Freitag, 28. Oktober 2022

Magnetloop: Abstimmen mit einer Spektrum/Wasserfall-Anzeige

 

Keine Hütte, sondern eine Scheiterbeige. Gesehen bei der Buvette l'Hauta Chia 

Eigentlich werden Spektrum/Wasserfall-Anzeigen in Kurzwellen-Transceivern überbewertet. Man kann ganz gut auch ohne auskommen. 

Doch wer eine Magnetloop-Antenne betreibt, weiss sie zu schätzen. Man weiss damit immer "wo" man ist und das optische Abstimmen ist m.E. einfacher als das akustische. Wie man im nachfolgenden Video beobachten kann, sieht man die Rauschglocke wie eine Welle über das Spektrum wandern und kann sie so im richtigen Moment stoppen, bzw. positionieren. Im Video ist zu sehen, wie ich in den CW-Bereich des 40m Bandes abstimme. Auf einer freien Frequenz wird dann kurz noch das SWR auf 1:1 korrigiert. Anschliessend stimme ich die Antenne im 60m Band ab, wo sie eine "Punktlandung" hinlegt. Das SWR wird kurz gemessen, aber eine Korrektur ist hier nicht notwendig. 

Ganz besonders nützlich ist die Anzeige, wenn man einen Vakuum-Kondensator verwendet. Diese Kondensatoren werden mit mehrgängigen Spindeln betrieben und können beim Drehen über den Endanschlag hinaus beschädigt werden. Kann man die "Rauschwelle" auf dem Schirm des Transceivers beobachten, weiss man immer, wo man ist und vermeidet damit, über den Abstimmbereich hinauszuschiessen. Ein Endschalter, der den Motor ggf. abstellt, ist nicht notwendig. Ausser der OP sei zu trottelig. Aber in diesem Fall rate ich ohnehin von der Benutzung einer Hochleistungs-Loop ab. Hat man seine Hände während des Betriebs am falschen Ort, besteht Lebensgefahr. 

Es erübrigt sich auch einen Schrittmotor einzusetzen. Ein kleiner 12V DC Elektromotor mit Untersetzung genügt. Diese Motoren besitzen ein Schneckengetriebe und haben kaum Nachlauf und keinen Schlupf. Zum rascheren Bandwechsel kann man sie mit der doppelten Spannung betreiben. Sie sind dann doppelt so schnell und verdauen die 24V ohne Probleme, wie ich festgestellt habe. Um die "Bordspannung" zu verdoppeln, benutze ich einen Boost-Up-Konverter, den ich in den Loop-Controller eingebaut habe. Wie man sehen kann, betreibe ich meine beiden Magnetloops mit demselben Controller: die 1.6m Loop für 30 - 160m und die kleine 0.8m Loop für 10 bis 20m. Beide vertragen 200 Watt CW. Aber ich betreibe sie normalerweise mit geringerer Leistung.  

   

Die Kontroll-Einheit mit Umschaltung auf die kleine und grosse Loop und Schnellgang


Die kleine Loop mit 2rpm Getriebemotor und 100pF/5kV Vakuum-Drehko


Die grosse Loop mit 2rpm Getriebemotor und 500pF/10kV Vakuum-Drehko

Donnerstag, 27. Oktober 2022

6m Band: Der Teleskop-Dipol

 


Bild Quelle: Willi Göldi HB9PKZ, aufgenommen im Warteggpark

Die Es-Saison ist zwar vorbei, aber das 6m Band ist immer noch da. Es verschwindet nicht, wenn keine sporadische E-Schicht durch die Ionosphäre geistert. Aber auch die Es-Schichten sind nicht wirklich weg. Sie verhelfen nun den Funkamateuren in der südlichen Hemisphäre zu tollen DX-Verbindungen. Während bei uns die Es-Saison ungefähr von Mai bis August dauert, hat sie auf der südlichen Halbkugel von Oktober bis Januar ihren Auftritt. Manchmal schwappen die Signale dann auf magische Weise zu uns hoch. Hauptsächlich im Dezember und Januar.

Aber auch ohne Ionosphäre bietet das 6m Band allerlei Überraschungen. Von Meteor-Scatter bis zu Tropo-Überreichweiten. Auch im Lokalbetrieb über einige 10km bis über 100km - je nach Terrain - ist es eine gute Alternative zu den höheren VHF/UHF-Bändern.

Gerade in hügeligen Gebieten merkt man gut, dass die 6m-Welle stärker gebeugt wird als die 2m-Welle (Diffraktion). Auch hier im Alpental. Neben der Reflexion gehört die Diffraktion hier zu meinen engsten Mitarbeiterinnen im VHF/UHF-Bereich. Oft gesellt sich noch die Refraktion hinzu, je nach Wetterlage. Doch diese Dame ist schwer zu durchschauen und wie das 6m Band ziemlich magisch.

Darum habe ich auch hier eine 6m Antenne in Betrieb genommen. Nach Versuchen mit Magnetloop und Vertikalantennen habe ich nun einen Dipol gebaut. Horizontal, denn diese Polarisation scheint besser über den Berg zu kommen als vertikal polarisierte Wellen. Zumindest von meinem QTH aus.

6m Antennen habe ich schon unzählige gebaut. Hier zum Beispiel die so genannte Himmelstür und hier einen endgespeisten vertikalen Halbwellenstrahler. Auch einen Dipol hab ich hier schon beschrieben.

Doch so viel Raum konnte ich dieses Mal der 6m Antenne nicht geben. Sie musste kleiner sein und sich in Sekundenschnelle vor dem Shack-Fenster montieren und demontieren lassen. Ist sie doch nicht die Einzige, die diesen Platz beansprucht.

Glücklicherweise bin ich im Keller der Anstalt auf eine Kiste gestossen, die beim Umzug gestrandet ist. Neben allem möglichen und unmöglichen Zeug beherbergte sie ein Bündel Teleskopantennen, wie sie in gewöhnlichen Radioempfängern verwendet werden. Für einen 6m-Dipol sind sie mit 1.2m Länge etwas zu kurz. Aber dafür gibt es ja Spulen. 

Ob es Zufall war, dass in eben dieser Kiste im Keller auch eine Rolle versilberter Kupferdraht mit 2mm Durchmesser lag? Eigentlich glaube ich nicht an Zufälle.

Der Rest der Geschichte ist rasch erzählt und die folgenden Bilder sprechen für sich selbst. Je 7 Windungen mit 11mm Innendurchmesser, Spulenlänge ca. 18mm (die 6Windungen auf dem Foto sind etwas knapp). Durch Zusammendrücken oder Zusammenpressen der Spulen kann die Antenne abgestimmt werden. Zusammendrücken erhöht die Induktivität und die Resonanzfrequenz der Antenne sinkt, Auseinanderziehen vermindert die Induktivität und erhöht die Frequenz.  

Die Antenne ist sehr leicht, in 30 Sekunden auf- und abgebaut, kostet in meinem Fall nichts und war rasch zusammengeschustert. 


   




Montag, 24. Oktober 2022

Das Chamäleon und sein magischer Kompensator

 


Die Chameleon F-Loop ist eine weit verbreitete und bewährte portable Magnet-Loop-Antenne. In ihrer neusten Version 3.0 ist sie noch leichter und einfacher geworden. Doch wie alle käuflichen Magnetloop ist sie nicht billig. 500$ kostet die Basisversion. Mit div. Erweiterungen kommt man dann gegen 740$. Immerhin mit World Wide Free Shipping. Doch es ist und bleibt eine QRP-Antenne. Die 100 Watt des Transceivers, zuhause im Shack, verdaut sie nicht. Das liegt daran, dass der verbaute Drehkondensator immer noch ein gewöhnlicher Drehko ist, wie man ihn in alten Rundfunkempfängern findet. Hier ein Exemplar aus meiner Bastelkiste mit 0.5mm Plattenabstand mit zwei mal 250pF. Zwar leicht angerostet aber mit Keramikisolation:

Im Prinzip ein billiges Bauteil, für ca. 20$ im Internet zu finden (NOS). Doch mit viel zu kleinem Plattenabstand für hohe Spannungen. Trotz der Serienschaltung der beiden Plattenpakete. Ohne diese Serienschaltung würde er nicht nur bloss die Hälfte der Hochspannung aushalten; der Verlustwiderstand durch die Schleifkontakte würde die Antenne zusätzlich ineffizienter machen.

Doch gegen zu hohe Spannung gibt es den so genannten Power Compensator von Chameleon Antennas: ein Teil wie ein Hockey Puck, der am Antennenschluss angeflanscht wird. Der Kompensator sitzt dort scheinbar ohne Verbindung zur Antenne. Aber auf wunderbare Weise soll er die Leistungsverträglichkeit der Antenne um den Faktor 2.5 erhöhen. Damit sollte man der Antenne nicht nur die spezifizierten 10W CW bzw. 25W SSB zumuten dürfen, sondern 25W CW und ganze 62.5W SSB. 

In der Technik sind wir ja allerhand rätselhafte Effekte gewohnt. Doch dieser Power Compensator schiesst den Vogel ab. In seinem Plastikgehäuse sitzt nämlich ein keramischer Scheibenkondensator mit 500pF/10kV der nirgendwo angeschlossen ist. Durch seine blosse Anwesenheit soll er die Leistung der Antenne erhöhen. 

Diese so genannten Door Knob Capacitors (Türknopf-Kondensatoren) mit den gleichen Spezifikationen 500pF/10kV kosten neu im Internet zwischen 25 und 30$. Natürlich ohne schönes Plastikgehäuse.

Beim ersten Blick auf dieses Wunderteil kommen einem Wasserveredler und Erdstrahl-Kompensatoren in den Sinn oder die diversen Wunderantennen aus der Gilde der Amateurfunker. Doch wie Kevin KB9RLW "The Old Tech Guy" herausgefunden hat, wirkt der Kompensator tatsächlich. Und zwar ohne nachteilige Effekte, wie z.B. eine verminderte Abstrahlung der Antenne. Hier sein Video dazu:


Aber auch der "Old Tech Guy" weiss nicht, wie der Kompensator arbeitet. Und so spekulieren denn bis heute die OM, wie dieser Kompensator funktionieren könnte.

Auch ich, als Magloop-Aficionado, weiss  keinen Rat. Was ich aber weiss ist, dass alle Gegenstände in der Nähe der Magnetloop diese beeinflussen. Besonders natürlich ferromagnetische Materialien. Allein die Nähe der Hand verstimmt die Antenne. Der Kompensator verstimmt die Antenne wie KB9RLW bewiesen hat. Wieso er aber den Abstimmkondensator mehr Leistung vertragen lässt, ohne einen Teil davon zu vernichten, das bleibt ein Rätsel. 

Wie dem auch sei. Wenn ich SOTA/POTA oder sonst ein portabler QRP'er wäre, würde ich den Kauf einer Chameleon in Betracht ziehen. Die Antenne scheint in der Version 3.0 ausgereift und eine Magloop ist ideal für den Portabelbetrieb. Sie braucht keinen Mast, kein Gegengewicht, arbeitet in Bodennähe und deckt alle Erhebungswinkel ab - von NVIS bis DX. 

Bild: Vanil d'Arpille/ Maischüpfenspitz HB/FR017, 2084m


 

Dienstag, 18. Oktober 2022

Die Sanfte: Begali Simplex Mono

 





Wer morst hat mehr vom Leben. Ausserdem tut es dem Hirnkasten gut. Meines Erachtens ein gutes Rezept gegen Alters-Demenz.

