Samstag, 25. Juli 2020

Die letzte Rettung: Magnetische Antenne




Der Funker, jung an Jahren, kann seinen Antennen oft nicht den Balkon ersparen. Doch je grösser die Herausforderung, desto grösser der Spaß und je kleiner die Antenne, desto grösser die Freude über die geglückte Verbindung.

Später mit Haus, Kind und Kegel wird die Antenne grösser. Vielleicht reicht es sogar für Tower und Beam. Doch der Stress ist gross, die Zeit ist knapp. Für Funkbetrieb bleibt nicht viel übrig - nur das Gefühl: man könnte ja, wenn man wollte. 

Kommt die Rente sind die Kinder weg - wenn man Glück hat, ist die Frau noch da. Haus und Garten werden zur Last für die alten Knochen und die Erben warten ungeduldig. 
Es ist Zeit für die Alterswohnung.

Eigentum oder Miete, das Dilemma bleibt: wohin mit der Antenne?
Hat man die Wahl, wählt man die Wohnung zuoberst. Zwischendrin - mitten im Sandwich - ist es weniger lustig. 
Über einem nur der Himmel und Gott, und nicht noch andere Leutz, die weiß der Teufel was anstellen. Zuoberst ist es für UKW sowieso am günstigsten, das hat man schon  für die Funker-Prüfung gelernt. Zudem ist der Weg aufs Dach kurz und bündig. Dort hat es in der Regel genug Platz für Antennen aller Art, sofern die Verwaltung Einsicht zeigt.
Mangelt die Einsicht und wenn alle Bestechungsversuche versagen, kann ein Estrich hilfreich sein. In Deutschland heißt das Dachboden. Estrich ist dort ein Unterboden. 
So ein helvetischer Estrich also, der sich zwischen Gott und dem Funker befindet, ist ein tolles Refugium für Antennen. 

Ganz gut passen dort magnetische Antennen rein. Diese werden von vielen gelobt und nur von wenigen benutzt. Meist werden sie nach kurzem Gebrauch weiterverkauft.
Das liegt nicht so sehr an ihrer Effizienz, sondern an der Abstimmerei. Sie sind so schmalbandig, dass man nicht einfach übers Band drehen kann. Schon wenige Kilohertz daneben werden die Dinger taub. Suchen. Finden. Funken. Geht nicht. Hat man mal eine DX-Station gefunden, ist diese bereits weg, wenn man parat ist. Die ewige Abstimmerei geht einem schon nach kurzer Zeit auf den Geist.
Außerdem sind die Ringe auf den längeren Bändern wie 80m oder 160m zu klein um mit dem Wirkungsgrad eines Dipols mithalten zu können und vertragen oft nur noch wenig Leistung. QRP und Magnetloop vertragen sich da schlecht.
Das ist betrüblich, denn im 10m Band braucht kein Mensch einen Magnetloop, da reicht auch eine abgeänderte CB-Antenne auf dem Balkon. Zum Beispiel die legendäre DV-27

Die Ringantennen sind daher nur für einige spezielle Kategorien von Funkern wirklich geeignet:

- Für die FT-8 Enthusiasten. FT-8 spielt sich nicht nur in einem einzigen bestimmten SSB-Kanal ab, es geht auch mit kleiner Leistung. Auch WSPR-Enthusiasten dürften Loops lieben. 

- Für Telegrafisten. Denn auch CW kommt mit wenig Power aus und findet oft rund um bekannte "Wasserlöcher" statt (QRP-Frequenzen z.B.)

Schlecht geeignet sind Loops für DX-Jäger und Contester. Auch für Klönfunker im 80m Band sind sie nicht das Gelbe vom Ei.
Drum prüfe, wer sich bindet. 

Die Auswahl an Magnetantennen wurde in den letzten Jahren immer grösser und ich denke, dass der Trend zum Loop anhalten wird. 
Neben den altbekannten Magnetantennen von Käferlein, stehen auch die Loop-Antennen aus Tschechien und die Loops von Ciro Mazzoni aus Italien zur Auswahl. Aus den USA sind die Antennen von MFJ bekannt und neuerdings die Loops von Preciserf.
Selbstbau ist für den gewieften Bastler natürlich auch ein möglicher Weg. 

Damit man unbeschwert übers Band drehen und den Funkverkehr beobachten kann, sollte man unbedingt neben der Loop noch eine Empfangsantenne installieren, auf die man ggf. umschalten kann. Aktivantennen wären in der Nähe der Loopantenne unter Umständen gefährdet. Vor allem solche magnetischer Natur. Doch mit einem alten Trick, der altgedienten Schiffsfunkern bekannt sein dürfte, lässt sich das Problem elegant umschiffen. Um Duplexbetrieb mit einem Zweitempfänger zu machen, installierte man eine kurze Stabantenne von 3 bis 4 Meter, die über einen Unun mit einem Untersetzungsverhältnis von 1:16 angepasst wird (siehe auch CQ-DL 7/84, Seite 333).

   

        


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