Sonntag, 30. Juni 2019

Preissturz beim IC-9700



Die gröbsten Fehler wurden via Software Update beim IC-9700 zwar geflickt, doch einiges bleibt noch auf dem Tapet. Darüber täuschen auch die Jubelbewertungen, der meist ohnehin wenig kritischen US-Amateure, bei Eham und Konsorten nicht hinweg. Das Teil ist auch hardwaremäßig sanierungsbedürftig.

Um die bisher zögernden Kunden doch noch zum Kauf zu motivieren, veranstalten die Händler nun Rabatt-Aktionen.
Sogar die biederen Schweizer. Da kommt ein Jubiläum gerade gelegen. Ich denke, auch hundert Jahre Freitag würde zur Begründung herhalten.
Natürlich ist der IC-9700 in den USA noch wesentlich günstiger. Aber ICOM war in den USA schon immer billiger zu kriegen als im alten Europa.

Ob der zögernde Old Man diesen Sommer zuschlagen sollte, jetzt wo die Early Birds ihren Mehrpreis entrichtet und den ersten Ärger verdaut haben?
Ich weiß es nicht. Gut möglich, dass nächstes oder übernächstes Jahr eine verbesserte Version nachgeschoben wird, die unter anderem eine feste Anbindung des Lokaloszillators an die externe Referenzfrequenz beinhaltet.

Wie dem auch sei. Wer sowieso nur auf den Relais hockt und ab und zu auf 2m ein SSB-QSO mit seinem Blindenstock fährt, dem ist es eh egal. Eigentlich braucht er gar keinen Allmode Multibander für UKW. Er ist mit DMR (Demenzradio) wahrscheinlich besser bedient.

Mittwoch, 26. Juni 2019

Kein Bleizinn für Private



Lötzinn (Lötdraht) soll angeblich ein Verfalldatum haben. So ist es in Antons Funkperlen nachzulesen. Ich halte das für einen Witz. Sind doch meine Schokohasen, die ich Ostern 2015 gekauft habe, immer noch lecker, und bei der seit drei Jahren abgelaufenen Pasta bemerke ich keinen Unterschied gegenüber der kürzlich gekauften.

Doch bei meinem Lötzinn ist kürzlich ein weitaus gravierendes Problem aufgetreten: er ist nicht schlecht geworden, sondern ausgegangen. Ich hatte unversehens das Ende der Spule in der Hand.

Natürlich möchte ich wieder den bleihaltigen Lötdraht bestellen. Mir sind zwar nach Jahrzehnten des Lötens die Haare ausgefallen, aber ich glaube nicht, dass das Blei daran Schuld ist. Ich bin ja auch vorsichtiger geworden und beiße nicht mehr mit den Zähnen kleine lustige Rillen in den Lötzinn wie früher. Auch habe ich mir seit einiger Zeit angewöhnt, die Hände zu waschen, bevor ich in der Nase bohre ;-)
Umstellen auf bleifreies Löten möchte ich nicht. Never change a winning horse.

Auf der Suche nach Pb60Sn40 bin ich nun über bedenkliche Zeichen gestolpert: Die Abgabe von bleihaltigem Lötzinn an Private sei nicht mehr erlaubt, heißt es. Zum Beispiel hier.
Auch Ebay will angeblich keine Angebote von Bleizinn mehr. Schreck lass nach und komm nicht wieder.
Schwedische Feministinnen sollen dahinterstecken, wird gemunkelt. Blei sei nun als Gift klassifiziert und sollte eigentlich nur noch in Apotheken mit Giftschein erhältlich sein.

Hoffentlich sind das Fake News. Zwar haben Reichelt, Distrelec, Conrad und Co noch Bleizinn im Angebot. Doch wer weiß, ob das nicht Schule macht. Plötzlich stehen wir Bastler...pardon Maker...vor dem Nichts, dem großen Lötnix.
So habe ich nun einen Lebensbedarf an Pb60Sn40 geordert - für alle Fälle.

Ich hoffe, dass es mir nicht so gehen wird, wie beim Glühlampenverbot. Damals habe ich meine Lebenserwartung auf mehrere hundert Jahre veranschlagt und nun sitze ich auf Kisten voller Glühlampen. Zudem stecken in meinen Lampenfassungen längst die neuen Birnen mit den hübschen LED-Fäden, die kaum von den alten mit den Wolframdrähten zu unterscheiden sind. Wie hätte ich das vorausahnen können? 

Dienstag, 25. Juni 2019

Frankreich möchte unser 2m Band


Zugegeben, manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie aussehen. Nehmen wir zum beispiel mal folgendes Foto. Dieser Gipfel der in der Ferne hervorlugt: ist das nicht das...

Nein. Es ist nicht das Matterhorn. Aber der Zacken im nächsten Bild ist der legendäre Berg.

So geht es einem in vielen Dingen.
Hoffentlich täuscht uns auch die Meldung, dass Frankreich uns das 2m Band wegnehmen will. Oder dort zumindest zusätzlich noch andere Dienste ansiedeln möchte. Die Rede ist von "Aeronautical Mobile". Bedenklich ist, dass sich diesem Ansinnen bisher nur die Deutschen entgegengestellt haben.

Bisher betrachtete ich das 2m Band als sicheren Wert. Mit 5G geht der Trend eindeutig in Richtung höhere Frequenzen. Nur dort finden die Kommerziellen die großen Weidegründe, die sie für ihre Herden brauchen.
Höchstens für das 23cm hatte ich Bedenken. Denn das europäische GPS "Galileo" benutzt den Frequenzbereich 1240 bis 1300 MHz. Das könnte zu Konflikten führen.
Nun macht man sich in der Tat Gedanken zu den Konsequenzen. Und es könnte gut sein, dass wir das jetzige 23cm Band verlieren werden. Wenn wir Glück haben, können wir in den Bereich 1300 bis 1350 MHz umziehen. Für die Maker unter uns kein grosses Problem, für die reinen User schon eher.

Montag, 24. Juni 2019

Birnen neu booten



"Diese Woche haben sie versucht mein Gehirn neu zu programmieren", erklärte mir Armin, als ich ihn in der Anstalt besuchte. "Sie wollten mich gewissermaßen neu booten."

"Und? Hat es funktioniert?"

"Nein, aber ich tu so als ob. Bei den Sitzungen mit dem Anstalts-Psychiater kopiere ich seinen Habitus."

"Du äffst ihn nach?"

"Natürlich nicht, das würde er ja merken. Ich stelle eine empathische Rückkopplung her und wenn diese zustande kommt, versuche ich, ihn neurolinguistisch zu programmieren."

"Du begegnest der Programmierung mit einer Gegenprogrammierung? Was versprichst du dir davon?"

"Damit übernehme ich die Führung."

"Die Führung der Anstalt?"

"Natürlich nicht, du Pausenclown. Die Führung im Gespräch", entgegnete er verärgert. "Ich lasse mir doch nicht mein Hirn hacken."

Ins Hirn kacken? Es war an der Zeit, das Thema zu wechseln.

"Kürzlich habe ich mir ein paar neue Birnen reingeschraubt", sagte ich zur Ablenkung. Und es funktionierte. Er sprang darauf an. Ein gelungenes Reframing.

"Birnen? Meinst du etwa Glühlampen?"

"Nein, ich habe mir das Neuste vom Neuen gekauft. Intelligente Leuchten."

"Aha. Und wo ist die Intelligenz dieser Leuchtmittel?"

"Wenn sie nicht mehr richtig leuchten, kann man sie neu booten. Man braucht dazu bloß einen Reset zu initialisieren."


"Das ist ein Witz, nicht wahr?"

"Nein, das neuste Produkt." Wie hatte ich das nur übersehen können. Wir waren wieder beim Thema Booten gelandet.

 Warst du übrigens auch in Friedrichshafen an der Ham Radio?", versuchte ich einen neuen Turn.

"Nein, ich komme ja nicht aus der Anstalt raus, die USKA lässt mich beschatten."

Schon wieder ein Tritt ins Fettnäpfchen. Armin war ja hier, weil er unter paranoider Schizophrenie litt.

"Dann kannst du dir die Bildergalerie von HB9THJ ansehen. Das ist, als wärst du dabei gewesen. Die Ausstellung wird übrigens immer bescheidener und es wird gemunkelt, dass sie nur noch nächstes Jahr in Friedrichshafen stattfinden soll. Danach soll sie nach Polen verlegt werden."

Man wird sie dort neu booten, schoss es mir durch den Kopf.


Freitag, 7. Juni 2019

Vorsicht Mailbox



Sämu der Trucker und staatlich diplomierter Funkamateur mit HB3-Lizenz hat mich gestern auf eine interessante Geschichte aufmerksam gemacht.
Sämu ist nämlich in die Alpen gefahren um zu wandern und zu funken. Und zwar in SSB. Das sei die natürlichste Art zu funken, meint er.
"Hätte Gott gewollt, dass die Menschen mit Morsen kommunizieren, hätte er ihnen eine Taster anstelle der Stimmbänder eingebaut", meinte er.
Nachdem er seine Station aufgebaut habe, die Antenne unter Lebensgefahr zwischen zwei Felswänden gespannt habe, sei er auf ein interessantes Phänomen gestoßen.
"Haben die Felsen etwa eine Resonanz verursacht oder als Pharaonenkäfig gewirkt?", wunderte ich mich.
"Faradaykäfig heißt das", korrigierte  er mich.
"Nein, es hatte nichts mit mir zu tun", fuhr er fort. "Ich habe herausgefunden, dass es Funkamateure gibt, die haben kein Email und folge dessen auch keine Mailbox."
"Nicht alle Welt hat Email", entgegnete ich. "In der Antarktis oder mitten im Südpazifik gibt es keinen Internetanschluss."
"Nein, das meine ich nicht. Es gibt Funkamateure hier in Europa, die haben kein Internet und deshalb auch keine Mailbox. Die Schweiz scheint in dieser Hinsicht besonders unterversorgt zu sein."
"Aha, deshalb wird um 5G soviel Bohei gemacht. Aber wie bist du überhaupt auf dieses Problem gestoßen?"
"Das war so: ich wollte nämlich auf 80 m funken. Unten im Band zwischen 3600 und 3620 kHz, und da ist mir immer wieder eine automatische digitale Station dazwischengegrätscht."
"Du hättest halt vorher in den Bandplan gucken müssen. Außerdem solltest du wissen, dass automatische Stationen nicht hören, ob die Frequenz frei ist, bevor sie losdingeln.
Nicht sie haben dich gestört, sondern du hast sie gestört!"
"Mhmm...aber das sind Mailboxen. Stell dir mal vor! Dort rufen Funker ihre Nachrichten ab, die keinen Internet-Anschluss haben, und das mitten in der Schweiz. Besonders in der Schweiz. Hierzulande scheint es besonders viele von diesen armen OM zu geben, die noch keinen Internet-Anschluss haben."
"Es gibt in jedem Land Reiche und Arme, im Portemonnaie und im Geiste", munckte ich.
"Ich denke, dass das die anderen Benutzer des 80m Bandes wissen und darauf Rücksicht nehmen sollten", meinte Sämu."
"Dass Schweizer Stationen ihre Mails im 80m Band abrufen, glaube ich nicht", sagte ich. "Diese automatischen Stationen wurden doch eingerichtet für Funker aus Gebieten, die nicht mit Internet versorgt werden. Segler auf den Ozeanen, zum Beispiel. Es hat nicht jeder eine Luxusjacht mit Satellitenverbindung. Du übertreibst doch, Sämu. Die Schweiz spielt halt hier eine Pionierrolle. Das ist vor allem dem legendären Viktor Colombo HB9MF zu verdanken, der die wichtige automatische Station auf dem Landstuhl in der Nähe von Bern ins Leben gerufen hat."
"Es handelt sich also sozusagen um eine digitale Küstenfunkstation," brummte Sämu.
"Genau! Wenn du nicht in den Alpen rumfunken würdest, wo in jeder Hütte ein WiFi hockt, sondern auf dem Neuenburger- oder Bodensee segeln würdest, wärst du froh um diese Stationen. Auf dem See hast du nämlich kein Internet. Da bleibt dir gar nichts anderes übrig, als deine Mailbox über Winlink abzurufen."
"Aber gibt es nicht bereits dieses Hamnet - das Internet für staatlich diplomierte Amateurfunker?"
"Das ist eine Möglichkeit, setzt aber einige technische Kenntnisse voraus, sonst drehst du deine Antenne womöglich in die falsche Richtung. Nicht jeder Funkamateur hat Kenntnisse der HF-Technik. Darum machen heutzutage so viele in Digital."
"Wie steht es dann mit DMR. Das ist doch auch digital."
"Ja, Demenzradio, abgekürzt DMR, ist eine Tolle Sache. Nur wesentlich komplizierter als dein Smartphone."