Freitag, 26. Juni 2020

UKW aus dem Alpental - Teil 4



Mit dem Teil 4 geht mein Bericht vorerst zu Ende. Zumindest die Season #1. Season #2 kommt dann im Herbst. Etwa zu der Zeit, wenn die zweite Corona-Welle so richtig in Gang kommen wird, glaubt man den Virologen. 

Doch zuerst eine erfreuliche Nachricht. Der ICOM IC-705 ist in Produktion. In Japan ist er bereits erhältlich und es wird nun nicht mehr lange gehen, bis auch wir dieses Gerät kaufen können. Zwar ist das Design etwas gewöhnungsbedürftig: der Transceiver kommt in Kotzform Klotzform daher. Aber wir haben uns ja bereits an die Pultform beim IC-7100 gewöhnt. Vielleicht hat dann der nächste Transceiver Stangenform.
Das folgende Video zeigt die Zerlegung (Teardown) des IC-705 durch einen furchtlosen Japaner:


Wenn ihr diese Szene gerne nachstellen möchtet, empfehle ich die Benutzung von JIS-Schraubenziehern. Bei japanischen Funkgeräten, Motorrädern etc. wichtig, wenn man nicht die Schrauben vermurksen möchte.
Ja, ich weiß, liebe Oberlehrer: In manchen Teilen des deutschsprachigen Raums heißt das Schraubendreher. Also erspart mir eure Kommentare.

Aber nun ab ins Alpental. Zweck der Übung war ja das Testen von direkten Funkverbindungen mit Stationen jenseits der Berge. Die VHF/UHF-Wellen folgen zwar den Gesetzen der Optik, doch da gibt es mehr Möglichkeiten als nur Verbindungen auf Sicht. Der folgende Vortrag (Englisch) ist eine tolle Zusammenfassung der Ausbreitungsmöglichkeiten ultrakurzer Wellen:

   
 All dies, was Dr John Worsnop G4BAO hier berichtet, gilt natürlich auch für ein QTH, umzingelt von Berggipfeln und Kühen. Und so konnte ich während meines Aufenthalts im Val de Charmey beruhigt feststellen: Aus dem Tal kann man auch ohne Relaisstationen funken. 

Trotzdem sind Relaisstationen eine nützliche Einrichtung, wenn man in einem Alpental sitzt. Ausbreitungsversuche lassen sich darüber abmachen und koordinieren. Auch mit Freunden an wirklich unglücklichen Funkorten und mit bescheidenen Antennen kann man in Verbindung bleiben.

Gerade hat mir die Pöstlerin einen FTM-7250D gebracht, den ich bei meinem nächsten Aufenthalt im Tal testen will. Das Teil macht 50 W im 2 m und 70 cm Band und kann FM und C4FM. Ein Backup-Gerät für alle Fälle.
Allerdings habe ich bisher noch keine Relaisstation entdeckt, über die eine Verbindung in der digitalen Betriebsart C4FM möglich wäre. Aber was nicht ist, kann noch werden. Wunder sind jederzeit möglich. Allerdings haben Wunder die lästige Eigenschaft, dass sie sich nicht nach Belieben reproduzieren lassen.
Wenn ich die Schweizer Relais-Liste anschaue, so gibt es zwar eine unglaubliche Menge an Relais. Jeder Radioladen und jedes Klübchen kocht sein eigenes Süppchen. Und da Höhenstandorte für Relais selten im Angebot und teuer im Unterhalt sind, wird die Suppe halt im Tal gekocht. Was gibt es schöneres für einen Administrator, als ein Relais in der eigenen Bude?
So kommt es, das immer mehr Relais nicht mehr auf einem Berggipfel sitzen, sondern irgendwo im Tal. Nur Charmey hat noch keins.

C4FM ist die einzige digitale Betriebsart, deren Gebrauch mich nicht überfordert. Wobei mir diese Wires-X Geschichte schon etwas suspekt ist. Wieso sollte ich auf die Idee kommen, mich via Internet in ein Relais irgendwo in Takatuka-Land einzuschalten? 
Da könnte ich doch gerade selbst ins Internet einsteigen.
Aber Halt! Ich bin ja Funker. Staatlich geprüfter und zertifizierter mit CE-Stempel auf dem Gerät (China Export). Da muss unbedingt ein Funkgerät im Spiel sein.
Wie wäre es zum Beispiel mit einem Hotspot in der eigenen Funkbude? Gewissermaßen die Minimalversion einer persönlichen Relaisstation? Richte ich dann noch einen Hotspot im Auto und in meinem Rucksack ein, steht meiner Handfunke immer der Weg in die weite Welt offen.

Aber es geht noch einfacher: Jedes Smartphone ist nämlich auch eine Handfunke, auch wenn dessen Benutzer nichts davon weiss. Man braucht nur die richtige App und schon ist man via Smartphone QRV.
Die App heisst Zello und verspricht eine Verbindung in jede beliebige Funkgruppe. Es hart dort auch Chaträume und es hätte mich gewundert, wären dort nicht schon längstens Schweizer OM unterwegs.

Dabei bleibt die wichtigste Eigenschaft des Funkens unangetastet: Das "Push to Talk" Prinzip. In Deutsch: Drücke den Knochen, wenn du sprechen willst. 
Trotzdem werden vielleicht einige Hardcore-Funker Mühe damit haben, einfach ihr Smartphone zu benutzen, wie der liebe Nachbar, der ja kein diplomierter Amateurfunker ist. Das kann ich gut verstehen. Denn das Auge funkt mit. Irgendwie sollte ein Funkgerät immer noch nach Funkgerät aussehen. Sonst beginnt der geneigte Funker zu fremdeln. Aber auch in diesem Fall kann geholfen werden. Dazu gibt es Smartphones zu kaufen, die wie ein Funkgerät aussehen, inkl. Stummelantenne.

Wer braucht da noch C4FM oder gar Demenzradio - abgekürzt DMR?
Nicht nur in der Anstalt hängt man solchen Gedanken nach. Sogar die Schweizer C4FM-Seite hat diese Schlüsse gezogen
   
     
  

Sonntag, 21. Juni 2020

10 MHz Referenz Eingang des Icom IC-9700



Wieviel HF-Leistung verträgt der REF-Eingang des IC-9700? Wo liegt die untere Grenze für eine sichere Funktionsweise, und muss das 10 MHz-Signal ein Sinus oder ein Rechteck sein? Fragen, zu denen geneigte OM in Foren gerne ihren Senf dazu geben. Hier mein eigener Senf:

Schaut man in der Bedienungsanleitung nach, so gibt Icom einen Wert von ca. -10 dBm an. Das sind 0.1 mW, bzw. 100 uW. Sapperlot, das ist verdammt wenig, finde ich.
GPDSO (GPS kontrollierte Oszillatoren) und OCXO (Quarzofen) liefern in der Regel wesentlich mehr. Mein GPSDO hat zum Beispiel 13 dBm, also 20 mW. Kann man mit dieser Leistung dem IC-9700 Schaden zufügen?

Betrachten wir den REF-Eingang des 9700er etwas genauer. Im Blockschatbild des Service Manual wird er so dargestellt:


Auf den Eingang folgt ein Dämpfungsglied (-6 dB). Darauf folgt ein Limiter (Clipper) mit zwei antiparallel geschalteten Dioden. Was dort rauskommt wird wieder verstärkt und passiert einen zweiten Limiter und anschließend einen Buffer, bevor es in die eigentliche Oszillatorschaltung gelangt.

