Eine dieser Schnapsideen ist die Mantelwellensperre aus Stahlwolle:
Steckt man ein Koaxialkabel durch ein Stück Stahlwolle, wie sie im Haushalt zur Reinigung eingesetzt wird, soll diese diese angeblich Mantelwellen aufhalten, reduzieren, auflösen, oder was auch immer.
Diese Schnapsidee hat es sogar in das renommierte ARRL-Handbuch geschafft.
W8JI hat diesen angeblichen "Wunderbalun" untersucht und ausgemessen und seine Resultate in einem interessanten Artikel zusammengefasst. Sein Fazit: Ein Hoax!
Vermutlich sind weltweit einige dieser Stahlwollen-Sperren "in Betrieb". Doch die wenigsten Besitzer merken vermutlich, dass ihr Wunderbalun nicht funktioniert. Ein bisschen HF in der Bude kann ja nicht schaden und fördert die Aufmerksamkeit. Hauptsache das SWR stimmt, sagen sich die meisten.
Auch Ferritkerne als Mantelwellensperren erweisen sich manchmal als Flop. Erst wenn sich der Funker daran die Finger verbrennt, kommt ihm in den Sinn, dass da wohl was verkehrt ist. Bei Kurzwelle versperrt die Mantelwellensperre zuweilen den Weg zum notwendigen Gegengewicht, das bei Wunderantennen meistens aus dem Mantel des Koaxkabels besteht und bei VHF/UHF besitzt das Kernmaterial manchmal die falschen Eigenschaften und ist wirkungslos, wie ich schon feststellen musste
Nein, ich bin kein Mantelsperren-Gegner. Zumindest auf Kurzwelle sind die Dinger sinnvoll. Doch was die höheren Frequenzen anbelangt, haben mich Zweifel beschlichen.
Nehmen wir zum Beispiel mal eine Yagi-Antenne für das 23cm Band, also für 1.3 GHz. Bei dieser Frequenz hat bereits ein kurzes Leitungsstück einen beachtlichen Blindwiderstand. Ein gestreckter Leiter, wie es zum Beispiel ein Stück Koaxialkabel mit der Aussenfläche seiner Abschirmung darstellt, hat mit nur 10cm Länge bereits eine Induktivität von 73nH (bei einem 5mm Koax).
Bei 1.3 GHz ist XL also ca. 600 Ohm. Bei einigen 10cm Koax an der Antenne, müssen wir uns also im 23cm Band keine Sorgen mehr machen. Dass die Mantelwellen gar in den Shack gelangen, ist so unwahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto.
Aber auch im 70cm Band dürften Mantelwellen kein großes Problem sein, wie sogar der Antennenpapst Martin DK7ZB zugeben muss (siehe FA 2/10, Seite 167).
Denn schon 30cm 10mm-Koax haben bei 430 MHz ein XL von ca, 650 Ohm.
Film: Kamov KA32 der Heliswiss in Epagny FR
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Deine Induktivitätsrechnungen funktionieren nur, solange das Kabel kurz ist gegen die Wellenlänge. Also nicht.
AntwortenLöschenSonst braucht es Leitungstheorie dafür, oder noch Schlimmeres, je nach Geometrie. Ich denke, die kennt man doch auch in der Anstalt? - deshalb gibt es allerlei Balun-Anordnungen, in denen meist ein Viertel der Wellenlänge eine Rolle spielt. Natürlich die Wellenlänge aussen, für die Mantelwellenlänge, also meist im Wesentlichen in Luft. Das klappt dann natürlich immer nur in einem schmalen Frequenzbereich.
Wenn es dann doch sehr breitbandig werden soll, muss wieder Ferritmaterial zum Einsatz kommen. Auch bei den höheren Frequenzen.
Das ist ja genau das Problem, lieber Anonymus
AntwortenLöschenDas Blog heisst nicht vergebens DMR, und in der Tat ist von der Leitungstheorie nicht mehr viel in meinem Hirnkasten übrig geblieben. Hamsprit sei Dank. Aber du hast natürlich Recht, das mit dem Blindwiderstand war an den Haaren herbeigezogen. Man muss eben mit den Steinen mauern, die einem noch übrig bleiben.
So ein Einleiter würde sicher ganz wunderbar und mit geringen Verlusten funktionieren, wie Georg Goubeau 1950 erkannt hat. den ich mal im Traum getroffen habe. Vorausgesetzt das Teil ist steckengerade und von viel Luft umgeben. Vielleicht könntest du uns mal anhand eines Beispiels zeigen, wie die Impedanz so eines Koax-Einleiters ausgerechnet wird? Natürlich unter Berücksichtigung meiner begrenzten mathematischen Kenntnisse, die sich im Wesentlichen auf den Dreisatz reduziert haben. Was mich und wohl auch die Leser hier ebenfalls interessieren dürfte, ist die Frage: wie man ggf. solche Mantelwelln messen kann. Zum Beispiel bei 1.3 GHz.