Montag, 13. Dezember 2021

Airplane Scatter

 


Mit dem Schnee sind auch im Alpental schwierigere Funk-Bedingungen eingekehrt. Obwohl die weisse Märchenlandschaft wohl nur wenig mit den Aetherwellen zu tun hat. Die Verbindungen aus der Diaspora zu meinen Funkkollegen in der Deutschschweiz sind meist nur noch im 2m Band möglich. Denn die Kurzwelle streikt am Abend. Die Senkrecht-Grenzfrequenz sinkt in der Dämmerung rapide und oft unter das 80m Band. Nur auf 160m wären dann noch Verbindungen über kurze Distanzen via Ionosphäre möglich. Doch dafür fehlt mir der lange Draht. Oft liegt am Abend sogar Mitteldeutschland in meiner toten Zone. Dafür kommen Norddeutsche Stationen und Engländer um so besser rein. Hart an der MUF sind die Signale eben am stärksten. 

Wenn ich das zu erklären versuche, treffe ich nicht immer auf Verständnis. So hörte ich kürzlich von einem alten Funkhasen: "Ionosonde? Nie gehört. Ist das ein neues Funkgerät? Wenn deine Bedingungen schlecht sind, liegt es wohl an deiner Station, denn DX klappt zurzeit bestens."

Seufz. Natürlich steigt die MUF nach Tagesanbruch ebenso rasant und ermöglicht weltweite Verbindungen auf den kürzeren Bändern. Aber ich bin kein DXer, ich bin Europafunker. Der hohe Horizont ringsum bodigt die Flachstrahlung. 

Aber auch im 2m Band habe ich so meine Schwierigkeiten. 50km sind da schon DX. Nicht, dass ich das nicht vorher gewusst hätte. Eine Simulation meiner VHF-Ausbreitung mit dem Program von Roger Coudé VE2DBE zeigt jede Menge "schwarze Löcher" auf der anderen Seite der Berge. Auch nahe Standorte in wenigen zehn Kilometern Entfernung befinden sich in meinem Funkschatten und können weder via Diffraktion noch Reflektion erreicht werden. Zumindest nicht mit einer 6 Element Yagi und 100 Watt. Da müssen dann halt Relaisstationen in die Lücke springen. Aber ich bevorzuge direkte Verbindungen von Antenne zu Antenne.

Und da bin ich wieder auf einen uralten Trick gestossen, der trotzdem kurze QSO's ermöglicht. Nein, nicht EME und auch nicht Oscar 100. Das Stichwort heisst Airplane-Scatter. Verbindungen über Reflexionen an Flugzeugen. Die passende Betriebstechnik vorausgesetzt, klappen solche Verbindungen lange genug, um während einer Minute miteinander zu chatten. Bisher konnte ich solche Airscatter-Verbindungen auf dem 2m Band und auf dem 23cm Band tätigen. Mit Stationen, mit denen eine Verbindung auf direktem Weg sonst nicht möglich ist. 

Natürlich sind das keine Zufallsverbindungen. Beide Funker müssen auf den richtigen Moment lauern und den Flightradar genau verfolgen. Kurze Durchgänge, ähnlich einem Ping-Pong-Spiel mit "Over" und "Roger" wie bei den Profis, führen zum Erfolg. Doch auf die Dauer hilft nur Power. QRP und FM bringen nichts. Die geeignete Modulationsart ist SSB. 

Schon nach wenigen Versuchen bekommt man "das Gefühl" für diese Betriebsart und merkt wie der Hase, bzw. der Flieger, laufen muss, sodass es klappt. Eine spannende Betriebsart, die erfahrene UKW-Contester häufig (unbewusst?) benutzen.

Mehr Info zu Airplane, bzw. Aircraft Scatter findest du hier.  Im Gegensatz zu den dort beschriebenen DX-Verbindungen sind nach meinen Erfahrungen die Signale von Airplane-Scatter Verbindungen auf kurze Distanzen stark. Bis zu S9 auf 50km Distanz. Etwas Antennen-Elevation und breite Strahlungskeulen helfen. Und natürlich Power.

Airplane-Scatter Software von DL2ALF     

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