Freitag, 1. November 2019

Ein Handy für alle Fälle



Heutzutage hat jeder ein Handy. Funkamateure aber haben zwei: eins zum Telefonieren und eins für....was eigentlich?
Ach ja, zum Funken. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass mal das Telefon-Handy kaputt ist oder Whatsapp nicht geht. Ein solches Handy nennt man Handfunkgerät.

Auch ich habe so ein Teil, obwohl ich es eigentlich nicht brauche.
Bisher war es ein Baofeng UV-3S, das ich noch vor dem Bannspruch des BAKOM, unserer Regulierungsbehörde, im Land des Lächelns erstanden hatte. Natürlich hatte ich deswegen immer ein schlechtes Gewissen und träumte manchmal davon, dass die Sondereinsatztruppe "Schwarzes Edelweiss" des BAKOM meinen Shack stürmte und mich mit Koaxkabel gefesselt abführte.
Obwohl ich das Sendefilter so modifiziert hatte, dass es mit etwas gutem Willen, etwa den Normen entsprochen hatte, lag es bei mir eigentlich immer nur rum.

An der Surplusparty in Zofingen fand ich dieses Jahr endlich die Gelegenheit, mein Gewissen zu reinigen und ein neues Handy, pardon Handfunkgerät, zu erstehen. Für nicht ganz zweihundert Stutz.
Genug Geld für etwas, das meistens nur rumliegt.

Um den Wechsel sauber zu vollziehen, musste ich nur noch mein Baofeng ordnungsgemäß ausser Betrieb setzen und entsorgen. Verschenken oder verkaufen hätten mich in arge Schwierigkeiten bringen können. Auch ein einfacher Wurf in den Elektrogeräte-Container unserer lokalen Entsorgung hätte verhängnisvoll sein können, wie mir ein ehemaliger BAKOM-Mitarbeiter versicherte. Böse Buben hätten es rausfischen und benutzen können.
Also habe ich es vor dem Wurf ins Elektrograb nach bestem Wissen, Gewissen und Können in einen Zustand gebracht, der eine Wiederherstellung seiner Funktionen auch bei großem Optimismus unmöglich macht. Auf dem folgenden Foto ist das Resultat zu sehen:



Bei diesem Vorgang ist dem Teil noch etwas Dampf entwichen, als würde seine Seele entfliehen und zurück zum Hersteller reisen. Ich hatte es versäumt, die Batterie vorher zu entfernen.

Zurück von Zofingen habe ich mein neues Handy in Betrieb genommen und ausprobiert. Es kann alles, was ich kaum jemals brauchen werde. Neben FM auch C4FM.
Das ist eine digitale Modulation, die sich auch innerhalb der Anstalt einsetzen lässt und nicht so kompliziert ist wie DMR (Demenzradio).
Leider ist die Relais-Szene total schizophren. Neben C4FM und DMR gibt es noch D-Star, und keines dieser Systeme ist mit den anderen kompatibel. Glücklicherweise gibt es noch die ganz normalen FM-Relais. Auch sie liegen - wie all die "Digitalen" - Tage lang brach. Welche Verschwendung! Nimmt mich nur wunder, wer den Strom dafür bezahlt.