Samstag, 7. August 2021

Vom Zuckerstock zum Aluhut

 


Der Direktor unserer Anstalt wurde in eine andere Anstalt umdisponiert. Es geht das Gerücht um, dass er einen Gehirnstrudel erlitten hat. Das kann nach einem intensiven Gehirnsturm auftreten. Ich vermute, er hat alles einfach zu ernst genommen. Als sie ihn in einer weissen Weste, die man nur von hinten aufmachen kann, abtransportiert haben, habe ich durch das Dachfenster zugeguckt. Sie haben auch seine Zuckerhut-Sammlung mitgenommen. Man munkelt, er habe seine Zuckerhüte aus Homöopathie-Kügelchen gegossen, die er in Likör auflöste.

Wie dem auch sei. Wir haben jetzt eine Direktorin. Auch sie hat was am Hut. Als erstes hat sie an die Ungeimpften Aluhüte verteilt. Das helfe auch gegen 5G, meinte sie.

Sie wird nun unseren Umzug an den neuen Standort organisieren. Ich hoffe, dass wir dazu keine weissen Westen anziehen müssen. Es gibt ja immer welche, die bei jeder Gelegenheit ausbüxen.

Auf jeden Fall freue ich mich auf den neuen Standort. Er liegt in der Nähe einer Kartause und eines Altersheims. So haben wir immer eine Alternative parat. 

Aber er liegt auch inmitten eines regionalen Naturparks. Das ist nicht nur eine prima Gelegenheit Flora und Fauna zu beobachten, sondern auch WWFF zu funken. Ich denke schon an ein Crowdfunding, um einen IC-705 zu finanzieren. Andererseits hoffe ich natürlich darauf, dass mir als Influencer ein solches Gerät zur Verfügung gestellt wird. Plus eine Übernachtung im Hotel Callier. Zumal die Schokolade der gleichnamigen Fabrik in Broc zu meiner Lieblingssüssigkeit gehört.

WWFF ist ja eine tolle Alternative und Ergänzung zu SOTA. Anstatt von einem Gipfel, funkt man aus einem Naturpark. In der Fachsprache heisst das natürlich nicht "funken" sondern "aktivieren". Man nimmt seine Funkstation, Wasserflasche und Müsliriegel und begibt sich in den Park. Dort macht man dann ein paar QSO's. 44 müssen es mindestens sein, habe ich gelesen. Das kann man aber auch auf zwei Tage verteilen. 22 heute, 22 übermorgen, zum Beispiel.

Wie bei SOTA ist man dann Beute für die Jäger. Die lauern einem auf, damit sie ein Diplom kriegen. So einfach ist das Ganze aber nicht. Es gibt dazu ein ziemlich umfangreiches Reglement, das sich gescheite Köpfe ausgedacht haben. Ich werde also nicht einfach vor die Haustür der neuen Anstalt gehen und losfunken können. 

Immerhin ist es eine schöne Alternative zu SOTA. Denn für nicht schwindelfreie und von Arthritis geplagte alte Säcke wie mich, ist die Auswahl der SOTA-Gipfel bescheiden. Zwar wird die neue Anstalt von Gipfeln geradezu umzingelt sein. Aber die meisten davon sind rot und für einfache Spaziergänge nicht geeignet.

Zur Ausrüstung eines Voralpenfunkers gehört natürlich auch ein geladenes Smartphone. Man hat zwar zur Not den Amateurfunk dabei, doch das Telefon schlägt in der Regel jeden Notfunkkoffer.

Eine App die ich für die "Aktivierung" von Flora&Fauna unbedingt empfehlen kann, ist FLORA INCOGNITA der Universität Ilmenau. Sie ist kostenlos und identifiziert Pflanzen, Bäume, Sträucher aufgrund von Handyfotos. Eine der besten und nützlichsten Apps, die ich auf dem Handy habe, das lustigerweise in der Schweiz immer noch Natel genannt wird.

Die Aufnahme zuoberst zeigt eine Arnika. Eine Heilpflanze aus den Alpen, die Flora Incognita sofort erkannt hat. Im Bild unten ist das Blatt einer Edelkastanie zu sehen, die erstaunlicherweise bei uns mitten im Walds steht und die die App auch mühelos identifizieren konnte:




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