Nie war es leichter, seine Morsekenntnisse aufzufrischen und zu trainieren als heute. Man braucht dazu lediglich ein Affenhirn. Man muss den gehörten Text auch nicht niederschreiben. Dazu gibt es ein Textbuch.
Gemorstes aufzuschreiben ist sowieso nicht State of the Art. Es sei denn, man sei Schiffsfunker und der Käpt'n verlange nach dem Telegramm oder dem Wetterbericht. Aber das war gestern. Heute genügt es, sich entspannt zurückzulehnen und den Zeichen der Gegenstation zu lauschen. Nur was ins Log gehört, kommt aufs Papier.
Ja, genau! Papier. Logprogramme sind zwar praktisch, aber ich bevorzuge das nostalgische Logbuch, wie es von den meisten Amateurfunk-Vereinen angeboten wird, die etwas auf sich halten. Wir starren ja schon eh viel zu viel auf Computerschirme.
Da schau ich lieber mal aufs S-Meter. Ein Instrument, das manchmal als Schätzeisen belächelt, oder mit einem nonchalanten Five-Nine übergangen wird. Dabei sind die S-Meter der modernen Transceiver gar nicht mal so schlecht. Der Wert S9 ist oft nicht weit weg von den 50uV am Empfängereingang, wie es sein sollte. Und auch die Werte oberhalb S9 sind oft stimmig. Nur darunter hapert es. Eigentlich sollte eine S-Stufe 6dB entsprechen. Doch bei den japanischen Transceivern liegen in der Regel etwa ca. 3dB zwischen den S-Stufen.
Was mich immer wieder erstaunt, sind die grossen Differenzen zwischen den Signalen von Stationen, die aus der gleichen Region kommen. Da kommt die eine Station aus der Gegend von Zürich im 80m Band mit satten S9 plus 20dB rein und eine andere aus der gleichen Gegend bloss mit S9.
Natürlich schwanken die Ausbreitungsbedingungen dauernd. Die Ionosphäre ist ja nicht einfach ein homogener Spiegel. Aber das zeigt doch, wie unterschiedlich die Wirkung unserer Antennen ist. 20dB ist immerhin der Unterschied zwischen 1W und 100W Sendeleistung.
Im 80 und 160m Band sind unserer Antennen in der Regel irgendwie aufgespannte Drähte. Meistens so niedrig, dass sie die Wellen wie ein Springbrunnen geradewegs in den Himmel pusten. Nur ein geringer Teil der Strahlung wird so flach abgestrahlt, dass mit weiten Sprüngen über die Ionosphäre das begehrte DX erreicht werden kann. Die DXer auf diesen Bändern setzen darum gerne auf Vertikalantennen, die mehr Flach- als Steilstrahlung liefern.
Wer allerdings meint, mit seinem vertikalen 10m Stängel in lokalen 80 oder 160m Runden mitmischen zu können, ist auf dem Holzweg. Auch wenn der automatische Tuner den auf den Fiberglasmast geklebten Draht anpassen kann. Der Aethergott sitzt in diesem Fall auf dem Springbrunnen und die Ionosphäre direkt über dem Kopf des Operateurs bekommt kaum einen Spritzer ab. Auch das kann ein Grund dafür sein, dass das S-Meter kaum vom Fleck kommt.
Doch was erzähl ich da. Das weiss jeder Funker, dem das Prüfungswissen nicht von der schleichenden Demenz aus der organischen Festplatte gelöscht wurde.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass unsere Antennen oft viel schlechter sind, als wir glauben wollen. Unsere Aetherwellen "versickern" nur zu gerne im Boden und erwärmen die Würmer. Das dürfte auch zu den Erfolgsgeheimnissen der "Wunderantennen" gehören. Der 0815-Dipol zwischen den Häusern und Leitungen und über undefinierbarem Grund ist eine zweifelhafte Vergleichsantenne. Trotz allen hübschen Antennen-Simulationen.
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