Nun sind wir endlich umgezogen, gezügelt wie man in der Schweiz sagt, oder déplacé, da hier ja Französisch gesprochen wird. Oder besser: nous étions déménagés. Da wir ja gezügelt wurden und nur aufgepasst haben, dass alles an den richtigen Ort kommt. Natürlich geht bei einem Umzug nicht immer alles nach Plan und oft gibt es Teile, die das Zügeln nicht überleben. Diesmal traf dieses Schicksal den Fernseher. Gut, dass ich den nicht zum Funken brauche. Er hat sich den Fuss gebrochen. Für ältere Fernseher ein Todesurteil. Die Hersteller bauen lieber neue TV-Kisten als alte Füsse.
Nun sind wir also in unserem neuen QTH angelangt. In den Westschweizer Alpen. Ein Touristenort mit dem Namen Charmey. Es hat hier alles, was man braucht und das alles in Fussgänger-Reichweite. Also genauso wie in einer Stadt. Nur das Opernhaus fehlt. Dafür ist bereits für die nächste Lebensetappe vorgesorgt. Das Altersheim, bzw. Pflegeheim ist nur ein paar Schritte entfernt. Aber zuerst wollen wir noch ein wenig wandern, funken und andere lustige Dinge tun.
Wenn die elementaren Bedürfnisse der Maslowschen Pyramide für den Funker gedeckt sind, richtet sich das Interesse auf die elektromagnetische Welt. Wie sieht am neuen Standort der Aether aus? Hat es Störsignale und wie stark sind diese? Wo und wie kann man Antennen bauen? Natürlich klärt der Funker solche Dinge im Vorfeld des Umzugs ab. Ja, schon bei der Auswahl des neuen QTH's spielen diese Fragen eine grosse Rolle und stehen in Konkurrenz zu anderen Kriterien. Zumindest für den passionierten Funkamateur.
Doch dann, wenn der Tag X vorbei ist und die Gegenstände des täglichen Gebrauchs ihren Platz gefunden haben, tauchen die ersten funktechnischen Überraschungen auf. Und manchmal ist alles anders als vorgesehen.
Auch dieses Mal war es so.
Da sich die Funkbude, auch Shack genannt, im Norden des Gebäudes befindet, sollte ein ganzer Bund Kabel von dort auf die Südseite geführt werden. Dort, so wurde ausgerechnet, sei auf dem Balkon die beste Möglichkeit, Antennen zu errichten.
Doch die Rechnung wurde ohne die moderne Chalet-Bauweise gemacht. Was von aussen aussieht wie ein hübsches Mehrfamilien-Holzhaus, ist heutzutage nichts anderes als ein schnöder Betonbau mit Holz geschmückt. So kam denn die erste Überraschung ans Licht, sobald ein Loch in die Wand gebohrt wurde, zwecks Verlegung der Kabel. Da war keine Dachschräge hinter der Kniewand, wo man durchkriechen und Kabel verlegen konnte. Nein, da starrte einem eine schnöde Betonmauer entgegen. Eine Wand hinter der Wand. Ende Gelände.
Um diesen bedauerlichen Umstand festzustellen, hätte ein kleines Guckloch genügt. Doch der Vater der Gedanken hatte die Mutter der Vorsicht überstimmt. Macht nix. Auch grosse Löcher kann man zumachen. Doch damit war der Kabelplan im Eimer. Vorerst.
Doch jeder Rückschlag beinhaltet auch eine Chance. Denn auch durch das Shack-Fenster im Norden sind interessante Berge zu sehen. Eine kleine Vier-Element Yagi, im Shack auf einem Fotostativ vertikal polarisiert, fand denn auch sofort ein paar interessante Signale im 2m Band. Einerseits via Diffraktion über die Kante des SOTA-Gipfels der "La Berra". Von dort wurden Stationen aus der Bundesstadt Bern und aus dem Mittelland mit starken Signalen empfangen. Garniert mit Flugzeugreflexionen, wie man auf Flightradar24 verifizieren konnte. Doch auch die schroffen Felszacken weiter im Osten boten gute Reflexionsmöglichkeiten. In ihrem Fall ins westliche Mittelland, bis in die Gegend von Genf und darüber hinaus nach Frankreich. Für das 2m Band ist also Hoffnung vorhanden. Doch wie sieht es auf der Kurzwelle aus?
Zwar befinden sich auf der Nordseite eine Reihe Bäume, die geradezu nach einem Draht rufen. Doch das ist ein Projekt für später. Man möchte ja nicht gerade mit dem Draht ins Haus fallen. An Stelle eines endgespeisten Drahtes kommen nun als erstes Magnetantennen zum Zug. Sie sind als Innenantennen Drahtgebilden meist überlegen und weniger empfindlich auf Störungen aus der unmittelbaren Umgebung. Da der Shack in der dritten und letzten Etage, direkt unter dem Dachgiebel liegt, befinden sich nur Holz, Isolation und Ziegel über der Antenne. Für eine Magnetantenne ist das kein nennenswertes Hindernis. Siehe Bild zuoberst: das Fenster oben in der Mitte ist das Shack-Fenster.
Meine AMA-87 sitzt also direkt unter dem Dachgiebel und glänzt mit dem Empfang starker Signale auf allen Bändern. Telegraphie-Verbindungen im 80m Band nach Norddeutschland zeigten bereits, dass es auch Sendeseitig funktioniert. Obwohl der Loop von diversen Berechnungsprogrammen nur wenige Prozente Wirkungsgrad im 80m Band zugestanden werden. Gar nur 1.4% nach dem Program von DG0KW. Von meinen 50W würden als bloss 700mW abgestrahlt.
Wie dem auch sei. Mein neues QTH ist wie eine Wundertüte und birgt sicher noch jede Menge an Überraschungen, die es in der Zukunft zu erforschen gilt.
Fortsetzung folgt....
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