Montag, 27. Februar 2023

Bose und die Millimeterwellen

 

Bild: Parabolspiegel für Troposcatter

Kaum ein Funkamateur, der Marconi nicht kennt. Nicht persönlich natürlich, außer man wäre ein Zeitreisender, aber aus der Literatur oder zumindest vom Hörensagen. Doch Jagadish Chandra Bose ist ziemlich unbekannt. Vielleicht weil er aus Indien stammte, oder seine Entdeckungen und Versuche in Marconis Schatten standen, oder weil er bei uns im Abendland einfach in Vergessenheit geraten ist. Dabei ist Bose der Mikrowellen-Pionier schlechthin. Schon im Jahr 1897 hat er ein Konzept für einen 60GHz Empfänger publiziert. Natürlich haben sich auch die anderen Radiopioniere wie Hertz, Lebedew, Marconi, Popow und Tesla mit sehr kurzen Wellen beschäftigt, doch Bose war eine Klasse für sich. Er war seiner Zeit weit voraus.

"Wie kann das sein?", werdet ihr euch vielleicht fragen. Wie konnte man damals Mikrowellen im cm oder mm Bereich erzeugen und empfangen. Die Antwort ist einfach: Eine Funkenstrecke erzeugt Wellen über einen großen Teil des elektromagnetischen Spektrums hinweg. Man muss nur die gewünschten Wellen mit einem "Filter" aussieben und einer Antenne zuführen. Zum Empfang braucht man einen Kohärer oder einen Gleichrichter - z.B. einen Übergang zwischen unterschiedlichen Materialien. Und auch das ist keineswegs eine Erfindung der Neuzeit, wie Bose bewiesen hat.   

 Jagadish Chandra Bose wurde 1858 in Indien geboren. Er erhielt seine Ausbildung zunächst in Indien, bis er 1880 nach England ging, um an der Universität von London Medizin zu studieren. Innerhalb eines Jahres zog er dann nach Cambridge, um ein Stipendium für das Studium der Naturwissenschaften am Christ's College anzunehmen. Einer seiner Dozenten in Cambridge war Professor Rayleigh, der einen großen Einfluss auf Bose's spätere Arbeit hatte. Im Jahr 1884 erhielt Bose einen B.A. von Cambridge, aber auch einen B.Sc. von der Universität in London. Anschließend kehrte Bose nach Indien zurück und nahm zunächst eine Stelle als amtierender Professor für Physik am Presidency College in Kalkutta an, dem heutigen Kolkata. Nach dem Vorbild von Lord Rayleigh machte Jagadis Bose im Unterricht ausgiebig Gebrauch von wissenschaftlichen Demonstrationen; es wird berichtet, dass er als Lehrer außerordentlich beliebt und effektiv war. Viele seiner Schüler am Presidency College wurden später selbst berühmt - zum Beispiel S.N. Bose, der später durch die Bose-Einstein-Statistik bekannt wurde.

Das Buch  "Heinrich Hertz and His Successors" von Sir Oliver Lodge beeindruckte Bose so sehr, dass er 1894 ein Badezimmer im Presidency College in ein Laboratorium umbaute. Er führte dort Experimente zur Brechung, Beugung und Polarisation durch. Um die elektromagnetischen Wellen zu empfangen, verwendete er eine Vielzahl unterschiedlicher Metall-Verbindungen, die mit einem hochempfindlichen Galvanometer verbunden waren. Er zeichnete die Spannungs-Strom-Kennlinien seiner Übergänge detailliert auf, wobei er ihre nichtlinearen Eigenschaften feststellte. Er entwickelte die Verwendung von Bleiglanzkristallen für die Herstellung von Empfängern, sowohl für kurzwellige Radiowellen als auch für weißes und ultraviolettes Licht. 1904 erhielt er das Patent für ihre Verwendung zur Erkennung elektromagnetischer Strahlung. Im Jahr 1954 gewährten Pearson und Brattain Bose den Vorrang bei der Patentierung für die Verwendung eines halbleitenden Kristalls als Detektor für Radiowellen. Sir Neville Mott, Nobelpreisträger von 1977 für seine Beiträge zur Festkörperelektronik, bemerkte, dass "J.C. Bose seiner Zeit mindestens 60 Jahre voraus war" und sagte: Bose habe tatsächlich die Existenz von P-Typ- und N-Typ-Halbleitern vorausgesehen.

 Im Jahr 1895 führte Bose zum ersten Mal elektromagnetische Wellen vor, indem er eine Glocke ferngesteuert läuten ließ und Schießpulver zur Explosion brachte. 1896 berichtete der Daily Chronicle of England: "Der Erfinder (J.C. Bose) hat Signale auf eine Entfernung von fast einer Meile übertragen, und hierin liegt die erste und offensichtliche und äußerst wertvolle Anwendung dieses neuen theoretischen Wunders." 
 Doch Mikrowellen waren damals nicht gefragt. Die Welt wollte DX. 
Popov in Russland führte ähnliche Experimente durch und schrieb im Dezember 1895, dass er immer noch die Hoffnung hege, mit Radiowellen Fernsignale zu übertragen. 
Das erste erfolgreiche drahtlose Signalisierungsexperiment von Marconi auf Salisbury Plain in England fand übrigens erst im Mai 1897 statt. Die öffentliche Demonstration von Bose 1895 in Kalkutta geht all diesen Experimenten voraus. 
 Auf Einladung von Lord Rayleigh berichtete Bose 1897 vor der Royal Institution und anderen Gesellschaften in England über seine Experimente mit Mikrowellen. Die von ihm verwendeten Wellenlängen reichten von 2,5 cm bis 5 mm. In seinem Vortrag vor der Royal Institution im Januar 1897 spekulierte Bose über die Existenz elektromagnetischer Strahlung von der Sonne und schlug vor, dass entweder die Sonnen- oder die Erdatmosphäre dafür verantwortlich sein könnte, dass es bisher nicht gelungen war, eine solche Strahlung nachzuweisen - die Sonnenemission wurde erst 1942 entdeckt, und die 1,2-cm-Absorptionslinie des atmosphärischen Wasserdampfs wurde 1944 bei experimentellen Radararbeiten entdeckt.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlagerte sich das Interesse von Bose von elektromagnetischen Wellen auf Reaktionsphänomene in Pflanzen; dazu gehörten Studien über die Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung auf die Vegetation. 1915 schied er aus dem Presidency College aus, wurde aber zum Professor Emeritus ernannt. Zwei Jahre später wurde das Bose-Institut gegründet. Bose wurde 1920 zum Fellow der Royal Society gewählt. Er starb 1937, eine Woche vor seinem 80. Geburtstag; seine Asche befindet sich in einem Schrein im Bose-Institut in Kolkata.

Wer mehr über die Experimente von Jagadis Chandra Bose erfahren möchte, findet hier interessante Erklärungen und Fotos dazu (Englisch).

Montag, 20. Februar 2023

Geschichten vom Aether aus dem Internet

 


Das Internet hat nicht nur unser Leben, sondern auch unser Hobby tiefgreifend verändert. Früher saß der OM in seiner Funkbude mit einer einzigen Verbindung zur weiten Welt: Seinem Funkgerät und seiner Antenne. Es gab keine Cluster, nur den VFO-Knopf, mit dem man die Bänder absuchte. Informationen kamen von den Funkkollegen und aus der Clubzeitschrift. Die Informationen kamen also größtenteils aus dem Aether. 

Heute stammen unsere Informationen aus dem Kabel oder der Glasfaser - dem Internet. Wer wo, wann, wie und warum QRV ist, erfahren wir aus dem WWW. Zusammen mit einer täglichen Ladung mehr oder weniger nützlicher Informationen über Technik für alle möglichen Interessen.

In den letzten Jahren haben die YouTube Filme die Blogger überholt. Das Audio-visuelle Erlebnis hat das Lesen verdrängt. Doch nicht nur für den Konsumenten sind Filme ansprechender. Für den Blogger ist das Erstellen eines Filmchens oft weniger aufwändig als das Schreiben.

Doch ob klassischer Blogger oder Videoblogger: wer seine Leser/Zuschauer bei der Stange halten will, muss liefern. Täglich wäre ideal, doch das schafft kaum einer. Roger G3XBM ist eine Ausnahme. Sein Blog gleicht denn auch mehr einem öffentlichen Tagebuch. Roger war ein ein sehr aktiver OM, bevor ein Hirnschlag seine Aktivitäten drastisch einschränkte. Kürzlich hat er seine Experimente: von Längstwellen bis zum Lichtfunk in einem Scrapbook zusammengefasst.

Roger ist aber nicht der einzige, der sein Lebenswerk im Internet dokumentiert hat. Im Internet sind wunderbare Perlen zu finden, wenn man nur tief genug taucht. Eine der besten deutschen Internet-Seiten hat meines Erachtens Karl DJ5IL. Neben Historischem findet man auch seine Artikel und Abhandlungen, die er während seiner Karriere als Funkamateur geschrieben hat. Zum Beispiel über den Energiefluss auf Übertragungsleitungen oder über die famose Microvert-Antenne - auf Deutsch und auf Englisch. 

Viele Blogs und Videoblogs sind sehr spezifisch und konzentrieren sich nur auf ein einziges oder ein paar wenige Themen. Andere schreiben oder filmen nur sporadisch. Wieder andere starten enthusiastisch und versiegen dann nach kurzer Zeit. Aus diesen Gründen lassen sich viele Perlen nur schwer finden.

Eine interessante Web-Seite ist die von N1EA. Er hat eine spannende Geschichte aus seinem Leben als Schiffsfunker zu erzählen 

David war Schiffsfunker auf einem Supertanker, zusammen mit James NS1L, als sie einen SOS-Ruf empfingen. Ein holländisches Schiff, die Prinsendam, war in Seenot geraten. Was sich dann abspielte, habe ich hier aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt:

Die Prinsendam, wurde 1973 in der Werft de Merwede in den Niederlanden gebaut. Das Schiff war 427 Fuß lang und beförderte normalerweise etwa 350 Passagiere und 200 Besatzungsmitglieder. Das Schiff befand sich am 4. Oktober 1980 um Mitternacht in den Gewässern des Golfs von Alaska, etwa 120 Meilen südlich von Yakutat, Alaska, als im Maschinenraum ein Feuer ausbrach. Der Kapitän des Schiffes erklärte das Feuer eine Stunde später für außer Kontrolle, und die Prinsendam sandte einen Funkspruch mit der Bitte um sofortige Hilfe. Die Küstenwache der Vereinigten Staaten an der Kommunikationsstation Kodiak, Alaska (NOJ), forderte die Prinsendam auf, ein SOS auszusenden. Der Kapitän lehnte ab, aber der leitende Funkoffizier Jack van der Zee sendete etwa eine halbe Stunde später trotzdem ein SOS aus, woraufhin in der Nähe befindliche Schiffe alarmiert wurden, darunter der 1100-Fuß-Supertanker Williamsburgh, der von Avon Marine aus Lake Success, NY, betrieben wurde. Jack v.d. Zee hielt dies bis kurz vor seinem Tod geheim, weil sein Handeln zum Verlust seiner Lizenz als Funkoffizier hätte führen können - aber durch sein Handeln rettete er das Leben aller an Bord. Die niederländische Königin war gerade dabei, Jack für seine Taten den Ritterschlag auf Lebenszeit zu verleihen, als er starb. Jack van der Zee ist ein wahrer Held der Niederlande.

Nach Angaben von Jack van der Zee fiel die Satellitenkommunikation während der Rettung aus, aber das Morsen auf 500kHz funktionierte weiter. Die SOS-Signale dieser Rettungsaktion wurden sogar bis nach Neuseeland (ZLB) empfangen, obwohl man in der Regel davon ausging, dass die Signale auf der Notfrequenz nur eine maximale Reichweite von 100 Meilen haben. 

