Montag, 19. August 2019

Die Geschichte der Langwellenstation HE3OM - Teil2



Es geht weiter mit einem Blick ins Archiv der Anstalt. Viele Blogeinträge aus dem ersten Blog von Anton's Funkperlen befassten sich im Jahr 2011 mit diesem wohl einmaligen Event:


Veröffentlicht am 3. Februar 2011 



Gestern Abend konnte HE3OM mit Rik, OR7T, ein Crossband QSO in CW tätigen. Rik sendete auf 502 kHz und wurde in Sottens mit 419 empfangen. Als Empfangsantenne diente der 125m Mast mit der vorhandenen 137kHz Anpassschaltung. Ein Crossmode QSO fand mit Jim, G0BMU statt. Während HE3OM in CW sendete, antwortete Jim in DFCW. Dies ist eine Unterart von QRSS, also extrem langsames CW. Dabei sind Punkte und Striche gleich lang. Sie werden auf zwei unterschiedlichen Frequenzen im Abstand von wenigen Hertz gesendet. Somit fallen auch die Abstände der Striche und Punkte innerhalb eines Zeichens weg. Diese Betriebsart ist daher schneller als das herkömmliche QRSS. Jim war gut lesbar mit einem Raport von “O”, aber nicht hörbar. Auch nicht in einer Bandbreite von 50Hz.
Unsere Crossband-Rufe (QSX3555) verhallten ungehört, während die Kollegen beim anderen Mast auf 80m SSB ein Riesen-Pileup abarbeiteten. Chance verpasst – schade!
Die zwei einzigen Schweizer Stationen, die gearbeitet werden konnten, waren HB9CGQ (Crossband 80m) und wiederum HB9DFQ auf 137kHz .
So gemütlich, wie es oben im Bild aussieht, war es übrigens nicht. Die Hütte war mir 3kW Ofenleistung nicht über 10 Grad zu kriegen, draußen herrschte bittere Kälte.
Gerne nehmen wir für Freitag weitere Skeds entgegen. Hier noch ein paar Fotos, die ich gestern geschossen habe:




Hier unser Abstimmkondensator, der zusammen mit unserem Variometer die Anpassschaltung bildet:


Und zum Schluss noch das selbstgebaute Variometer mit Zusatzinduktivität (gelbe Spule)


73 de Anton
Veröffentlicht am 4. Februar 2011


Today afternoon and evening HE3OM will be QRV again on 137.300kHz. We look also for Crossmode CW/QRSS and Crossband QSO. QSL-Manager is HB9TOB. QSL please via bureau. This is a good chance to get Switzerland for your RSGB LF Award.
Liebe Funkfreunde
Heute Nachmittag/Abend sind wir wieder auf Langwelle QRV: 137.300kHz. Wir werden aber nicht nur auf unserer Frequenz hören und sehen (Wasserfall-Display für QRSS), sondern zwischendurch auch auf Kurzwelle 80 und 40m für eventuelle Crossband QSO. Die RX-Frequenz wird jeweils im CQ-Ruf angekündigt mit QSX. Also zum Beispiel QSX 3555: Ich höre auf 3555kHz. Die Langwellenstation kann nicht während dem Senden hören (kein BK-Betrieb). Anrufer sollten also erst nach Beendigung des CQ-Rufs antworten.
Bitte auch die unterschiedlichen Ausbreitungsbedingungen beachten. Die Grundwelle auf 137 kHz ist sehr stabil, kennt keine tote Zone und reicht über 1000km weit. Es ist also gut möglich, dass ihr uns super hört, wir aber euer KW-Signal nicht aufnehmen können.
QSL-Manager für HE3OM ist HB9TOB. QSL bitte via Büro.
73 de Anton
Veröffentlicht am 5. Februar 2011 


Yesterday Afternoon we had QSO’s with the following stations:
LF: DD7PC, HB9DCE, G3KEV, F5WK, PA0A, F4DTL, HB9DFQ
Crossband LF/3555kHz: HB9JND, F6ACU, PA0LCE, HB9CIC, DJ2LF, YO2IS
Crossband Frequency was 3555kHz.
The evening was extremely calm. No more stations heard. Where are all the LF-Stations? Everybody on 9kHz?
Today (Saturday, 5. February) we will try to improve the receiving antenna for Crossband to get better reception. We will  call at 15:00 UT on 137.300 especially for Crossband stations, listening on 3555 and 10111 kHz +/- QRM. So far no operation in the evening planned.
73 de Anton
Veröffentlicht am 6. Februar 2011 


Die Ausbreitung der Funkwellen im Amateurfunkband bei 136kHz (2200m) unterscheidet sich stark von der Ausbreitung der kurzen oder ultrakurzen Wellen.
Vergleicht man das 2200m-Band mit dem nächstliegenden Amateurfunkband, dem 160m-Band, so gibt es nur eine Gemeinsamkeit: Tagsüber findet keine Reflexion an der Ionosphäre statt und die Ausbreitung erfolgt ausschliesslich über die Bodenwelle. Nachts jedoch reflektiert die Ionosphäre die Wellen wie ein Spiegel und ermöglicht so die Ausbreitung über grössere Distanzen.
Grundsätzlich gilt: Je länger die Wellen, desto weiter reicht die Bodenwelle. Und da das 160m-Band das längste Kurzwellenband (genauer Mittelwellenband) ist, reicht die Bodenwelle dort auch am weitesten. Aber bereits nach nur 5km kommen beim 160m-Band zusätzliche 6dB Bodenverlust zum normalen Ausbreitungsverlust durch die „Verdünnung“ der Wellen hinzu. Ist das Terrain gebirgig oder stark bebaut, sind die Bodenverluste noch höher. Schon nach einigen zehn Kilometern werden die Bodenverluste hier im Voralpengebiet bereits so hoch, dass eine Kommunikation mit durchschnittlichen Amateurmitteln tagsüber oft nicht mehr möglich ist.
Ganz anders sieht es im Bereich um 2200m aus. Erst nach 500km kommen 6dB Bodenverlust hinzu. Bei Distanzen von einigen hundert Kilometern fällt also die Bodendämpfung nicht ins Gewicht. Das ist der Grund, wieso auch mit wenigen Milliwatt ERP im 136kHz-Band respektable Entfernungen überbrückt werden können.
Bei einer Distanz von 100km sind die Ausbreitungsverluste der Bodenwelle gegenüber der 160m-Welle 58dB geringer, wie Funkamateure ermittelt haben. Das bedeutet, dass man auch mit -40dB weniger ERP als im 160m Band tagsüber auf 100km Distanz immer noch einen Vorteil von 18dB für die Langwelle hat.
Die Bodenwelle ist natürlich immer gleich, ob Tag oder Nacht. Sie wird auch nicht durch das Funkwetter, bzw. den Zustand der Ionosphäre beeinflusst. Es sind nur die Eigenschaften des Terrains, die die Dämpfung bestimmen. Gebirge ist am schlechtesten, Meer am besten, wie man sich leicht ausdenken kann. Entscheidend ist die Bodenleitfähigkeit.
Nachts kommt auf 160m, wie auf 2200m, die Raumwelle hinzu. Doch für Distanzen bis etwa 1000km spielt sie im 2200m-Band keine entscheidende Rolle. Die Bodenwelle ist stärker. Im Gegenteil: Durch die Raumwelle gelangen mehr atmosphärische Störungen (QRN) aus grosser Distanz zum Empfänger, der Signal/Störabstand verschlechtert sich. Daher gelingen Amateurfunkverbindungen auf 136kHz mit sehr kleinen Leistungen tagsüber besser.
Stärkere Stationen (ab einigen 100mW ERP) profitieren jedoch von der nächtlichen Raumwelle und können nun Verbindungen tätigen, die über die Reichweite der Bodenwelle hinausgehen. Verbindungen bis zu 2000km oder mehr werden möglich.
Doch bei der Ausbreitung über die Raumwelle spielt, im Gegensatz zur Bodenwelle, die Sonnenaktivität eine Rolle. Wie weit, ist heute noch Gegenstand von Forschungen. Besonders nach magnetischen Stürmen (erhöhter Kp Index) scheint die Ausbreitung über die Raumwelle auf Langwelle besser zu sein.
Sicher wird jetzt der eine oder andere fragen: “Wieso kann ich dann auf 2m grössere Strecken überbrücken, als tagsüber im 160m-Band?”
Die ultrakurzen Wellen “kriechen” nicht mehr, wie die langen, dem Boden entlang, sondern breiten sich ähnlich dem Licht aus. Die Dämpfung durch den Boden entfällt. Jenseits der optischen Reichweite tragen Brechung und Reflexion an Bergen zur Ausbreitung hinzu. Die Situation ist also eine ganz andere.
Bild: Mast #2 von HE3OM, von dem aus die KW-Verbindungen stattfinden.
73 de Anton
Veröffentlicht am 9. Februar 2011 


NÄCHSTE CROSSBAND AKTIVITÄT VON HE3OM:
FREITAG, 11.2.2011, 18:00 MEZ (17:00UT) wir hören auf 3555 kHz. Pse QRS
Um auf 137kHz QRV zu werden, genügen schon einfache Mittel, wie Paul, HB9DFQ, hier in diesem Blog kürzlich bewies. Man braucht kein Kilowatt und keine Monsterantennen. Nun habe auch ich ein QSO mit HE3OM auf Langwelle zu Stande gebracht. Dazu reichten 10W aus einem einfachen Sender mit Vackar-Oszillator und MosFet-PA, ein improvisiertes Variometer aus zwei Spulen, die ineinander geschoben werden und meine 160m-Antenne, eine Inverted L, 12m hoch und 40m lang.
Die grösste Schwierigkeit bei diesem QSO lag darin, einen CW-Operator für Sottens zu finden, denn bisher sass ich dort meistens an der Station. Glücklicherweise musste ich mich nicht verdoppeln: Iacopo, HB9DUL übernahm die LW-Station bei HE3OM.
Mein Variometer musste ich für Resonanz auf 3.82mH einstellen. Das entspricht einem kapazitivem Blindwiderstand von 3.295 kOhm, beziehungsweise einer Antennenkapazität von 351.8 pF.
Der Strahlungswiderstand dürfte bei geschätzen 50 mOhm liegen und die Erd- und Spulenverluste bei etwa 100 Ohm. Daraus ergibt sich ein Wirkungsgrad von einem halben Promille. Von den 10W werden also noch bloss 5mW abgestrahlt. Durch den Antennengewinn des Monopols von 2.6dBd wird es aber wieder ein bisschen mehr.
Umfassende Infos über Antennen für unser Langwellenband findet man hier bei Rik, ON7YD. Noch ein Wort zum SWR-Meter SX-1000 von Diamond oben im Bild. Erstaunlicherweise lässt sich mit diesem das SWR auf 137 kHz bereits bei kleinen Leistungen (ab 1W) messen, während andere SWR-Meter “unbewegt” bleiben.
Die geschätzten 5mW reichten für die etwas mehr als 40km Hügelland, die mich von HE3OM trennten, bei weitem. Wie gut HE3OM, im Vergleich zu kommerziellen Stationen, bei mir ankam, zeigt folgendes Video. Der Ausschlag des S-Meters bei S9Plus10dB entspricht übrigens 250uV. Die Musik und Sprache im Hintergrund stammen aber nicht aus dem IC-7200, hi.
Das benutzte Schiebevariometer hat zwei Betriebsmodi. Haben die beiden Spulen den gleichen Wicklungssinn, erhöht sich die Induktivität beim Ineinanderschieben der beiden Spulen. Dreht man die innere Spule um, hat sie zur grossen einen entgegengesetzten Wicklungssinn und die Induktivität wird beim Einschieben verringert.

Vorsicht beim Nachbauen: Auch mit dieser kleinen Sendeleistung herrscht am Spulenausgang bereits gefährliche Hochspannung, wie man sich leicht ausrechnen kann, wenn das Ohmsche Gesetz von der Amateurfunkprüfung her noch präsent ist ;-)
Hier noch ein Video vom grossen Mast (188m) in Sottens. Man sieht links den Raureif der vom Wind runter geweht wird. Die Sirenen im letzten Drittel des Films haben aber nichts damit zu tun, hi.
73 de Anton.
Veröffentlicht am 12. Februar 2011


Die Kondensatoren über der Erdungsdrossel beim LW-Mast von HE3OM, die heiss wurden, haben wir nun ersetzt. Iacopo, HB9DUL, hat den  Mega-Kondensator oben im Bild gebastelt. Im Gegensatz zu den Glimmerkondensatoren, die dem Strom nicht gewachsen waren, bleiben diese Keramik-Scheibenkondensatoren cool. Iacopo meinte, das Zusammensetzen sei so ähnlich wie Lego.
Apropos Lego-Funk: Kürzlich habe ich von einem frisch gebackenen Funkamateur gehört, der jemanden sucht, der ihm seine Funkanlage fixfertig einrichtet und ihm dann noch beibringt, wie man damit funkt. Das schlägt sogar die “handelsüblichen” Lego-Funker, deren technisches Knowhow gerade dazu reicht, Kabel und Geräte miteinander zu verbinden. Vielleicht sollte man eine Lizenzklasse Null für Hirnamputierte einführen.
Gestern Abend war für HE3OM übrigens sehr spannend. Nicht wegen dem “Kondensator-Lego”, sondern wegen den Verbindungen auf Langwelle. Gleich zwei Erstverbindungen konnten gefeiert werden: Schweiz-Rumänien (YO2IS) und Schweiz-Russland (RA3YO). Beide übrigens in QRSS.
Wieso das Crossband-Angebot kaum auf Resonanz stiess, ist uns allerdings schleierhaft. Ausser Werner, HB9US, kam keine Station auf unserer QSX-Frequenz 3555kHz zurück. Doch vielleicht wissen viele nicht, dass ihr Transceiver Langwelle empfangen kann, oder sie wissen nicht, wie sie auf 80m senden, aber auf 137.3 kHz hören können. Ist halt im Lego-Kasten nicht vorgesehen ;-)
Macht nichts, wir werden es weiter versuchen. Bis Ende Februar.
73 de Anton
Im nächsten Blogeintrag geht es weiter in der Geschichte der Langwellenstation HE3OM.
Das Archiv der Anstalt ist ergiebig.

Mag sein, dass dem einen oder anderen die Langwellen bereits zu den Ohren rausrauchen. Aber die Anstaltsleitung meint, dass es sich lohne, diese Dokumente aus der Schweizer Amateurfunk-Geschichte nicht im Nirwana des Internets versinken zu lassen.
Lesen ist ja freiwillig und im Notfall kann man sich  immer noch in die Anstalt einweisen lassen, wenn man deswegen das Porzellan-Syndrom bekommen sollte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen