Zurzeit herrscht bei mir Ruhe auf dem Basteltisch. Weit und breit ist kein neues Projekt in Sicht. Doch aus Erfahrung weiss ich, dass sich das schlagartig ändern kann. In diesen Tagen habe ich also etwas mehr Zeit zum Funken. Es ist immer wieder ein Vergnügen, zu erleben, wie gut eine Magnet Loop Antenne unter Dach funktioniert. Zum Beispiel bei diesem italienischen WRTC-Wettbewerb. Zwar bin ich kein Contester und auch keiner, der Diplomen nachrennt, doch dieser Italien-Wettbewerb hat in mir einen Jagdtrieb aktiviert, wie ich ihn sonst nur beim Pilze sammeln verspüre.
Um was geht es bei diesem WRTC-Wettbewerb?
Während der Zeit vom 1. Januar bis zum 10. Juli 2022 sollen möglichst viele Sonderstationen aus12 Regionen Italiens kontaktiert werden. Von der Stiefelspitze bis zu den Alpen. Und zwar auf allen Kurzwellenbändern mit Ausnahme des 60m Bandes. Für CW-Verbindungen gibt's 10 Punkte, für SSB 5, für RTTY 4 und für FT8 3 Punkte.
Man kann jede Region nur einmal pro Band arbeiten, dafür aber in allen Betriebsarten.
Wir stecken also mitten im Geschehen und inzwischen wurden von den 12 Equipen mit insgesamt über 150 Operateuren bereits über eine Million QSO's gefahren. Dabei soll es weltweit 100'000 Jäger geben, die auf diese Sonderstationen lauern. Ein Unternehmen also, das jede DX-Expedition in den Schatten stellt.
Das Ganze ist sehr gut organisiert, und man kann seinen Fortschritt unmittelbar online verfolgen, indem man sein Rufzeichen eingibt. Wer möchte, kann sich am Ende sein "Diplom" ausdrucken. Man muss keine QSL-Karten einsenden, keine Formulare ausfüllen. Möchte man QSL-Karten, so kann man sich diese ebenfalls ausdrucken und an die Wand nageln. Bequem und easy wie das im IT-Zeitalter sein sollte.
Ich mache dabei nur in CW mit. FT-8 ist m.E. was für Dummies, RTTY kann ich nicht und ins Mikrofon brüllen mag ich nicht. Ausserdem gibt's für CW am meisten Punkte.
Aber ein anderer Aspekt interessiert mich viel mehr: wie bewähren sich meine Unterdach Magnet Loops in Konkurrenz mit anderen Stationen? Habe ich im Pile-up eine Chance? Welche Frequenzen gehen und welche nicht? Doch nicht nur die Performance meiner Antennen interessiert mich. Mein QTH ist ja nicht weit weg von Italien. Bloss jenseits der Alpen. Das bedeutet, dass für Oberitalien die NVIS-Bändern in Frage kommen, für Mittelitalien am besten 30 und 40m. Für 10 bis 20m jedoch liegt zum Teil auch Süditalien noch in der toten Zone und ich muss auf Sporadic E hoffen. Bei den Magnet-Loops kommt als Handikap dazu, dass der Wirkungsgrad im 160m Band mickrige 1% und im 80m Band bloss 10% beträgt, wenn man den Berechnungen trauen darf.
Erstaunlicherweise geht das aber sehr gut. Und es macht auch Spass.
Weniger Spass machen die Funker, die keine Ahnung von Split-Betrieb haben, bzw. nicht wissen, was das "up" nach dem CQ-Ruf bedeutet und frischfröhlich drauflos morsen. Ganz Unbedarfte geben einfach Fragezeichen, weil sie irgendetwas gehört haben aber nicht wissen was. Eine Unsitte, die sich in CW immer mehr ausbreitet. Aber vielleicht ist es einfach so, dass der Morsedecoder mit dem QRM nicht klarkommt? Es geht halt nichts über das menschliche Gehör. Sofern man es zu benutzen weiss.
Es ist wie in vielen Situationen im Leben: Es ist meist besser, zuerst die Szene zu überblicken und zu analysieren, bevor man losklappert: Auf welchen Frequenzen senden die Jäger? Wo hört der Gejagte? Wie arbeitet er? Welches Tempo behagt ihm? Hört er schmal- oder breitbandig? usw.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen