Samstag, 15. Oktober 2022

Irgendwo in einem Seitenarm einer Galaxie in einem einsamen Sonnensystem

 

Bild Quelle: Wikipedia CC License

Es ist beunruhigend, wie rasch die Zeit vergeht. Nun befinde ich mich bereits seit einem Jahr in der Nigel Nagel neuen Anstalt im Alpental. Aber es ist auch beunruhigend, wie rasch sich die Zeiten wandeln. Kaum sind wir der Corona Gefahr entronnen, findet in Europa ein Krieg statt und wir hängen drin, obwohl hier keine Bomben fallen. Statt WC-Papier wird nun Brennholz gehamstert und alle machen sich Sorgen um Gas und Strom. In unserer Einstellhalle hat ein sorgenvoller Hausmeister bereits jede zweite Leuchtstoffröhre entfernt und in der Nacht ist es im Dorf so finster wir in einer Kuh. Die Strassenbeleuchtung ist nach 11:30 aus und wenn ich nicht schlafen kann - was regelmässig vorkommt - leuchtet draussen der Sternenhimmel wie in längst vergessenen Zeiten. Orion, der alte Krieger steht in seiner vollen Pracht im Süden, gegürtet mit seinem Schwert. Wer ein Fernglas hat erkennt, dass dieses Schwert nicht nur aus ein paar Sternen, sondern aus einem kosmischen Nebel besteht (M42). Für unsere Vorfahren, die vor mehr als 50'000 Jahren gelebt haben, soll er noch nicht sichtbar gewesen sein. Erstaunlich, den 50kJahre sind im kosmischen Massstab bloss ein Lidschlag. Was aber unsere Vorfahren sicher beobachten konnten ist Rigel, der Stern unten rechts im Orion: ein blauer Riese, rund 100 mal grösser als unsere Sonne. Aber auch der linke Schulterstern des Orion, Betelgeuse, wurde sicher gut gesehen. Diesen roten Riesenstern werden wir vielleicht noch zu unseren Lebzeiten verglühen sehen. Denn seinen Helligkeitsschwankungen verheissen nichts Gutes: Er wird innerhalb der nächsten zehntausend Jahre in einer gewaltigen Explosion als Supernova sein Leben aushauchen. Aber vielleicht ist das schon lange geschehen. Denn Betelgeuse ist 500 bis 600 Lichtjahre von uns entfernt. Gut möglich, dass es ihn schon nicht mehr gibt und wir das noch nicht gesehen haben, weil die Photonen dieses Ereignisses noch auf dem Weg zu uns sind.

Aber vielleicht gehört ihr zu den Funkamateuren, die sich nicht für Astronomie interessieren. Trotzdem sollte euch das Universum nicht egal sein. Nicht nur, weil wir alle ein Teil davon sind, sondern weil darin auch unser Zentralgestirn, die Sonne, wohnt. Und von ihr hängt die Ausbreitung unserer Kurzwellen ab. 

Zur Zeit geht es ja mit der Kurzwelle rapide aufwärts. Noch vor drei Jahren wurde uns prophezeit, dass der derzeitige Sonnenzyklus (Nr. 25) nur ein bescheidenes Maximum haben werde. Vielleicht sei sogar ein neues Maunder Minimum möglich; eine lange Zeit ausbleibender Sonnenaktivität. Eine wahre Katastrophe für die DX orientierten Funker. 

Nun sieht es plötzlich ganz anders aus und der laufende Zyklus könnte in einem grossen Maximum gipfeln. Das würde uns in den nächsten Jahren Funkbedingungen bescheren, die junge OM nur vom Hörensagen kennen. Mit glänzenden Augen berichten die alten Semester davon, dass in früheren Maxima das 10m Band fast rund um die Uhr offen war und man mühelos mit kleiner Leistung die ganze Welt arbeiten konnte. Notabene in SSB und CW und noch ohne FT-8.

Bild: Andromeda Galaxy 2.5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.


1 Kommentar:

  1. Wenn wir schon beim Universum sind: was geschieht eigentlich mit unseren Funkwellen, die ins Universum gehen? Da sie sich kugelförmig ausbreiten, müssen sie immer schwächer werden. Aber wegen des Energieerhaltungssatz dürfen sie auch nicht verschwinden. Gibt es Reibung im Weltraum? Es gibt dann noch die Quantenphysik, die sagt, keine Größe kann null sein, sondern es gibt ein kleinstes Quantum. Aber wie sollen sie sich dann im Raum ausbreiten? Wer hilft hier mit? Welcher Funkamateur war schon so weit weg?

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