Mittwoch, 19. August 2020

Die Angelschrauben Antenne

 

Im Verlaufe des nächsten Jahres soll die Anstalt in die Alpen verlegt werden. Wie bereits berichtet, ist das für den UKW-Funk kein Problem - nur eine interessante Herausforderung. Auch für die kurzen Wellen scheint ein Alpen-QTH kein großes Hindernis zu sein, abgesehen vom hohen Horizont und der dadurch fehlenden Flachstrahlung für DX. 

Doch wenn der Funker älter wird, werden Häuser mit Umschwung zur Last und man ist besser in einer bequemen Wohnung zu Hause. Daran haben die kurzen Wellen keine Freude. Sie lieben große Aluminium-Gebilde und lange Drähte.

Doch wo ein Wille ist, ist auch eine Antenne. 

Eine Vertikalantenne, zum Bespiel, findet überall Platz. Auf einer Terrasse, dem Balkon oder zwischen den Büschen hinter dem Haus. Ist man eigener Herr und Meister ist das eine leichte Aufgabe. Wohnt man zur Miete bedarf es etwas diplomatisches Geschick oder ein Quäntchen Chuzpe. Regelmässige Apéros mit dem Landlord sind keine schlechte Idee und fördern das Verständnis für funkerische Belange. 

Gestern wollte ich mal wissen, was eine bescheidene Vertikal zu leisten vermag. Im Keller der Anstalt war noch eine Angelrute mit 6m Länge und ein Antennentuner CG-3000 an Lager. Dazu noch etwas Isolierband und ein Stück Litze. 

Als "Antennenfuss" diente der Ständer eines Sonnenschirms - ein schweres Betonteil. Und als Gegengewicht ein 60cm Erdpfahl plus ein Sammelsurium von Radialen. Letztere waren glücklicherweise schon vorhanden, so dass die Antenne im Nu aufgebaut war.

So ein Ding braucht keine Baubewilligung, behaupte ich jetzt mal frech. Ist ja portabel, vom Betonständer mal abgesehen ;-)

Die Angelrute ist aus dem Decathlon, eine Caperlan Travel 600. Also 6m lang. Das ist eine Fiberglasrute. Carbon sollte man meiden, liest man ab und zu. Aber das werde ich später trotzdem mal ausprobieren.

Der Draht wird spiralförmig aufgewickelt, wie auf den Bildern zu sehen ist. Die Anzahl Windungen ist egal, man sollte sie nur gleichmäßig über die Rute verteilen. Beim ersten Versuch mit 610cm Draht, kam der CW-Bereich im 80 m Band nicht gut weg. Der Tuner hatte Schwierigkeiten, das SWR unter 1:1.5 abzustimmen. 638 cm ergab dann auf allen Bändern bis ca. 29 MHz ein SWR besser als 1:1.5. Das ist deshalb wichtig, weil der Sender oberhalb 1:1.5 die Leistung reduziert. Auch für den Tuner ist es gesünder, wenn er ein gutes SWR abstimmen kann.

Auf 160 m ist die Antenne natürlich zu kurz und der Tuner bekommt weiche Knie, bzw. warme Kondensatoren.

638 cm müssten eine Viertelwellenresonanz von ca. 11.8 MHz ergeben. Gemessen habe ich aber 10.15 MHz. Das liegt nicht nur an der Helical-Form der Antenne, sondern auch an der dielektrischen Belastung durch den Glasfibermast und die Isolation der Litze (0.75mm2). Ohne Tuner wäre die Antenne also bereits ein Monobander für das 30 m Band.

Ein paar Stunden reichen natürlich nicht, um die Antenne eingehend zu testen. Das soll diesen Herbst/Winter geschehen. Doch ein kurzes Wispern mit 5 W im 40, 30 und 20 m Band zauberte ein zufriedenes Lächeln auf mein Gesicht. Innerhalb einer Stunde (!) wurde das Signal auf 5 Kontinenten gehört. Nur die Neumeyer Station in der Antarktis fehlte im Log. Auf 40 m wurde ich von VK7JJ in Tasmanien und ZS3RF in Südafrika gehört. Natürlich auch von ganz Europa von Island über die Kanaren bis in die Türkei. 30 m brachte dann zusätzlich Kasachstan und die Ostküste der USA und 20 m dann noch Südamerika mit Argentinien, Uruguay und Brasilien.

Das lässt immerhin auf zukünftige Verbindungen in CW und FT-8 hoffen. Was im 80m Band mit einer so kurzen Antenne möglich ist, darüber werde ich in diesem Blog berichten, wenn der Herbst das sommerliche QRN vertrieben hat. 



     

 

2 Kommentare:

  1. Hmm, war eigentlich schon immer so, dass längere Antennen schmalbandiger werden. Mit der Anzahl an Phasen hebelt man doch an der Verstimmung, und zwar genau um diesen Faktor.

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  2. Super spannender Blogeintag! Ich würde gerne noch erfahren wollen was für Dosierlösungen du für die Verbindungen genutzt hast und es dann selber mal Zuhause am eigenen Projekt austesten wollen. Hast du bei https://www.globaco.de/bestellt? Viele Grüße!

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