Dienstag, 25. Februar 2020

Das Wasserloch ist wieder frei!



In meinem letzten Blogeintrag hatte ich behauptet geschrieben, dass die Freunde der Telegrafie von WSPR-Signalen auf 3569 kHz verdrängt worden sind. Das nehme ich gerne zurück und behaupte das Gegenteil.
In der Tat lautet die neue WSPR-Frequenz für das 80m Band 3568.6 kHz (USB). Diese Änderung wurde, wie mir einige OM geschrieben haben, wegen Stationen aus Japan gemacht. Denn die Japaner dürfen auf der alten WSPR-Frequenz nicht senden.

Doch im Gegensatz zu früheren Beobachtungen ist nun die Frequenz 3569 kHz frei von Signalen der schmalbandigen Betriebsart WSPR.
Ein Wunder? Hat sich Joe Tyler der Morsejünger erbarmt?
Offenbar. Denn in der neuen Version von WSJT-X ist es nicht möglich, eine Tonfrequenz unter 1400 Hz einzustellen. Das Programm weigert sich schlichtweg, dem Operatuer zu folgen. Somit beträgt die tiefste einstellbare WSPR-Frequenz 3570 kHz (3568.6 + 1.4 kHz)

Interessanterweise senden eine Reihe von OM immer noch auf der alten WSPR-Frequenz von 3592.6 kHz. Vermutlich noch mit älteren Programmversionen.

Sonntag, 23. Februar 2020

WSPR Konfusion im 80m Band



Lange Zeit war 3569 kHz im 80m Band ein bewährtes Wasserloch, um das sich die Telegrafie Freunde sammelten. Nicht weit weg von der Grenze, denn oberhalb 3570 kHz lag der Garten der Digitalen und der war für die Telegrafisten respektiertes No-Go Territorium.
So wurde zum Beispiel die beliebte digitale Betriebsart WSPR auf 3592.6 kHz betrieben. Das heißt, der Transceiver wurde auf diese Frequenz und USB-Betrieb eingestellt und die WSPR-Signale verteilten sich von da an aufwärts über diesen USB-Kanal.

Ich weiß nicht, wann es begann, aber es muss irgendwann im Verlaufe des Jahres 2018 oder 2019 gewesen sein: Immer mehr flüsternde Signale belagerten das Wasserloch und vertrieben die Telegrafisten. Mutige leisteten zwar noch einige Zeit Widerstand - doch vergebens - die geflüsterte Invasion glückte.

Hatte sich der Bandplan geändert? Hatten die Telegrafisten die Götter erzürnt? War eine Verschwörung der Digitalen im Gange?

Nichts von alledem. Mit einer neuen Version der Software WSJT-X wurde die WSPR-Frequenz klammheimlich verschoben. Die CAT-gesteuerten Transceiver konnten nicht anders: wie Marionetten bewegten sie sich auf die neue Frequenz. Die Operateure wunderten sich. Der Schmalband-Gott in Princeton hatte mit einem Tastenklick seine Jünger kilohertzweise verschoben.

Neu liegt die WSPR-Frequenz im 80m Band nun auf

3568.6 MHz USB.

Und das ist dann auch etwa die neue Grenzfrequenz, bei der die Morsesignale noch unbehelligt bleiben, schmale Filter vorausgesetzt.

Wer die Kelle hat, hat das Sagen, lautet ein finnischer Saunaspruch. Das gilt auch im Frequenzspektrum.

Fehlt nur noch der offizielle Eintrag in die Bandpläne.

Samstag, 15. Februar 2020

COVID-19



Während sich die Politiker vorwiegend mit sich selbst beschäftigen und am Börsen-Casino die Wetten immer verrückter werden, erscheint im Osten ein Schwan, über dessen Farbe noch gerätselt wird. Es ist gut möglich, dass es ein schwarzer Schwan ist, vielleicht gar ein brandschwarzer.

Das Corona Virus mit dem Namen COVID-19 hat in seinem Ursprungsland zu Maßnahmen geführt, wie sie die Jüngeren unter uns noch nie erlebt haben. Ich habe die SARS-Pandemie 2002/2003 näher miterlebt als mir lieb war. Doch die Auswirkungen kamen nie an das heran, was wir heute sehen.

SARS hat sich damals totgelaufen und das ist es, was ich mir auch von COVID-19 erhoffe.
Doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Und so ist es nicht verkehrt, wenn sich sogar ein Insasse der Irrenanstalt eigene Gedanken macht und das Denken nicht den Journalisten überlässt.

Zwar wird ein Verrückter wie ich nie auf die Idee kommen, eine Kreuzfahrt zu buchen und damit einer schwimmenden Infektionsgesellschaft beizutreten. Aber man sollte die Möglichkeit nicht ganz ausschließen, dass unsere Anstalt eines Tages auch unter Quarantäne gestellt wird.

Wie dem auch sei. Es ist nicht verkehrt, einen Plan B im Ärmel zu haben und die Welt innerhalb und außerhalb der Anstalt genau zu beobachten. Sollte der schwarze Schwan tatsächlich bei uns landen, sollten wir bedenken, dass die Behörden u.U. so lange abwiegeln, wie es geht, um keine Panik aufkommen zu lassen. In China ist die Zeit des Abwiegelns offensichtlich vorbei. Nach dem Abwiegeln kommt übrigens das Vertuschen.
Für den ambitionierten Prepper gilt daher: Bewahre einen kühlen Kopf und gerate nicht in Panik. Und wenn Panik angesagt ist: sei der erste, der in Panik gerät (Im Klartext: bevor die Regale leer sind)

Doch was hat das mit unserem Hobby, dem Funk zu tun?
In erster Linie sollten sich m.E. die Notfunker Gedanken machen und Vorbereitungen treffen. Wie kann der private Funk in einer Quarantäne und Pandemie helfen? Welche Aufgaben kann er übernehmen?
Der schwarze Schwan wäre die ultimative Bewährungsprobe für den Notfunk. Wenn er diesen Test nicht besteht, können wir ihn im Lokus des Amateurfunks versenken.

Für den Anstaltsfunker hat die ganze Geschichte keine funktechnischen Konsequenzen. Das Virus breitet sich ja bekanntlich nicht mittels elektromagnetischer Wellen aus.
Vielleicht werden neue Funkgeräte oder gewisse Komponenten rar, aber das ist ein Luxusproblem.

Das Zusammenbrechen der Lieferketten ist vorhersehbar und dürfte auch dann die Weltwirtschaft treffen, wenn sich das Virus jetzt totläuft. In unserer globalisierten und Just in Time Ökonomie treffen die wirtschaftlichen Konsequenzen nur wenig verspätet ein: dann wenn das letzte Containerschiff seine Ladung gelöscht hat.

Lesestoff:

Aus der NZZ
Deutsche Welle
Schindler CEO
Die Welt
Schweizer Fernsehen

Gerne würde ich das Thema noch vertiefen, aber ich muss jetzt mal in den Anstaltskeller. Habe dort nämlich Schnaps und Zigaretten gebunkert...für alle Fälle.
Aber bevor ich gehe, hier noch ein Disclaimer, damit mein Blog nicht wegen Verbreitung von Angst und Schrecken gelöscht wird:
Demenzradio ist ein Blog aus der Klapsmühle und nicht ernst zu nehmen. Der Inhalt besteht aus gefundenem technischen Quatsch und alternativen Fakten.


Freitag, 14. Februar 2020

Eine 23cm PA für den IC-9700


Der IC-9700 ist nicht gerade ein Wunder der Frequenzstabilität, doch die meisten Benutzer wird das kaum stören. FT-8 auf 2m geht problemlos und bei SSB/CW-Betrieb auf 70 und 23 cm stören die "Wandereigenschaften" des Transceivers nicht groß.
Das Gerät hat sich in Windeseile verbreitet und viele OM, die bisher nur auf 2m und 70cm unterwegs waren, sehen sich plötzlich mit einem Mikrowellenband konfrontiert beglückt.

23cm kann man natürlich ignorieren. Mit 10W und einem Dreiband Blindenstock mit Triplexer und vielen Metern verlustreichem Koax kommt man eh nicht weit und los ist auf diesem Band nicht viel. Außer man hat eines der raren 23cm Relais vor der Haustür - oder eine Conteststation.

Wer dem IC-9700 eine kleine Yagi mit nur wenigen Metern guten Kabels spendiert, merkt jedoch, dass man auch auf dem 23cm Band QSO's weiter als bis zur nächsten Hausecke fahren kann.

Einmal auf den Geschmack gekommen, fragt man sich, wieso der ICOM auf 23cm nur 10 Watt hat. Wieso nicht 50 oder gar 100?

Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Wie meistens in solchen Fällen ist der Preis ein entscheidendes Element. Kräftige Transistoren für 1.3 GHz sind teuer und die wenigsten laufen mit 12 Volt. Doch das ist noch nicht alles: Filter für Frequenzen oberhalb ca. 1 GHz können nicht mehr mit herkömmlichen Spulen und Kondensatoren realisiert werden: solide Mechanik ist gefragt Um die Grenzwerte für Neben- und Oberwellen einzuhalten, werden die Teile groß und schwer. Eine 23cm PA hätte nicht nur den Preisrahmen gesprengt, sie hätte schlichtweg keinen Platz in dem Kästchen gehabt.

Aber schauen wir uns das einfach mal an einem Bespiel an:

Da man in der Anstalt neben den Therapiesitzungen und der "Elektroschockbehandlung" genügend Zeit hat, habe ich bisher ein paar PA's zusammengebaut. Hier mein letzter Versuch: eine 100 Watt PA für den Icom IC-9700. Zusammengesetzt aus käuflichen Komponenten.

Es sieht nicht nur so aus: Das Teil ist grösser und schwerer als der 9700er.
Da die PA mit 28 Volt betrieben wird, ist das Netzteil eingebaut. Im Hintergrund sieht man ein 220V/28V Netzteil aus dem Land des Elektroschrotts. Vorne sind zwei CPU-Kühler zu sehen, wie sie in Servern verwendet werden. Kupfer pur und überdimensioniert. Dafür ist die Lüftung wesentlich leiser als die des 9700er. Darauf sitzt ein Modul von Bert, PE1RKI. Es liefert maximal 150W, wenn man es ausquetscht. Zuoberst thront ein Tiefpassfilter für 1.3 GHz. Ich habe das Filter selbst gebaut, aber man kann diese Filter natürlich auch kaufen.

Zur Garnitur des ganzen gehören zwei Koaxrelais für 1.3 GHz, davon eins natürlich für 100W+, sowie ein paar Jumperkabel guter Qualität. Die S/E Steuerung der PA erfolgt ohne Sequenzer mit nur zwei Relais. Es reicht, die Sendeverzögerung im IC-9700 auf 30ms zu setzen. Der Transceiver steuert direkt ein kleines 12V-Relais an (Kontakte 3 und 7 der ACC Buchse). Dieses schaltet ein 28V-Relais, das seinerseits das PA-Modul mit Spannung versorgt und die Koaxrelais umschaltet. Damit sind beide Stromkreise sauber getrennt und die Gefahr, dass wir den 9700er mit 28V elektrisieren, ist gebannt.
Wichtig: Schutzdioden für die Selbstinduktionsspannung der Relais nicht vergessen!



Nur die Maker unter den Funkamateuren werden sich vermutlich eine PA für 23cm bauen, obwohl nur Module zusammen verbunden werden müssen. Wer trotzdem gerne Versuche mit hoher Leistung machen möchte, greift einfach zum großen Portemonnaie,
- BEKO
- Gemini 23
- W6PQL
und hofft darauf, dass wir das 23cm Band behalten dürfen - trotz Galileo.

   

Dienstag, 11. Februar 2020

Unverhofft kommt oft


Die Tinte in meinem Blog über das Münchner Kindel war noch nicht trocken, da stand schon eins auf meinem Basteltisch. Herzlichen Dank lieber Andy!
Es sei vermutlich eine Baustelle, sagte er mir, und genauso war es: Als ich es öffnete, starrten mich abgeschnittene Drähte und andere Artefakte an. Ein Trimmer fehlte und offensichtlich hatte sich jemand intensiv um das Kindel "gekümmert". Aber hatte es auch einmal gelebt? Oder war es ein erfolgloser Versuch gewesen, es zum Laufen zu bringen? 


Wie dem auch war, ich nahm mir auf jeden Fall vor, das Kindel wieder spielen zu lassen. Doch zuerst musste ich ein Schema finden. Denn Reverse Engineering - oder in diesem Fall eher Retro Engineering - ist immer eine mühsame Sache.
So googelte ich das Internet hinauf und herab und fand schließlich folgendes Schaltbild:

Doch etwas stimmte nicht mit diesem Schema. Und da ich weiß, dass der Unterschied zwischen Theorie und Praxis die Praxis ist, suchte ich weiter. Und siehe da: einer meiner Leser von der USKA-Sektion Luzern - Beat HB9THJ - hatte bereits fleißig Unterlagen zu dem Gerätchen gesammelt, und zwar mit wesentlich grösserem Erfolg als mir das vergönnt war.
Mein Kindel war nämlich eine Mark 2 Version. Es besitzt u.a. einen zusätzlichen Transistor in der NF-Endstufe und einen Spartrafo anstatt des Gegentakt Trafos mit getrennten Wicklungen.
Hoffentlich bist du mir nicht böse, lieber Beat, dass ich das Mk 2 Schema aus deinem Archiv kopiert habe. Dieses beseitigte den Knoten in meinen Gehirnwindungen und ich verstand das Kindel endlich und konnte versuchen, es in Betrieb zu nehmen. In den folgenden Bildern ist die ausgebaute Leiterplatte zu sehen:



Zurzeit zieht das Kindel tatsächlich Strom, wenn auch zuviel, und es rauscht. Leider ist es taub und scheint irgendwo in den HF-Stufen noch eine Verstopfung zu haben. Da müssen jetzt mal das Oszilloskop und der Messsender ran.
Ich gebe euch Bescheid, wenn ich damit die ersten Stationen empfangen kann.
Vielleicht wird die Anstalt ja nächstens unter Quarantäne gestellt - dann hätte ich jede Zeit der Welt.


Donnerstag, 6. Februar 2020

Das Münchner Kindl



Das Münchner Kindl ist das Stadtwappen der Stadt München. Ursprünglich sollte die Figur auf dem Wappen einen Mönch darstellen, doch im Verlaufe der Jahre ist daraus ein Kind geworden: zuerst ein Junge, dann ein Mädchen.

Doch für einige Old Timer unter den Funkamateuren ist das Münchner Kindl etwas anderes: ein kleiner Empfänger für das 80m Band, wohl ursprünglich als Peilgerät für sogenannte "Fuchsjagden" gedacht, aber auch einfach ein patentes Taschenradio für das 80m Band. Um damit CW oder SSB Stationen zu hören, braucht das Kindl dank Ferritantenne und sehr guter Empfindlichkeit keinen langen Antennendraht.
Natürlich können heutige Peilempfänger auch als 80m Taschenradio dienen. Doch können sie das so gut wie das Münchner Kindl?


Das Kindl hat nicht nur einen Lautsprecher, sondern auch einen NF und einen RF Regler und sogar ein S-Meter. Die Abstimmung befindet sich auf der rechten Seite. Oben links ist die kleine Stabantenne für Seitenbestimmung und die zugehörige Taste zu sehen, wie man sie zum Peilen braucht.
Bisher habe ich kein Schema des Münchner Kindl gefunden, und kaufen kann man so ein Gerät auch nicht. Es wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als bei Null anzufangen.
Damit am Abend beim Feuer vor der Anstalt zu sitzen, den Fledermäusen zuzugucken und dazu den CW-Signalen im 80m Band zu lauschen, ist ein verlockender Gedanke.

Samstag, 1. Februar 2020

Diamond NR-22L, das Mobilmonster


Eine der längsten Mobilantennen für das 2m Band ist die NR-22L von Diamond. Eine Monoband-Antenne, fast 2.5m lang und ein halbes Kilo schwer. Nur in der Anstalt käme es jemandem in den Sinn, dieses Monster auf einen Magnetfuß zu montieren und damit rumzukurven. Und so ist es auch kein Wunder, dass diese Antenne in den Amateurfunk-Shops in Europa nicht angeboten wird. Man muss sie schon in den USA bestellen.


Doch die NR-22L ist nicht nur eine Mobilantenne, sie kann auch stationär benutzt werden. Sie ist eine unauffällige Alternative zu den verbreiteten Blindenstock-Antennen. Denn mit ihrer schlanken Silhouette ist sie wesentlich unauffälliger als die dicken weißen Stängel der üblichen Stationsantennen.

Eine Befestigung ist rasch gebaut und dann kann die Antenne zum Beispiel vor dem Dachfenster montiert werden. Dazu braucht man einen N-Female UHF-Female Übergang mit Flansch und ein paar Teile aus dem Baumarkt:


Ist die Montagevorrichtung einmal montiert, kann man nicht nur die NR-22L sondern jeden beliebigen Mobilstrahler in sekundenschnelle montieren. Zum Beispiel ein 10m oder CB-Strahler oder eine Mutibandantenne für 23cm/70cm/2m. Oder auch ein selbstgebauter Viertelwellenstrahler-Strahler für das 6m Band.
Als Gegengewicht reicht in der Regel der Blitzschutz oder die Kupfereinfassung des Dachfensters.