In den letzten Tagen habe ich meiner Magnetic Loop das 160m Band aufs Ring-Auge gedrückt. In Form eines Zusatzpakets von 1300pF und mittels Krokodilklemmen. Zuerst versuchte ich es wieder einmal entgegen besseres Wissen mit russischen Türknopfkondensatoren. Die vertragen zwar hohe Spannungen und Ströme, doch das Keramikmaterial ist weit entfernt vom heutigen Stand der Entwicklung. Daher sind die Verluste erheblich und die Kondensatoren werden warm bis heiss. Das würden sie zwar wegstecken, doch dabei verändert sich ihre Kapazität. Kurz: wenn man sendet, läuft die Resonanz weg.
Also habe ich in die Kiste mit den Glimmerkondensatoren gegriffen und 10 Stück 130pF parallel gelötet und dem Vakuum-Kondensator der Magnetloop auf den Buckel geklemmt. Glimmerkondensatoren (mica capacitors) sind zwar verlustarmer und temperaturstabiler als die alten Türknöpfe aus der ehemaligen UdSSR. Doch leider ertragen sie weniger Spannung und Strom. Für die Versuche im 160m Band musste ich mich daher auf QRP beschränken.
Trotzdem war dieser Versuch von Erfolg gekrönt. Das 160m WSPR Signal aus der Magnetloop wurde in ganz Europa aufgenommen. FT-8 wäre also in den meisten Fällen möglich. Mit 5W aus dem Shack heraus. Ein Hoffnungsstrahl für alle "Antennengeschädigten".
Aber ich möchte keine falschen Hoffnungen wecken: für SSB-Verbindungen reicht die Signalstärke keinesfalls. Auch nicht mit einem Zusatzkondensator, der 100 Watt aushalten kann. Eine 1.6m Loop ist einfach zu klein für das 160m Band. Da fehlen noch ein paar dB.
Bei dieser Gelegenheit musste ich wieder einmal feststellen, dass das Power Game nach FT-8 nun auch WSPR erfasst hat. Die Schmalband Modi von Joe Taylor wurden ursprünglich für kleine Leistungen und extrem schwache Signale entwickelt. Für QRP und Balkonantennen. Doch inzwischen wird fröhlich die Leistung vieler Transceivers auf volle Pulle gedreht. 100 Watt ist offenbar das neue QRP und man liest sogar von FT-8 Stationen mit 1.5kW. So empfing ich gestern Abend eine englische WSPR-Station, die 53dBm als Sendeleistung deklarierte. 200 Watt also. Sie drückte das S-Meter des IC-7300 auf satte S 9 und darüber.
Durch das Resultat im 160m Band ermutigt, verpasste ich der Loop noch ein grösseres Zusatzpaket mit 26.3nF. Ziel 475 kHz! Doch die MagLoop verweigerte den Dienst. Das L/C Verhältnis war zu ungünstig um eine vernünftige Güte zu erzielen. Aber ich werde weiterhin davon träumen, auf Mittelwelle "drahtlos" QRV zu werden.
In letzter Zeit benutze ich oft das 40m Band, um NVIS-Verbindungen zu tätigen. Die MUF steigt während des Vormittags oft bis über 7MHz und sinkt dann erst wieder Mitte Nachmittag darunter. An guten Tagen sind beide F-Schichten (rot und grün im Ionogramm) über 7MHz und die Signale sind dann besonders stark.
Da wir uns in einem ansteigenden Sonnenzyklus befinden, wird in den nächsten Jahren das 40m Band tagsüber noch viel länger für NVIS zur Verfügung stehen. Gute Nachrichten für Prepper bzw. Notfunker. Trotzdem muss der gewissenhafte Prepper auch die anderen NVIS-Bänder in petto haben. Also 160/80 und auch 60m.
Doch die Mehrzahl der Funker sind nicht Prepper, sondern DXer. Da geht es darum, möglichst weit zu kommen und seltene Inseln "zu arbeiten". Dieses Arbeiten beschränkt sich allerdings meistens auf den Austausch der stereotypen Botschaft 59. Eine magische Zahl wie zum Beispiel die 42. Es ist eigentlich wie beim Echo in den Bergen: Man ruft Fünf Neun Richtung Felswand und Fünf Neun kommt zurück. Bei FT-8 erhält man immerhin noch einen gescheiten Rapport und eine Standortangabe.
Wer nur DXer ist, hat manchmal Mühe, die Nöte und Sorgen eines NVIS-Funkers zu verstehen. So hatte ich kürzlich folgenden Dialog:
Ich: "Das 40m Band ist zu und das Tessin ist für die Deutschschweiz in der toten Zone."
Funker: "Wenn 40m nicht geht, versuchen wir es halt im 20m Band."
Ich: "Das geht auch nicht. Die MUF für 100km liegt deutlich unter 7 MHz. Aber wir könnten es im 60m Band probieren."
Funker: "Das habe ich leider nicht. Aber dann gehen wir doch ins 10m Band. Das ist gerade so schön ruhig."
Dass NVIS-Funker am besten mit den Ionogrammen der naheliegenden Sonden arbeiten, habe ich bereits verschiedentlich erwähnt. Doch wie gesagt: die meisten Funker sind DXer. Für diese Mehrheit kann ich die Seite von DR2W empfehlen. Dort wird auf einer Weltkarte die momentane Ausbreitung pro Band dargestellt. Von Mitteleuropa aus. Das ist einfacher als irgendwelche A oder K Werte zu studieren und interpretieren.
Und da wir gerade dabei sind, hier noch ein paar andere interessante Seiten, die ich im Web gefunden habe:
Die Australier haben natürlich auch einen Amateurfunkverband. Er heisst Amateur Society of Australia und publiziert seine Vereinsnews in der Fachzeitschrift QTC. Dieses QTC ist für den Download frei verfügbar.
Kein Einzelfall. Zwar wurde das amerikanische 73 Magazin im Jahr 2003 nach 43 Jahre eingestellt. Aber die meisten Nummern sind immer noch in diesem Archiv aufrufbar. Eine grosse Schatztruhe für die, die Zeit haben, darin zu wühlen.
Notabene: Auch das HB-Radio der Union der Schweizer Kurzwellenamateure USKA ist frei verfügbar und kann hier heruntergeladen werden.
So. Nächstes Mal geht es wieder weiter mit meiner 500 Watt 2m Endstufe. Dort herrscht zurzeit Denkpause. Verursacht durch eine mittlere Katastrophe mit Kollateralschaden. Darüber mehr im nächsten Blogeintrag.