Freitag, 21. August 2020

RH-770 von Diamond - die SOTA-Antenne


Für einen kleinen SOTA-Ausflug reicht bereits das Handfunkgerät. Zumindest hier in den Alpen, wo man von SOTA-Gipfeln regelrecht umzingelt ist. Reichweiten von mehreren hundert Kilometern sind da keine Seltenheit. Trotz FM und kleiner Leistung.

Allerdings nicht mit der Gummiwurst. Der Antennengewinn dieser Wurstwaren befindet sich im negativen Bereich, das Resultat ist entsprechend. 

Zu einem Erfolgserlebnis auf Bergeshöh gehört eine gute Antenne. Gut ist ein 9CV-Beam, am besten im Wander-Set, zusammen mit einem Portabelmast. Man sollte aber darauf achten, den Beam senkrecht zu montieren, und zwar nicht auf einen Metallmast! Vertikal und Metallmast ist ein No-Go. 

FM wird halt immer noch vertikal polarisiert und die Blindenstock-Fraktion ist stark im Geschäft.

Aber es geht noch einfacher: Anstelle der Gummiwurst schraubt der geneigte OM eine Halbwellenantenne auf sein Handy. Die braucht nämlich kein Gegengewicht. Denn gerade dieses ist bei der Handfunke der wunde Punkt. Es besteht bei der Wurstantenne aus dem Handygehäuse, sowie dem Arm des Operateurs via kapazitive Kopplung. 

Da mein Arm zu kostbar ist, um als Radial zu dienen, habe ich mir nun eine Original RH-770 von Diamond angeschafft. Das Teil ist schweineteuer, doch die dreimal billigeren Kopien aus China wollte ich mir nicht antun. Wenn es mir nächsten Winter mal langweilig wird, kann ich dann immer noch einen Clown Klon in der E-Bucht bestellen. So zum Spaß.

Das Teil aus dem alpinen Radioladen war, wie immer, Ruck-Zuck da, inklusive SMA-BNC Adapter. Lässt man den weg, passt die Antenne bei Bedarf auch auf ältere Handfunken oder ein FT-817/818. 

Die RH-770 ist ein Hammerteil und der SMA-BNC Adapter sollte von möglichst guter Qualität sein, wie z:B. dieser hier:

   

Es empfiehlt sich, die Antenne erst auf dem Gipfel zu montieren und nicht damit herumzufuchteln. Das Teil hat eine respektable Hebelwirkung. Antenne kaputt ginge ja noch, doch eine ausgerissen Antennenbuchse am Handy, möchte ich tunlichst vermeiden. Habe ich doch bereits eines dieser Dinger geschlissen (FT-70DE). Auch sollte die Antenne vollständig ausgezogen werden, um in den Genuss ihrer Vorzüge und ihres guten Stehwellenverhältnisses zu kommen. Im nächsten Bild sieht man den Größenvergleich zwischen der Gummiwurst des FT-70DE und der RH-770 im eingeschobenen Zustand. Glücklicherweise ist das Teil ja eine Teleskopantenne und lässt sich so leicht und ungefährdet transportieren:

Von einem ersten Test auf dem Balkon war ich begeistert. Der Unterschied zur Gummiwurst des FT-70DE war frappant. Ich konnte Relais öffnen, die sich der Wurst standhaft verweigerten, und die Signale der üblichen Verdächtigen waren viel stärker. Wie viele Dezibel, wird sich in einem weiteren Test zeigen. Aber dazu müssen mal die Messgeräte und eine definierte Teststrecke eingerichtet werden.

Auf der Diamond-Verpackung steht ein Gewinn von 3dB für das 2m Band und 5.5dB für das 70cm Band, denn die RH-770 ist ja eine Zweibandantenne. Das scheint mir etwas gar zu aufgerundet, doch die Gummiwurst dürfte im negativen Bereich liegen, in Anbetracht des schlechten Gegengewichts. 6dB Differenz zwischen den beiden Antennen im 2m Band scheinen mir durchaus realistisch zu sein.

Wunderschön ist jedoch das SWR bzw. SWV auf Deutsch, denn dieses habe ich gemessen. Auf 2m liegt es genau im Ziel und bedenkt man, dass im 70cm Band vielleicht nicht SOTA sondern Relaisbetrieb im Vordergrund steht, liegt auch dort das SWR genau an der richtigen Stelle.

  

 




Doch vergleichen wir mal die SWR-Kurven der RH-770 mit denen der Originalwurst des FT-70DE. Stecken wir einfach frech die Wurst auf den Analyzer und halten wir diesen wie ein Handy in der Hand. Das ergibt für das 2m Band folgendes Bild:


Mhm...die Resonanz ist klar da, doch wesentlich breiter als bei der RH-770. Das sollte eigentlich gerade umgekehrt sein: kürzere Antenne = schmalbandiger. Ob das von der Wendel im Innern der Wurst kommt?
Wie dem auch sei. Im 70cm Band sieht es verschütt aus. Auch bei erweitertem Scanbereich ist keine Resonanz auszumachen. Das SWR ist dabei sehr hoch. Aber ich gehe davon aus, dass die Ingenieure bei Yaesu in der Regel wissen, was sie tun und die Endstufe des Geräts darauf ausgelegt ist.


