Montag, 20. Dezember 2021

Dies Das Ananas

 


Die Tiefen des Webs sind unergründlich und wer gerne taucht, findet immer wieder Erstaunliches. So zum Beispiel die Seite von Dimitris SV8ANW auf QRZ.com. Er macht Morsetasten, wie ich sie noch nie gesehen habe. Da dürfte sogar Pietro Begali staunen. Allerdings fehlt ihnen etwas: nämlich die Schönheit. Sie sind strunzhässlich. Meines Erachtens müssen Morsetasten nicht nur gut in der Hand liegen und exaktes Geben ermöglichen. Sie müssen auch schön sein. Trotzdem: Dimitris Seite ist einen Besuch wert. Scrollt man weiter durch seine Seite, entdeckt man auch interessante Antennen-Projekte, Antennentuner und eine Anleitung zum Umbau eines dynamischen Mikrofons auf ein Elektret-Mikrofon.

Apropos. Da habe ich doch kürzlich eine Taste aus China entdeckt, die es mir angetan hat. Wie bei den schwedischen Tasten, befindet sich ihr Kontakt hinter der Hebelachse. Da ich gerne mit dem "Hammer" morse anstatt dem Paddel, werde ich mal die paar Dollar riskieren und schauen, was mir Alibaba und seine Räuber schicken. Auch der Holzknopf der Taste hat mir gefallen. Schliesslich ist der Knopf der Berührungspunkt zwischen Hand und Maschine - gewissermassen das Interface. So habe ich vergangene Woche den lieblos gemachten Plastikknopf meiner Vibroplex durch einen schönen Holzknopf ersetzt. Danke lieber Martin! Holzknöpfe für Morsetasten sind meines Erachtens eine echte Marktlücke.


Kürzlich hatte ich einen WSPR-Kontakt mit dem Forschungsschiff Polarstern. Nicht persönlich wie das bei den WSJT-X Betriebsarten so ist. Vielmehr hatte mein Computer Kontakt mit dem Computer der Polarstern. Natürlich habe ich mich gefragt, wo sich das Schiff denn gerade befindet. Hier auf dieser Seite wurde ich fündig. es befand sich zwischen den Kanaren und den Kapverden und fuhr südwärts. Mein WSPR Signal mit 5 Watt im 15m Band lief übrigens auf der kleinen Loop (Durchmesser 80cm) unter dem Dach. Irgendwie finden meine Wellen also doch den Weg aus dem Alpental raus.

Natürlich gings talauswärts. Aber auch talaufwärts schien es zu funktionieren. Wurde mein WSPR-Signal doch auch in Thailand, Australien und Neuseeland aufgenommen. So eine Magnetloop ist ja eine Richtantenne und man sollte sie entsprechend ausrichten können. Damit das gelingt, muss man wissen, wohin die Laterne zünden soll. Am besten mit einer Azimutkarte. Die findet man zum Beispiel hier.

Ihr interessiert euch sicher auch für Physik, ist doch unser Hobby ein physikalisches. Hier findet man einen Überblick über die Vorlesungs-Experimente der ETH in Zürich. Eine wahre Goldgrube für den interessierten Laien. Eine weitere Quelle physikalischer Erkenntnis habe ich in der Innerschweiz gefunden - im Sarganserland. Auch hier trifft man auf Dies, Das, Ananas.

Zum Schluss machen wir noch einen Streifzug durch den Aether. Zum Beispiel zum letzten Langwellensender, der in Europa noch in Betrieb ist. Dreht man an seinem alten Radio über das Langwellenband, so hört man heutzutage nur noch Rauschen und Knacken. Die Dinosaurier des Radiozeitalters sind verschwunden. Nur noch ein Signal steht wie ein Leuchtturm inmitten des vereinsamten Langwellenbandes: RTL auf 234 kHz aus Beidweiler in Luxemburg.  Hier geht's zu einem Überblick, wer sonst noch auf der Welt auf Langwelle Radio macht.

Heute kann man ja die meisten Radiostationen über das Web empfangen. Auch ganz exotische. Der Kurzwellenhörer, englisch SWL genannt, ist deshalb ein sterbender Schwan. Trotzdem findet man immer noch Interessantes auf der kurzen Welle. Es muss ja nicht unbedingt eine Rundfunkstation sein. Interessant sind auch die VOLMET Stationen, die von verschiedenen Orten aus der ganzen Welt Wettermeldungen für die Flugzeuge absetzen. Sie arbeiten mit wesentlich geringeren Leistungen als die Rundfunksender und sind u.a. auch gute Indikatoren für die Ausbreitungsbedingungen. Allerdings werden auch hier immer mehr Stationen abgeschaltet. Satelliten sind an ihre Stelle getreten. Und so werden sie, wie früher die Funker in den Flugzeugen, auch aussterben. Vielleicht wird man sich aber nach einem verheerenden Sonnensturm wieder an sie erinnern.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen