Helmut DL4KCJ hat in seinem Leben viel Erfahrung mit Antennen gesammelt. Es ist ein Thema, das ihn auch im hohen Alter nicht loslässt und er findet immer wieder neue Möglichkeiten, seine Antennen zu verbessern. Am Gießener Amateurfunktreffen am 4. und 5. März wird er über seine neusten Erfindungen einen Vortrag mit praktischen Vorführungen halten.
Doch so lange muss man nicht warten, um seine neusten Kreationen zu studieren. Man findet sie auf seiner Internetseite. Dort bietet er auch ein 36seitiges A4 Skript an, mit dem Titel: "Moderne Loopantennen für den Amateurfunk".
Die erste Antenne, die Helmut auf seiner Seite vorstellt, nennt er "Doppel-Dreieck-Loopantenne". Meines Erachtens eine Art vertikal polarisierter Kegel-Dipol. Durch die starke Kapazitive Belastung ist dieser breitbandig und auch wesentlich kürzer als ein herkömmlicher Dipol. Sicher eine gute Idee. Das Wort "Loop" in der Bezeichnung ist wohl dem allgemeinen Trend zur Magnetloop geschuldet und mehr eine philosophische Frage.
Mit der zweiten Antenne, die Helmut auf seiner Seite präsentiert, wird es aber so richtig spannend. Er hat eine Loop ohne Kondensator gebaut. Dazu werden fünf Ferritstäbe mit einer Gesamtinduktivität von 100uH in den Loop eingefügt und er verwendet zusätzlich einen fixen Kondensator zur "Frequenzkompensation". Damit soll die Antenne von 3 bis 22 MHz breitbandig sein und ohne Abstimmung auskommen. Schon das erscheint mir wie ein Wunder. Doch das ist noch nicht alles: dieser Loop soll auch 5dB mehr Strahlungsleistung haben als eine "klassische" Magnetloop-Antenne. Zudem soll sie 100 Watt Sendeleistung ertragen. Helmut fertigt und vertreibt diese Antenne für 269 Euro. Ein Schnäppchenpreis, wenn die Antenne ihre Versprechen hält.
An diesem Punkt kommt mein bescheidener Sachverstand nicht mehr mit und ich habe Helmuts Erläuterungen zur Funktionsweise nicht begreifen können. Diese Antenne scheint mir doch sehr philosophisch zu sein. Doch es kommt noch besser.
Im nächsten Abschnitt präsentiert Helmut seine Theorie zur Ankopplung von Magnetloopantennen. Die Speisung erfolgt heute oft mit einem kleinen Koppelloop von ca. 20% der Größe des Strahlers. Die Speisung könne wesentlich effizienter gemacht werden, wenn der Speiseloop gleich groß sei wie der Sendeloop, schreibt Helmut und beruft sich dabei auf Werner Kammerloher, Mitautor des Buches Berechnungs- und Entwurfsverfahren der Hochfrequenztechnik.
Ob und wie gut eine solche Konstruktion ist, müsste man ausprobieren. Mir fehlt dazu jede Erfahrung. Aber es ist zweifellos ein prüfenswerter Vorschlag. Obwohl meines Erachtens durch diese Konstruktion einfach zwei Loops parallel geschaltet werden. Die Kreisfläche vergrößert sich damit nicht und sie ist für die Abstrahlung des Magnetfeldes verantwortlich. Zumindest nach der gängigen Theorie, wenn man "die Griechen" konsultiert (Balanis, Volakis). Auch Klaus W. Kark kann dazu nichts anderes sagen. Vielleicht sollte ich mal ein richtig teures Antennenbuch kaufen.
Seine nächste Erfindung, die uns Helmut vorstellt, läuft unter dem Titel Notfunk-Antenne. Damit liegt Helmut voll im Strom des Zeitgeistes Auch hier kommen wieder die fünf Ferritstäbe zum Einsatz. Sie bilden zusammen mit zwei 1.2m Strahlern eine Antenne. Die Idee dahinter: Die Ferritstäbe strahlen das Magnetfeld ab und dienen als Verlängerung für die viel zu kurzen Strahler, diese wiederum kümmern sich um den elektrischen Part der EM-Welle.
Als weitere Antenne präsentiert Helmut dann noch eine Doppelloop ohne Kondensator. Natürlich kommen auch hier wieder die Ferritstäbe zum Einsatz. Mit ihnen wird der Doppelloop in Resonanz gebracht. Sie sollen bei der Erzeugung des Magnetfeldes kräftig mithelfen. Das sei besser als der Einsatz eines nutzlosen Kondensators, der nichts zur Abstrahlung der Wellen beitrage.
