Unsere Anstalt befindet sich im Transit. Das ist wie eine Eisenbahn die seit Wochen abgefahren und noch nicht angekommen ist. Draussen vor den Fenstern ziehen allerlei seltsame Dinge vorbei. Zum Beispiel Männer mit schweren Glocken auf den Schultern. Sie übertönen mit ihrem Geläute sogar die Geräusche der Lokomotive. Zukünftige Hörgerätebenutzer, vermute ich.
Ob in der Lokomotive jemand sitzt, weiss ich nicht. Viele Züge im Leben sind bekanntlich führerlos. Doch die Passagiere scheinen real zu sein. Einige haben sich in einem separaten Abteil verschanzt und arbeiten an seltsamen Theorien. Sie seien ungeimpft, heisst es, und sie halten sich vom Rest der Passagiere fern. Aus Angst, sich mit der Impfung anzustecken. Mir hat übrigens die Impfung Vorteile gebracht. Meine Gedanken sind freier geworden. Doch das werde nicht von Dauer sein, behaupten die Insassen des seltsamen Abteils. Bald würde ich blind werden und Bill Gates würde mich fernsteuern, prophezeien sie. Eine hat mir kürzlich gesagt, ich sei ein Schlafschaf und werde dann schon noch auf die Welt kommen. Seltsame Worte, aber in einer Anstalt ist das nicht aussergewöhnlich.
Auch tauchen zuweilen seltsame Nachrichten auf. Zwar fährt unsere Lokomotive weit unter der Lichtgeschwindigkeit. Trotzdem glaube ich, dass die Seltsamkeiten an der Zeitdilatation liegen. So habe ich in den Steam-Nachrichten gelesen, dass die Deutsche Bundeswehr jetzt für 600 Millionen Euronen Funkgeräte aus dem Jahre 1982 nachbauen lässt. Ob aus Nostalgie oder weil sich die alte Technik besser bewährt hat als die neue, entzieht sich meiner Kenntnis.
Manchmal wünschte ich, dass auch die Hersteller von Amateurfunkgeräten alte Modelle nachbauen würden. Neu ist nicht immer besser, jedoch oft mit kompliziertem Ballast beladen. Viel von dem Zeug braucht man nicht. Dafür muss man immer im Handbuch nachschauen, wenn man die Kiste zwei Wochen nicht benutzt hat.
Kürzlich bin ich im Steam-Magazin, einer Beilage zu den Steam-Nachrichten, über eine interessante Anzeige gestolpert. Da wurde nämlich eine Antenne für den Jedermann-Funk angepriesen, wie ich sie noch nie gesehen habe. Sie heisst GR45 und hat die Verlängerungsspule nicht an der Basis und nicht in der Mitte, sondern zuoberst. Dafür sitzt darüber, gewissermassen als Hut, eine lustige Dachkapazität. Eine interessante Idee. So fliesst im Stängel möglichst viel Strom, und der strahlt bekanntlich.
Ein Artikel über diese seltsame Antenne ist bereits im CB-Radio-Magazine 1996 erschienen. Damals hiess sie noch Goldenrod Spyder 45A+.