Sonntag, 15. März 2020

Das Narrenschiff auf dem Corona-Riff



Heute war ein wunderbarer Tag. Die Magnolie stand kurz vor der Blüte, die Vögel zwitscherten um die Wette und dicke Hummeln besuchten die Blütenkelche der Frühlingsblumen. Am Waldrand waren städtisch gekleidete Wanderer unterwegs, die ich hier auf dem Land noch nie gesehen habe, mit Hunden die ich auch noch nie gesichtet habe.
Normalerweise ist an Tagen wie diesen der Himmel voll künstlicher Wolken: Kondensstreifen der Flieger, gefüllt mit Touristen aus allen Herren Ländern. Der nächste Flughafen ist zwar weit, doch über die Anstalt führt eine wichtige Flugstrasse.
Doch heute waren weniger Kondensstreifen zu sehen als üblich. Allerdings noch mehr als zu Zeiten des Vulkanausbruchs in Island 2010. Damals waren gar keine Streifen am Himmel zu sehen, dafür gab es wunderschöne Sonnenuntergänge.
Die Wanderer, denen ich begegnete, waren schmallippig und achteten beim Kreuzen auf Distanz. Man spürte: etwas lag in der Luft.
Montag werden die Schulen geschlossen sein. Sportveranstaltungen und Konzerte sind schon dieses Wochenende abgesagt. Die Länder ringsum schließen ihre Grenzen, hört man. Aus Italien dringen Meldungen wie im Krieg: Die Ärzte in den Kliniken sind zur Triage gezwungen, entscheiden, wer leben darf und sterben muss. Mit Corona sterben sei schrecklich, liest man: wie langsames Ertrinken bei vollem Bewusstsein.
Wenn es nicht wichtig wäre, sich zu informieren, würde man am liebsten Internet und Fernseher abschalten. Die Schreckensmeldungen kommen im Stundentakt. Was heute Abend noch gilt, ist morgen bereits obsolet und die Einschläge kommen näher.
Gut, dass die immer strikteren Maßnahmen der Regierungen "befristet" sind.  Gut, dass man über Spekulationen lesen kann, das Virus verschwinde mit der Sommerwärme. So bleibt die Illusion der Hoffnung. Gut, dass von Brot und Spielen noch das Brot bleibt - vorerst.
Doch der Krieg hat seine eigenen Regeln und wie in der Liebe gilt alles, was zum Ziel führt.
Krieg ist ein hartes Wort für die weltweite Pandemie, doch die ganze Welt befindet sich tatsächlich in einem Krieg mit einem heimtückischen Gegner. Nur wird er nicht mit Bomben und Gewehren ausgetragen. So haben sich die Militärs den dritten Weltkrieg nicht vorgestellt. All die Rüstung für die Katz, vorgesorgt wurde am falschen Ort.
Doch wie jeder Krieg, wird auch dieser einmal vorbei sein. Gewonnen oder verloren. Neu beginnen werden die Menschen. Ob sie diesmal lernen werden, ich bezweifle es.
Doch eines weiß ich gewiss: es wird nie mehr so sein, wie zuvor.



2 Kommentare:

  1. China zeigt wie es geht!
    https://www.youtube.com/watch?v=YfsdJGj3-jM&app=desktop
    Gruss vom Bodensee, Willi

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  2. Eigentlich ist es kein Krieg, nur etwas verschärfte Bedingungen. Doch die Unwissenden, also die, die nicht wissen, was Krieg wirklich bedeutet, rennen planlos durch die Gegend und horten Dinge, die man nicht horten braucht! Bei Krieg würde es sogar noch Sinn machen, aber auch da nutze ich den Platz im Schrank lieber für Dosen als für Klopapierrollen.

    Doch wie gut waren denn all die Länder der zivilisierten Welt vorbereitet? Schlecht, würde ich sagen, schwelgend im Übermut, doch zu den am weitesten entwickelten Länder zu gehören und dann macht der Virus nicht das, was man will. Hoppla, plötzlich wurde es den Damen und Herren warm im Nacken und die Ereignisse überschlagen sich. Eigentlich war es fast schon zu spät mit der Einschränkung des öffentlichen Lebens. Doch wenigstens hier hat die deutsche Regierung dann bewiesen, dass die auch schnell kann. Klasse. Jetzt darf ich mit schlechter Internetanbindung Homeoffice machen...

    Und wie sie gedeihen, die Verschwörungstheorien! Welch ein Hype die einschlägig bekannten Menschen doch verbreiten. China habe einen biologischen Kampfstoff generiert und wollte diesen an den eigenen Leuten ausprobieren! Trump hat den Virus den Chinesen untergejubelt. Der Taliban ist der Schuldige. Nein, die Moslems, weil ja Attentate nur wenige treffen. Eon Musk wars, weil er die Wirtschaft weltweit lahmlegen will. Ach herje, was für Hirngespinnste.

    Ich kämpfe jetzt weiter mit meinem Internet, Dosen habe ich ein paar, der Supermarkt gegenüber noch mehr! In der Apotheke meinte schon einer heute Morgen, man würde ab morgen nur noch im Schutzanzug Medikamente zu überhöhten Preisen bekommen.

    Allen alles Gute. Die Anstalt scheint gesichert zu sein. hat sie doch schon länger intensive Kontrollen an den Türen. Ich, wir werden es überleben. Die meisten zumindest. Mein Kollege hat den Kampf gegen den Hirntumor am Samstag verloren...
    Grüße
    Stefan

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