Heute wird auf den Weltmeeren nicht mehr gemorst. Ein Teil der Mittelwellen-Frequenzen, die damals benutzt wurden, dürfen nun die Funkamateure benutzen (472 - 479 kHz). Die meisten Amateurfunk-Transceiver können diese Frequenzen empfangen, einige können sogar dort senden (z.B. IC-7300 nach einer kleinen Modifikation). Wer mal reinhören möchte, hat gute Chancen Stationen zu empfangen, wenn er WSPR benutzt (474.2 KHz USB).

Samstag, 11. Februar 2023

Der Antennenphilosoph

 


Helmut DL4KCJ hat in seinem Leben viel Erfahrung mit Antennen gesammelt. Es ist ein Thema, das ihn auch im hohen Alter nicht loslässt und er findet immer wieder neue Möglichkeiten, seine Antennen zu verbessern. Am Gießener Amateurfunktreffen am 4. und 5. März wird er über seine neusten Erfindungen einen Vortrag mit praktischen Vorführungen halten. 

Doch so lange muss man nicht warten, um seine neusten Kreationen zu studieren. Man findet sie auf seiner Internetseite. Dort bietet er auch ein 36seitiges A4 Skript an, mit dem Titel: "Moderne Loopantennen für den Amateurfunk". 

Die erste Antenne, die Helmut auf seiner Seite vorstellt, nennt er "Doppel-Dreieck-Loopantenne". Meines Erachtens eine Art vertikal polarisierter Kegel-Dipol. Durch die starke Kapazitive Belastung ist dieser breitbandig und auch wesentlich kürzer als ein herkömmlicher Dipol. Sicher eine gute Idee. Das Wort "Loop" in der Bezeichnung ist wohl dem allgemeinen Trend zur Magnetloop geschuldet und mehr eine philosophische Frage.

Mit der zweiten Antenne, die Helmut auf seiner Seite präsentiert, wird es aber so richtig spannend. Er hat eine Loop ohne Kondensator gebaut. Dazu werden fünf Ferritstäbe mit einer Gesamtinduktivität von 100uH in den Loop eingefügt und er verwendet zusätzlich einen fixen Kondensator zur "Frequenzkompensation". Damit soll die Antenne von 3 bis 22 MHz breitbandig sein und ohne Abstimmung auskommen. Schon das erscheint mir wie ein Wunder. Doch das ist noch nicht alles: dieser Loop soll auch 5dB mehr Strahlungsleistung haben als eine "klassische" Magnetloop-Antenne. Zudem soll sie 100 Watt Sendeleistung ertragen. Helmut fertigt und vertreibt diese Antenne für 269 Euro. Ein Schnäppchenpreis, wenn die Antenne ihre Versprechen hält.

An diesem Punkt kommt mein bescheidener Sachverstand nicht mehr mit und ich habe Helmuts Erläuterungen zur Funktionsweise nicht begreifen können. Diese Antenne scheint mir doch sehr philosophisch zu sein. Doch es kommt noch besser.

Im nächsten Abschnitt präsentiert Helmut seine Theorie zur Ankopplung von Magnetloopantennen. Die Speisung erfolgt heute oft mit einem kleinen Koppelloop von ca. 20% der Größe des Strahlers. Die Speisung könne wesentlich effizienter gemacht werden, wenn der Speiseloop gleich groß sei wie der Sendeloop, schreibt Helmut und beruft sich dabei auf Werner Kammerloher, Mitautor des Buches Berechnungs- und Entwurfsverfahren der Hochfrequenztechnik. 

Ob und wie gut eine solche Konstruktion ist, müsste man ausprobieren. Mir fehlt dazu jede Erfahrung. Aber es ist zweifellos ein prüfenswerter Vorschlag. Obwohl meines Erachtens durch diese Konstruktion einfach zwei Loops parallel geschaltet werden. Die Kreisfläche vergrößert sich damit nicht und sie ist für die Abstrahlung des Magnetfeldes verantwortlich. Zumindest nach der gängigen Theorie, wenn man "die Griechen" konsultiert (Balanis, Volakis). Auch Klaus W. Kark kann dazu nichts anderes sagen. Vielleicht sollte ich mal ein richtig teures Antennenbuch kaufen

Seine nächste Erfindung, die uns Helmut vorstellt, läuft unter dem Titel Notfunk-Antenne. Damit liegt Helmut voll im Strom des Zeitgeistes Auch hier kommen wieder die fünf Ferritstäbe zum Einsatz. Sie bilden zusammen mit zwei 1.2m Strahlern eine Antenne. Die Idee dahinter: Die Ferritstäbe strahlen das Magnetfeld ab und dienen als Verlängerung für die viel zu kurzen Strahler, diese wiederum kümmern sich um den elektrischen Part der EM-Welle.

Als weitere Antenne präsentiert Helmut dann noch eine Doppelloop ohne Kondensator. Natürlich kommen auch hier wieder die Ferritstäbe zum Einsatz. Mit ihnen wird der Doppelloop in Resonanz gebracht. Sie sollen bei der Erzeugung des Magnetfeldes kräftig mithelfen. Das sei besser als der Einsatz eines nutzlosen Kondensators, der nichts zur Abstrahlung der Wellen beitrage.

Ich muss gestehen, dass ich auch schon über den Einsatz von Ferritstäben als Sendeantennen nachgedacht habe. Als Empfangsantennen haben sie sich in der Rundfunkgeschichte über Jahrzehnte bewährt. Jetzt hat ihnen DAB+ den Garaus gemacht. In den aussterbenden Mittelwellenradios wirken sie als "Staubsauger" für die Magnetlinien und führen diese gebündelt durch eine Spule. Doch als Sendeantenne sind sie erstens zu teuer und zu schwer, wenn man sie paketweise einsetzen will. Zudem vertragen sie keine großen Sendeleistungen. Das Ferritmaterial wird rasch gesättigt, wird heiß und geht dann kaputt.

Unter anderen hat G3XBM damit bereits Versuche durchgeführt und Erfahrungen gemacht. Auch G2BZQ hat mit Ferritstäben als Sendeantennen experimentiert, wie im 73-Magazin berichtet wurde. Die Ergebnisse waren bei beiden OM nicht berauschend. Trotzdem würde es mich reizen, zu erfahren, ob ich mit einem Ferritstab aus meinem Tal herauskomme. Auf 80, 160 oder gar 630m. Vielleicht könnte dieses Monster dabei helfen?

Über Helmuts disruptive Ideen kann man geteilter Meinung sein und seine Erklärungen mögen dem einen oder anderen nicht ganz stimmig erscheinen. Aber sie sind ein wertvoller Denkanstoß, der dazu anregen kann, selbst auch über Antennen zu philosophieren.

Freitag, 10. Februar 2023

Die Magnetloop-Antenne von DL2WA

 


Kürzlich habe ich von Thomas DL2WA Post bekommen. Er hat mir Bilder seiner selbst gebauten Magnetloop Antenne geschickt. Ich möchte sie euch zeigen, weil sie meines Erachtens ein gutes Beispiel sind, wie man solche Antennen einfach selbst bauen kann. Thomas hat das sehr schön gemacht und Fehler vermieden, die zu unerwünschten Verlusten führen. Fehler, wie man sie leider oft in anderen Amateurkonstruktionen findet. Da werden zum Beispiel schöne Kupferringe gebogen, um dann mit Kupferlitzen, die zum Kondensator führen, die Effizienz wieder zunichte zu machen. Nicht so bei Thomas Konstruktion. 