Fazit: Auf den ersten Blick ist die RH-770 ein guter SOTA-Kandidat und stellt die Wurst in den Schatten Ich würde sie wieder kaufen. 

Mittwoch, 19. August 2020

Die Angelschrauben Antenne

 

Im Verlaufe des nächsten Jahres soll die Anstalt in die Alpen verlegt werden. Wie bereits berichtet, ist das für den UKW-Funk kein Problem - nur eine interessante Herausforderung. Auch für die kurzen Wellen scheint ein Alpen-QTH kein großes Hindernis zu sein, abgesehen vom hohen Horizont und der dadurch fehlenden Flachstrahlung für DX. 

Doch wenn der Funker älter wird, werden Häuser mit Umschwung zur Last und man ist besser in einer bequemen Wohnung zu Hause. Daran haben die kurzen Wellen keine Freude. Sie lieben große Aluminium-Gebilde und lange Drähte.

Doch wo ein Wille ist, ist auch eine Antenne. 

Eine Vertikalantenne, zum Bespiel, findet überall Platz. Auf einer Terrasse, dem Balkon oder zwischen den Büschen hinter dem Haus. Ist man eigener Herr und Meister ist das eine leichte Aufgabe. Wohnt man zur Miete bedarf es etwas diplomatisches Geschick oder ein Quäntchen Chuzpe. Regelmässige Apéros mit dem Landlord sind keine schlechte Idee und fördern das Verständnis für funkerische Belange. 

Gestern wollte ich mal wissen, was eine bescheidene Vertikal zu leisten vermag. Im Keller der Anstalt war noch eine Angelrute mit 6m Länge und ein Antennentuner CG-3000 an Lager. Dazu noch etwas Isolierband und ein Stück Litze. 

Als "Antennenfuss" diente der Ständer eines Sonnenschirms - ein schweres Betonteil. Und als Gegengewicht ein 60cm Erdpfahl plus ein Sammelsurium von Radialen. Letztere waren glücklicherweise schon vorhanden, so dass die Antenne im Nu aufgebaut war.

So ein Ding braucht keine Baubewilligung, behaupte ich jetzt mal frech. Ist ja portabel, vom Betonständer mal abgesehen ;-)

Die Angelrute ist aus dem Decathlon, eine Caperlan Travel 600. Also 6m lang. Das ist eine Fiberglasrute. Carbon sollte man meiden, liest man ab und zu. Aber das werde ich später trotzdem mal ausprobieren.

Der Draht wird spiralförmig aufgewickelt, wie auf den Bildern zu sehen ist. Die Anzahl Windungen ist egal, man sollte sie nur gleichmäßig über die Rute verteilen. Beim ersten Versuch mit 610cm Draht, kam der CW-Bereich im 80 m Band nicht gut weg. Der Tuner hatte Schwierigkeiten, das SWR unter 1:1.5 abzustimmen. 638 cm ergab dann auf allen Bändern bis ca. 29 MHz ein SWR besser als 1:1.5. Das ist deshalb wichtig, weil der Sender oberhalb 1:1.5 die Leistung reduziert. Auch für den Tuner ist es gesünder, wenn er ein gutes SWR abstimmen kann.

Auf 160 m ist die Antenne natürlich zu kurz und der Tuner bekommt weiche Knie, bzw. warme Kondensatoren.

638 cm müssten eine Viertelwellenresonanz von ca. 11.8 MHz ergeben. Gemessen habe ich aber 10.15 MHz. Das liegt nicht nur an der Helical-Form der Antenne, sondern auch an der dielektrischen Belastung durch den Glasfibermast und die Isolation der Litze (0.75mm2). Ohne Tuner wäre die Antenne also bereits ein Monobander für das 30 m Band.

Ein paar Stunden reichen natürlich nicht, um die Antenne eingehend zu testen. Das soll diesen Herbst/Winter geschehen. Doch ein kurzes Wispern mit 5 W im 40, 30 und 20 m Band zauberte ein zufriedenes Lächeln auf mein Gesicht. Innerhalb einer Stunde (!) wurde das Signal auf 5 Kontinenten gehört. Nur die Neumeyer Station in der Antarktis fehlte im Log. Auf 40 m wurde ich von VK7JJ in Tasmanien und ZS3RF in Südafrika gehört. Natürlich auch von ganz Europa von Island über die Kanaren bis in die Türkei. 30 m brachte dann zusätzlich Kasachstan und die Ostküste der USA und 20 m dann noch Südamerika mit Argentinien, Uruguay und Brasilien.

Das lässt immerhin auf zukünftige Verbindungen in CW und FT-8 hoffen. Was im 80m Band mit einer so kurzen Antenne möglich ist, darüber werde ich in diesem Blog berichten, wenn der Herbst das sommerliche QRN vertrieben hat. 



     

 

Donnerstag, 13. August 2020

Der letzte Schrei

 

Gerade ist die neuste Hochglanzbroschüre der USKA, der Union Schweizer Kurzwellenamateure, in den Briefkasten der Anstalt geflattert. Das HB-Radio 4/2020. Wie meistens gibt es, neben Rangverkündigungen, auch viel Erstaunliches zu lesen. Die Autoren beschäftigen sich diesmal u.a. mit der Suche nach dem optimalen 80m Dipol und der Analyse von 9V Blockbatterien. 

Doch der Aufmacher des neusten HB-Radio ist unsere Zukunft. Das Editorial unseres Präsidenten Willi HB9AMC trägt den Titel: "Zukunft Funkamateur: Ziele, Visionen oder Wunschdenken."

Willi bemängelt darin das Fehlen von IT-Technologie als Prüfungsanforderung und er fordert: "Das muss sich ändern!" Das Profil des Funkamateurs müsse auf den Stand des 21. Jahrhunderts gebracht werden. Softwarekenntnisse müssten in die Prüfungsanforderungen aufgenommen werden.

Damit soll erreicht werden, dass sich mehr junge Technik-Freaks für unser Hobby interessieren.

Soweit, so gut. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, um was es bei unsere Hobby eigentlich geht: 

Um die Kommunikation mittels elektromagnetischer Wellen. Punkt. Und nicht etwa um die Kommunikation via Internet ;-)

Gleich auf der nächsten Seite wird Ernst HB9PVI konkret und schreibt über das Amateurfunk-Handy der Zukunft. Er erzählt darin, wie sich Bruce Perence K6BP ein solches Handy vorstellt. Den Fotos nach ist der Prototyp schon weit fortgeschritten. Soft- und Hardware sind in den Startlöchern. Doch im Text erfährt man, dass die 2W Endstufe (50-1000 MHz) noch eine Knacknuss sei. Es liegt also wiedermal an der HF-Technik. Wer hätte das gedacht!

Doch was mich an Bruce Vision wirklich verwirrt, ist die absolute Fantasielosigkeit seines Entwurfs. Er hat sein Smartphone angeguckt und voilà: da war er, der Gedankenblitz. Der letzte Schrei der Innovation!

Das Handy der Zukunft soll also im Prinzip eine Art Smartphone sein und mit Apps funktionieren. Dabei soll es keine Betriebsarten mehr geben, sondern nur noch unterschiedliche Bandbreiten. Basis dazu wäre eine so genannte FreeDV. 

Ich bin baff. 

Aber was soll's: Amateurfunk-Handys haben m.E. sowieso wenig mit Amateurfunk zu tun. Außer man modifiziert sie oder bastelt selber eins. Ein echtes AFU-Handy ist z.B. dieses hier. 

Also wie wäre es z.B. mit einem Millimeterwellen-Handfunkgerät? Mit den richtigen "Apps" drin ein wunderbares Experimentier-Tool. Ich hätte gerne eine Wetterradar-App und eine Möglichkeit Sprachnachrichten mit sehr geringer Bandbreite zu übertragen. Ach so, dazu braucht's ja HF-Technik ;-)

Freitag, 7. August 2020

Konkurrenz für den IC-705

 

Der Icom IC-705 ist eine teure und klobige Kiste. Jetzt scheint er Konkurrenz zu bekommen. 

Natürlich aus China, wie könnte es anders sein. Alle Bänder von 160-10m mit 30 Watt, sowie 2m und 70cm mit 5W. Und das in einem winzigen Kästchen in der Grösse eines FT-817/818.

Natürlich mit Wasserfall und allem Schnickschnack wie es bei einem SDR üblich ist. All das für nur 350 Euro. Da kann man sogar über die Drucktasten anstelle der Knöpfe hinwegsehen.  Hier die technischen Daten zu dieser Wunderkiste.

Ein Hoax? Vielleicht. Doch den Chinesen ist alles zuzutrauen. Es würde mich nicht wundern, wenn die ersten Menschen auf dem Mars Chinesen wären.

   

Danke Ralf für den Tipp!

Samstag, 1. August 2020

Wir haben Geburtstag!



Allen meinen Mit-Eidgenossen ein schönes Fest! Unser Land ist zwar nur klein, aber es ist schön hier zu sein.
Wir müssen ja nicht unbedingt auf den Frequenzen rumyodeln. Es reicht, wenn das die Melanie tut:


Bevor ich mich nun an das Fest unserer Anstalt begebe, um das Feuerwerk zu zünden, hier noch eine interessante Entdeckung, die mir unversehens über den Weg gelaufen ist. Viele Funker sind ja auch SWL's und lauschen gerne ab und zu den Aetherwellen. Von Längst- bis Kurzwelle und darüber hinaus. 
Dazu braucht es natürlich einen passenden Empfänger. Möglichst einer, der auch SSB und CW Signale empfangen kann. Wie zum Beispiel der neue SILPHASE R1: