Donnerstag, 7. Februar 2019
Die Unordnung der Realität
Mein Psychikater weigert sich standhaft, mich in die Klapsmühle zu schicken. Träume seien nicht genug, meint er. Solange man sich nicht darin verirre und jeden Morgen in die Realität zurückkehre, sei alles in Ordnung. Doch die Realität ist keineswegs in Ordnung. Wie ich gerade erfahren habe, hat die Anstalt, in der Armin lebt, einen Neuzugang zu verzeichnen. Ein weiterer Funkamateur wurde dort aufgenommen. Vielleicht kennen ihn einige von euch aus seinem ehemaligen Blog: es ist Anton.
Armin hat es mir am Telefon gesagt und er meinte, sie könnten jetzt dort oben in den tief verschneiten Hügeln des Alpenvorlandes den Klub der irren Funker gründen.
Doch das sind nicht alle schlechten Nachrichten, die mich heute beunruhigen: Bienchen ist spurlos verschwunden. Sämu der Trucker hat sie als letzter gesehen. Sie habe ein sprechendes Velo im Wald gefunden, habe sie ihm gesagt. Jetzt sind wir zwei die einzigen Normalen in der Gegend, die übrig bleiben. Ein HB3er und Marconis Traumassistent. Weiter habe ich es bisher leider nicht gebracht. Denn die Funkerprüfung habe ich vergeigt. Trotz Bienchens Bemühungen, mich darauf vorzubereiten. Als ich zur Prüfung ging, dachte ich, ich wüsste alles. Aber als ich die Prüfungsbögen vor mir hatte, wurde mir klar, dass ich eigentlich nichts wusste. Zwar rief ich in einem verzweifelten Tagtraum Marconi, Faraday und Ohm zu Hilfe, doch sie blieben stumm. Schwingkreise verknoteten sich in meinem Kopf zu bizarren Gebilden ohne Sinn und Zweck und aus den Formeln wurden unzähmbare Ungeheuer. Ich sass einfach da, morste mit meine Bleistift SOS und war nicht einmal imstande meinen Namen zu schreiben. Hieß ich jetzt Guglielmo oder Michael?
Auf der Heimfahrt hielt mich die Polizei an und fragte, ob ich ein Velo mit Antenne gesehen hätte. Als ich fragte, ob es sprechen könne, ließen sie mich weiterfahren.
Mein Name ist Anton und dies ist das letzte einer Reihe von Blogs, die ich in den vergangenen Jahrzehnten geschrieben habe. Irgendwann kam beim Schreiben immer der Moment, wo ich das Gefühl bekam, es sei Zeit, zu neuen Horizonten aufzubrechen und etwas Neues anzufangen. Das war auch diesmal der Fall – im März 2023.
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