Montag, 24. Oktober 2022

Das Chamäleon und sein magischer Kompensator

 


Die Chameleon F-Loop ist eine weit verbreitete und bewährte portable Magnet-Loop-Antenne. In ihrer neusten Version 3.0 ist sie noch leichter und einfacher geworden. Doch wie alle käuflichen Magnetloop ist sie nicht billig. 500$ kostet die Basisversion. Mit div. Erweiterungen kommt man dann gegen 740$. Immerhin mit World Wide Free Shipping. Doch es ist und bleibt eine QRP-Antenne. Die 100 Watt des Transceivers, zuhause im Shack, verdaut sie nicht. Das liegt daran, dass der verbaute Drehkondensator immer noch ein gewöhnlicher Drehko ist, wie man ihn in alten Rundfunkempfängern findet. Hier ein Exemplar aus meiner Bastelkiste mit 0.5mm Plattenabstand mit zwei mal 250pF. Zwar leicht angerostet aber mit Keramikisolation:

Im Prinzip ein billiges Bauteil, für ca. 20$ im Internet zu finden (NOS). Doch mit viel zu kleinem Plattenabstand für hohe Spannungen. Trotz der Serienschaltung der beiden Plattenpakete. Ohne diese Serienschaltung würde er nicht nur bloss die Hälfte der Hochspannung aushalten; der Verlustwiderstand durch die Schleifkontakte würde die Antenne zusätzlich ineffizienter machen.

Doch gegen zu hohe Spannung gibt es den so genannten Power Compensator von Chameleon Antennas: ein Teil wie ein Hockey Puck, der am Antennenschluss angeflanscht wird. Der Kompensator sitzt dort scheinbar ohne Verbindung zur Antenne. Aber auf wunderbare Weise soll er die Leistungsverträglichkeit der Antenne um den Faktor 2.5 erhöhen. Damit sollte man der Antenne nicht nur die spezifizierten 10W CW bzw. 25W SSB zumuten dürfen, sondern 25W CW und ganze 62.5W SSB. 

In der Technik sind wir ja allerhand rätselhafte Effekte gewohnt. Doch dieser Power Compensator schiesst den Vogel ab. In seinem Plastikgehäuse sitzt nämlich ein keramischer Scheibenkondensator mit 500pF/10kV der nirgendwo angeschlossen ist. Durch seine blosse Anwesenheit soll er die Leistung der Antenne erhöhen. 

Diese so genannten Door Knob Capacitors (Türknopf-Kondensatoren) mit den gleichen Spezifikationen 500pF/10kV kosten neu im Internet zwischen 25 und 30$. Natürlich ohne schönes Plastikgehäuse.

Beim ersten Blick auf dieses Wunderteil kommen einem Wasserveredler und Erdstrahl-Kompensatoren in den Sinn oder die diversen Wunderantennen aus der Gilde der Amateurfunker. Doch wie Kevin KB9RLW "The Old Tech Guy" herausgefunden hat, wirkt der Kompensator tatsächlich. Und zwar ohne nachteilige Effekte, wie z.B. eine verminderte Abstrahlung der Antenne. Hier sein Video dazu:


Aber auch der "Old Tech Guy" weiss nicht, wie der Kompensator arbeitet. Und so spekulieren denn bis heute die OM, wie dieser Kompensator funktionieren könnte.

Auch ich, als Magloop-Aficionado, weiss  keinen Rat. Was ich aber weiss ist, dass alle Gegenstände in der Nähe der Magnetloop diese beeinflussen. Besonders natürlich ferromagnetische Materialien. Allein die Nähe der Hand verstimmt die Antenne. Der Kompensator verstimmt die Antenne wie KB9RLW bewiesen hat. Wieso er aber den Abstimmkondensator mehr Leistung vertragen lässt, ohne einen Teil davon zu vernichten, das bleibt ein Rätsel. 

Wie dem auch sei. Wenn ich SOTA/POTA oder sonst ein portabler QRP'er wäre, würde ich den Kauf einer Chameleon in Betracht ziehen. Die Antenne scheint in der Version 3.0 ausgereift und eine Magloop ist ideal für den Portabelbetrieb. Sie braucht keinen Mast, kein Gegengewicht, arbeitet in Bodennähe und deckt alle Erhebungswinkel ab - von NVIS bis DX. 

Bild: Vanil d'Arpille/ Maischüpfenspitz HB/FR017, 2084m


 

4 Kommentare:

  1. Lieber Anton, Danke für Deine immer wieder interessanten Blogbeiträge.
    Dass der Kondensator keine Einfluss auf abgestrahlte Leistung hat glaube ich nun nicht. Den Kondensator muss man wohl als reales Bauelement mit (wenn auch kleinem) L und Verlustwiderstand R betrachten. Der Einfluss dieses realen Bauelements (letztendlich parallelen Schwingkreises) bewirkt wohl eine Verschlechterung der Güte der Mag-Loop und damit aber auch eine geringere Spitzenspannung, so dass mit höherer Leistung gearbeitet werden kann. Leider habe ich meine Mag.-Loops wieder mal abgerissen, so dass ich das Ganze hier gerade nicht nachvollziehen kann, aber aus meinen bisherigen Erfahrungen mit Mag.Loops würde ich diese Arbeitsweise vermuten.
    Vy 73 de
    Jochen DL4KBB

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  2. Lieber Jochen,

    Ich glaube das Du noch nicht ganz verstanden hast was Anton da meint.

    Dieser Kondensator hängt „in der Luft“. Keine Kabel dran. Ich weiß auch nicht was Du da „abgerissen“ hast. Eine Loop besteht aus variablem Kondensator, Schleife, Gamma Match oder Koppelschleife, relativ simpel. Da hat ein doorknob Kondensator nix verloren. Außer du willst bei einer Frequenz bleiben.

    73 de DL8YF

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  3. Lieber DL8YF, lieber Anton,

    wenn die Mag.-Loop, wie ich vermute, durch den in das Nahfeld eingebrachten Kondensator bedämpft wird, dann sollte sich die Bandbreite der Loop deutlich ändern. Das könnte man einfach messen indem man für eine gegebene Frequenz z.B. die "SWR = 3" Bandbreite mit und ohne Kondensator misst. Wie gesagt, mir steht momentan leider keine Mag.-Loop mehr zur Verfügung, sonst hätte ich das schnell mal ausprobiert.
    Vy 73 de
    Jochen DL4KBB

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  4. Anton hat doch den Link zu dem Produkt in seinem Beitrag geteilt. Anstatt zu spekulieren lad Dir doch mal den User Guide als PDF zum „CHA Power Compensator“ runter und schau Dir den Bullshit an.

    Ich glaube dann relativiert sich Dein Einwand recht fix. Es empfiehlt sich oft genau zu schauen um was es sich dreht und dann zu schreiben.
    73 de Peer, DL8YF

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