Montag, 20. Februar 2023

Geschichten vom Aether aus dem Internet

 


Das Internet hat nicht nur unser Leben, sondern auch unser Hobby tiefgreifend verändert. Früher saß der OM in seiner Funkbude mit einer einzigen Verbindung zur weiten Welt: Seinem Funkgerät und seiner Antenne. Es gab keine Cluster, nur den VFO-Knopf, mit dem man die Bänder absuchte. Informationen kamen von den Funkkollegen und aus der Clubzeitschrift. Die Informationen kamen also größtenteils aus dem Aether. 

Heute stammen unsere Informationen aus dem Kabel oder der Glasfaser - dem Internet. Wer wo, wann, wie und warum QRV ist, erfahren wir aus dem WWW. Zusammen mit einer täglichen Ladung mehr oder weniger nützlicher Informationen über Technik für alle möglichen Interessen.

In den letzten Jahren haben die YouTube Filme die Blogger überholt. Das Audio-visuelle Erlebnis hat das Lesen verdrängt. Doch nicht nur für den Konsumenten sind Filme ansprechender. Für den Blogger ist das Erstellen eines Filmchens oft weniger aufwändig als das Schreiben.

Doch ob klassischer Blogger oder Videoblogger: wer seine Leser/Zuschauer bei der Stange halten will, muss liefern. Täglich wäre ideal, doch das schafft kaum einer. Roger G3XBM ist eine Ausnahme. Sein Blog gleicht denn auch mehr einem öffentlichen Tagebuch. Roger war ein ein sehr aktiver OM, bevor ein Hirnschlag seine Aktivitäten drastisch einschränkte. Kürzlich hat er seine Experimente: von Längstwellen bis zum Lichtfunk in einem Scrapbook zusammengefasst.

Roger ist aber nicht der einzige, der sein Lebenswerk im Internet dokumentiert hat. Im Internet sind wunderbare Perlen zu finden, wenn man nur tief genug taucht. Eine der besten deutschen Internet-Seiten hat meines Erachtens Karl DJ5IL. Neben Historischem findet man auch seine Artikel und Abhandlungen, die er während seiner Karriere als Funkamateur geschrieben hat. Zum Beispiel über den Energiefluss auf Übertragungsleitungen oder über die famose Microvert-Antenne - auf Deutsch und auf Englisch. 

Viele Blogs und Videoblogs sind sehr spezifisch und konzentrieren sich nur auf ein einziges oder ein paar wenige Themen. Andere schreiben oder filmen nur sporadisch. Wieder andere starten enthusiastisch und versiegen dann nach kurzer Zeit. Aus diesen Gründen lassen sich viele Perlen nur schwer finden.

Eine interessante Web-Seite ist die von N1EA. Er hat eine spannende Geschichte aus seinem Leben als Schiffsfunker zu erzählen 

David war Schiffsfunker auf einem Supertanker, zusammen mit James NS1L, als sie einen SOS-Ruf empfingen. Ein holländisches Schiff, die Prinsendam, war in Seenot geraten. Was sich dann abspielte, habe ich hier aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt:

Die Prinsendam, wurde 1973 in der Werft de Merwede in den Niederlanden gebaut. Das Schiff war 427 Fuß lang und beförderte normalerweise etwa 350 Passagiere und 200 Besatzungsmitglieder. Das Schiff befand sich am 4. Oktober 1980 um Mitternacht in den Gewässern des Golfs von Alaska, etwa 120 Meilen südlich von Yakutat, Alaska, als im Maschinenraum ein Feuer ausbrach. Der Kapitän des Schiffes erklärte das Feuer eine Stunde später für außer Kontrolle, und die Prinsendam sandte einen Funkspruch mit der Bitte um sofortige Hilfe. Die Küstenwache der Vereinigten Staaten an der Kommunikationsstation Kodiak, Alaska (NOJ), forderte die Prinsendam auf, ein SOS auszusenden. Der Kapitän lehnte ab, aber der leitende Funkoffizier Jack van der Zee sendete etwa eine halbe Stunde später trotzdem ein SOS aus, woraufhin in der Nähe befindliche Schiffe alarmiert wurden, darunter der 1100-Fuß-Supertanker Williamsburgh, der von Avon Marine aus Lake Success, NY, betrieben wurde. Jack v.d. Zee hielt dies bis kurz vor seinem Tod geheim, weil sein Handeln zum Verlust seiner Lizenz als Funkoffizier hätte führen können - aber durch sein Handeln rettete er das Leben aller an Bord. Die niederländische Königin war gerade dabei, Jack für seine Taten den Ritterschlag auf Lebenszeit zu verleihen, als er starb. Jack van der Zee ist ein wahrer Held der Niederlande.

Nach Angaben von Jack van der Zee fiel die Satellitenkommunikation während der Rettung aus, aber das Morsen auf 500kHz funktionierte weiter. Die SOS-Signale dieser Rettungsaktion wurden sogar bis nach Neuseeland (ZLB) empfangen, obwohl man in der Regel davon ausging, dass die Signale auf der Notfrequenz nur eine maximale Reichweite von 100 Meilen haben. 

Heute wird auf den Weltmeeren nicht mehr gemorst. Ein Teil der Mittelwellen-Frequenzen, die damals benutzt wurden, dürfen nun die Funkamateure benutzen (472 - 479 kHz). Die meisten Amateurfunk-Transceiver können diese Frequenzen empfangen, einige können sogar dort senden (z.B. IC-7300 nach einer kleinen Modifikation). Wer mal reinhören möchte, hat gute Chancen Stationen zu empfangen, wenn er WSPR benutzt (474.2 KHz USB).

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