Montag, 16. Mai 2022

Una nonnetta che va meglio di molti nipotini

 


Eine Grossmutter, die besser im Schuss ist als viele ihrer Enkel. Unter diesem Titel stellt IZ0FIB seinen alten ICOM IC-781 vor. Die Grossmutter der ICOM Flaggschiffe. Ein 23kg schweres Fossil aus der Vor-DSP Ära; aus einer Zeit als die meisten mit den Begriffen Internet und Smartphone noch nichts anfangen konnten.

Doch Halt! War dieser Transceiver wirklich das erste Flaggschiff von ICOM? Gab es nicht vorher bereits den IC-780? Dieses wunderschöne Gerät, das auf diesem Bild zu sehen ist:


 Den gab es natürlich auch, aber nur für den japanischen Markt. Mit einer gezähmten Endstufe. Der IC780 und der IC781 waren also - bis auf einige kleine Details - das gleiche Gerät. Auf dem Markt erschien es 1988. Das heisst, die Entwicklung startete irgendwann in der Mitte der 80er Jahre. Gebaut wurde es in erster Linie für den kommerziellen Markt. Doch fand es rasch auch Anklang bei den Funkamateuren. Im nächsten Bild sehen wir die Militär-Version des IC-781:


  Die Verwandtschaft ist nicht zu übersehen. Eigentlich schade, dass es diese helle Front für den Amateurfunk-Markt nicht gab. Ich finde sie ansprechender als das ewig gleiche Anthrazit der heutigen Transceiver. Aber helle Frontplatten entsprechen vermutlich nicht dem Geschmack der Funkamateure. Yaesu wagte mit dem FT-107M einen entsprechenden Versuch. Es gab den 107M sowohl in Anthrazit als auch in weiss. Doch scheint diese Farbwahl kein Erfolg gewesen zu sein. Die nachfolgenden Geräte erschienen wieder im dunklen Kostüm. 

Der IC-781 blieb nicht lange allein. Er bekam alsbald Konkurrenz der beiden anderen grossen Hersteller aus Japan. Yaesu lancierte den FT-1000 und von Kenwood gesellte sich der TS-950S zum Kränzchen der Grossmütter. Sie alle kamen noch ohne digitale Signalverarbeitung aus. Die Selektion in der Zwischenfrequenz erfolgte mittels Quarzfilter. Anstelle komplizierter Menüs gab es auf der Frontplatte Regler für alles, was der gewiefte SSB- oder CW-Operateur brauchte. 

Doch der IC-781 stellte alle in den Schatten, denn er verfügte über eine Spektrumanzeige. Nun konnte man nicht nur mit dem eingebauten Zweitempfänger nicht nur hören, was sich neben der eingestellten Frequenz tat, man konnte es auch sehen. Das Pileup beim Split-Betrieb zum Beispiel.

Mit dem IC-781 holte ICOM alles aus der Analogtechnik raus, was möglich war. Ausgezeichnete Empfindlichkeit und Selektion und einen guten Klang beim Empfang, gepaart mit einem Sender mit 150 Watt und einer einwandfreien SSB-Kompression. Das Netzteil war eingebaut, ebenso wie der Antennentuner. Zwar wurden damals noch keine SMD sondern bedrahtete Bauteile verwendet. Doch die Verarbeitungsqualität des komplexen Geräts war trotzdem sehr gut, was ihm ein langes Leben versprach. Das ist nicht selbstverständlich. Moderne Geräte, mit SMD Bauteilen bestückt, sind in der Regel zuverlässiger als die alten mit den bedrahteten Bauteilen. Denn sie werden nicht mehr von Hand bestückt und gelötet, sondern von automatischen Maschinen. Dadurch sind sie auch wesentlich günstiger in der Herstellung. Ein IC-781 wäre heute nicht mehr bezahlbar.

Apropos "bezahlbar": Der IC-781 wurde von Anfang an als Volloption verkauft. Das heisst: bestückt mit allen Quarzfiltern - auch den CW-Filtern. Gerade als Telegrafist weiss man, wie sehr Zusatzfilter ins Geld gehen können. Kauft man heute ein altes Gerät ohne die optionalen CW-Filter, muss man tief ins Portemonnaie greifen. Wenn das überhaupt möglich ist. Viele optionale Filter sind heute nicht mehr erhältlich. Ein Beispiel sind die Filter für die FT-817/818/857D von Yaesu.

Für die Telegrafisten hatte der IC-781 aber noch mehr zu bieten: Eine Full-Break-In Funktion vom Feinsten. Ohne lästiges Relaisgeklapper. Notabene auch heute noch ein Merkmal hochklassiger Transceiver. 

Ein schönes Detail ist übrigens das grosse S-Meter. Noch ein richtiges Drehspulinstrument. Mit S9 genau in der Mitte der Skala, wie es sein muss und wie es z.B. Elecraft nie begriffen hat. Gerade bei QRP ist ja die S-Skala von 1 bis 9 am wichtigsten, +60dB mehr als überflüssig. Das gleiche Messinstrument wurde u.a. auch im ICOM 765 eingebaut. Übrigens auch ein Enkel der Grossmutter.   

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Ein IC-781 schafft es heute nicht mehr auf die vorderen Ränge der legendär-berüchtigten Sherwood Liste. Doch das ist für die meisten Funkamateure auch nicht relevant. Wichtiger ist, dass er so seine Macken hat. Und wie meistens sind dies Konstruktionsfehler.

So hat er unter anderem ein Temperaturproblem. Die Hitze stammt dabei nicht etwa aus der Endstufe. Die hat nämlich ausreichend Lüftungsschlitze und zwei kräftige Transistoren (MRF422), von der jeder alleine 150 Watt schaffen würde. Es ist das Netzteil mit seiner linearen Regelung und fehlenden Luftzirkulation, das Probleme schafft. Empfohlen wird als lebensverlängernde Massnahme deshalb der Einbau eines Lüfters.

Kummer könnte auch der Bildschirm verursachen- ein klassischer Kathodenstrahl Schirm (CRT). Vor allem wenn er jahrelang im Dauerbetrieb war. Dann könnten sich auf dem Schirm u.U. Einbrennspuren befinden. Die sind leider nicht mehr wegzubringen. Doch dieser Schönheitsfehler macht das Gerät nicht unbrauchbar. Immerhin ist der CRT ein Qualitätsteil von Toshiba. 

Des weiteren wird von AGC-Problemen berichtet. Doch für dieses gibt es eine Modifikation. Wer mehr über die Macken und deren Behebung wissen möchte, findet auf der Seite von IZ0FIB unter "Wartungsinformationen" einen Bericht von YO9FZS, der sich intensiv mit dieser "Grossmutter" auseinandergesetzt hat. Das Service Manual findet man übrigens bei qrzcq.

Einer, der sich auch mit dem IC-781 befasst hat, ist der ICOM-Papst Adam Farson, VA7OJ/AB4OJ. er nennt das gewichtige Fossil aber nicht Grossmutter sondern "King of Beasts". Wer sich für einen IC781 interessieret, der auch heute noch um die tausend Franken gehandelt wird - sofern artgerecht gehalten und gepflegt - sollte seinen Bericht unbedingt lesen. 

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