Donnerstag, 3. März 2022

200 Meter und darunter

 


Die USA sind das Geburtsland des Amateurfunks, der dort Ham Radio genannt wird. Ohne die passionierten Tüftler in Amerika gäbe es den Amateurfunk nicht. Ihre Geschichte wird im Buch "200 Meters & Down" von Clinton B DeSoto erzählt.

In Europa wäre der Amateurfunk wohl nie ohne die Vorreiterrolle der Amerikaner aufgekommen. Wie er sich in der Schweiz entwickelt hat, erzählt Rudolf Stuber HB9T (sk), in seinem Buch "Faszination der kurzen Wellen". 

Zu Beginn war im Land der unbegrenzten Möglichkeiten das Experimentieren mit Radiowellen nicht reglementiert. Jeder konnte tun und lassen, was ihm gerade einfiel. Doch bald kamen die Amateure mit dem aufkommenden Schiffsfunk in Konflikt. Denn Schiffe und Hams funkten damals auf Lang- und Mittelwelle. Je länger desto besser, dachte man damals. 

Zuerst wurde versucht, den Amateurfunk ganz zu verbieten, doch dann verbannte man die Amateure auf Wellen unter 200m Länge. Diese kurzen Wellen wurden damals als nutzlos angesehen. 

Die ersten Funkamateure zeichneten sich durch folgende Eigenschaften aus: Sie beherrschten die Morsetelegrafie und sie waren allesamt angefressene Bastler und Tüftler. Manchmal frage ich mich, wieviel von diesem Esprit heute noch übrig ist. Viele schrauben nie den Deckel ihres Transceivers ab und eine zunehmende Anzahl so genannter Amateurfunker lässt ihren Computer FT-8 Verbindungen abwickeln, währenddessen sie über FM-Relais und Internet von ihren "gearbeiteten" DX-Stationen erzählen. Die Amateurfunkverbände - wie zum Beispiel die USKA - versuchen derweil, uns alle zu Programmierern umzuschulen, in ihrem verzweifelten Versuch, die Smartphone-Generation für das Hobby zu gewinnen.

Wer neu in unser Hobby einsteigt, kauft sich logischerweise zuerst mal eine Handfunke und "funkt" über das nächste Relais. Im Gegensatz zum Smartphone ein unpraktisches Kommunikationsmittel. Späteinsteiger fallen dabei vorzugsweise in einem CB-Jargon aus vergangenen Zeiten. Doch die Begeisterung entwickelt sich nur bei wenigen zur Passion und bald wendet man sich anderen Hobbies zu. Wie zum Beispiel mein Banker, der die Amateurfunkprüfung gemacht hat, um von seiner Yacht Emails verschicken und mit anderen Skippern klönen zu können. 

Einige jedoch können sich tatsächlich für das Hobby begeistern, wie wir es in jungen Jahren getan haben. Die einen werden dann zu IT-Nerds und pflanzen im ganzen Land Relaisstationen und vernetzen diese übers Internet. Diese Tätigkeit, die nur am Rand etwas mit dem ursprünglichen Ham Radio zu tun hat, könnte man wesentlich besser mit Simulationen wie Hamsphere substituieren.

Andere entwickeln ihren, von der Evolution mitgegebenen Trieb als Sammler und Jäger. Sie brüllen sich in Contesten jedes Wochenende die Seele aus dem Leib oder sie sammeln das seltene DX, wie man exotische Destinationen und Inseln nennt. Bauen sie dann noch Antennen und basteln an ihrer Station rum oder bauen QRP-Bausätze, so kommen sie dem ursprünglichen Funkamateur am nächsten und man kann sie mit Fug und Recht OM - Old Men - nennen. Auch wenn sie noch jung sind. 

Natürlich gibt es noch andere Untergruppen, wie zum Beispiel die Prepper. Sie bereiten sich auf den Doomsday und andere Katastrophen vor. Eine Tätigkeit, der ich angesichts des heutigen Zustandes der Welt Verständnis entgegenbringen kann. Zudem sind Prepper oft Bastler, da von Natur aus praktisch veranlagt.

Dass sich Amateurfunker gar nicht für Technik interessieren, kommt auch vor, wie ich bisher in drei QSO's erfahren musste. Eine Begegnung der seltsamen Art.

Für alle anderen:

Inzwischen habe ich die Links (Tools&Blogs) wieder um einige interessante Seiten erweitert. Wusstet ihr zum Beispiel, was eine Morgain-Antenne ist? Ich hatte kürzlich ein CW QSO mit einer italienischen Station, die eine solche "Mehr-Gewinn-Antenne" benutzt - mit Pier Giorgio IV3DDO. Hier ist diese Morgain zu sehen. Die Morgain ist ein gefalteter Dipol für das 80 und 40m Band, der nur die Hälfte der Spannweite eines 80m Dipols beansprucht. Eine Kelemen-Alternative ohne Traps. 

Diese und weitere Draht-Antennen, insgesamt 418 Exemplare, sind hier zu finden, mit Skizze und Massangaben. Diese Sammlung von Iulian Rosu YO3DAC schlägt jedes Antennenbuch.  

Für die, die eher am anderen Ende des Spektrums tätig sind, könnte der neuste Beitrag aus dem Blog RF Antennas interessant sein. Dieser bestätigt meinen Verdacht, dass die Federn in den populären Springbox-Betten nichts anderes als Antennen sind.


1 Kommentar:

  1. Zitat:"Die einen werden dann zu IT-Nerds und pflanzen im ganzen Land Relaisstationen und vernetzen diese übers Internet."
    Fast richtig, Anton. Man kann die Relais auch über Hamnet verbinden, dann ist man wieder bei "echtem" Amateurfunk! Das geht bei FM und auch bei DMR. Man braucht nicht zwingend das Internet, es erleichtert aber Manches.
    Gruß Stefan

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