Freitag, 6. März 2020

Corona Panik auf der Titanic



In der Anstalt ist der Corona Virus zurzeit Thema #1. Besucher werden am Eingang geröntgt und müssen dann für eine bestimmte Zeit in Quarantäne. Für die Bestimmung der Zeitdauer wurde speziell ein Zufallsgenerator angeschafft, um das Virus zu verwirren. Panik ist streng verboten, da ansteckender als das Virus selbst. Dafür findet wöchentlich ein Hamster-Wettbewerb statt: wer die meisten Hamster hat, bekommt eine Maske. Diese nützt zwar nichts, gibt dem Träger aber ein Gefühl von Sicherheit.

Unser Hausmeister bekam eine Extra-Maske für seinen Vorschlag, die benutzten Teebeutel nicht nur zweimal, sondern dreimal durch Waschen und Trocknen zu rezyklieren. Inzwischen hat er sie aber bereits auf Ebay versteigert. Nicht die Teebeutel, die Maske.
Das hat er gut gemacht, denn die Masken wirken vermutlich solange nicht, wie man sie nicht kaufen kann.

Außerhalb der Anstalt gibt es keine Masken mehr, steht in den Zeitungen geschrieben. Die wenigen, die eine haben, verzichten auf das Tragen um nicht gemobbt zu werden. Auch Desinfektionsmittel soll es draußen keine mehr geben. Hier haben wir das Problem elegant gelöst: Der gesamte Alkoholvorrat wurde in ein Regenfass geschüttet, in dem jeder eintauchen muss, der raus oder rein will. Wer einmal drin ist, will kaum mehr raus.

Wie gesagt: Panik ist strengstens verboten. Wer vor Angst schlottert, bekommt eine Spritze in den Allerwertesten und muss dann ins Fass. Bei der letzten Pandemie 1918 seien nämlich viele Insassen aus Angst gestorben. Zumindest stand das auf den Totenscheinen, versicherte mir ein Wächter Pfleger. Um das zu verhindern, hat der Direktor angeordnet, dass wir jeden Morgen in der Eingangshalle einen Flashmob aufführen. Titel: Hysterie! Hysterie! Es ist ja bloß eine Grippe.

Natürlich sieht man gewisse Dinge etwas anders, wenn man verrückt ist. So betrachte ich zum Bespiel den Corona-Virus nicht als politisch/rhetorisches Problem, sondern als medizinisch/technisches. Zudem bin ich kein Anhänger von Statistik sondern ein Adept der Exponentialfunktion. So habe ich die Verschwörungstheorie entwickelt, dass es sich bei der Verbreitung des Virus um eine Exponentialfunktion handeln muss.

Das ist so etwas wie eine Explosion, nur etwas langsamer. Zurzeit verdoppelt sich die Zahl der Infizierten etwas alle zwei Tage.
Nach zwanzig Tagen haben wir also 10 Verdoppelungen. Die Formel dazu lautet 2 hoch 10. Aus einem einzigen Infizierten werden also nach zwanzig Tagen 1024. Zurzeit sind es in der Schweiz rund 100 Fälle. Daher muss ich mein Resultat mit 100 multiplizieren. Das ergibt schon eine eindrückliche Zahl von 102400 Menschen.

Mit drastischen Maßnahmen kann man die Kurve natürlich verflachen. Sperrt man alle Menschen zuhause ein, wie das in China geschehen ist, kann man die Exponentialkurve ausbremsen.
Doch der Preis ist hoch: ein totaler Zusammenbruch der Wirtschaft.
Man wird sich wohl für einen tragbaren Mittelweg entscheiden zwischen Zusammenbruch des Gesundheitswesens und Zusammenbruch der Wirtschaft. Frau Merkel hatte vermutlich genau das im Sinn, als sie einen Weg mit Mass und Mitte anmahnte.

Ich denke, in zwei Monaten wird wohl jeder von uns mindestens einen in Familie und Freundeskreis kennen, der Corona hat. Und spätestens im Sommer werden wir eine ausgewachsene Wirtschaftskrise haben.
Wie dem auch sei: Wir in der Anstalt sind der Ansicht, dass unser Leben nie mehr so sein wird wie zuvor.
Daher genießt jeden Tag, auch wenn ihr nicht so verrückt seid.

    Was passiert, wenn man in Panik gerät, sehen wir im folgenden Filmausschnitt:


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen