so genannten Blindenstöcken. Na ja, ich würde sie eher als Hörhilfen bezeichnen. Darum habe ich die Yagi auch vertikal polarisiert. Wie stark dies die Signale von SSB-Stationen mit horizontaler Polarisation beeinträchtigt, wird die Zeit zeigen. 

Die Anjo ist die am besten gebaute kommerzielle Yagi, die ich bisher in Händen gehabt habe. Sie ist sehr robust und wetterfest gebaut und es ist eine Schande, diese Vormast-Yagi im wettergeschützten Shack einzusetzen. Ich denke, sie fühlt sich hier ziemlich unterfordert, geschützt vor Regen, Schnee und Sturmwind. Allerdings hat sie einen stolzen Preis. Zumindest hier in der Schweiz, wo die Post einen exorbitanten Preis für den Transport verlangt. Sperrgut heisst die Begründung.

Zumindest einige Relaisstationen sind mit der Anjo gut zu erreichen. Aber man merkt schon, dass es auf 430 MHz wesentlich schwieriger ist als im 2m Band. Ganz hartes Brot gibt es für den Mikrowellenfreund. Zwar habe ich bereits ein paar Verbindungen auf dem 23cm Band getätigt, aber trotz meiner 100 Watt PA und der 21 Element Yagi war es mühsam. Natürlich hatte ich zu diesem Zweck die Antenne draussen vor dem Fenster installiert, damit die 23cm Wellen nicht noch durch Holz und Ziegel zusätzlich geschwächt werden. 

Was bei schwachen Signalen auf allen VHF/UHF-Bändern auffällt, sind die Reflexionen an Flugzeugen. Auch normalerweise unhörbare Stationen tauchen dann kurz aus dem Rauschen auf und während einigen Sekunden sind dann plötzlich ihre Signale klar zu lesen. Wenn sich beide Stationen an eine spezielle Betriebstechnik halten und den Flugverkehr auf Flightradar24 beobachten, sind kurze QSO's möglich. Sehr kurze Durchgänge, wie in einem Ping-Pong Spiel und klare Übergaben mit "Over" sind unabdingbar. So können Rufzeichen, Rapport und eventuell noch QTH-Kenner ausgetauscht werden. Bedingung ist jedoch, dass beide Stationen zum Flieger Sichtverbindung haben. Dann klappt es auch mit moderaten Antennen und den üblichen Leistungen. 

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