Montag, 5. Juli 2021

Eine Antenne, die eigentlich niemand haben möchte.

 


Viele Funker kaufen sie. Doch oft wird sie nach kurzer Benützung wieder verkauft. Sie ist teuer, oft nur für QRP-Betrieb ausgelegt und begeistert nur wenige. Ihr Betrieb ist mühsam und kompliziert den Funkbetrieb. Wer kann, vermeidet sie. Wer nicht anders kann, muss sie haben. Denn sie entscheidet oft über den Weiterbetrieb des Hobbys:

Eine kleine Ringantenne mit einem Umfang von maximal ein Viertel Wellenlänge. In Amateurkreisen wird sie Magnet-Loop genannt. Im Englischen nennt man sie auch STL (Small Transmitting Loop) und im Deutschen heissen sie auch Rahmenantennen. Denn die Koryphäen im Antennenwald vermeiden den Terminus "magnetische Antenne". Strahlen diese kleinen Ringe im Endeffekt doch elektromagnetische Wellen ab, wie jede andere Antenne auch. Nur im Nahfeld scheint ihre Funktion etwas undurchsichtig zu sein. 

Wer einen Dipol in zehn Metern Höhe aufhängen kann, wird einen grossen Bogen um die Magnet-Loop machen. Etwas Draht zuschneiden kann fast jeder und kostet nur wenig. Zudem gibt es Drähte in jeder Façon zu kaufen - prêt-à-suspendre.

Doch wer keine Drähte spannen und keine Masten pflanzen kann, dem bleibt oft nichts anderes übrig, als zu einem kleinen Antennenwunder zu greifen, wenn er sein geliebtes Hobby weiter betreiben will. Die Magnet-Loop ist eine Möglichkeit. Sie ist klein und kann im Notfall sogar in der Funkerbude betrieben werden. Draussen macht es ihr wenig aus, wenn sie in Bodennähe steht, und sie lässt sich den lieben Nachbarn als Kunstwerk, Fledermausdetektor oder Wetterstation verkaufen.

Hardcore-Funkamateure bauen ihre Magnet-Loop natürlich selbst. Das ist einfacher als manch einer annimmt. Hat man mal das kritische Bauteil, in Form eines passenden variablen Kondensators, gefunden, ist der Rest denkbar einfach. Es gibt dabei jedoch ein paar Regeln zu beachten, um Erfolg zu haben. Im Gegensatz zum Drähte-Aufhängen verzeiht die Magnet-Loop keine Fehler. Ein Tuner oder eine Matchbox zum Hinbiegen der Anpassung nützt beim Loop nichts.

Bei der Auswahl des Drehkondensators sollten Typen mit Schleifkontakten unbedingt vermieden werden. Es kommen daher nur Schmetterlingskondensatoren, Split-Stator Drehkondensatoren und Vakuumkondensatoren in Frage. Diese müssen eine Spannung von mehreren Kilovolt und Ströme von einigen zehn Ampère aushalten. Wieviel genau, kann man mit einem der folgenden Loop-Rechner online berechnen: (1) oder (2). Beide arbeiten mit den bekannten Formeln der "Antennengötter" und liefern auch vergleichbare Resultate. Auch für den, der keine Loop selbst bauen möchte, ist es interessant, mit diesen Online-Tools zu spielen. Im Sinne von "was wäre wenn?"

Passende Drehkondensatoren bekommt man zum Beispiel hier in Form von Bausätzen oder hier als NOS, bzw. Gebrauchte. Vakuum-Drehkondensatoren findet man zum Beispiel auf Ebay oder auch bei Elektrodump

Je grösser der Loop, desto effizienter die Antenne und je dicker das Rohr, desto besser. Kupferrohr in 22mm oder dicker, wie man es im Baumarkt erhält, ist ideal. Gut geeignet ist auch Koaxialkabel. Benutzt wird beim Koax  nur der Aussenleiter (Abschirmung). Wobei mir das Abschirmgeflecht nicht geheuer ist. Denn der HF-Strom fliesst nur an der Oberfläche (bei 7MHz ~ 25um) und muss daher beim Abschirmgeflecht einen wahren Hindernis Parkour absolvieren. Das dürfte den Verlustwiderstand m.E. erhöhen. Auch bei den dicken Kabeln der Profis, mit ihrer gewellten Vollkupfer Abschirmung, verlängert sich der Weg der HF wegen dem Auf- und Ab etwas.

Trotzdem: Bisher habe ich meine Loops mit 1/2 Zoll Cellflex gebaut und neuerdings meine kleine Loop im Shack auf 7/8 Zoll Cellflex aufgerüstet. Und dabei gleich auch von 60cm auf 80cm Durchmesser erhöht. Das ist übrigens der maximal zulässige Durchmesser für den Betrieb im 10m Band. 


     

 


 Beim 1/2 Zoll Kabel hat die Abschirmung einen Durchmesser von 13.8mm, beim 7/8 Zoll Cellflex sind es 25.2mm.

Wie bereits erwähnt, verzeiht eine Magnet-Loop keine Baufehler. Und da geht es vor allem um zusätzliche Überganswiderstände durch die Kontaktierung des Rings mit dem Kondensator. Schweissen oder Löten ist die beste Lösung. Verschrauben mit grossflächigen Auflagen die zweitbeste. Schon einige zehn Milliohm HF-Widerstand verringern die Effizienz der Antenne spürbar. 

Fortsetzung folgt....  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen