Freitag, 23. April 2021

Das Ende der Frequenzmodulation?

 


Es gibt keine Technologie, die nicht irgendwann von einer neuen abgelöst wird. Manche überdauern viele Jahrzehnte, andere nur wenige Jahre.

Nun geht es der Frequenzmodulation an den Kragen. Aber keine Panik, liebe Funkamateure. FM auf unseren Bändern bleibt uns vorerst erhalten. Es geht um die Abschaltung der FM-Rundfunkstationen im UKW-Bereich 87,5 bis 108 MHz. Und das vorerst auch nur in der kleinen Schweiz. Unsere Nachbarn zögern und zweifeln noch. 

Im August 2022 soll der Staats-Rundfunk abgestellt werden, spätestens am Januar 2023 werden die Privatsender folgen. Darauf haben sich alle Beteiligten geeinigt. Alle? Nicht ganz! Der Pionier des Schweizer Privatradios, Roger Schawinski, wehrt sich vehement gegen diesen Schritt.

Die Schweizer Behörden waren dem Radio gegenüber nicht immer gut gesinnt und oft dem technischen Fortschritt gegenüber kritisch eingestellt. Private Radio Stationen sollten noch in den Siebzigerjahren nicht zugelassen werden. Doch die aufmüpfige 68er Generation liess sich nicht so leicht kujonieren. Es entstand eine Schwarzsender-Szene. Auch Schawinskis Radio 24 in der Region Zürich wurde von den Messwagen der PTT-Beamten unbarmherzig gejagt und immer wieder ausgehoben. Bis er etwas tat, mit dem niemand gerechnet hatte: Er verlegte seinen Sender nach Italien auf den fast 3000m hohen Pizzo Groppera, 130km von Zürich entfernt. Mit hoher Leistung, einer gewaltigen Richtantenne und der Hilfe der Diffraktion der UKW-Wellen war er zur Verblüffung der PTT in Zürich gut zu hören. 

Die Behörden versuchten mit allen Mitteln, die Station zum Schweigen zu bringen und intervenierten in Italien bei der Regierung. Zweimal wurde die Station auf dem Pizzo Groppera geschlossen, doch findige Anwälte erwirkten jedes Mal die Wiedereröffnung. 

Schawinski, der einstige "Robin Hood" wird jetzt zum Bremser des technischen Fortschritts. DAB+ sei bloss eine unnötige Übergangstechnologie, die Zukunft gehöre dem Internet-Radio und dem 5G-Radio. Er wehrt sich dagegen, dass den Konsumenten neue Geräte aufgezwungen werden und die Schweiz zu einer Radio-Insel werden soll. Auch stört er sich daran, dass ausländische Autofahrer ohne DAB von den Verkehrsmeldungen abgeschnitten werden.

Notfalls werde er bis zum Verwaltungsgericht gehen, sagt er. 

Ich habe Verständnis für seine Sichtweise, obwohl ich mit DAB+ - auch im Auto - sehr zufrieden bin. Und obwohl ich mich darauf freue, nach dem Freiwerden unserer UKW-Frequenzen, ausländisches "DX-Radio" hören zu können. SWR zum Beispiel.

Im Amateurfunk haben wir eine ähnliche, ja, eigentlich noch schlimmere Situation. Zurzeit kämpfen drei digitale Systeme auf 2m und 70cm um die Ablösung der FM-Modulation. Gefühlt gibt es mehr Relaisstationen als Funkamateure. Ein riesengrosser Salade Niçoise.

Ich will mich dem technischen Fortschritt nicht verschliessen. Aber zurzeit bleibe ich im UKW-Bereich bei den klassischen Betriebsarten. Bis das letzte FM-Relais abgestellt wird, oder sich ein Durchbruch abzeichnet und mich eine Technologie wirklich überzeugen kann. Demenzradio DMR gehört z.Z. nicht dazu.     

 

         

1 Kommentar:

  1. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde das Signal unterwegs mit einem Umsetzer, der in den Wipfeln zweier Tannen montiert war, noch etwas aufgebessert.

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