Mittwoch, 14. August 2019

Anton trennt sich



Kaum ein Leben verläuft ohne Trennung. Man trennt sich von seinem besten Freund, von seiner Ehefrau oder von seinen Zähnen. Funker trennen sich von der Taste oder der Antenne. Meist nicht freiwillig.
Nach einer Sommerpause war ich gestern wieder einmal in der Anstalt und habe dort die üblichen Verdächtigen getroffen. Schon unten auf der Bank neben dem Parkplatz bin ich Putin, dem Hauswart, begegnet. Er sah aus, als hätte er sich mit Kajal Schminke Pandaringe um die Augen gemalt.
Er offerierte mir ein Bier - er hatte eine ganze Kiste neben der Bank stehen - und ich setzte mich zu ihm. Seufzend starrte er in seine Dose.

"Ist alles im grünen Bereich?", fragte ich ihn.
"Alles futsch wie ein überkochter Zwetschgenkuchen, totale Pampe", war seine Antwort und nahm einen Schluck aus der Dose.
"Was ist denn passiert?", fragte ich alarmiert und musterte das Anstaltsgebäude. Es brütete wie immer in seinem finsteren Habitus vor sich hin.
"Der Direktor hat mir das Rasenmähen verboten", jammerte er.
"Wie denn das? Hast du falsch gemäht?"
"Natürlich nicht, ich habe mit meinem Traktor immer die gleichen Bahnen gezogen. Millimetergenau. Es sah besser aus als die schönsten Kornkreise."
Er schniefte, guckte in seine leere Dose und warf sie in Richtung Abfallkübel. Knapp verfehlt ist auch daneben. Sie schepperte über den Platz.
"Ich wurde durch einen Roboter ersetzt."
"Dann hat man sich von dir getrennt?"
"Nein, ich bin immer noch Anstaltswart, aber man hat mich von meinem Rasenmäher getrennt. Trumpi ist  untröstlich. Seitdem frisst er nicht mehr."

Ich kippte noch ein paar Bier mit ihm und wankte dann in die Anstalt. Vergeblich suchte ich eine Weile den Aufzug, bis mir wieder einfiel, dass es keinen hatte. Vermutlich ein Demenzanfall.
Endlich bei Armin angekommen, überraschte mich die nächste Hiobsbotschaft, beziehungsweise die nächste Trennungsnachricht.

"Ich habe mit Anton telefoniert", sagte er und stierte ebenfalls in eine Dose. Kein Bier sondern Coca. Der Fahne nach mit einem Schuss Rum verfeinert.
"Na und? Geht's im gut. Wo funkt er zurzeit?"
"Darüber haben wir nicht gesprochen. Er ist mit seiner Trennung beschäftigt und hat mir seine Trennliste vorgebetet."
"Trennung? Von seiner Ehefrau?"
"Nein, von seinem Funkzeug. Er macht tabula rasa und verkauft den ganzen Karsumpel."
"Ach so. Er will wohl sein Equipment erneuern."
"Danach sieht es aber nicht aus. Von Lang- bis Mikrowelle ist alles auf der Liste. Sogar der 24 GHz Transverter, den er kürzlich gekauft hat. Er will nur seinen Mikrowellenofen behalten."
"Hat er dir einen Grund dafür genannt?"
"Er bereitet sich auf den Umzug vor. Er spricht vom Reduit in den Bergen."
"Reduit? ist er unter die Prepper gegangen? Abgesehen davon kann man doch in den Bergen fantastisch funken - gerade auf den Mikrowellen. So ein QTH ist doch obergünstig!"
"Das sieht er anders. Die neue Wohnung sei nicht dafür geeignet. Kein Mast, kein Draht, kein Garnichts. Er klingt schwer nach betreutem Wohnen."
"...Mhm...oder betreutem Funken. Da wäre doch DMR geradezu ideal. Es hat dort sicher einen Brandmeister in der Nähe..."
"Spinnst du! Er will doch nicht die Wohnung abfackeln!"
"Ich meine ein DMR Relais mit Brandmeister. Oder meinetwegen Mototrolla."
"Ich bevorzuge Branntwein, ist lustiger und voll analog."

So diskutierten wir noch eine Weile weiter und ich versprach Armin, mal mit Anton über seine Trennliste zu telefonieren. Er wolle auch seinen Messgerätepark liquidieren und somit auch die Bastelei aufgeben. Mal sehen, ob da was günstig zu haben ist. Ich werde euch, liebe Leser auf dem Laufenden halten."




 

2 Kommentare:

  1. Das 24GHz-Rig kauf ich dir ab, lieber Anton, und schenke es einem deiner Kollegen. Ich bin ja schliesslich schuld, dass du es angeschafft hast ;-)
    73 de Hansjörg HB9EWH

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  2. Ich kaufe das 10Ghz Material ab und gebe noch eine Flache Whysky dazu für's Réduit. Man kannnie wissen ... bitte Offerte unterbreiten. Danke.
    73 de Thomas HB9FKF

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