Ich muss gestehen, dass ich auch schon über den Einsatz von Ferritstäben als Sendeantennen nachgedacht habe. Als Empfangsantennen haben sie sich in der Rundfunkgeschichte über Jahrzehnte bewährt. Jetzt hat ihnen DAB+ den Garaus gemacht. In den aussterbenden Mittelwellenradios wirken sie als "Staubsauger" für die Magnetlinien und führen diese gebündelt durch eine Spule. Doch als Sendeantenne sind sie erstens zu teuer und zu schwer, wenn man sie paketweise einsetzen will. Zudem vertragen sie keine großen Sendeleistungen. Das Ferritmaterial wird rasch gesättigt, wird heiß und geht dann kaputt.
Unter anderen hat G3XBM damit bereits Versuche durchgeführt und Erfahrungen gemacht. Auch G2BZQ hat mit Ferritstäben als Sendeantennen experimentiert, wie im 73-Magazin berichtet wurde. Die Ergebnisse waren bei beiden OM nicht berauschend. Trotzdem würde es mich reizen, zu erfahren, ob ich mit einem Ferritstab aus meinem Tal herauskomme. Auf 80, 160 oder gar 630m. Vielleicht könnte dieses Monster dabei helfen?
Über Helmuts disruptive Ideen kann man geteilter Meinung sein und seine Erklärungen mögen dem einen oder anderen nicht ganz stimmig erscheinen. Aber sie sind ein wertvoller Denkanstoß, der dazu anregen kann, selbst auch über Antennen zu philosophieren.
W6NBC hat ein interessantes Video gemacht zu ML aus PVC mit Alutape
AntwortenLöschenhttps://youtu.be/ZmUQgyQ2uSg
Helmuts Antennen sind teilweise schon recht schräg in der Beschreibung. Oft kann man beliebige Gebilde an das Koax hängen und irgendwie anpassen und erzielt ähnliche Ergebnisse. Ich habe hier und da ein paar Ideen von ihm ausprobiert und konnte keine positiven Überraschungen erleben, eher die Erkenntnisse, dass manch andere "Wunderantenne" mindestens genauso gut funktioniert oder gar besser!
AntwortenLöschenGruß Stefan
Per Zufall eine Dippel-Loopantenne, Rahmenantenne aus Alu von Helmut in die Finger bekommen und ausgiebig getestet mit 100W. Empfang mässig bis nicht brauchbar, Senden konnste grad vergessen, vermutlich hat das Koax als Strahler fungiert, leider nicht mal als behelfsmässig Antenne verwendbar. Besser keine wie so was. Sorry..
AntwortenLöschenMeine Oma pflegte zu sagen, wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es oft auch einfach nicht wahr...
AntwortenLöschen...Vielleicht sollten sich Chameleon Antenna mit dieses Kontinuumtransfunktionators aka Powerkompensator und Helmut mal in ein Joint Venture begeben. Dann kann die Ferritstabloop bestimmt 3kw
AntwortenLöschenEine Geschichte kapiere ich nicht: Da gibt es jede Menge "Wunderantennen" mit verdächtig origineller bzw. fragwürdiger Theorie dahinter, aber man könnte doch das Zeug einfach mal in einer standardisierten Umgebung nachmessen (Antennenmeßraum ...). Wieso macht das keiner ? DL1DWG
AntwortenLöschenHallo Wolfgang,
Löschenich habe das zusammen mit einem Funkfreund aus dem hohen Norden mit der kapazitiven Antenne von DL7AHW, der Dosenantenne gemacht. Die Antenne ist gegenüber einem Dipol ca. 10dB schwächer. Dafür, dass das Ding wirklich klein für die langen Bänder ausfallen kann, funktioniert sie ncoh überraschend gut.
Gruß Stefan
@DL1DWG, weil es schlichtweg Zeitvergeudung ist. Du brauchst auch keinen Frontalcrashtest bei 200km/h um zu lernen, das das nicht überlebbar ist.
AntwortenLöschenDaher schreibt Anton ja auch so herrlich im Satirestil ohne faktenbasiert zu werten. Es besteht ja eine theoretische Möglichkeit den Crash bei 200km/h zu überleben.
Die Mischung aus Esoterik und Elektrotechnik war schon immer ein Quelle unfreiwilligen Humors, keine Frage. Trotzdem Schade um Zeit die für sowas draufgeht ... DL1DWG
LöschenIch hab mir grad diese Homepage durchgelesen. Eine einfache Lebensberatung für 9€. Potztausend, dafürbeim Heilpraktiker nicht mal das Faxgerät dran :D
AntwortenLöschenWeisheit der EAV nicht nur bezüglich Antennen: Kann den Schwachsinn Sünde sein ?!
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