Mittwoch, 7. April 2021

Basteln mit Ringkernen



Jeder Funker braucht irgendwann in seiner Karriere einen Ringkern (Toroid). Sei es für den Antennenbau oder die Entstörung: Wenn die Hochfrequenz dort herumschwirrt, wo sie nichts zu suchen hat.
Einen Ringkern kaufen, ist nicht schwer, doch der Gebrauch hingegen sehr. 
Das fängt schon bei der Auswahl an. Soll es Eisenpulver oder Ferrit sein? Welche Mischung und Grösse?

Der coole Funker wirft natürlich einen Blick ins Datenblatt. Hier sind die von Amidon zu finden.
Wer eine Datenblatt-Allergie hat, merkt sich vielleicht folgendes:

- Für Unun&Balun und Entstörzwecke eignen sich am besten Ferritkerne (FT-Kerne)
Am besten eignet sich 43er Material für den Bereich 3 bis 60 MHz. Unterhalb 3MHz und für Entkopplungszwecke ist 31er Material zweckmässig. In jedem Fall sollte der Blindwiderstand einer Wicklung mindestens das Fünffache der anliegenden Impedanz betragen. Beipiel Unun 1:9, also von 50 auf 450 Ohm: Xl >450 / >4050 Ohm.
Noch ein Tipp: wem die Amidon Kerne zu teuer sind, ist auch mit einem Epcos gut bedient - mit dem N30 Material (Farbe blau), wie sie zum Beispiel hier von HB9BXE verwendet werden

- Für Resonanzkreise und Filterzwecke eignen sich am besten Eisenpulverkerne (T-Kerne). Für den Freund der kurzen Welle kommen eigentlich nur rote und gelbe in Frage. Der rote (Txx-2) braucht weniger Windungen für eine bestimmte Induktivität als der gelbe (Txx-6). Er eignet sich gut für Mittelwelle und die längeren KW-Bänder. Der gelbe ist gut für 3 - 30 MHz. Er ist übrigens weniger Temperatur abhängig. Ein wichtiger Punkt bei Resonanzkreisen.
Wie viele Windungen es für eine bestimmte Induktivität braucht, rechnet man mit einem Online Rechner. Oder man lädt sich den von DL5SWB (SK) auf den Computer.

Bleibt noch die Frage nach der Grösse des Kerns. 
Wie bei vielem lautet die universelle Antwort: "Es kommt darauf an."

Ringkerne arbeiten nicht verlustlos und die vernichtete Leistung wird in Wärme umgesetzt. Überhitzt sich ein Ferritkerne jenseits seiner Curie-Temperatur, ist er nicht mehr der gleiche, wenn er wieder kalt wird. Seine Parameter haben sich verändert, der Kern ist u.U. unbrauchbar. Eisenpulverkerne sind weniger sensibel.
Glücklicherweise sagt uns das Programm von DL5SWB auch, wie weit wir gehen dürfen und wann die kritische Temperatur überschritten wird.
Grundsätzlich halte ich mich an die Regel: "Dimensionieren Sie über." Bzw. "Lieber zu gross als zu klein." Als Selbstbauer kann man sich das leisten. Als Entwickler in einer Firma wird man gefeuert.

Aber wer will schon seine Sendeleistung in einem Ringkern verbraten. Und überhaupt: Wenn das Ding heiss wird, ist etwas falsch gelaufen und der OP sollte eine Denkpause einschalten!
 
In diesem Zusammenhang ist es vielleicht auch gut zu wissen, wie gross die durchschnittliche Sendeleistung eines Signals ist. Bei CW beträgt sie ungefähr 40% der maximalen Sendeleistung, bei SSB ca. 30% PEP. FT-8 guckt natürlich in die Röhre. Da entspricht die durchschnittliche der maximalen Sendeleistung.

Um mehr über Unun&Balun und Konsorten zu erfahren: gehe auf die Seite von DG0SA(SK) unter Balune. Dort gibt es genaue Bauanleitungen für jeden Zweck und jede Leistung.

Zum Schluss noch ein Warnhinweis: Ein UNUN 1:9 ist zum Bau einer Endfeed-Antenne ungeeignet. Eine Endfeed-Antenne hat eine Impedanz von ca. 3kOhm und benötigt einen 1:64 Unun! Siehe hier

1 Kommentar:

  1. Danke Anton für Deine Informationen zu den verschiedenen Ringkernen. Viele Grüße Richtung Chasseral aus Südbaden von Uli DO9EA

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