Montag, 20. März 2023

Eine 5 Element Yagi für das 2m Band

 


Der Umzug der Anstalt in die Berge ist nun bereits eineinhalb Jahre her. Und immer noch sind Antennen das Thema #1. Wie könnte es auch anders sein. Die Antenne ist die wichtigste technische Komponente einer Amateurfunkstation und sollte die höchste Priorität erhalten. Funkgeräte sind dagegen relativ unwichtig. Erstaunlich, dass viele OM das gerade umgekehrt sehen: Geräte werden wie frische Brötchen gekauft, die Antenne bleibt Jahrzehnte auf dem Dach, bis sie von selbst herunterfällt. Wenn es bei meinen Blogs um neue Transceiver geht, ist die Leserschaft am größten. Kein anderes Thema erzielt so viele Klicks.  

Bis vor wenigen Wochen funkte ich im 2m Band mit einer Innenantenne: einem 6 Element Selbstbau nach DK7ZB. Vertikal polarisiert und in meine Vorzugsrichtung fixiert. Sie dient der Kommunikation mit meinen Funkkollegen in der näheren Umgebung und ist vertikal polarisiert, weil die Gegenstationen hauptsächlich  mit einem "Blindenstock" funken. Meist in FM und nur sporadisch in SSB. Das 2m SSB-Band ist hier übrigens ziemlich verwaist, nur auf 144.174 heulen die FT-8 Signale Tag und Nacht um die Wette.

Um den Unterschied zwischen Innen- und Außenmontage der 2m-Antenne zu ergründen, habe ich kürzlich eine 4 Element draußen vor dem Funkfenster montiert. Diese Yagi ist ebenfalls eine Selbstbau-Antenne nach DK7ZB und hat einen 75cm Boom anstelle des 2m Booms der 6 Element. Ihr Antennengewinn ist deshalb gute 3dB geringer. Trotzdem hatte ich im Schnitt 1 bis 2dB stärkere Signale mit der Außenantenne. Die Mauer im Norden meiner Funkbude dämpft die 2m Welle also um ca. 4 bis 6 dB.

Die Anstaltsleitung hat mich davon überzeugt, auf Probebohrungen zu verzichten, um die Beschaffenheit der Mauer zu untersuchen. Aber es ist bekannt, dass mehrstöckige Chalets, wie unseres, ein Betonskelett haben. Die schöne Holzfassade ist nur die Außenhaut. Bauernblende wie wir sagen. Ich kann von Glück reden, dass das Dach nicht eine Dampfsperre mit Alufolie besitzt. 

Als Funkamateur sollte man nie mit seiner Antenne ganz zufrieden sein und immer danach streben, noch ein dB oder zwei mehr herauszuholen. Natürlich hätte ich am liebsten die 6 Element an der Fassade montiert. Doch für eine Vormastmontage ist das Teil zu schwer. Also begab ich mich auf die Suche nach einem Kompromiss. Wenn schon keine 6 Element, so sollte es doch mindestens eine 5 Element sein. Ein Plus von 2dB sind zwar keine Welten, können aber auf UKW ein QSO retten. Hier im Bergdorf empfange ich selten S9 Signale, viele befinden sich knapp an der Grasnarbe.

Eine 5 Element Antenne mit einem 1.5m Boom geht gerade noch so durch als Vormastantenne, sofern man sie mit sehr dünnem, leichten Alu baut. In meinem Fall kommt mir die Nordlage unter dem Dachvorsprung zugute: die Antenne muss dort keine heftigen Stürme und schwere Schneelasten befürchten. Eine Tarnbemalung wird sie vor kritischen Blicken schützen.

Versuche, selber eine Antenne mit EZNEC pro/2+ V7.0 zu designen, zeigten bald, dass ich gegen die "Profis" chancenlos bin. Die Designs von DK7ZB und DG7YBN waren nicht zu schlagen. Schließlich entschied ich mich für die 5 Element von DG7YBN. Sie hat etwas weniger Gewinn, hat aber ein sehr sauberes Richtdiagramm, ist breitbandiger und ist von den Abmessungen her toleranter. Letzteres scheint mir wichtig, wenn man nur eine Handbohrmaschine und eine Eisensäge hat und mechanisch nicht besonders talentiert ist. 

Das Alu stammt vom Baumarkt und die Isolatoren sind aus Nylonmaterial selbstgebaut. Die isoliert montierten Elemente sitzen darin fest in einem Presssitz. Die INOX-Schrauben stammen von meinem Ebay Schraubenverkäufer aus DL. Aus Gewichts-und optischen Gründen habe ich anstelle eines Schleifendipols einen gestreckten 50 Ohm Dipol gewählt. Natürlich auch aus purer Bequemlichkeit. Das Biegen von Schleifendipolen überlasse ich mechanisch talentierteren OM. Als Mantelwellensperre dient ein Ferritkern. Nützt er nicht, schadet er auch nicht.

Die SWR-Kurve schaut akzeptabel aus, auch wenn die Yagi mit dem Reflektor sehr nahe an der Hauswand sitzt:


Zum Vergleich: So sieht das SWR aus, wenn die Antenne 1m Abstand von der Hauswand hat.


Doch diesen zusätzlichen Meter kann ich ihr nicht gewähren. Im nächsten Bild sind Montage und Anschluss des gestreckten Dipols zu sehen und darauf im letzten Bild die 5 Element Yagi provisorisch und noch ohne "Tarnanzug" an ihrem Arbeitsplatz:






Fazit: Yagis für VHF/UHF zu bauen ist keine Kunst, gute Yagis zu entwickeln dagegen schon. Doch das Internet ist voll von Bauanleitungen. Das gewählte Design selber noch mit EZNEC zu überprüfen ist eine gute Übung und schafft Sicherheit, und zum Schluss: der Selbstbau lohnt sich und ist eine interessante Erfahrung.

   

3 Kommentare:

  1. Hallo Anton,
    ob die Stehwelle nun 1,2 oder 1,0 beträgt, dürfte für die Anwendung keine nennenswerte Rolle mehr spielen. Da sehe ich die Beeinflussung des Strahlungsdiagramms durch die Umgebung eher als Grund. Aber auch hier dürfte es keinen markanten Unterschied machen.
    Gruß Stefan

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  2. Hallo Anton, vielleicht wäre eine zirkulare Polarisation ein Vorteil für deine Reflektionslage: https://www.hamspirit.de/11230/die-ungewoehnliche-twisted-yagi-antenne
    73 de Uli DL4GG

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  3. Zum Thema zirkulare Polarisation: https://www.robkalmeijer.nl/techniek/electronica/radiotechniek/hambladen/ukw-berichte/1973/page148/index.html

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