Montag, 27. September 2021

Seltsame Erscheinungen

 


Unsere Anstalt befindet sich im Transit. Das ist wie eine Eisenbahn die seit Wochen abgefahren und noch nicht angekommen ist. Draussen vor den Fenstern ziehen allerlei seltsame Dinge vorbei. Zum Beispiel Männer mit schweren Glocken auf den Schultern. Sie übertönen mit ihrem Geläute sogar die Geräusche der Lokomotive. Zukünftige Hörgerätebenutzer, vermute ich. 

Ob in der Lokomotive jemand sitzt, weiss ich nicht. Viele Züge im Leben sind bekanntlich führerlos. Doch die Passagiere scheinen real zu sein. Einige haben sich in einem separaten Abteil verschanzt und arbeiten an seltsamen Theorien. Sie seien ungeimpft, heisst es, und sie halten sich vom Rest der Passagiere fern. Aus Angst, sich mit der Impfung anzustecken. Mir hat übrigens die Impfung Vorteile gebracht. Meine Gedanken sind freier geworden. Doch das werde nicht von Dauer sein, behaupten die Insassen des seltsamen Abteils. Bald würde ich blind werden und Bill Gates würde mich fernsteuern, prophezeien sie. Eine hat mir kürzlich gesagt, ich sei ein Schlafschaf und werde dann schon noch auf die Welt kommen. Seltsame Worte, aber in einer Anstalt ist das nicht aussergewöhnlich.  

Auch tauchen zuweilen seltsame Nachrichten auf. Zwar fährt unsere Lokomotive weit unter der Lichtgeschwindigkeit. Trotzdem glaube ich, dass die Seltsamkeiten an der Zeitdilatation liegen. So habe ich in den Steam-Nachrichten gelesen, dass die Deutsche Bundeswehr jetzt für 600 Millionen Euronen Funkgeräte aus dem Jahre 1982 nachbauen lässt. Ob aus Nostalgie oder weil sich die alte Technik besser bewährt hat als die neue, entzieht sich meiner Kenntnis. 

Manchmal wünschte ich, dass auch die Hersteller von Amateurfunkgeräten alte Modelle nachbauen würden. Neu ist nicht immer besser, jedoch oft mit kompliziertem Ballast beladen. Viel von dem Zeug braucht man nicht. Dafür muss man immer im Handbuch nachschauen, wenn man die Kiste zwei Wochen nicht benutzt hat. 

Kürzlich bin ich im Steam-Magazin, einer Beilage zu den Steam-Nachrichten, über eine interessante Anzeige gestolpert. Da wurde nämlich eine Antenne für den Jedermann-Funk angepriesen, wie ich sie noch nie gesehen habe. Sie heisst GR45 und hat die Verlängerungsspule nicht an der Basis und nicht in der Mitte, sondern zuoberst. Dafür sitzt darüber, gewissermassen als Hut, eine lustige Dachkapazität. Eine interessante Idee. So fliesst im Stängel möglichst viel Strom, und der strahlt bekanntlich. 

Ein Artikel über diese seltsame Antenne ist bereits im CB-Radio-Magazine 1996 erschienen. Damals hiess sie noch Goldenrod Spyder 45A+. 



Donnerstag, 23. September 2021

Nachrichten aus dem Antennenwald

 


Die Antenne ist der wichtigste Bestandteil einer Funkstation. Moderne Amateurfunk-Transceiver sind heute so gut, dass es im Normalfall nicht darauf ankommt, mit welchem Gerät man funkt. Trotzdem werden die Prioritäten oft andersrum gesetzt. Und so verkümmert manch teures Gerät an einem Hinterhof-Dipol. Irgendwie verständlich: Transceiver sind wesentlich günstiger zu haben als ein neues QTH mit Gittermast. Vielleicht ist es auch so, dass ein 5000$ Gerät eine bessere Illusion vermittelt als eines für 1500$. 

Interessanterweise scheint es auch einen Zusammenhang zu geben, zwischen der Anzahl der Geräte, die ein Funker besitzt und seiner Antenne. Je mickriger die Antenne, desto mehr Geräte stehen im Shack. Dabei kann man in der Regel immer nur mit einem zur selben Zeit funken, und all die vielen Geräte ändern nichts an der Antennensituation.

Dabei gibt es kaum eine Antenne die man nicht noch verbessern könnte. Oder anders gesagt: es gibt kaum ein QTH, wo man punkto Antennen nicht noch mehr rausholen könnte. Sollte man sich nicht vielmehr mit seiner Antennensituation beschäftigen, als an den Knöpfen seines Transceivers rumzuspielen?

Gerade den Computer Affinen stehen mit Programmen zur Antennensimulation ausgezeichnete Instrumente zur Verfügung. Viele benutzen zum Beispiel die frei erhältlichen Programme MMANA-GAL oder 4NEC2.

Andere Programme zur Antennensimulation kosten oft eine schöne Stange Geld. Hier in der Anstalt hat mir die Direktion das Programm von Roy Lewallen W7EL bewilligt und ich bin damit sehr zufrieden. Roy hört übrigens 2022 auf und stellt dann seine Profi-Version kostenlos zur Verfügung. Ist auch höchste Zeit, dass Roy in Pension geht, er ist schon bald 76 Jahre alt, und es ist lieb von ihm, dass er uns sein tolles Programm gratis offeriert. Er hat aber nicht die Absicht, den Source-Code zu veröffentlichen und natürlich wird auch der Support eingestellt.

Für die, die sich nicht in das Gebiet der Antennensimulation wagen wollen, gibt es ja im Internet jede Menge an nützlichen und weniger nützlichen Informationen. Einige findet ihr in der Spalte rechts unter Tools&Blogs. Gerade habe ich wieder ein paar hinzugefügt.     


Montag, 13. September 2021

QRP oder darf es ein bisschen mehr sein?

 


QRP liegt im Trend. Kleine, leichte Stationen mit 5 Watt Sendeleistung, um draussen in der Natur zu funken. Oder als Backup für Notfunker. Oder als Amateurfunkstation für das bescheidene Budget.

Das Angebot ist gross und es ist für jeden etwas dabei. Es gibt mehr QRP-Transceiver als ausgewachsene Stationstransceiver auf dem Markt. Da viele nicht von den grossen Herstellern stammen, sind sie oft nicht einfach zu entdecken und verbergen sich im Dschungel des Internets.

Aber nur 5 Watt? 13dB weniger als der ausgewachsene Transceiver mit seinen 100 Watt zuhause. Ist das nicht etwas mager? "Darf's ein bisschen mehr sein?"

Gerne! Zurückschrauben kann man ja immer. Und es ist gut, im "Notfall" ein paar dB zulegen zu können. 10 Watt oder 20 Watt können darüber entscheiden, ob ein QSO zustande kommt oder nicht. 

Schaut man sich das Angebot an QRP-Geräten genauer an, merkt man bald, dass sie nicht nur unterschiedliche Konzepte haben, sondern auch verschiedene Schwächen und Vorteile. 

Welche Eigenschaften sollte ein guter QRP-Transceiver besitzen?

1. Leicht und klein

2. Robust

3. Alle Bänder und Betriebsarten, die den Benutzer interessieren.

4. Guter Empfänger

5. Geringer Stromverbrauch

6. Muss ins Budget des Käufers passen

7. Tuner, wenn keine resonanten Antennen verwendet werden.

Leicht und klein sind heute in der Regel alle mehr oder weniger. Das Gewicht hängt natürlich mit der Robustheit zusammen. Einer, der sich besonders auf dieses Merkmal konzentriert hat, ist der Discovery TX-500 von Lab599. Das Gerät ist nicht nur kompakt und extrem robust, er lässt fast keine Wünsche offen. Der Discovery sieht aus wie ein Armee-Gerät.

Betriebsarten und Bänder folgen individuellen Wünschen. Manche OM sind nur an speziellen Bändern interessiert und machen nur SSB oder nur CW. Andere vor allem Digital. Wer zum Beispiel nur CW macht, den Transceiver gerne selbst zusammenbauen möchte und ein kleines Budget hat, sollte seinen Blick nach Spanien richten. Er wird vielleicht bei EA3GCY fündig. Auch ein Blick nach England lohnt sich: zu QRP Lab

Doch wer gleichzeitig Kurzwelle und UKW in einem Gerät möchte, für den wird die Auswahl eng und er muss diverse Kompromisse eingehen. Mir fallen dazu nur die bewährten FT-817 bzw. sein Nachfolger FT-818 von Yaesu, der Icom IC-705 und der Elecraft KX3 mit 2m Option ein. 

Der Icom hat einen Stromsäufer als Empfänger und keinen eingebauten Antennentuner. Der Yaesu hat die gleichen Schwächen aber zum halben Preis und ist technisch veraltet. Der KX-3 ist nicht gerade ein Ausbund von Robustheit und sehr teuer, dafür sparsam. Wer nur KW macht und auf das 160m Band verzichten kann, ist jedoch mit dem KX2 besser bedient. Aber auch der ist - verglichen mit dem Discovery - ein empfindliches Teil.

Gute Empfänger haben die meisten QRP-Geräte. Zumindest gut genug für die Behelfsantennen bei Portabelbetrieb. Das können inzwischen die meisten Hersteller. Ob es bei einem QRP-Gerät unbedingt einen Wasserfall braucht, darüber scheiden sich die Geister. 

Und ob man einen Antennentuner benötigt, entscheidet die Antenne. Bei einer Magnet-Loop-Antenne ist der Tuner quasi eingebaut. Doch für das 80m Band sind die Dinger von sehr bescheidenem Nutzen. Der Wirkungsgrad sink nämlich in der vierten Potenz mit zunehmender Wellenlänge. Da ist jeder Draht um "Längen" besser.

Kommen wir wieder zurück zum ersten Thema: der Sendeleistung. Wer draussen in der Natur mehr Leistung als 5 bis 10 Watt haben möchte und dafür einen externen Lipo Akku rumschleppen will, lacht sich vielleicht einen Chinesen an. Zum Beispiel den G90 von Xiegu. Wem das Gerät, trotz des günstigen Preises (etwa 1/3 der teuren QRP-Transceiver) und trotz der 20W nicht geheuer ist, könnte sich vielleicht für ein Gerät mit klassischem Konzept interessieren. Für den RGO One von LZ2JR.

 

Montag, 6. September 2021

Neuer Blog aus der Schweiz

 


Die meisten Funkamateure, die ich kenne, sind jetzt in Rente. Die Jüngeren warten auf die Rente und darauf, dass sie endlich Zeit zum Funken haben. Ihr Hamsterrad dreht in erschreckender Tourenzahl. Hoffentlich spickt es sie nicht raus, bevor sie den Status des Berufsamateurs erreicht haben. Die Anforderungen der Arbeitswelt sind ja immer strenger geworden. Wenn ich an meine Zeit im Hamsterrad zurückdenke, glaube ich kaum, dass man mich heutzutage irgendwo noch gebrauchen könnte. Nicht einmal im Aldi zum Gestelle auffüllen.

Aber da gibt es ja noch eine dritte Kategorie. Der Amateurfunk ist ja das Hobby für technisch interessierte Einzelgänger und Sonderlinge. Leute, die sich Gedanken über die Religionszugehörigkeit von Schafen und die Zweckmässigkeit von Spinnen in Automobilen machen.

Und beinahe hätte ich sie vergessen: die vierte Kategorie. Die, die alles unter einen Hut bringen, ohne dabei ihren Humor einzubüssen. 

Aber jetzt bin ich vom Thema abgekommen. Ich wollte nämlich über Neuigkeiten berichten, die sonst im Rauschen untergehen könnten.

Zum Beispiel über einen neuen Blog. Einen höchst interessanten Blog, der sich um mein Lieblingsthema dreht: Antennen. Und zwar hauptsächlich Antennen auf höheren Frequenzen. Das Gebiet der Mikrowellen ist eines der spannendsten, das ich bei meiner langen Reise durch das Universum des Amateurfunks kennenlernen durfte. Am besten poste ich hier gerade die Mitteilung, die ich heute bekommen habe:

Liebe Kollegen, OM`s und Freunde der Mikrowelle

 

Vor einiger Zeit haben sich Marco, Willi HB9PZK und ich zu einem Team vereint um Mikrowellen-Komponenten und –Systeme herzustellen

Was wir als Team machen und welche Ziele wir verfolgen, könnt ihr gerne auf unserem Blog nachlesen.

 

https://rfantennas.wordpress.com/

 

Wir freuen uns, wenn ihr dieses E-Mail auch an weitere bekannte Mikrowellen-Amateure, -Newcomer und Interessierte weiterleitet.

 

 

Mit Grüssen aus der Ostschweiz

 

Fiorello HB9DWK