Was mir bei seiner Loop auch noch auffällt: Als Leser meines Blogs hat er meine Ratschläge berücksichtigt. Die verwendeten Bauteile kenne ich bestens. Doch Thomas Loop ist wesentlich schöner aufgebaut als meine Loops. Deutsche Gründlichkeit eben. 

Vielen Dank, lieber Thomas, dass ich deine Bilder hier wiedergeben kann.

Liebe Leser: es wäre interessant, wenn ich hier in diesem Blog auch euer Projekt zeigen könnte. Ob Antenne oder Schaltung. Ich bin sicher, dass es auf großes Interesse stoßen würde. 

vy 73 de Anton HB9ASB


Montag, 6. Februar 2023

50 Spots: mit 5mW auf 630m

 

Der Moléson im Morgenlicht von meinem QTH aus. HB/FR-019

In den vergangenen zwei Wochen habe ich weitere Versuche mit meiner Innenantenne im 630m Band unternommen. Natürlich bin ich nicht der erste, der versucht, mit einer kleinen Magnetloop auf dem 630m Band aus dem Shack heraus zu senden. Kevin KB9RLV, ein "Hamfluencer", der sich "Old Tech Guy" nennt, hat über seine Versuche ein Video gemacht:


 Auch Dimitris, VK1SV hat mit einer "sehr provisorischen" Mehrfachloop Sendeversuche unternommen. Die damit erzielten Resultate waren bescheiden. Der Wirkungsgrad von kleinen Magnetloops ist im 630m Band extrem klein. 

Ursprünglich hatte ich keine großen Erwartungen, als ich meine Magloop mit 1.9m Durchmesser mit einem Zusatzkondensator auf das Mittelwellenband umrüstete. Doch erste Versuche in der Betriebsart WSPR zeigten erstaunliche Resultate und ermutigten mich zu weiteren Experimenten. Sobald die Sonne untergegangen ist und die dämpfende D-Schicht der Ionosphäre ihren Geist aufgibt, erwacht das Band zwischen 472 und 479 kHz zum Leben. Und so verbrachte ich kürzlich ein paar Nächte im 630m Band. 

In diesen Nächten ist nun die 1000km-Grenze gefallen. Ich war erstaunt, dass mein Signal sogar auf den Orkney Inseln aufgenommen wurde. GM4WWM ist 1541km von meinem QTH entfernt. Der Pfad der Wellen führt dabei über die Nordsee, was vermutlich ein Vorteil ist. Doch das war noch nicht das Ende der Fahnenstange: ich erhielt wenig später eine Empfangsbestätigung aus Sundsvall in Schweden von SM3LNM, aus einer Distanz von 1859km. Es sollte also durchaus möglich sein, die 2000km-Grenze zu knacken. Allerdings nur Digital mit WSJT-X Betriebsarten, wie aus den erhaltenen SNR-Rapporten zu vermuten ist. Eventuell noch mit QRSS - extrem langsamer Telegrafie.   



Die Wintermonate mit ihren langen Nächten und dem tiefen Störpegel sind ideal für Versuche auf Mittelwellen. Die Versuche werden also noch eine Weile weitergehen.

Natürlich habe ich nicht nur gesendet, sondern auch empfangen. Jedoch nicht mit der Sendeantenne, sondern mit einer Ferritantenne, wie sie in Mittelwellen-Radios eingesetzt wird. 


Hier der Bericht mit Schaltbild zu dieser Empfangsantenne, die auch auf Langwelle im 2200m Band erstaunlich gute Resultate liefert. Zum Senden ist sie aber nicht geeignet. 

Im nächsten Bild ist meine Sendeantenne zu sehen. Normalerweise wird sie auf den Bändern 30m, 40m, 60m, 80m und mit zusätzlichen Vakuumkondensatoren auch im 160m Band eingesetzt. Ihr Wirkungsgrad beträgt im 80m Band noch ca. 10%. Im 160m Band wird nur noch ca. 1% der zugeführten Leistung abgestrahlt. Im 630m Band sind es nochmals zwei Größenordnungen weniger. Geschätzte 0.1 Promille der HF-Leistung erreicht noch den Aether. Bei einer Leistung von 50W sind das noch 5mW. Der Zusatzkondensator von ca. 20nF besteht aus einem Cluster von Glimmerkondensatoren.


 

Samstag, 4. Februar 2023

Ein unmöglicher Patient

 

Bild: Vanil Noir HB/FR-001 von der Anstalt aus im Morgenlicht. Mehr zu dieser Region.

Dass hier in der Anstalt Funkgeräte von Nichtinsassen repariert werden, ist ein Gerücht. Trotzdem kann es passieren, dass mal ein Besucher vergisst, seinen Apparat wieder mitzunehmen. Wie der Zufall so spielt, ist der meistens ziemlich kaputt. 

So ist kürzlich ein gut bekanntes Kistchen in meiner Reparaturecke gelandet. Ein FT-817 der ersten Generation. Im Gegensatz zu einigen meiner Kollegen, die an Komponentenangst leiden und nie den Deckel eines Funkgerätes öffnen, habe ich einen zwangshaften Reflex und muss jede Kiste aufschrauben und ihr auf den Grund gehen. Das endet dann oft in einer großen Zerlegung. Übrigens: ist euch schon aufgefallen, dass uns viele Hamfluencer in ihren Youtube-Filmchen unsere Ohren abschwätzen, aber nicht hinter die Frontplatte schauen? Einige schrauben nur an den Knöpfen und beten das Handbuch herunter, aber von Technik verstehen sie nicht viel.

Natürlich habe ich den FT-817 aufgemacht. Er war ja sowieso bereits tot und machte keinen Mucks mehr. Vielmehr konnte ich gar nicht anrichten. Das Kistchen muss schon durch etliche Hände gewandert sein. Es war nicht nur ausgeleiert (Ja, auch diese beliebten Multifunktionsknöpfe haben eine endliche Lebensdauer). Es war auch zu Tode modifiziert worden. Es gibt also tatsächlich noch OM, die nicht nur den Deckel abschrauben, sondern auch in ihren Kisten rumlöten. Das ist beruhigend. 

Da mich beim Anblick des Desasters nicht der Graus sondern der Fehlersuchtrieb überkam, machte ich mich auf die Suche nach den Todesursachen. Schon bald stellte sich heraus, dass es sich um einen Clusterfuck handelte. Hatte ich einen Fehler gefunden, tauchte sofort an anderer Stelle ein neuer auf. Es war, als würde das Gerät unter meinen Händen zerbröseln. Auch das Demodifizieren brachte anstelle von positiven Resultaten nur weitere Verwirrung.

Ich enttäusche Menschen nicht gerne. Vorsichtig bereitete ich den Besucher, der das Gerät vergessen hatte, auf sein Begräbnis vor. Nicht das des Besuchers, sondern des FT-817. Immerhin enthält es eines der begehrten CW-Filter, das heute bereits so viel wert ist wie ein ausgeleierter FT-817. In Zukunft werden diese Collins-Filter wohl in Gold aufgewogen. 

Der FT-817 landete am Ende meiner verzweifelten Bemühungen zu seiner Widerbelebung im Aufbahrungsgestell bei den anderen Leichen.

Kürzlich habe ich ihn wieder hervorgeholt. Wie gesagt: ich enttäusche Menschen nicht gerne, vor allem nicht gute Freunde.

Jetzt hat der Transceiver eine zweite Chance erhalten. Was beweist, dass es auch für Funkgeräte ein Leben nach dem Tod geben kann. Als Agnostiker finde ich das beruhigend.

Als Todesursache konnten nun die Modifikationen, sowie der frühere Austausch der defekten Endstufe ermittelt werden.  

Ich wünsche dem Transceiver und seinem Besitzer noch viele Stunden schöner QRP-QSO. Aber irgendwann wird er endgültig zerbröseln. Dann ist es Zeit, das Filter zu verkaufen und den Rest in die Recycling-Tonne zu werfen.