Donnerstag, 22. Oktober 2020

SAQ sendet am 24. Oktober auf 17.2 kHz

 Längstwellenfans aufgepasst: am Samstag, den 24 Oktober, um 14:30 UTC, 16:30 MEZ sendet SAQ in Grimeton wieder auf 17.2 kHz.

Aber man muss kein Anhänger des Längstwellenempfangs sein, um Grimeton zu hören. Das gehört auf die "Bucket List" jedes Amateurfunkers. Mindestens einmal im Leben sollte man dieses wunderliche Signal gehört haben.

Doch was tun, wenn der Längstwellenempfänger fehlt, was wohl bei den meisten der Fall sein dürfte?

Glücklicherweise kann der Computer helfen. Man braucht dazu bloss ein Programm zu installieren, das die Soundkarte zu einem Längstwellen SDR macht und seinen langen Draht an den Mikrofon-Eingang des PC anzuschliessen. Wie das geht, wurde zum Beispiel hier beschrieben. Der Post ist zwar aus dem Jahr 2015, gilt aber trotz Corona-Krise und vier Jahren Trump immer noch.

Das Programm, das die Soundkarte zum SAQ-Empfänger macht, ist hier zu finden. 

Und der Anschluss über die Klinkenbuchse auf den Mikrofoneingang des PC sieht im einfachsten Fall folgendermassen aus:


Ein 220 Ohm Widerstand in Serie und dann zwei Dioden antiparallel auf Masse. 

Nachbau auf eigenes Risiko. Nach dem Motto: No risk no fun. 


Mittwoch, 21. Oktober 2020

Eintagsfliegen

 


Gestern habe ich Armin getroffen. Er ist auf Bewährung draussen. Damit das so bleibt, muss er regelmässig seine Benzos schlucken. Was Drogenjunkies teuer auf der Gasse kaufen, bekommt er von seinem Doc verordnet. Auf die Frage, was er denn so mache, draussen in der Freiheit, antwortete er:

"Zuerst mache ich jeden Morgen mein Bett."

"Weil du das in der Anstalt auch machen musstest?", wollte ich wissen.

"Nein, der Zustand meines Betts hat die Weisskittel nie interessiert. Ich mache es, weil ich es will und ich mache es ganz exakt."

Also hat er in der Klapsmühle doch einen bleibenden Schaden aufgelesen, dachte ich. 

"Es ist das erste Projekt des Tages", fuhr er fort. "Wie soll ich all die anderen Aufgaben im Verlaufe des Tages meistern, wenn ich nicht einmal diese kleine Aufgabe schaffe?"

"Ausserdem ist es eine Art vorauseilender Trost", fügte er hinzu.

Ich starrte ihn verständnislos an. Auch wenn er auf Bewährung draussen war - er hatte wohl immer noch nicht alle Röhren im Chassis. Armin bemerkte meinen Zweifel und klärte mich auf:

"Auch wenn ein Tag mal total Scheisse ist und alles schief läuft und nichts gelingt: dann erwartet dich zuhause mindestens ein gemachtes Bett, in das du dich verkriechen kannst."

Anstaltslogik, dachte ich. Doch der Admiral im folgenden Video sieht es offenbar genau gleich:

Wir plauderten dann noch über Armins andere Projekte. Hauptsächlich rund um den Funk. Aber auch da hatte er besondere An- und Einsichten:

"Ich mache kein grosses Ding mehr. Alles was ich nicht an einem Tag hinkriege, lass ich bleiben."

"Du baust also nur noch kleines Zeug. Eintagsfliegen gewissermassen", meinte ich.

"Das ist was ganz anderes. Eintagsfliegen wären Dinge, die ich dann nur einen Tag benutzen würde, und das wäre schade. Apropos Eintagsfliegen: kürzlich hatte ich ein interessantes QSO. Genaugenommen war es eine Funkrunde..."

Ich war erstaunt über den abrupten Themenwechsel und fragte: "Und da habt ihr über Eintagsfliegen diskutiert?"

"Nein. Da hat sich eine Eintagsfliege gemeldet. Ganz unverhofft und plötzlich. Ein OM, den man sonst nie auf den Frequenzen trifft. Eigentlich dachte ich, er würde gar nicht mehr funken und habe sich einem anderen Hobby zugewandt..."

"Das ist doch positiv! Der will halt wieder einsteigen," meinte ich.

"Mhm...vielleicht, aber zu seinen Bedingungen. Er erklärte der ganzen Funkrunde ohne Umschweife, dass er sich das Funken anders vorstelle. Er würde bei uns mitmachen, wenn wir in Zukunft den Ablauf unserer Verbindungen ändern würden."

"Was hat ihm denn nicht gepasst?"

"Erstens die Wetterberichte. Er meinte, dass wir ja alle so nahe beieinander wohnen würden, dass wir alle das gleiche Wetter hätten. Ausserdem könne jeder das Wetter auf dem Internet gucken. Sie seien deshalb überflüssig und Zeitverschwendung."

"Da laust mich eine Wollmilchsau", entfuhr es mir.

