Mittwoch, 24. August 2022

Magnetloop gegen L-Indoor-Antenne

 


An der Magnetloop Antenne scheiden sich die Geister der OM. Oft kaum gekauft, landet sie daher wieder auf dem Internet. Zugegeben: Für "Über-Band-Dreher" ist sie nix. Wer möchte seine Antenne schon bei wenigen kHz QSY nachstimmen müssen? Natürlich gibt es da auch automatische Lösungen: doch sie drücken schwer aufs Portemonnaie und das Ham-Budget schreibt dann rote Zahlen.

Keine Frage: Wer einen Draht aufhängen kann, ob EndFed oder Dipol, braucht sich nicht mit einer Magloop abzuplagen. Es besteht schlichtweg keine Notwendigkeit eine solche Antenne zu kaufen oder zu bauen.

Die Magnetloop ist eine Nischen-Antenne. Für einige OM ist sie die letzte Hoffnung und für gewisse Anwendungen eine gute Alternative. Zum Beispiel für Outdoor QRP-Aktivitäten für 10 bis 40m. Für das 80m Band wird sie zu unhandlich und der Wirkungsgrad ist schlecht. Eine kleine Loop im Feldeinsatz hat zwei grosse Vorteile: Sie braucht keine Höhe. Ein Fotostativ reicht. Dabei kann der Operateur die Abstimmung bequem vom Campingsessel aus erreichen. Er sitzt dabei meist seitlich im Null des Richtdiagramms. Der zweite Vorteil ist der Abstrahlwinkel: Eine vertikal in Bodennähe montierte Magnetloop deckt alle Elevationswinkel ab. Sie strahlt von flach bis steil. Und so ist sie ideal für Kurz- und Weitverbindungen. Ein Vorteil, der sich vor allem im 40m Band auszahlt. Je höher der Abstrahlwinkel, desto mehr verschwindet ihr Richtcharakter und ab ca 70 Grad wird sie zum Rundstrahler. Das ist praktisch.

Bei QRP muss der Operateur keine Bedenken wegen der Hochfrequenzstrahlung haben. Sein Handy am Ohr ist nach wie vor die stärkste HF-Quelle in der Nähe seines Gehirnkastens. Doch Vorsicht beim Berühren blanker Teile in der Nähe des Abstimmkondensators. Die HF-Hochspannung beisst heftig. Auch bei QRP. 

Kürzlich habe ich unter Dach eine kurze Draht Antenne montiert. Eine Inverted L mit 4m Vertikalteil und nur 12m lang. Aber im Zick-Zack und deshalb liegt die Resonanzfrequenz bei ca. 5 MHz. Drahtantennen im Haus sind zwar ein Graus. Sie saugen dass ganze QRM des China-Schrotts begierig auf und ärgern XYL und Nachbarn gerne mit Störgeräuschen aus allen möglichen Lautsprechern und lustigen Schleiermustern auf Bildschirmen.

Doch ausser ein paar kurzen Versuchen habe ich keine Aussendungen mit dieser Antenne geplant. Sie dient als Vergleich mit meiner Magnetloop-Antenne. Die Frage lautet: welche Antenne ist besser? Auf welchem Band, über welche Distanz und bei welchen Bedingungen? Dazu reicht es, das Signal auf einem entfernten Web-SDR zu beobachten. Davon gibt es ja recht viele, vor allem in Europa. Eine Übersicht bietet diese Seite hier. Ein erster Test nach Sonnenuntergang im 160m Band brachte gleich eine Überraschung: Sowohl in Belgien wie auch in Tschechien schenkten sich meine 1.65m Magnetloop und die kleine L-Antenne nichts. Beide waren gleich gut. Natürlich war mein 50 Watt Signal schwach und das S-Meter der Web-SDR kletterte nur eine oder zwei Stufen über das QRM, doch für CW reicht das allemal. 

Die abgestrahlte Leitung meiner Magnetloop schätze ich im 160m Band auf ca. 1%. Die Unterdach-Draht-Antenne dürfte ebenfalls in diesem Bereich liegen. 500mW abgestrahlte Leistung im 160m Band scheint sehr wenig zu sein. Aber ich denke, dass viele OM nicht mehr als 10 bis 20% aus ihren 160m Antennen rausbringen. Einige dürften ebenfalls im einstelligen Prozentbereich liegen. Die effektiv abgestrahlte Leistung unserer Antennen auf den längeren Amateurbändern wird m.E. oft überschätzt. Cracks ausgenommen, haben die meisten ja Kompromissbesen im oberen Mittelwellenband.

Weitere Versuche werden diesen Winter folgen. Wegen meiner Lage, die eher NVIS und Europa-Betrieb als DX zulässt, interessieren mich besonders die Bänder 80, 60 und 40m.

Natürlich beeinflussen sich die Magnetloop und die L-Antenne gegenseitig. Um eindeutige Ergebnisse zu erhalten, muss ich die nicht beteiligte Antenne jeweils verstimmen. Allerdings bin ich nicht ganz sicher, ob sie sich wirklich gegenseitig Energie stehlen und dabei in Wärme umsetzen.

Interessant war auch der Vergleich der beiden Antennen bei Empfang: Entgegen meinen Erwartungen war der QRM-Pegel bei beiden etwa gleich, genauso wie die paar Signale, die an diesem Abend das Band zu bieten hatte.

Kürzlich ist mir ein lustiges Teil über den Weg gelaufen: Ein Power Kompensator für Magnetloop Antennen von Chameleon. Er soll die Abstrahlung einer Magnetloop um den Faktor 2,5 verstärken. Das ist wohl sowas wie ein Erdstrahlschirm oder links gedrehtes Wasser. Leider habe ich nicht 100$ für dummes Zeug in meinem Budget, denn ich würde gerne so ein Teil aufsägen und reingucken.

Wie auch immer: Wer eine Magloop selber machen will, sollte sein Geld lieber in einen guten Vakuum-Kondensator investieren und zum dicksten Kupferrohr greifen, das er finden kann.    

     

1 Kommentar:

  1. Danke für deinen vergleichhenden Beitrag, Anton. Das mit der abgestrahlten Leistung ist teils schon ernüchternd, umso mehr bestätigt sich da auch, dass mein 7,5m langer Vertikalstrahler für 80m nicht so schlecht sein kann, dass man damit Deutschland und Umgebung abdecken kann. Zumindest bestätige ich die Bedienbarkeit der Loopantenne, das ewige Nachstimmen ging mir auf den Zeiger.

    Noch zum Verständnis: Ich habe an meiner Vertikal am Speisepunkt eine große Spule zuschaltbar eingebaut, was laut DJ7WW meinen Wirkungsgrad auf 7% erhöht! Ich kann gut damit leben.

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