Samstag, 4. März 2023

Eine Reise zur Quelle des Radio Flusses

 


In meinem letzten Blog sind wir stromabwärts geschwommen im großen Radio Fluss, und schliesslich im Millimeterbereich gelandet. Diese Richtung liegt im Trend. In den Zentimeter- und den Millimeterwellen findet die Zukunft der drahtlosen Kommunikation statt. Denn nur dort findet man genügend Raum für unsere immer grösser werdenden Datenmengen. 

Doch wer mit dem Strom schwimmt, kommt nie zur Quelle. Darum geht es heute flussaufwärts. Dorthin wo alles begonnen hat. Zu den Kilometerwellen. 

Zu Beginn des Radiozeitalters dachte man, dass grösser immer besser sei. Je grösser die Wellenlänge, desto grösser die Reichweite. Und die Physik gab den Radiopionieren Recht: Mit Kilometerwellen konnten Telegramme rund um den Globus geschickt werden.

So wurde im Jahr 1906 von den Firmen Siemens&Halske, AEG und Telefunken der Bau eines deutschen Weltfunknetzes beschlossen. In Nauen sollte die zentrale Station entstehen, von der aus alle Kontinente erreicht werden sollten. Ihre Geschichte ist hier nachzulesen.

Heute sind die Kilometerwellen verwaist. Der Langwellenrundfunk ist gestorben und der Satellitenfunk mit seinen Zentimeter- und Millimeterwellen hat die Rolle der Kilometerwellen übernommen. Geblieben ist noch die U-Boot-Kommunikation, da Kilometerwellen die einzigen elektromagnetischen Wellen sind, die tief genug ins Wasser eintauchen können.

Da diese schrecklich langen Wellen also nicht mehr groß gebraucht werden, haben auch die Funkamateure ein winziges Stück von diesem alten Kuchen bekommen: ein 2.1kHz breiter Krümel bei 2.2km Wellenlänge (135.7 - 137.8 kHz). Seit Anbeginn unserer Geschichte ernähren wir Funkamateure uns bekanntlich von den Wellenabfällen der Kommerziellen. Was nicht mehr gebraucht wird, bekommen wir, wenn wir genügend betteln und wenn uns die Behörden gut gesinnt sind. Wellen mit denen man Geld verdienen kann, werden uns dann wieder weggenommen. Zu Beginn unserer Geschichte hat man uns die Lang- und Mittelwellen weggenommen und uns die damals wertlosen Kurzwellen überlassen. Kaum hatten wir entdeckt, dass sich mit diesen große Distanzen überbrücken ließen, hat man uns in kleine Reservate verbannt, wie die Indianer. Jetzt müssen wir um unsere Mikrowellenbänder bangen und erhalten dafür ein paar Wellenabfälle aus dem VHF-Kübel (4m, 6m). Das ist, kurz zusammengefasst, unser Schicksal. Funkamateure werden geduldet und belächelt.

Doch zurück zu den Kilometerwellen: 

Weiter flussaufwärts, näher an der Quelle, ist noch ein uraltes Fossil zu finden, das für uns Funkamateure von Interesse ist: Die Großfunkstation SAQ im schwedischen Grimeton, auf der Frequenz 17.2 kHz. Also auf der 17km Welle. Diese Station wird von einem Verein betrieben, "The Alexander Association". Dieser Verein pflegt und unterhält die alte Station mit ihrer kilometerlangen Antennenanlage und sendet ab und zu Grußbotschaften in den Aether, die auf der ganzen Welt empfangen werden können. Interessant und einzigartig ist, dass der Sender die Hochfrequenz nicht mit einem Oszillator erzeugt und mit Röhren verstärkt, sondern mit einem vielpoligen Generator arbeitet: der so genannten Alexanderson-Maschine. Gesendet wird natürlich in der ältesten digitalen Modulationsart: in Morsetelegrafie.

Damit ich keine dieser Sendungen mehr verpasse und sie gut aufnehmen kann, habe ich einen Konverter gebastelt, der den Frequenzbereich von 0-500kHz auf 3000 - 3500kHz umsetzt. Als Empfänger dient ein IC-7300. Als Antenne verwende ich meine bewährte Ferritantenne für 136/472kHz, die ich mit einem Zusatzkondensator auf 17.2kHz abgestimmt habe. Der Zusatzkondensator hat 18nF und die Antenne wird mit dem Verschieben der Wicklung auf dem Ferritstab abgestimmt. Ihre Induktivität liegt bei 5mH +/-.

Hier im Bild ist die Antenne und der Konverter in seiner Tabakdose zu sehen. Er riecht sehr angenehm:


     Im nächsten Bild, das Innere des gutriechenden Tabakdosen-Konverters:


Und nun noch der Schaltplan mit einer integrierten Schaltung, die ebenfalls bereits ein Fossil ist: dem SO42P, einem Gilbertzellen-Mischer.


Die Ferritantenne Antenne für 136/472kHz habe ich hier beschrieben. Mit dem Zusatzkondensator läuft sie nun auch auf 17.2kHz und ist dabei wesentlich ruhiger als eine elektrische Aktivantenne.

1 Kommentar:

  1. Würde gerne in das Reich der Verschwörungstheorien eingehen, denn das sorgt dafür, dass der Amateurfunk Publicity bekommt. Also: Könnten Amateurfunker nicht auf Längstwelle senden, und so den dritten Weltkrieg auslösen, weil sie den U-Booten den Startbefehl für die Atomraketen gesendet haben?
    Nachdem schon Afu Wetterballons die US Armee in Bereitschaft versetzen? Klar, wir Amateurfunker denken zu sachlich, aber bin mir sicher, irgendeine Zeitung würde einen Bericht bringen mit der headline: Funkamateur kann Atomraketen losschicken
    . U Boot Funk gekapert
    73, dl9nbx

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