"Aber nicht nur die Wetterberichte, auch die Rapporte seien überflüssig. Die seien ja auch jedes Mal gleich und völlig uninteressant. Wichtig sei bloss, dass wir uns gegenseitig hören und verstehen würden."

"Er rebellierte also gegen den ungeschriebenen Kodex eurer Runde und gegen uralte Gewohnheiten der Funkergilde", grinste ich. Hast du ihn denn nicht gefragt, welche Nachrichten er anstelle von Rapporten und Wetterberichten austauschen möchte?"

"Na klar haben wir ihn gefragt. Er meinte darauf, dass wir doch Witze erzählen sollen und hat dann auch gleich ein Beispiel gebracht."

"Ein Witz? Im Ernst?"

"Nun er hat noch ein paar andere Themen vorgeschlagen. Aber keines davon hatte etwas mit Amateurfunk zu tun."

"Der hat euch doch bloss verarscht", kicherte ich. "Hat er dann bei eurem Rund-QSO mitgemacht?"

"Nein, er hat sich gleich wieder verabschiedet und ist auch später nicht mehr aufgetaucht. Er war eine Eintagsfliege.  

 


Samstag, 3. Oktober 2020

Lieber hoch und klein als tief und gross

 


Ganz besonders für VHF/UHF-Antennen gilt: Die Antenne sollte so hoch wie möglich sein und über die Dächer der Umgebung herausragen. Lieber eine kleinere Antenne hoch auf dem Dach, als eine grosse Antenne unten im Garten!

Lange schien mir der Dachgiebel unseres steilen Hausdachs unerreichbar. Alter und fehlende Schwindelfreiheit sind ein No-Go. Nur was ich vom Dachfenster aus erledigen konnte, war möglich.

Wie konnte ich unter diesen Umständen eine VHF/UHF-Antenne auf dem Dachgiebel installieren? Die Randbedingungen: sie sollte unauffällig, sturmfest und natürlich mit dem Blitzableiter verbunden sein. Reparaturen oder gar ein Austausch sollten vom Dachfenster aus machbar sein. 

Ein schier unlösbares Problem, wenn man nicht einen Profi mit der Montage eines Dachträgers und der Montage der Antenne beauftragen will. Selbstverständlich braucht es dazu eine Baubewilligung mit allem drum und dran. 

Und das wollte ich auf keinen Fall. Denn ich experimentiere dauernd mit irgendwelchen Antennen und feste Installationen kommen daher nicht in Frage. Meine Antennen fallen alle unter die Kategorie "Portabel" und müssen deshalb mit einem Handgriff innert fünf Minuten aufgebaut und demontiert werden können. So wie ein Draht, denn man kurz mal in den nächsten Zwetschgenbaum wirft. Ein Freund von mir benutzt für derartige Experimente ausschliesslich Schraubzwingen. Doch in meinem Fall wäre das zu riskant gewesen.

Die Lösung für dieses Experiment war so einfach, dass ich mich fragte, wieso ich nicht schon früher darauf gekommen war:

Vier 15mm Vierkantstangen aus dem Baumarkt, zu einer Länge von 3.5m zusammengesetzt. Ein passender Winkel oben, mit einer Einbaubuchse UHF-N. Am unteren Ende Ebenfalls ein Winkel zur Befestigung auf der Kupferumfassung des Dachfensters. Getarnt mit schwarzem Isolierband und zur Torsionsstabilisierung im oberen Drittel mit einem Querstück versehen. Und fertig war mein Antennen-Support. Koax und Antenne anschrauben (eine 1m lange HR-770HB) und schon konnte ich den Träger vom Dachfenster aus in die Höhe schieben, bis die Antenne auf dem Dachgiebel sass. 

Unten dienten zwei Schrauben einerseits als Blockierung und gleichzeitig als Kontakt zum Blitzableiter. Die Kupferabdeckung des Fensters ist mit dem Blitzschutz des Hauses verbunden.

Das Gewicht der Alustange, die Führung derselben durch die Rinne zwischen Dachfenster und Ziegel, sowie der Querstab zur Torsionsstabilisierung halten die Antenne unverrückbar am Platz und dürften auch einem Sturm standhalten, zumal sich der Support auf der Westseite befindet und vom Wind an das Dach gedrückt wird. Sollten alle Stricke reissen, hängt das ganze Gebilde immer noch am Koax.

Für einen Antennenwechsel oder einen Abbau müssen bloss zwei Schrauben gelöst werden. 

Hat sich der Aufwand gelohnt? Das S-Meter war der Schiedsrichter. Die 2m und 70cm Signale waren im Schnitt etwa 6dB stärker als mit einer NR-22L direkt vor dem Dachfenster, die sogar einige dB mehr an Gewinn bringen sollte.

Das nächste Bild zeigt den Versuchsaufbau. Der auf dem Dach aufliegende Antennenträger ist kaum zu sehen und die schwarze NR-770HB ist recht unauffällig. Unten, vor dem Dachfenster ist die NR-22L zu sehen.



Wie man sieht, können auch kleine Dinge Freude machen 😉