Samstag, 11. Juni 2022

Das magische Band

 


In der Technik gibt es jede Menge Magie, das heisst Dinge, die man nicht erklären kann. Während man beim magischen Auge genau weiss, wie es funktioniert, ist das magische 6m Band immer noch Gegenstand unterschiedlicher Theorien. 

Das 6m Band, in Europa früher als TV-Kanal benutzt, ist nun in den meisten Ländern für den Amateurfunk frei gegeben. Zum Teil mit Auflagen bezüglich Sendeleistung und Polarisation der Antennen. 

Zurzeit ist es gerade wieder sehr populär. Wie immer in den Monaten Mai/Juni erscheinen wie von Geisterhand sporadische E-Schichten in zirka 100km Höhe und reflektieren die 50MHz Signale wieder zurück zur Erde. Natürlich nicht nur die 50MHz Signale, sondern auch andere Frequenzen von Kurzwelle bis UKW, je nach Intensität dieser magisch sporadischen E-Schicht. Häufig profitiert auch das 10m/11m Band von diesem Zauber, selten das 2m Band.

Da die sporadische E-Schicht nicht so hoch ist, wie die F-Schicht (200 bis 400km) reichen die reflektierten Wellen auch nicht so weit wie beim regulären Kurzwellenverkehr über die normalen F-Schicht. Die Sprünge sind kürzer, in der Regel 800 bis etwa 2200km. 

Doch man muss ja nicht alles mit einem einzigen Sprung machen. Befinden sich mehrere sporadische E-Schichten zur richtigen Zeit am richtigen Ort, lassen sich mit mehreren Sprüngen viele tausend Kilometer überbrücken. Zum Beispiel von Europa in die Karibik oder nach Japan.

Doch das ist nicht die einzige Magie, die das 6m Band zu bieten hat. Es hat eine ganze Palette von Zaubertricks auf Lager. So eignet sich dieser Frequenzbereich auch besonders gut für Meteorscatter.

Diese Karte hier zeigt, was gerade im 50MHz Band läuft. Wie aus der Fusszeile der Karte zu ersehen ist, werden 14 möglich Ausbreitungsarten aufgezeigt. Jede hat ihre Eigenarten und in den meisten fällen ihre eigene Betriebstechnik. Eine Spielwiese für Spezialisten.

Doch für QSO's über die sporadischen E-Schichten braucht man kein Spezialist zu sein und man braucht auch keine grosse Antenne oder viel Sendeleistung. Auch hier aus dem Alpental sind Europa-Verbindungen möglich, obschon die Berge eine flache Abstrahlung des Signals begrenzen. Mein Icom Pro3 mit 100Watt und eine kleine Vertikalantenne draussen auf der Fensterbank der Funkbude sind alles was ich habe. Die Antenne besteht aus einer auf 1.5m verkürzten Angelrute, an der ein Stück Litzendraht angeklebt wurde. Als Gegengewicht muss das speisende Koaxialkabel herhalten. Eigentlich eine lächerliche Antenne, die nur ca. 20cm von der Hauswand entfernt ist. Mit etwas Schnippeln und einem Ferritkern als Mantelwellensperre auf dem Koax liegt das SWR bei 1:1. Natürlich ist das Stehwellenverhältnis kein Qualitätsmerkmal, wie wir wissen. Eine gute Dummy Load hat auch ein SWR von 1:1. 

Doch dank der Magie des 6m Bandes sind zurzeit QSO's in CW und SSB in alle Richtungen möglich. Trotz Berggipfeln und Hauswand. Dabei sind die Signale keineswegs schwach, wie man unter diesen Umständen vermuten würde. Stationen mit 59+ auf dem S-Meter sind keine Seltenheit.

Der CW-Betrieb spielt sich um 50.090 MHz ab, der SSB Betrieb um 50.150 MHz. FT-8 läuft auf 50.313 USB. Und ich kann mir vorstellen, dass gerade FT-8 zauberhafte DX-Verbindungen ermöglicht. Dank seiner Fähigkeit, Signale tief im Rauschen noch zu detektieren. Im Bereich 50.400 bis 50.500 sind sehr viele Baken angesiedelt. Vielleicht hörst auch du eine davon? Hier ist das ganze Jahr diese Bake zu empfangen. Viele Baken sind mit diesem Programm zu decodieren.

Ist die Zeit der Magie einmal vorüber, wird das 6m Band wieder still vor sich hin rauschen. Das ist schade. Es wäre nämlich auch ein tolles Band für kürzere Verbindungen via Bodenwelle und Troposcatter. Stationen, die ich von hier aus im 2m Band kontaktieren kann, sind in der Regel auch im 6m Band zu erreichen. Die Diffraktion (Beugung der Wellen) ist ausgeprägter als im 2m Band.      


1 Kommentar:

  1. Hallo Anton, 6m ist wirklich ein sehr interessantes Band und deshalb einer meiner Favoriten. Bei Meteoscatter scheint es öfters längere und stärkere Signale zu geben als auf 2m. Aber wie meinst du das mit den kürzeren Verbindungen via Bodenwelle und Troposcatter? Troposcatter ist doch eine Weitverkehrstechnik. 73, Matthias DH9FAC

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