Am stahlblauen Frühlingshimmel sind in diesen Tagen kaum Flugzeuge auszumachen. Ein Blick auf Flightradar24 zeigt fast nur noch Frachtmaschinen, Privatjets und einzelne Rückholflieger für gestrandete Touristen. Dafür sind die Amateurfunkbänder platschvoll. Vor allem FT8 erfreut sich großer Beliebtheit. In den FT8 Kanälen ist kaum eine Lücke zu finden: von 160m bis hinauf ins 10m Band. Ja 10m! Denn die Ionosphäre hat in den letzten Tagen aufgedreht. 10m war am späten Nachmittag zeitweise in Richtung Südamerika offen.
Wie vorauszusehen, wird in der Politik und den Medien die Frage nach dem Ende der Corona-Restriktionen immer heftiger diskutiert. "Deutschland halte das keine drei Monate durch", las man zum Beispiel, und der US-Präsident möchte ab Ostern wieder Normalbetrieb in der Wirtschaft. Man wird vermutlich einen Mittelweg finden und es wird interessant sein, die Auswirkungen in den verschiedenen Ländern zu beobachten.
Zwar lassen sich die meisten Arbeiter wohl wieder in die Fabriken "schicken", aber ob dann alle wieder auf Kreuzfahrt gehen, nach Malle fliegen und sich unbekümmert in Restaurants oder Stadions drängen, wage ich zu bezweifeln.
Wir Old Timer, die zuhause bleiben müssen, haben jetzt mehr Zeit für Bastelprojekte und Experimente.
In der Anstalt hatten wir einen Anfall von Nostalgie zu verzeichnen, und haben die uralte Amplitudenmodulation wieder hervorgekramt.
Die AM-Mittelwellensender werden ja immer rarer. Nur noch der Flugfunk und einige CB-Funker machen AM. Zwar können die meisten Amateurfunkgeräte nicht nur AM empfangen, sondern auch senden. Aber ich schätze, dass das bisher nur wenige Funker ausprobiert haben. AM ist in Vergessenheit geraten.
AM ist, technisch gesehen, reine Verschwendung: von Leistung und Bandbreite. Mein IC-7300, der die Amplitudenmodulation digital erzeugt, haut 25% der Leistung in den Träger und die restlichen 75 werden in die beiden Seitenbänder aufgeteilt. Resultat: mehr als doppelte Bandbreite als ein SSB-Signal.
Sowas Archaisches auf den überfüllten Bändern einzusetzen, wäre ein Affront ohne Hams
Aber im oberen Teil des 160m Bandes, auf 10m und 6m hat es noch Platz für AM. Natürlich auch im 2m Band.
Das Resultat der Tests war verblüffend. Die Qualität der AM mit dem IC-7300 und auf UKW mit dem IC-9700 ist erstaunlich gut. Der AM-Sound ist faszinierend, besonders auf 160m und man fühlt sich ein halbes Jahrhundert in der Zeit zurückversetzt. Erstaunlicherweise schlägt sich die AM im 160m Band recht gut gegen den hohen Störpegel. Doch gegen SSB hat sie natürlich keine Chance bei leisen Signalen.
Die Bandbreite lässt sich zwar beim Empfang einstellen, doch beim Senden liegt sie fix bei ca. 3 kHz. Also etwa von 100Hz bis 3kHz. Gerade recht für alte Ohren.
Im folgenden Video empfängt Doug KD4MOJ den IC-7300 mit seinem Flex6700. Zuerst in SSB, mit und ohne Kompression, dann in AM. Neben dem AM-Signal ist auch die Wirkung der Kompression interessant. Wer nicht mit großen Antennen und Endstufen gesegnet ist, sollte nicht auf Kompression verzichten: bei SSB, notabene. In AM