Dienstag, 1. Januar 2019

Ein Interview mit Anton



Liebe Funkfreunde
Viele vermissen das Funkperlenblog von Anton. Demenzradio ist für sie kein Ersatz. 
Das ist auch nicht der Sinn und Zweck von Demenzradio. Genausowenig wie DMR richtigen Amateurfunk ersetzen kann.
Viele fragen sich aber, was aus Anton geworden ist, und so habe ich mich in meinen alten Opel Rekord gesetzt und bin zu ihm gefahren, um ihn zu interviewen:

"Anton, deine Leser fragen sich, was du jetzt tust, nachdem du dein Blog aufgegeben hast. Funkst du überhaupt noch?"

"Was für eine Frage. Natürlich funke ich immer noch. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals von den Aetherwellen zu lassen. Sie faszinieren mich noch genauso wie vor fünfzig Jahren."

"Trotzdem: man höre dich nicht mehr auf den Bändern, habe ich vernommen."

"Du mit deinem Präsident Jackson kannst mich ja auch nicht hören. Ich funke ja nicht im CB-Bereich."

"Das ist schade, vielleicht würde es zwischen uns klappen. Aber wo findet man dich denn?"

"Zurzeit fast jeden Abend auf 144.050 MHz in CW und auf 1296.200 MHz in SSB. Das sind gewissermaßen meine Standby-Kanäle. Aber sporadisch auch auf 80m im CW-Bereich und auf der anderen Seite des Spektrums: im 10 GHz Band."

"Also ziemlich abseits der üblichen Bänder. Machst du denn kein DX, zum Beispiel auf 20 oder 40m?"

"Nein. Das 20m Band meide ich wie der Teufel das Weihwasser. Meine DX-Zeit war schon vor Jahrzehnten zu Ende. 59-Rapporte auszutauschen, langweilt mich und Pile-ups sind mir ein Gräuel. QSL-Karten sammle ich auch nicht mehr. Erst kürzlich habe ich zwei Kisten davon entsorgt."

"Ja, was machst du denn überhaupt? Man hört dich auch nie auf einem Relais."

"Wieso sollte ich eine Relaisstation benutzen, ich kann meine Freunde alle direkt erreichen. Und wenn das mal nicht klappen sollte, übers Internet."

"Zum Beispiel über das HAMNET?"

"Nein, ich habe einen Glasfaser-Anschluss."

"Hast du dir denn für das neue Jahr nicht irgendetwas Neues vorgenommen? Sind deine Skalen alle eingerostet, dass du immer auf den gleichen Frequenzen bleibst und vor dich hinmorst?"

"Keineswegs. 2019 wird ein spannendes Jahr. Ich werde eine 24 GHz Station bauen und die Ausbreitung im Alpenraum erforschen. Werden die 12mm Wellen ebenfalls so gut an den Bergflanken reflektieren und wie stark wird die Diffraktion an den Felskämmen sein? Wie sieht es mit Regenscatter im Vergleich zu 10 GHz aus und wie hinderlich wird die Zusatzdämpfung durch die Atmosphäre sein. Zu diesem Zweck werde ich mir eine Portabelstation zusammenbauen?"

"Dann wird man dich auf den tieferen Frequenzen wohl nicht mehr hören?"

"Doch. Ich habe mir vorgenommen, 2019 das 60m Band vermehrt zu benutzen und dort in CW QRV zu sein."

"Also auch wieder etwas abseits des Mainstreams. Das scheint ein typischer Zug von dir zu sein, dass du dich nicht an die üblichen Wasserlöcher drängst. Aber was ist mit neuen Betriebsarten. Reizt es dich nicht, die eine oder andere auszuprobieren?"

"Na klar. Ich habe bereits das neue WSJT-X heruntergeladen und bin sporadisch in FT-8 im 2m Band anzutreffen. Es fasziniert mich zu hören, wie gut die FT-8 Stationen hier ankommen und festzustellen, dass mit vielen auch in SSB oder CW eine Verbindung möglich wäre. Das erinnert mich an früher, als es noch keine Relais gab und solche Verbindungen quer durch Europa alltäglich waren."

"Aber das ist doch kein richtiger Amateurfunk!"

"Wie auch immer. FT-8 eignet sich prima, um Antennen auszuprobieren und die Ausbreitungsbedingungen zu studieren. Und das sind eindeutig Elemente des klassischen Amateurfunks."

"Wirst du 2019 einen neuen Transceiver kaufen?"

"Gut möglich. Vielleicht den Iom IC-9700, sofern er denn endlich auf den Markt kommt. Gerade auf den VHF/UHF-Bändern ist eine Wasserfallanzeige sehr praktisch. Darum benutze ich für das 23cm und das 10 GHz Band den IC-7300 als Basis. Ich hätte schon vieles auf den Mikrowellenbändern verpasst, wenn ich keine Wasserfallanzeige hätte. Auf den KW-Bändern ist sie- zumindest für meine Bedürfnisse - weniger wichtig und ich komme gut ohne aus."

"Spektrum und Wasserfall wird ja in den neuen Transceivern zum Standard. Interessierst du dich auch für den neuen Yaesu FTDX-101?"

"Dazu müsste die Kiste erst mal auf den Markt kommen. Yaesu hat schon einiges angekündigt, das nicht eingetroffen ist. Zum Beispiel den FT-410, von dem es sogar bereits ein Manual gab. Und die Sache mit dem angeblich so neuen FT-818 hat mir auch nicht gefallen. Abgesehen von den vielen unfertigen Geräten, die erst nach langem hin und her endlich gebrauchstüchtig wurden. Ich denke da zum Beispiel an den FT-2000."

"Und wie ist bei den Antennen. Hast du da keinen Bedarf?"

"Das schon, ich probiere gern mal was Neues aus. Aber ich kann selbst Aluminium zusägen, Draht zuschneiden und Stecker anlöten."

"Das wird ja auf 24 GHz schwierig sein. Welche Antenne wirst du dort einsetzen?"

"Das bleibt vorerst noch mein Geheimnis. Aber eine große Auswahl hat man auf diesen Frequenzen  nicht: entweder ein Horn oder einen Parabolspiegel."

"Wie sieht es mit deinen Selbstbau-Aktivitäten aus? Baust du überhaupt noch was oder kaufst du alle fix und fertig?"

"Zurzeit baue ich an einem 2m Transverter, nachdem ein erster Prototyp recht gut funktioniert hat."

"Aber das kann man doch im Osten für eine Handvoll Dollar kaufen."

"Ja, in den verschiedensten Ausführen sind die Dinger auf Ebay zu finden. Aber ich möchte einen nach meinen Vorstellungen bauen und dabei noch etwas lernen. Zudem habe ich Material in der Bastelkiste, das sich schrecklich langweilt."

"Wozu denn gerade 2m. Du hast doch ein 2m Gerät!"

"Weil ich meinen IC-7300 auf 2m nutzen möchte - wegen der Wasserfallanzeige. Und wer weiß, wie lange es noch geht, bis der IC-9700 endlich kommt."

Bild: Transverter für das 2m Band:
Der Blaue mit einfachem FET-Mischer
Der Grüne, verbesserte Version mit Double Balanced Mixer 
Unten: Antons Prototyp mit Diodenringmischer TFM3, 116 MHz TCXO und PGA-103 als Verstärkerstufen.


  


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