Da ich schon immer gerne neue Geräte ausprobiert habe, ist die Reihe der Funkgeräte sehr lange, die durch meinen Shack gewandert sind. Der erste 2m Transceiver war ein Semco, ein AM-Gerät mit durchstimmbarem Empfänger und mit einem Quartz gesteuerten Sender. Nachdem man auf seiner Fest-Frequenz CQ gerufen hatte, drehte man über das Band um die Gegenstation zu finden, die meistens eine andere Frequenz hatte. Die Urversion des Split-Betriebs.
Meine erste Kurzwellenstation war ein Trio/Kenwood TS-510. Nachddem ich einige Jahre als SWL mit einem Lafayette HA-350 und einem Marconi CR-100 in den Aether gelauscht hatte.
Meist waren es japanische Transceiver. Keiner blieb lange Zeit. Mein Geräte-Durchsatz versuchte mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten. Jedoch die teuren amerikanischen Geräte wie Collins und Drake besuchten meinen Shack erst, als sie aus zweiter Hand für mich erschwinglich wurden. Ab und zu verirrten sich auch kommerzielle Empfänger wie Harris oder Watkins-Johnson in meine Funkbude. Aber auch ausgemusterte Militärgeräte wie das legendäre SE-222.
Doch keiner blieb länger als ein paar Jahre. Das Verlangen, immer wieder neue Technik kennenzulernen, versiegte nie. Dazwischen gab es auch immer ein paar Rückkehrer. Geräte, deren Verkauf ich bereute und erneut kaufte. Manchmal neu, manchmal aus zweiter Hand, weil sie schon lange nicht mehr produziert wurden. Der zuvor erwähnte Lafayette HA-350 war so ein Rückkehrer. Aus einem Anfall von Nostalgie erstand ich ihn nach Jahrzehnten erneut. Und war prompt enttäuscht. Meine Erinnerung hatte ihn verklärt. Oder der Multi-2000, ein kurioser 2m Transceiver, den ich immer gerne spazieren fuhr. Als Portabelgerät war das Teil ja nicht kommod. Man arbeitete damit nicht mehr split wie mit dem Semco, und der Transceiver konnte bereits SSB. Aber anstatt übers Band zu kurbeln, schaltete man über das Band, da anstelle des VFO's, die Frequenz mit einer Reihe von Drehschaltern eingestellt wurde. Das Gerät war in diesem Sinne mein erster "Digital-Transceiver." Kein Wunder, dass er meinen Shack zweimal besuchte.
Ein KW-Transceiver der zurückkehrte war der Icom IC-765. Der letzte klassische ICOM vor der Einführung der digitalen Signalverarbeitung und der SMD-Technik bei diesem Hersteller. Bestückt mit einer ganzen Sammlung von optionalen Quartzfiltern verfügte er über einen ausgezeichneten Empfänger.
Der IC-765 war Ende der 80er das Flaggschiff von Icom und verfügte, wie es sich für ein Flaggschiff gehört, über ein eingebautes Netzteil. Obwohl er seine Macken hatte und ich so ziemlich alle Fehler beheben musste, die von anderen Benutzern beschrieben wurden, würde ich ihn heute noch als Rückkehrer begrüssen. Zum dritten Mal. Hier habe ich u.a. über diesen sehr guten Transceiver berichtet. Leider fehlt mir der Platz für dieses wunderbare Gerät.
Denn gerade gestern ist ein alter Bekannter zu mir zurückgekehrt. Einer der Nachfolger des IC-765. Der letzte Spross einer ganzen Reihe von Tranceivern, in denen Icom die digitale Signalverarbeitung perfektioniert hatte: Der Icom IC-756 Pro3. Und zwar einer der letzten, der vom Band kam. 2009 musste er seinem Nachfolger IC-7600 seinen Platz abtreten. Als Flaggschiff war er nicht gedacht, darum verfügt er auch nicht über ein eigenes Netzteil. Diesen Job musste er dem IC-7800 überlassen.
Das Gerät kostete Ende 2009 in der Schweiz 4200 Franken. Es wurde nachträglich mit einem INRAD Roofingfilter ausgerüstet und ist der letzte KW-Transceiver von Icom, der noch mit einem echten Drehspulinstrument als S-Meter ausgerüstet ist.
Er steht dem "halben Flaggschiff" IC-7700 punkto Empfangsqualitäten kaum nach und verfügt im Gegensatz zu diesem über einen zweiten Empfänger. Über einen Balance-Regler können so gleichzeitig zwei Frequenzen in einem Amateurband abgehört werden.
Für mich ist der Pro3 mehr als ein einfacher Rückkehrer. Ich kenne diesen Pro3 sehr genau. Denn ich habe ihm sein INRAD Filter eingebaut, ihm auf Lang- und Mittelwelle mehr Empfindlichkeit verschafft, das 60m Band freigeschaltet und den Lüfter leiser gemacht. Es war genau dieser Transceiver, der für die Langwellenverbindung (136kHz) vom ehemaligen Mittelwellensender Sottens in die USA und nach Japan benutzt wurde (1,2,3)