Die ersten drei Stufen sehen im Detail so aus:


Was haben sich die Ingenieure überlegt, die diese Schaltung gebaut haben?
Wieso begrenzen, wieder verstärken und wieder begrenzen?
Nun, ich denke, sie sind vom DAU ausgegangen, wie jeder vernünftige Ingenieur - vom Dümmsten Anzunehmenden User. So wie ich zum Beispiel. Der hängt einfach seinen Quarzofen oder sein GPDSO an den REF-Eingang, ohne groß nachzudenken. Das ist genau das, was ich getan habe.

Darum haben sie ein Dämpfungsglied von -6 dB eingebaut. Das reduziert mal das Gröbste, bzw. die Leistung des 10 MHz-Signals um das Vierfache. Die SMD-Widerstände sind zwar winzig klein, aber sie vertragen auch noch 20 dBm (100 mW), wenn es sein muss. Und im Notfall brennen sie einfach ab - das kann man wieder reparieren. 

Die nachfolgenden Dioden begrenzen das Signal auf maximal 1 Vpp und machen bei großen Pegeln einfach aus dem Sinus ein gruseliges Rechteck-Signal. Die Dioden 1SS390 sind robuste Kerle und schützen den nachfolgenden Verstärker vor tödlichen Signalpegeln. 
Wenn z.B. von 13 dBm am REF-Eingang nach dem Dämpfungsglied noch 7 dBm bei ihnen ankommen, lachen die sich bloß kaputt. Ich wage zu behaupten: auch bei 20 dBm (100 mW) am REF-Eingang lachen die noch.

Nach dem Begrenzer mit den beiden Dioden folgt wieder ein Verstärker. Logisch: Die Ingenieure wissen ja nicht genau, mit welchem Signal der DAU hantiert. Wird es schon von den Dioden begrenzt oder liegt es noch unter dem Begrenzer-Pegel?
Anschließend kommt der Witz der ganzen Schaltung: nach einer kräftigen Verstärkung in einer Basisschaltung wird das Signal nochmals begrenzt. Wenn das bisher noch nicht geschehen ist: spätestens hier entsteht eine Art Rechteck-Signal. Damit ist auch die Frage geklärt, ob der REF-Eingang ein Sinus- oder Rechteck-Signal benötigt: es ist schlichtweg wurscht.

Bei meinen 13 dBm aus dem Leo Bodnar GPSDO fühlt sich der IC-9700 gerade richtig wohl. Kein Problem. Doch kann man dem IC-9700 auch zuwenig Signal zumuten und was passiert dann?

Die Frage ist berechtigt, denn nach dem DAU wie mir, gibt es noch den übergscheiten User (ÜGU). Der liest das Handbuch genau und dort wird ihm gesagt, dass man -10 dB auf den Referenzeingang geben soll. Dann misst der Übergescheite natürlich auf die zweite Kommastelle genau und greift dann zu einem Dämpfungsglied. Diese User können nicht nur exakt messen, die haben auch eine Schublade mit Dämpfungsgliedern und anderem Unsinn. 
Vielleicht sind sie sogar besonders vorsichtig und legen sicherheitshalber noch ein paar dB dazu. Irgendwann wird das Referenzsignal nicht mehr genügen, um seine Funktion zu gewährleisten.
Bei welchem Pegel das sein wird, kann ich euch leider nicht sagen. Denn ich sehe als DAU keinen Sinn darin, das zu ergründen.

Oberstes Bild: Kamille im Gerstenfeld

Mittwoch, 17. Juni 2020

A403S10R - 430 MHz Yagi von Diamond





Vertikal-Antennen für VHF/UHF von Diamond sind in Europa weit verbreitet. Doch die 2m und 70cm Yagi Antennen dieser Firma sind hier selten zu finden. Da greift der OM wohl lieber zu Flexa-Yagi, Wimo, Tonna etc. oder baut sich selber eine DK7ZB.

Wieder zurück in der Anstalt fand ich zu meinem Erstaunen eine Diamond Yagi, die vor der Tür auf mich wartete. In meiner Radio-Demenz hatte ich ganz vergessen, dass ich dieses Teil im fernen Osten bestellt hatte.

Die A430S10R ist eine knapp 1.2m lange 10 Element Yagi für den Bereich 430 bis 440 MHz. Was einem sofort auffällt, sind die dicken Elemente und der Umstand, dass die Yagi nur für eine zentrale Befestigung und nicht für Vormast-Montage vorgesehen ist. Für eine vertikale Polarisation ist ein Ausleger als Zubehör erhältlich. 
Auffällig ist weiterhin die maximal zulässige Leistung, die im Datenblatt mit nur 50W angegeben ist. Die Antenne macht einen robusten Eindruck, hat aber leider einen SO-239 Anschluss anstelle einer N-Buchse.

Wie bei allen neuen Dingen, die mir in die Hände fallen, überkommt mich ein unwiderstehlicher Zwang, deren Inneres zu ergründen. Das war bei der Diamond Yagi nicht anders. 
Das Gehäuse des Dipols war zwar vernietet, doch bisher hat mich noch keine Niete davon abgehalten, einen Augenschein zu nehmen. Dafür gibt es ja Bohrmaschinen.

So robust ihr Äußeres mit seinen dicken Elementen aussieht, so filigran ist ihre Anpassschaltung im Innern der Dipoldose. Beim ersten Blick glaubt man unwillkürlich an einen schlechten Scherz oder Fabrikationsfehler. Ist das etwa eine Fake-Antenne? 
Verwundert reibt man sich die Augen, klappt den Deckel wieder zu und greift zum Antennen-Analyzer.

Aber das sieht gar nicht so schlecht aus. Das SWR bleibt über das ganze Band unter 1:1.5


Doch um was handelt es sich bei diesen dünnen Drähten in einem Plastikschlauch? 

Ein Hinweis liefert die Simulation dieser Antenne mit EZNEC. Die Antenne hat ohne diese seltsame Anpassungsschaltung eine Impedanz von ca. 100 Ohm. Der zweite Hinweis kommt von der Drahtlänge dieser offensichtlichen Zweidrahtleitung: Sie beträgt Lambda/4 für das 70cm Band.

Es handelt sich hier also um einen Viertelwellen-Transformator, der von 50 Ohm auf 100 Ohm transformiert. Ich habe zwar nicht nachgemessen, aber die Zweidrahtleitung im Platikschlauch dürfte also so um die 70 Ohm Impedanz aufweisen.

Hier zur Erinnerung die Formel für einen Viertelwellen-Transformator. Zo ist die Impedanz der Viertelwellenleitung. ZL die Lastimpedanz, in unserem Fall also 100 Ohm und Zin die Eingangsimpedanz, 50 Ohm:


Mit der Zweidrahtleitung findet nicht nur eine Transformation statt, sondern gleichzeitig auch eine Symmetrierung. Leider sind Drähte und Isolation dünn, und das ist denn auch der Grund, wieso die Leistungsgrenze mit 50Wmax angegeben ist. Doch ein Dauerversuch mit den 75 W des IC-9700 hat gezeigt, dass keine wesentliche Erwärmung stattfindet. Wesentlich mehr würde ich der Antenne aber nicht zumuten, Es sei denn, man entschließt sich, die Anpassungsschaltung robuster aufzubauen. 

Da ich die Dipoldose schon offen hatte, habe ich natürlich in dieser Richtung etwas experimentiert. Ein Viertelwellentrafo mit 75 Ohm Koax (RG-59) wurde eingebaut - mit einem Ferritkern als Mantelwellensperre. 
Das SWR war vergleichbar mit dem Originalzustand, doch der Ferrit wurde heiß. So habe ich denn die Originalschaltung wieder eingebaut. Aber immerhin mit einer N-Buchse anstelle der SO239.


Hier noch das Objekt der Untersuchung, vertikal polarisiert auf einem Holzmast:



13.5 dBi soll sie nach Datenblatt haben. Mein Simulationsprogramm EZNEC 6+ wollte ihr aber nur 12.5 dBi zugestehen. Für echte Gewinnmessungen verfüge ich nicht über die entsprechenden Einrichtungen.


Sonntag, 14. Juni 2020

Die große Zerlegung eines Yaesu FT-70D


Beim Wandern in den Alpen erlebt man zuweilen überraschende Momente. Das Wetter ändert sich schnell oder bleibt wie es ist. Ein Murmeltier pfeift aus dem letzten Loch oder der Gipfelwein entpuppt sich als Essig. Als passionierter Funker muss man sowieso immer mit Überraschungen leben. Nach der alten SOTA-Regel "Wenn es unverhofft knallt, fiel das Handy in den Gletscherspalt" hat mein Yaesu FT-70D plötzlich QRT gemacht. 

Leider war der Schaden ein FUBAR. Immerhin war die Zerlegung des Yaesu interessant. Das Teil ist ja doppelt so teuer wie das FT-65E. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden: das FT-70D hat neben FM die digitale Betriebsart C4FM, das FT-65E nur FM. Das ist der Preis der Digitalisierung. 100 Stutz für ein paar zusätzliche Chips!

Trotzdem sind Handfunkgeräte gegenüber früher sehr günstig, auch qualitativ hochwertige.

Wieso Handfunkgeräte so wenig kosten, wird klar, wenn man die Dinger reparieren möchte. Für Handarbeit ist das Teil nicht gedacht. Die Dinger werden vollautomatisch bestückt, gelötet und zusammengenagelt. Für das Auge eine Weide, doch für die zittrige Hand des Reparateurs eine Pein. Selbst unter dem Binokular war schnell klar, das da Hopfen und Malz verloren war. Eine abgesprengte Drucktaste mit abgerissenen Leiterbahnen und Durchplattierungen kommt bei diesem Miniaturisierungsgrad einem Todesurteil gleich. Für die Maschine und nicht für den unglücklichen Operateur. 

Damit auch ihr euer Auge an den Innereien meines abgestürzten Handy's weiden könnt, hier die Bilder dieses alpinen Wanderschadens:








     


Freitag, 5. Juni 2020

UKW aus dem Alpental - Teil 3


Relaisstationen sind eine praktische Einrichtung, um von einem Tal ins andere zu funken. Hierzulande gibt es jede Menge davon: FM, D-Star, C4FM, DMR. Auf den meisten herrscht gähnende Stille. Ruft man CQ, wird die Stille noch stiller. Man gehört halt nicht zur Clique.
Trotzdem oder gerade deswegen, sind Relais praktisch, um Funkversuche zu koordinieren. 
Sehr gut erreichbar sind von hier aus die 2m Relais HB9F in Magglingen, oberhalb der Stadt Biel in 880m Höhe, und das 70cm Relais auf dem Chasseral in 1606m Höhe. Beide versorgen einen großen Bereich des Schweizer Mittellandes und darüber hinaus. Beide Relaisstationen arbeiten in FM und sind auch mit einem Handfunkgerät von Charmey aus zu erreichen.

Leider kann ich mein FT-70D von Yaesu nicht mehr richtig bedienen. Es piepst oder zeigt Error und das Lesen des Handbuchs macht mich nervös. Ein typisches Zeichen von Radio Demenz. Immerhin komme ich mit dem IC-9700 einigermaßen zurecht. Außer mit D-Star. Einen Kontakt in dieser digitalen Betriebsart habe ich bisher noch nicht zustande gebracht. Aber vielleicht liegt das nicht nur an meiner Radio Demenz, sondern auch daran, dass diese digitalen Betriebsarten von IT-Freaks und nicht von Funkern entwickelt wurden. 

Aber auch mein IC-9700 macht mir hier oben zuweilen Sorgen. Da ist nämlich ein Sendemast auf der Südseite des Dorfes mit diversen Funkantennen. Eine davon verbreitet den sogenannten Funkruf - andernorts Pager genannt. Dummerweise auf Frequenzen im Bereich 147 MHz. Der IC-9700 reagiert darauf mit Overflow des A/D-Wandlers und Störungen. Für seine Vorselektion ist das Signal frequenzmäßig zu nahe und zu stark (150W ERP) und der Icom wird daher durch die Pager-Signale zugestopft. 
Je nach Antennenrichtung und Polarisation (Der Funkruf ist vertikal polarisiert) ist es mehr oder weniger schlimm.
Erstaunlicherweise bietet der Einsatz der IP+ Taste im Funktionsmenü etwas Abhilfe. Zwar nicht 100%, aber immerhin ohne merkbare Empfindlichkeitseinbusse.

Doch kommen wir zu den Direktverbindungen. Hier konnte ich vom Swiss Activity Contest profitieren, der letzten Dienstag im 2m Band stattfand. SSB-Verbindungen ins Schweizer Mittelland waren bis in die Gegend von Olten möglich. Die Städte Bern, Lausanne und Genf waren gut erreichbar. Zum Teil benutzten die Gegenstationen nur einfache Vertikalantennen (Blindenstock). Zürich und die ganze Nordost-Schweiz ist von hier aus ein einziges großes Funkloch. Erst ennet dem Bodensee und im Schwarzwald geht es weiter, wie meine FT-8 Versuche zeigten. 

Aber es gibt auch Funklöcher ganz in der Nähe - ca. 40km entfernt - eines davon ist das Aaretal zwischen Thun und Bern. Interessanterweise kamen aber FM-Verbindungen ins Emmental - dort wo der Käse mit den großen Löchern herkommt - wieder zustande. Zum Beispiel mit Daniel HB9BWV. 
Irgendwie ist es ein bisschen eine Lotterie und die Gewinne und Verluste sind nicht immer klar erklärbar. Manchmal "fließen" die 2m Wellen auch in die abgelegensten Funklöcher wie WD-40.

Neben Radio Mobile von VE2DBE zur Ausbreitungsprognose haben sich hier auch andere Tools als nützlich erwiesen: Mit der App Peakfinder auf meinem Android-Handy konnte ich die Gipfel rund herum zwar identifizieren. Doch erst mit dem Online Tool Make Panoramas von Ulrich Deutschle konnte ich auch die Entfernungen und Höhen bestimmen. Beim Wandern in der Umgebung kamen dann die Karten der Schweizer Landestopografie zum Einsatz, die im Internet online frei verfügbar sind.

Wie bereits erwähnt, sind Blindenstock-Antennen im Alpental ungeeignet. Neben der flachen Strahlungskeule, die nur die umliegenden Berghänge aufheizt, anstatt den Gipfeln einzuheizen, haben sie noch eine andere unangenehme Eigenschaft: Mehrwegempfang. Die Signale aus unterschiedlichen Richtungen löschen sich zuweilen gegenseitig aus und verursachen Modulationsverzerrungen. Das geht soweit, dass S9-Signale völlig ausgelöscht werden oder die Modulation unverständlich verzerrt wird. Kleinste Variationen in den Ausbreitungspfaden (wetterbedingt) führen in den Bergen zu Effekten, die vermutlich den Funkamateuren im Flachland weniger bekannt sind. Diese Effekte sind nicht immer reziprok. Vor allem dann nicht, wenn die eine Station einen Rundstrahler und die andere einen Richtstrahler benutzt.

Wie bereits erwähnt, setze ich eine 4 Element Yagi nach DK7ZB ein, die ich mit einem Handgriff vertikal oder horizontal stellen kann (umsteckbarer Vierkant). Dazu und zur Antennenproblematik generell, mehr im nächsten Teil dieser Serie. Stay tuned.   





Donnerstag, 4. Juni 2020

UKW Aus dem Alpental - Teil 2



Es gibt zurzeit kein besseres Instrument, um die Möglichkeiten eines UKW-Standorts abzuschätzen, als den Betrieb mit FT-8. Damit lassen sich die verschiedenen Strahlrichtungen ausprobieren und vergleichen. Im Gegensatz zu den 59 Rapporten bei Funkwettbewerben sagt einem der Computer meist die Wahrheit und liefert akkurate Rapporte in dB Rauschabstand. Meist zwar im negativen Bereich und deshalb für SSB- oder gar FM-Betrieb als Ersatz für die FT-8 Verbindung ungeeignet. CW allerdings ist meist möglich, wenn man das FT-8 Signal von Ohr hören kann. 

An meinem Standort unten im Tal von Charmey stellte ich rasch fest, dass nur zwei Strahlrichtungen in Frage kommen. Talabwärts Richtung Moléson, also Südwest, und talaufwärts, hinauf zu den Felszacken der Gastlosen. Also Richtung Ost-Südost. 

Es ist übrigens keine gute Idee, einen Blindenstock (Vertikaler Rundstrahler) in ein Gebirgstal mitzunehmen. Erstens hat man damit keine Ahnung wo das Teil die Aetherwellen hinschickt oder herholt. Zweitens heizt man damit nur die umliegenden Berghänge auf. Denn Vertikalantennen strahlen flach. Je länger sie sind, desto mehr werden die Wellen in der Vertikalen gebündelt. Das Stichwort für die Antenne im Alpental heisst Elevation. Eine Yagi-Antenne ist deshalb das Instrument der Wahl. Diese wird aber so gerichtet, dass sie nicht geradeaus schaut, sondern hoch zu den Gipfeln.

Für vertikal polarisierte Stationen (die Blindenstock-Freunde ennet dem Berg) muss die Yagi in der Regel auch vertikal gestellt werden. Bei DX-Verbindungen ist die Polarisation weniger wichtig. Die Polarisations-Dämpfung bei unterschiedlich polarisierten Antennen nimmt mit der Distanz in der Regel ab.  In einigen Fällen kann man sogar eine Polarisations-Drehung feststellen.
Es lohnt sich, eine Antenne dabei zu haben, bei der man die Polarisation rasch umschalten kann.
Die FT-8 Verbindungen in den folgenden zwei Bildern kamen ausschließlich mit vertikaler Polarisation zustande. Eingesetzt wurde eine 4 Element Vormast-Yagi nach DK7ZB mit 100 Watt vom Icom IC-9700.

Die Verbindungen im ersten Bild kamen mit Ausnahme der beiden deutschen Stationen Nähe Friedrichshafen (DC2TH) und vis à vis Strassburg (DK0A) mit der Yagi talabwärts zustande. Für Strassburg und Friedrichshafen musste ich die Antenne jedoch talaufwärts drehen.         



Der zweite Anlauf mit der Betriebsart FT-8 förderte noch erstaunlichere Resultate zu Tage. Von Westen näherte sich bereits eine dunkle Gewitterfront. Doch wo kein Blitz, da kann man ruhig senden. Ob die Front einen Einfluss hatte, wird sich bei weiteren Versuchen zeigen. Obwohl die vertikale Yagi auch diesmal gegen Südwesten gerichtet war, kam ein QSO mit IZ2SVA zustande. Allesandro's QTH liegt am Comersee nördlich von Mailand und sein Signal kam mit -11dB unter dem Rauschen bei mir an. Aus Südwesten!
F1DRN in der Nähe von Marseille und F1NZC südwestlich von Clérmont-Férrand in der wunderschönen Auvergne waren weitere DX-Stationen. Sie wurden allerdings übertroffen von F4CWN. Florent hat sein QTH westlich von Toulouse und ist fast 600km von Charmey entfernt. Er konnte mich mit -11dB empfangen.



Soweit meine ersten Erfahrungen im Alpental. Im dritten Teil geht es weiter. Ich werde dann über SSB und FM Verbindungen berichten. Aber auch über Störungen von einem Pager-Sender in der Nähe und weiteren "Spezialitäten" hier oben.