Allerdings braucht es zu dieser alten Kunst ein gutes Instrument. Auf einer Stradivari spielt es sich besser als auf einer Fidel vom Flohmarkt, habe ich mir sagen lassen. 

Morsetasten gibt es in allen Variationen und Preislagen. Und wie bei anderen Dingen im Leben kommen und verschwinden sie über die Zeit. Gute und bewährte Tastenbauer geben das Geschäft auf oder segnen das Zeitliche, dafür überschwemmen Produkte aus Blech und 3D-Druckteilen den Markt. Darum ist es immer von Vorteil, auf ein gewisses Sortiment zurückgreifen zu können. Zudem macht es doch Spass, ab und zu wieder auf einem anderen Instrument zu spielen. 

Um langsam zu telegrafieren, benutze ich gerne klassische Morsetasten. Wie die Blade von Begali - oben im Bild neben dem Paddle. Habe ich doch etwas Mühe, Tempo 60BpM mit dem Paddle zu tasten. Mir fehlt dazu der Rhythmus. Dabei bin ich keineswegs ein Schnelltelegrafist. Im Gegenteil: ich bin ein Stotterer. Beim Sprechen ist das kaum zu bemerken und ich schaffe es, ganze Sätze zu sagen, ohne dass mich meine Gedanken beim Sprechen überholen. Doch beim Telegrafieren ist es ausgeprägt. Dann kommt zuweilen alles durcheinander und eigentlich müsste mein Morsen vor Irrungen überquellen. Aber ich habe schon lange auf die Irr-Punkte  verzichtet und beginne einfach ein Wort wieder von vorne, wenn es verdreht rauskam, oder breche ab und verwende ein anderes. Wie auch immer: mein Text ist nie fehlerfrei, gleich bei welchem Tempo. Da kann ich noch so lange üben. Aber daran habe ich mich gewöhnt und es hält mich nicht vom Morsen ab. Im Gegenteil!

Nun habe ich mir wieder einmal eine neue Taste gegönnt. Dieses Mal eine Simplex Mono, oben auf dem Bild zu sehen. Das ist ein einarmiges Paddle, obschon es nicht danach aussieht. Die beiden Arme sind mit einem Kunststoffteil zusammengekoppelt. Squeezing ist damit nicht mehr möglich und Zeichen wie C oder Punkt, kann man nicht durch zusammendrücken und geschicktes Timing generieren. das scheint auf den ersten Blick eine Erschwernis zu sein. Für mich ist es eher eine Erleichterung. Durch den Wegfall von Squeezing entfällt für mich eine weitere Fehlerquelle.

Ich arbeite schon eine Weile am liebsten mit Einhebeltasten, wie hier nachzulesen ist

Ich weiss zwar nicht, wie es wirklich ist, aber ich habe mir sagen lassen, dass Schnelltelegrafisten deswegen Einhebel-Tasten bevorzugen. Doch bei mir geht es nicht um die Schnelligkeit. Wie viele Telegrafisten kann ich nämlich schneller geben als hören. Das bringt höchstens in Contesten oder DX-Expeditionen einen Vorteil, wo es nur darum geht, 599 auszutauschen. Aber dazu braucht es nicht einmal Morsekenntnisse. Das kann der Transceiver selbst, wenn man ihn richtig programmiert. 

Inzwischen soll es sogar "Telegrafisten" geben, die das Morsen nicht beherrschen. Sie tippen den Text in den Computer und der übersetzt dann in Morsezeichen. Der Empfang findet dann in umgekehrter Reihenfolge statt - mit einem Decoder-Programm. Allerdings muss jemand schon gut mit der PC Tastatur umgehen können, damit das Geben via PC nicht auffällt. 

Wer weiss, vielleicht geben die OM, die Bandwürmer raushauen, tatsächlich mit der Computer-Tastatur? Wenn sich ein Wort ohne Zwischenraum ans andere reiht oder Wörter seltsam zerhackt sind, liegt der Verdacht nahe. 

Auf der andern Seite, beim Decodieren mit dem PC, ist es nicht so offensichtlich. Ein Morsecode-Reader bzw. Decoder-Programm ist auch dann praktisch, wenn man das Hören beherrscht. Schnell entwischt einem in der der Hast ein Wort oder ein Satz oder der OP auf der anderen Seite stottert wie ich es tue. Dann ist man froh, wenn man das Rätsel mit einem Blick auf den Schirm lösen kann. Gerade für Einsteiger oder Wiedereinsteiger. 

Macht man es sich aber zur Gewohnheit, alles vom Computer abzulesen, wird man das Lesen von Gehör nie richtig beherrschen. Decoder oder Decoder-Programme sind auch nie so gut wie die Gehör-Gehirn-Kombination des Menschen. Sind die Signale schwach und gestört, versagen die Decoder.  

Doch zurück zu meiner neuen Simplex Mono: Es gibt einen bestimmten Grund, wieso ich dieses Paddle besonders mag. Es ist sehr leise. Während andere sich mit lautem Klick-Klack manifestieren, gibt die Simplex Mono kaum einen Laut von sich. Gegenüber meinem Paddle von N3ZN, von der auch Klone auf Ebay rumgeistern, ist sie extrem leise. Trotzdem ist sie präzise und definiert. Ihr Gewicht von 1.4 Kilo sorgt für einen sicheren Stand. Trotzdem lege ich noch ein Silikon-Pad darunter. Denn ich bin ein Slapper und kein Feintaster. So sitzt sie unverrückbar auf dem Stationstisch und macht keinen Mucks.

Hier die Eham Reviews dieser Taste. Wie immer lohnt es sich, diese Reviews aufmerksam zu lesen, bevor man ein Amateurfunk-Produkt erwirbt.

Die Taste habe ich bei der Schweizer Vertretung von Begali bestellt und sie kam mit einem Satz optionaler Alu-Paddle direkt aus Italien. Prompt und gut verpackt wie von der Firma Begali gewohnt. Die gelochten Alu-Paddle sind empfehlenswert. Sie haben nicht die Tendenz, bei heissem Wetter und leichtem Tastendruck, an den Fingern kleben zu bleiben wie es bei Fingerstücken aus Kunststoff passieren kann.

Ich habe mich gut angefreundet mit der Simplex Mono und sie gefällt mir ebenso gut wie die HST von Begali, die wesentlich grösser und gewichtiger ist.

Samstag, 15. Oktober 2022

Irgendwo in einem Seitenarm einer Galaxie in einem einsamen Sonnensystem

 

Bild Quelle: Wikipedia CC License

Es ist beunruhigend, wie rasch die Zeit vergeht. Nun befinde ich mich bereits seit einem Jahr in der Nigel Nagel neuen Anstalt im Alpental. Aber es ist auch beunruhigend, wie rasch sich die Zeiten wandeln. Kaum sind wir der Corona Gefahr entronnen, findet in Europa ein Krieg statt und wir hängen drin, obwohl hier keine Bomben fallen. Statt WC-Papier wird nun Brennholz gehamstert und alle machen sich Sorgen um Gas und Strom. In unserer Einstellhalle hat ein sorgenvoller Hausmeister bereits jede zweite Leuchtstoffröhre entfernt und in der Nacht ist es im Dorf so finster wir in einer Kuh. Die Strassenbeleuchtung ist nach 11:30 aus und wenn ich nicht schlafen kann - was regelmässig vorkommt - leuchtet draussen der Sternenhimmel wie in längst vergessenen Zeiten. Orion, der alte Krieger steht in seiner vollen Pracht im Süden, gegürtet mit seinem Schwert. Wer ein Fernglas hat erkennt, dass dieses Schwert nicht nur aus ein paar Sternen, sondern aus einem kosmischen Nebel besteht (M42). Für unsere Vorfahren, die vor mehr als 50'000 Jahren gelebt haben, soll er noch nicht sichtbar gewesen sein. Erstaunlich, den 50kJahre sind im kosmischen Massstab bloss ein Lidschlag. Was aber unsere Vorfahren sicher beobachten konnten ist Rigel, der Stern unten rechts im Orion: ein blauer Riese, rund 100 mal grösser als unsere Sonne. Aber auch der linke Schulterstern des Orion, Betelgeuse, wurde sicher gut gesehen. Diesen roten Riesenstern werden wir vielleicht noch zu unseren Lebzeiten verglühen sehen. Denn seinen Helligkeitsschwankungen verheissen nichts Gutes: Er wird innerhalb der nächsten zehntausend Jahre in einer gewaltigen Explosion als Supernova sein Leben aushauchen. Aber vielleicht ist das schon lange geschehen. Denn Betelgeuse ist 500 bis 600 Lichtjahre von uns entfernt. Gut möglich, dass es ihn schon nicht mehr gibt und wir das noch nicht gesehen haben, weil die Photonen dieses Ereignisses noch auf dem Weg zu uns sind.

Aber vielleicht gehört ihr zu den Funkamateuren, die sich nicht für Astronomie interessieren. Trotzdem sollte euch das Universum nicht egal sein. Nicht nur, weil wir alle ein Teil davon sind, sondern weil darin auch unser Zentralgestirn, die Sonne, wohnt. Und von ihr hängt die Ausbreitung unserer Kurzwellen ab. 

Zur Zeit geht es ja mit der Kurzwelle rapide aufwärts. Noch vor drei Jahren wurde uns prophezeit, dass der derzeitige Sonnenzyklus (Nr. 25) nur ein bescheidenes Maximum haben werde. Vielleicht sei sogar ein neues Maunder Minimum möglich; eine lange Zeit ausbleibender Sonnenaktivität. Eine wahre Katastrophe für die DX orientierten Funker. 

Nun sieht es plötzlich ganz anders aus und der laufende Zyklus könnte in einem grossen Maximum gipfeln. Das würde uns in den nächsten Jahren Funkbedingungen bescheren, die junge OM nur vom Hörensagen kennen. Mit glänzenden Augen berichten die alten Semester davon, dass in früheren Maxima das 10m Band fast rund um die Uhr offen war und man mühelos mit kleiner Leistung die ganze Welt arbeiten konnte. Notabene in SSB und CW und noch ohne FT-8.

Bild: Andromeda Galaxy 2.5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.


Montag, 10. Oktober 2022

Amateurfunk - ein aussterbendes Hobby

 
















Dieses Bild (aus dem Mitteilungsblatt der Sektion Neuenburg HB9WW) zeigt die Altersstruktur der Funkamateure in der Schweiz. In anderen Ländern wird es wohl ähnlich sein. Was man sieht, ist keine Neuigkeit: Die meisten Amateurfunker sind alte Männer (Frauen sind in unserem Hobby Exoten). Der Nachwuchs fehlt, die Jungen interessieren sich für andere Freizeitbeschäftigungen. Interessante Hobbies gibt es heutzutage mehr als je zuvor und die Elektronik ist ein selbstverständlicher und unverzichtbarer Teil unseres Lebens geworden. Amateurfunk wird höchstens noch mit Staunen zur Kenntnis genommen und das Interesse ist bescheiden.
Kurz: die Alten sterben weg, Junge kommen kaum nach.

Die Amateurfunkverbände sorgen sich um ihren "Mitgliederbestand" und versuchen mit verschiedenen Ansätzen jungen Nachwuchs für unser Hobby zu begeistern. Die einen mit einer weiteren Senkung der Prüfungsanforderungen, andere mit Diversifizierung und Ausbildungsangeboten. 

Doch das Sterben unseres Hobbies wird sich kaum aufhalten lassen. Auch nicht mit einer Transformation in eine neue Variante. Denn eine solche ist schon längst geschehen. Sie nennt sich aber nicht mehr Amateurfunk und elektromagnetische Wellen sind dabei eine Randerscheinung oder ein Störfaktor. Natürlich können wir Hacker, Maker und Prepper werden. Natürlich können wir jeden freudig begrüssen, der ein Funkgerät benutzt. Wollen wir das?  

Nichts lebt ewig und Sterben ist ein natürlicher Prozess. Wieso wollen wir ihn aufhalten? Es gibt da eigentlich nur einen logischen Grund: man möchte die Pfründe für die letzten Sterbenden so lange wie möglich erhalten. Auch die heute 30 bis 40 Jährigen sollen im Alter noch Frequenzen und Rechte wie wir geniessen können. 
Natürlich gibt es noch jede Menge emotionaler Gründe. Nostalgische vor allem. 

Sollten wir angesichts des Unausweichlichen nicht einfach nichts tun und den Patienten sterben lassen?
Sind unsere Versuche, den Prozess aufzuhalten oder gar umzukehren, nicht sogar kontraproduktiv?
Zerstören wir gar unser sterbendes Hobby mit unseren verzweifelten Versuchen, Nachwuchs zu generieren? Der zunehmende Verfall der Sitten auf unseren Frequenzen ist ein Indiz in diese Richtung. Der erschreckende Mangel an technischem Wissen und Betriebstechnik ist kaum zu übersehen. Anstatt in Würde unterzugehen, könnte unsere Hobby in einem pervertierten Abklatsch einer ehemaligen Freizeitbeschäftigung passionierter Gentlemen untergehen.

Geben wir jungen technisch interessierten Enthusiasten unsere Unterstützung mit Rat und Tat. Leisten wir unserer Beitrag an die Gesellschaft mit unserem Wissen und Können. Aber wenn es sich nicht aufhalten lässt: lassen wir unser Hobby in Würde sterben. Die Geschichte wird uns dankbar sein.  

Ein Tag an dem du nichts Neues lernst, ist ein verlorener Tag.





   

Dienstag, 4. Oktober 2022

Das Schaltnetzteil: Freund oder Feind?

  



Schaltnetzteile findet man heutzutage überall im Haushalt. Sie haben die Trafonetzteile fast vollständig verdrängt. Denn sie sind kleiner, leichter und billiger, und vor allem wesentlich effizienter. Ein Argument, das gerade in unserer Energiemangel-Zeit eine wichtige Rolle spielt. Auch in der Funkbude.

Es gibt sie in allen möglichen Ausführungen und die Vielfalt ihrer Schaltungen ist so gross wie die Fantasie der Entwicklungs-Ingenieure. Herkömmliche Netzteile mit 50Hz Trafo und Längsregeln sind heutzutage eine Rarität. Sie sind schlicht zu gross und zu schwer und setzen einen Teil der aufgenommen Leistung in Wärme um. 

Wer sich intensiv mit dem interessanten Gebiet der Schaltnetzteile auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich den Download der beiden Bücher (in deutscher Sprache) AC/DC und DC/DC Books of Knowledge von der Firma RECOM. Der Download ist gratis, braucht aber eine Registration.

Für alle anderen: In einem AC/DC-Netzteil wird die Netzspannung gleichgerichtet (z.B. mit einem Brückengleichrichter) und anschliessend durch einen Siebkondensator (Elko) geglättet. Ein Schalttransistor macht aus dieser DC-Hochspannung dann wieder eine Wechselspannung - kein schöner Sinus sondern eine Rechteckspannung. Dabei arbeitet er (schaltet Ein und Aus) mit einer hohen Frequenz. Denn je höher die Frequenz, desto kleiner wird ein Trafo um diese Wechselspannung anschliessend wieder zu transformieren. Bei einigen 100kHz wird der Trafo - verglichen mit einem 50Hz Trafo gleicher Leistung - zu einem Winzling. 

Mit diesem Winzling wird die Spannung dann wieder heruntertransformiert, gleichgerichtet und geglättet und voilà: wir haben unsere 5Volt, um das Handy aufzuladen oder 13.8 Volt, um unser Funkgerät zu betreiben. Damit die Ausgangsspannung schön konstant bleibt, ist ein Regelkreis eingebaut. Das heisst: der Ausgang meldet der Steuerschaltung des Schalttransistors jede Spannungsabweichung und der reagiert mit der Änderung seines Steuersignals (PWM). 

So ein Schaltwandler ist eigentlich ein alter Hut: Schon die alten Yeasu und Kenwood Transceiver hatten für den 13.8 Volt-Betrieb, nebst einem 220 V Netzteil, einen Schaltwandler an Bord. Noch wesentlich früher, z.B. in Militärgeräten oder Autoradios mit Röhren wurden sogenannte Zerhacker eingesetzt. Unser Schalttransistor im modernen Netzteil macht ja eigentlich auch nichts anderes: er zerhackt die Gleichspannung.

Ein gutes Schaltnetzteil ist so konstruiert, dass die Schaltfrequenz und ihre Harmonischen keinen Weg nach aussen finden, weder ins Netz noch auf den Niederspannungsanschluss. Es ist auch so konstruiert, dass bei einem Defekt die 230 Volt nicht auf den Ausgang gelangen können. Und es besitzt Elkos, die eine lange Lebensdauer garantieren. Denn diese sind die kritischsten Elemente in der Elektronik und ihre Lebensdauer hängt stark von der Betriebstemperatur ab. Böse Zungen behaupten, dass gewisse Entwickler die Lebensdauer ihrer Produkte bewusst dadurch reduzieren, indem sie Elkos in der Nähe von Hitzequellen installieren und dazu noch eine mindere Qualität einsetzen. 

Zu guten Netzteilen  gibt es übrigens immer ein Datenblatt, das die Eigenschaften im Detail spezifiziert. Unter anderem die Normen, die eingehalten werden und z.B. auch die MTBF (Mean Time between Failure) als Indiz für die Lebensdauer. Aber auch Angaben über den Wirkungsgrad und die eingebauten Schutzschaltungen etc. 

Unter dem Dach in meinem Shack hängen Antennen für 160m bis 70cm nur einige Meter über meinem Kabelsalat: Schaltnetzteile für alles Mögliche und einem Meanwell Schaltnetzteil für die 13.8 Volt Versorgung der Station. Keines dieser Schaltnetzteile trägt wesentlich zu meinem Störpegel bei. Einzig das OWON Oszilloskop auf dem Labortisch macht einen Riesenmais, wenn ich es einschalte. Es wird nur vom Schindler-Aufzug überboten und vom Induktionsherd in der Küche. Doch letztere sind für mich tabu.

Wer ein 13.8 Volt Netzteil für seinen Shack braucht, sollte sich nicht zu einem Linearnetzteil überreden lassen. Sie sind eine aussterbende Spezies. Gewissermassen die Dinosaurier der Elektrotechnik. Bei Schaltnetzteilen sollte ein Knopf für die Frequenzverschiebung (Noise Offset) misstrauisch machen. Dieser Knopf bedeutet, dass es dem Hersteller nicht gelungen ist, das Netzteil ganz störfrei zu machen. Dieser Knopf ist eine Krücke für ein schlecht entstörtes Netzteil und vielleicht auch billiger als der Einbau von Entstör-Komponenten.

Leider ist es heute aus der Mode gekommen, in hochwertige Amateurfunktransceiver ein Netzteil einzubauen. Diese waren aber übrigens allesamt Schaltnetzteile (ausser bei den Röhrengeräten). Und keines davon hat den Funkempfang gestört.