Samstag, 2. Mai 2020

IC-9700 mit GPDSO von Leo Bodnar



Der erste IC-9700 auf meinem Stationstisch war ein Wandervogel. Die Frequenzstabilität war ungenügend für gewisse WSJT-X Betriebsarten. Darüber habe ich hier berichtet und die Drift beim Senden dokumentiert. Auch in diesem zweiten Blogeintrag habe ich darüber berichtet und geschrieben, der IC-9700 drifte wie ein altes Röhrenradio. Die Enttäuschung war groß und ich habe das Teil wieder verkauft.
ICOM hat aufgrund der vielen Reklamationen aus der Amateurfunk-Community nachgebessert. Zwar gelang es den Ingenieuren nicht, den internen Referenzoszillator (49.125 MHz) mit der externen 10 MHz direkt zu steuern. Doch eine automatische Korrektur in kurzen Abständen (<1s) der internen 49.125 MHz mithilfe des externen 10 MHz Signals brachte eine wesentliche Verbesserung.
Ein Update, das per Software erfolgte.

Das war der Moment, als ich den Verkauf bereute und wieder einen IC-9700 bestellte. Der Lieferant wunderte sich. Die Kollegen grinsten.

Seither bin ich zufrieden mit dem Gerät. Es ist ein tolles Stück High-Tech und die Spektrum/Wasserfall-Anzeige ist von unschätzbarem Wert.

Trotzdem blieb ein kleines Unbehagen, denn ich bin ein Frequenz-Fetischist und der Umstand, dass der interne Oszi nicht direkt an die externe 10 MHz Quelle angebunden ist, störte meine Fetischisten-Seele.

Doch dann stieß ich auf das Injection Board von Leo Bodnard. Dieses Teil kann ohne Löten, Bohren oder andere Eingriffe ganz einfach im Transceiver montiert werden. Eine Spule des Boards taucht dabei in die Schaltung des 49.125 MHz Oszillators ein und ein extern eingespeistes 49.125 MHz Signal kann dann bei genügend Leistung den internen Oszillator übersteuern (induktive Kopplung). Eine Lösung mit der Brechstange also. Leo Bodnar bietet nicht nur dieses Board an, sondern auch einen GPDSO, der auf 49.125 programmiert werden kann.




Schon nach kurzer Zeit lieferte mir Fedex das Einbauboard und den GPSDO ins Haus.
Die Installation und das Programmieren des GPDSO war problemlos und ich war erfreute über die kurze Zeit (ca 20s), die das GPDSO brauchte, sich auf die GPS-Satelliten einzustellen. Auch der Transceiver reagierte auf die externe Versorgung mit 49.125 MHz in Sekundenschnelle.

Alles schien in bester Ordnung und ich machte mich daran, den Erfolg der Neuinstallation zu messen. Das HF-Signal lieferte wie immer mein treuer HP-Generator und die Frequenzdrift konnte ich beim Senden mit einem 5386A Counter messen, ebenfalls von HP. Beide Geräte natürlich an ein Rubidium-Normal auf 10 MHz angebunden. Bei Empfang überwachte ich das NF-Signal mit einem Wasserfall-Programm auf dem PC mit 1Hz Auflösung. Also einem NF Spektrumanalyzer.

Da die Frequenzdrift hauptsächlich beim Senden auftrat - durch die erzeugte Wärme der Endstufen und den Luftstrom des Ventilators - Sendete ich jeweils mit voller Leistung in CW während 20 Sekunden und beobachtete dabei die Sendefrequenz auf dem Zähler. Anschließend verifizierte ich die Empfangsfrequenz auf dem NF-Analyzer des Computers.

Und nun zur Erfolgskontrolle:

144 MHz    Abweichung nach 20s senden: -4 Hz
432 MHz               dto                                  -12 Hz
1296 MHz             dto                                  -18 Hz

Das ist kein berauschendes Resultat. Daher wurde die Installation und der Abgleich nochmals überprüft. Doch beim Einschalten des externen 49.125 MHz Signal war klar zu sehen, wie die Empfangsfrequenz genau auf die Sollfrequenz gezogen wurde. Bei Empfang funktionierte die Installation also perfekt.

Hier noch zum Vergleich die Abweichung nach 20 Sekunden Senden mit 10 MHz externer Referenz ohne installiertes Bodnar Board:

144 MHz: +1 Hz
432 MHz:  -2 Hz, dann Anstieg auf +4 Hz und danach langsamer Abstieg wieder auf die Sollfrequenz
1296 MHz: -2 Hz

Fazit: In meinem IC-9700 bringt die Installation des Boards und die Einspeisung eines externen 49.125 MHz Signals keine Verbesserung sondern eine Verschlechterung gegenüber einer Einspeisung eines externen 10 MHz Signals.

Disclaimer: Gut möglich, dass mir bei der Installation und/oder Messung ein Fehler unterlaufen ist. Mein Bericht ist deshalb mit Vorsicht zu betrachten.

73 de Anton HB9ASB

PS. Achtung beim Aufschrauben des IC-9700. Die Schrauben sind extrem stark angezogen und sind nicht Philips Kreuzschlitz, sondern JIS #2. Ein JIS Schraubenzieher ist sehr zu empfehlen und kann zum Beispiel bei Amazon bestellt werden. Viele JIS Schrauben sind daran zu erkennen, dass sie einen kleinen eingedrückten Punkt neben dem Kreuzschlitz haben.

 

     

5 Kommentare:

  1. Agrrrr, ...dreher, ...dreher, man kann Schrauben nicht ziehen. :) Viele liebe Grüsse, Dieter

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  2. Übrigens Danke für das unterhaltsame, erfrischende und informative Blog. Ich refreshe täglich um zu schauen ob es neue Artikel gibt. Grüsse, Dieter

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  3. Super Beitrag Anton.
    ICOM schafft es immer wieder bei eigentlich guten Geräten einen Mega Bug einzubauen.

    IC7000 - schlechte Mod mit Kompressor
    IC7100 - zu wenig AVG Power (PAPR) nach Modifikation TOP
    IC7300 - Wegen zu lautem rx/TX Relais als CW Op. nicht zu gebrauchen.
    IC9700 - Frequenzstabilität, bis heute auch mit Hardware keine Lösung. Ich warte auf den MKII

    Lieber Anton, mehr solche Beiträge, mit deinen Anstalt Artikeln kann ich nicht so viel anfangen.

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  4. Ob der 49MHz-Pegel kritisch ist? Es gibt Lösungsansätze, die mit 15dBm arbeiten (http://www.ok2kkw.com/pa2v/ic9700_drift_solution.htm).

    73 de Hansjörg HB9EWH

    @Dieter Hirt

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  5. @Dieter Hirt.
    Doch das heisst Schraubenzieher!
    Damit zieht man eine Schraube an!

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